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Low-Fantasy-Ecken in der Creation?

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Waldviech:
Keine Frage, die Welt von Exalted ist, im Großen und Ganzen schon reichlich phantastisch. Wesen mit unglaublicher Macht schreiten umher, bizarre Monster kommen vom Rand der Welt, aus der Unterwelt oder der Hölle selbst, furchtbar verschachtelte Verschwörungen umspannen Jahrtausende, Städte bestehen aus edelsteingeschmückten Porzellantürmen oder sonst welchen obskuren Baumaterialien etc. Gleichzeitig verhält es sich aber so, dass es im Vergleich zur riesigen Masse der Sterblichen nur recht wenige Exalts gibt, Geister und Götter sich ihnen eher selten zeigen, First-Age-Ruinen meistens unter viel, viel Dreck begraben sind und Sterbliche an sich auch keine besonders atemberaubenden, magischen Fähigkeiten haben.
Da stellt sich mir jetzt schon die Frage, ob es in der Creation nicht viele, viele Orte gibt  Die, aus Sicht Normalsterblicher, sehr "mindermagisch" wirken. Wo seit Jahrhunderten kein Gott oder Geist sich (erkennbar) den Sterblichen gezeigt hat. Wo kein phantastisches Bauwerk aus grauer Vorzeit über allem thront. Wo selbst Drachenblüter eine Geschichte aus weit entfernten Ländern sind. Wo man Wyldkreaturen und anderes Viehzeug nur aus Legenden kennt, da normale Menschen die wenigen, seltenen Begegnungen mit ihnen ohnehin nicht überleben. Müsste das an Orten wie den Hundred Kingdoms nicht sogar die Norm sein?

nobody@home:
Prinzipiell denkbar. Wenn ich mich recht entsinne, geht's in der Comic-Kurzgeschichte im Exalted 2-Kernregelwerk ja gerade auch um ein Problem zwischen einem Dorf und dessen Flußgott, das sich nur entwickeln konnte, weil mit dem schon ewig keiner mehr wirklich geredet hat...das klingt zwar immer noch buchstäblich etwas "märchenhaft", ist aber ansonsten doch schon eher eine recht bodenständige Kleine-Leute-Angelegenheit.

Natürlich ist Exalted andererseits hauptsächlich dafür gedacht, daß man dort genau als Auserwählter dieser oder jener Macht ganz weit oben (oder bei ihren dunkleren Gegenstücken entsprechend weit unten) spielt -- mit anderen Worten, in dem Moment, in dem der typische Spielercharakter mal den erhabenen Fuß in so eine hypothetische Low-Fantasy-Ecke setzt, ist es mit der "Low"-Fantasy-Ruhe dort eigentlich schon per Definition erst mal vorbei. ;)

Waldviech:
Sehr richtig - dann ist es damit ziemlich vorbei. Allerdings ist die Überlegung, finde ich, für die Reaktionen der Normalsterblichen recht wichtig. Und wofür ich es auch ziemlich bedeutsam halte: für Kampagnenanfänge, zumindest von Solars! Ein Sterblicher, der exaltiert, dürfte zunächst mal wenig bis gar keine Ahnung von den "übernatürlichen Tatsachen" des Settings haben.

Scimi:
"Low-Fantasy" kann in dem Setting eigentlich nichts sein. Die komplette Creation ist ein "magisches" Konstrukt, das von den Titaten aus dem Wyld erschaffen wurde. So wie bei einem Raumschiff alles "technisch" ist, in dem Sinne, dass es eine technische Funktion hat und technisch hergestellt wurde. Nur dass in dem Setting Magie und Esoterik an die Stelle von Naturwissenschaft und Technik treten und das, was bei uns Naturgesetze sind, in der Creation himmlische Gesetze. Anstatt zwischen magisch/fantastisch und "normal" zu entscheiden, macht es mehr Sinn, anhand des Essence-Wertes von Wesen zu bestimmen, in welchem Maße die Essence lenken und damit Dinge tun können, die die Welt von sich aus nicht täte.

Es gibt aber sicherlich eine Menge Orte, wo kein Wesen mit hohem Essence-Wert lebt und wo nur irgendwelche Schamanen oder Dorfpriester Thaumaturgie kennen und wo die zuständigen Spirits sich schon lange nicht mehr gezeigt haben, weil die Menschen fromm ihre Rituale erfüllen und generell alles läuft, wie es soll. Die haben natürlich keine Ahnung von Essence in dem Sinne wie "normale" Menschen keine Naturwissenschaftler sind, aber einerseits gelten die Gesetze für die auch, so wie auch bei uns Leute, die an eine flache Erde glauben, nicht vom Rand fallen, weil die es nicht besser wissen. Und andererseits ist es normal, wenn jemand den Leuten erklärt hat, dass sie ihre Gebete bitte im Zweifelsfall an den Himmel richten sollen. Glaube und religiöse Praxis bewegen nämlich auch Essence und wenn Leute glauben, was sie wollen, ohne einen Plan von der grundlegenden Kosmologie zu haben, dann geht die Essence *irgendwohin* und das ist halt meistens eher interessant und nicht langweilig oder normal:

Die Hundred Kingdoms zeichnen sich eher dadurch aus, klein zu sein und dadurch beliebige Kulturen und Konzepte zu ermöglichen, ohne dass die auf der Landkarte erscheinen müssten. Aber da gibt es durchaus auch Nationen, die von Spirits, Dämonen, Exalts, Feen oder Unterweltviechern regiert oder beeinflusst sind. Und weil das alles so klein (aber verkehrstechnisch ziemlich gut angebunden) ist, kann ich mir gerade da nicht vorstellen, dass da viele Leute wohnen, die von so etwas noch nie gehört haben, wenn das doch die nächsten Nachbarn oder zumindest die übernächsten alle tun und man da sogar eine Tante hat…

Viral:
für Low Fantasy ist Exalted das falsche Spiel... das geht mit DSA oder D&D deutlich besser.

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