Autor Thema: Erfahrungsberichte gesucht: P&P Rollenspiel in der Schule  (Gelesen 4189 mal)

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Offline Issi

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Re: Erfahrungsberichte gesucht: P&P Rollenspiel in der Schule
« Antwort #25 am: 8.06.2018 | 07:15 »
Hier an einem Gym bietet ein Lehrer für einen kleinen Schülerkreis eine mehr oder weniger regelmäßige  D&D Runde an. Ein Schüler kannte schon Rollenspiel die anderen nicht. Lief wohl ohne Probleme.

Offline BBB

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Re: Erfahrungsberichte gesucht: P&P Rollenspiel in der Schule
« Antwort #26 am: 8.06.2018 | 14:06 »
Erstmal schonmal vielen Dank für die vielen Antworten.
So wie ich das auf Basis der bisherigen Rückmeldungen sehe (widersprecht gern, wenn es noch weitere Beispielse gibt, die das Gegenteil zeigen), wird Rollenspiel zwar an Schulen eingesetzt, aber eher in AGs und eher in Einzelfällen. Interessant.

Mich würde mal die Sicht der Lehrer hier im Forum interessieren, woran das liegt.
Ist der Nutzen zu gering, um Rollenspiel in den Unterricht zu integrieren (vielleicht ist meine Einschätzung ja einfach falsch, dass man dadurch auch etwas lernen kann), gibt es formelle Hürden, ist es primär ein Problem der Zeit (was man ja wahrscheinlich in den Griff kriegen können sollte) oder liegt es an etwas ganz anderem?
Würde mich freuen, wenn da jemand die Schulsicht einbringen könnte.

LG,
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Aber wenn es gut läuft demnächst wieder eine Forumsrunde ;)

Würde gern spielen: Altered Carbon, Shadowrun, Cyberpunk, irgendetwas aus diesem Genre... außerdem The Witcher, Nesciamus, Vampire, ... irgendwas ;)

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Re: Erfahrungsberichte gesucht: P&P Rollenspiel in der Schule
« Antwort #27 am: 8.06.2018 | 14:11 »
Ergänzung: Bevor der dann letztlich das durchziehende Schüler das übernommen hat, hat es vorher noch einen Kurzversuch eines noch etwas älteren Schülers gegeben. Und da war der pädagogische Gimmick (und möglicherweise Knackpunkt), dass das Ganze in Englisch hätte stattfinden sollen. Ich habe aber keine Erinnerungen mehr an Details.
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Offline Nørdmännchen

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Re: Erfahrungsberichte gesucht: P&P Rollenspiel in der Schule
« Antwort #28 am: 8.06.2018 | 16:46 »
Mich würde mal die Sicht der Lehrer hier im Forum interessieren, woran das liegt.
Ist der Nutzen zu gering, um Rollenspiel in den Unterricht zu integrieren (vielleicht ist meine Einschätzung ja einfach falsch, dass man dadurch auch etwas lernen kann), gibt es formelle Hürden, ist es primär ein Problem der Zeit (was man ja wahrscheinlich in den Griff kriegen können sollte) oder liegt es an etwas ganz anderem?
Würde mich freuen, wenn da jemand die Schulsicht einbringen könnte.

Ich bin zwar nicht Lehrer sondern reiner Pädagoge, stehe aber im regen Austausch mit den Kollegen an der Schule. Hauptargument von deren Seite aus ist der Lehrplan. Als Theaterpädagoge habe ich auch schon mehrere Geschichten von Lehrern gehört, die von höherer Stelle immens unter Druck gesetzt wurden, wenn sie anscheinend nur "herum-spielen". Beispielhaft eine Geschichte von Maike Plath auf Youtube.
Ganz persönlich glaube ich Rollenspiel könnte ganz viel bewirken, aber Jugendliche haben extreme Antennen, wenn wir vermeintlich angenehme Zeitvertreibe primär als Transportvehikel für andere Inhalte "missbrauchen". Mit anderen Worten: Persönlichkeitsbildung und Lernen wäre möglich, aber die konkreten Lehrinhalte - noch dazu bei individuellen SuS - lassen sich schlecht vorplanen. Andernfalls torpediert die Planung den Lerneffekt. Rollenspiel wäre da ganz ideell einfach ein offener Raum zur Selbstbildung.

Spannend wäre mMn ein Ansatz, der versucht aus einer AG interdisziplinäre Bezüge zu Unterrichtsinhalten abzuleiten - wenn das Spiel schon etabliert ist und läuft. Im Sinne projektorienterter Arbeit (nicht Projektarbeit). Aber da wäre der Aufwand an Koordination, Kommunikation und Lehrmittel-Erstellung vermutlich vielfach größer.
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Offline General Kong

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Re: Erfahrungsberichte gesucht: P&P Rollenspiel in der Schule
« Antwort #29 am: 9.06.2018 | 10:30 »
Der Hauptunterschied besteht in "Rollenspiel als Methode" und "Rollenspiel als Inhalt".

"Rollenspiel als Methode" ist ein vergleichsweise alter Hut und wird im sozialwissenschaftlichen oder historischen Unterricht eingesetzt - oder auch im weiteren Sinne im Sprachunterricht -, indem die Spieler entweder idelatypische Rollen übernehmen  - z.B. französische Revolution: Bauer, reicher Bürger, Adliger, hoher Geistlicher, Landpfarrer, Offizier, einfacher Soldat, Magd, Frau des Gutsbesitzers usw. - und diese dann im Spiel eben jene Gruppen nach vorgegebenen Rollenkarten darstellen sollen.

Ziel ist nicht zuvorderst einen besonders guten Bauern, Giestlichen usw. darzustellen, sondern insgesamt ein besseres Verständnis der Interessenslagen/ Konfliktlagen der beteiligten Personen durch das Spiel bei den Schülern zu erreichen.

Im Sprachunterricht geht es um weit generischere "Rollen" wie "Kunde und Bedienung", "Bewerber und Interviewer" usw. zur Simulation von Alltagsituationen und zur Festigung der Sprachkompetenz.

"Rollenspiel als Inhalt" hat Lernziele wie im Anhang zu diesem Post dargestellt.
Hier ist - um die völlig ausgelutschte und inhaltlich falsche Phrase zu verwenden - "der Weg das Ziel": Das Spiel und das Spielen selbst verfolgt einen Zweck, der nicht mit dem Spielinhalt direkt zu tun hat. Es ist also weitgehend egal, ob es sich dabei um einen Dungeoncrawl, ein Detektivabenteuer, das Genre Sci-Fi oder Western handelt.

Damit ist "Rollenspiel als Methode" am besten im jeweiligen Fachunterricht aufgehoben, "Rollenspiel als Inhalt" am besten im AG Bereich oder vielleicht im Wahlpflichtunterricht "Darstellen und Gestalten" bzw. war es in meinem Falle WPU Deutsch.

Unterschied: AGs werden auf dem Zeugnis bewertet mit z.B. "Mit Erfolg teilgenommen", WPU gibt reguläre Noten, die dann auch versetzungsrelevant sein können.

Als Anmerkung: Ich habe an bisher vier Schulen schon dreimal solche AGs bzw. WPUs gemacht und habe nur (selbst im Referendariat) Unterstützung von Seiten der jeweiligen Schulleitungen erfahren. Z.Z. mache ich das nicht mehr - bin nun selbst in der Schulleitung und habe andere Aufgaben.

Aber man rate, wie sehr ich solch ein Projekt ausbremsen oder fördern würde ...  8)



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« Letzte Änderung: 10.06.2018 | 14:16 von General Kong »
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Re: Erfahrungsberichte gesucht: P&P Rollenspiel in der Schule
« Antwort #31 am: 11.06.2018 | 23:22 »
Wow, ich merke schon dass ich echt zu unfähig bin die tanelorn Suchfunktion zu benutzen. Nichts davon hab ich vorher gefunden, danke für die Links, das war genau das, was ich mir erhofft hatte.

Gerne mehr davon 😁

Ansonsten hab ich ja jetzt erstmal ein bisschen Lektüre und melde mich wieder, sobald ich durch bin.

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Offline Jiyu

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Re: Erfahrungsberichte gesucht: P&P Rollenspiel in der Schule
« Antwort #32 am: 12.06.2018 | 09:27 »
Wow, ich merke schon dass ich echt zu unfähig bin die tanelorn Suchfunktion zu benutzen.

Tröste dich, die ist nicht ganz ohne Tücken.  ;) Zusätzlich Google zu bemühen mit Suchbegriff site:tanelorn.net ist oft hilfreich.

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Re: Erfahrungsberichte gesucht: P&P Rollenspiel in der Schule
« Antwort #33 am: 13.06.2018 | 07:27 »
Tröste dich, die ist nicht ganz ohne Tücken.  ;) Zusätzlich Google zu bemühen mit Suchbegriff site:tanelorn.net ist oft hilfreich.

Das beruhigt mich tatsächlich, ich fing schon an an mir zu Zweifeln :-) Immerhin habe ich ganze zwei Threads übersehen, die zumindest schon teilweise auf das eingingen, was ich gesucht habe - und das obwohl meine Suchbegriffe (wenn auch sehr versteckt) darin vorkamen.

Aber es sind auch sehr spannende Erkenntnisse zutage gekommen, die dort nicht waren, insofern hat es sich in jedem Fall gelohnt :-)

Insgesamt ergibt sich für mich das Bild, dass Pen & Paper Rollenspiel in Schulklassen
a) verbreiteter ist, als ich zunächst angenommen hatte, was mich sehr freut, aber auch
b) letztlich ausnahmslos auf die Initiative einzelner Rollenspieler zurück geht, entweder auf Seiten der Lehrer oder auf Seiten der Schüler

Danke euch...

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