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DORP Cast 121 - Schnellstarter

(1/1)

Boba Fett:
Hier! ich! ich möchte widersprechen...

Also, ich betrachte das Thema Schnellstarter aus seite des Consumers, der Rollenspiele spielt, einige hat und sich nach einem neuem Rollenspiel umschaut.
Kurz gesagt: ich habe nicht die Zeit dazu, mir all die Rollenspiele durchzulesen, die potentielle Kandidaten wären. Dazu gibt es zu viele, die in Frage kommen.
Ich brauche einen kurzen Elevator-Pitch, um meine Aufmerksamkeit zu kriegen und dann brauche ich einen Schnellstarter, um die wesentlichen Game-Mechaniken zu erfassen. Anschliessend brauche ich einen One-Shot, um das Ding Probe zu spielen undwahrzunehmen, wie es sich anfühlt.

Schnellstarter müssen NICHT als Print-Ausgabe vorliegen. Sie müssen auch nicht kostenlos sein.
Schnellstarter sind im übrigen immer eine Reduktion des Regelwerkes, denn sie streichen Charaktererschaffung, Steigerung, Spielleiterkapitel und die Kleinstteiligkeit vieler Kapiter (Hintergund, Ausrüstung, ...) zusammen.

Als Konsument erlaubt es mir das, meine Zeit sinnvoll zu nutzen. Es erlaubt mir auch, Geld zu sparen, denn ich habe eine Menge Kohle in Regelwerke gesteckt, die nach einmaligen Überfliegen direkt ins Regal in die „wird verstauben - Ecke“ gewandert sind. Und es erlaubt mir, Verlagen, deren erste wahrgenommenen Systeme - die mich nicht abholen konnten - weitere Chancen zu geben.

Im Crowdfunding wären Schnellstarter eigentlich ein geiler Weg, um den Leuten zu zeigen, wie sich die Macher das Spiel vorstellen. Es wäre vor allem eine ehrlichere Art, den Leuten zu zeigen, was sie am Ende bekommen werden, als es als das „geilste Produkt seit geschnitten Brot“ zu bewerben, wo man sich fragt, wie es sein kann, dass man jetzt schon wieder das aller-großartigste System funden soll, wo man das doch gestern erst beim gleichen Verlag getan hat.

Bester Schnellstarter seit langer langer Zeit war für mich der des englischen Coriolis.
Sorgte dafür, dass ich das Spiel auf einem Con Probe spielen wollte, mir aber vorher auch schon das Spiel kaufte und auch die deutsche Crowdfundete.

Hätte ich einen Schnellstarter zu Numenera und Fragged Empire gehabt, hätte ich viel Geld und Zeit gespart, denn beides haben wir gekauft und ausprobiert. Der Schnellstarter zu Polaris HAT mir wiederum Zeit und Geld gespart.

Ich gebe Euch recht, ein Schnellstarter muss natürlich das transportieren, was das Spiel selbst ausmacht.

Im übrigen liefert ein Schnellstarter noch eine Chance: Auf Conventions kann man Promo-Runden damit anleihern und das System interessierten Leuten vorstellen und sie danach einfach mit dem Schnellstarter nach Hause schicken. „Hier, spielt das in der eigenen Runde zu Hause, ihr habt es ja gerade selber gespielt. Wenn es die Runde begeistert, holt Euch das System...“
... und man kann gleich die URL des verlgseigenen Shop draufhängen, um den Einzelhandel zu umgehen... ;)

Deep_Impact:
Da dieser Beitrag nicht im News-Stream des :T: ist, ist eine größere Beteiligung vermutlich unwahrscheinlich. :)


--- Zitat von: Boba Fett am  5.08.2018 | 21:43 ---Hätte ich einen Schnellstarter zu Numenera und Fragged Empire gehabt, hätte ich viel Geld und Zeit gespart, denn beides haben wir gekauft und ausprobiert.

--- Ende Zitat ---

Und schon wieder ein Jahr spielspaßbefreit verbracht...

Diese beiden sind jeweils für mich der glatte Gegenbeweis. Wir haben sowohl Der Vortex (Numenera) gespielt, als auch Geisterschiff Kartago (Fragged Empire). Und die funktionieren sehr wohl wie Schnellstarter (letzteres ist auch einer). Und? Alle waren begeistert und der Meinung, das sei das was man spielen wollte.

--- Zitat von: Boba Fett am 28.12.2016 | 12:48 ---Mein Fazit:
Setting: Top!
System: gut und tauglich [...]

--- Ende Zitat ---

--- Zitat von: Deep_Impact am 15.10.2016 | 16:55 ---Auch wenn meine Spieler begeistert waren und es wohl sogar noch besser als beim ersten Mal fand, muss ich sagen, dass ich mich als SL unglaublich schwer mit den Kämpfen getan habe.  [...]

--- Ende Zitat ---

Die Schwächen des Systems / Settings dagegen - oder sagen wir lieber die Inkopatibilität von Spielgruppe und Rollenspiel - brauchte aber wesentlich länger. Ein halbes Jahr regelmäßiges Spiel ist da nicht übertrieben. Und ja da ging Geld rein, aber das tut mir für 5-15 Abende nicht so sehr weh.

Bei beiden könnte man übrigens sogar anführen, dass die Charaktererschaffung einen großen Teil der Faszination transportiert und eben dieses in einem Quickstarter-OneShot verloren geht.



--- Zitat von: Boba Fett am  5.08.2018 | 21:43 ---Bester Schnellstarter seit langer langer Zeit war für mich der des englischen Coriolis.

--- Ende Zitat ---

Auch hier kann man übrigens anführen, dass der Schnellstarter zu Coriolis über das eh recht offene Setting wenig aussagt (ca. ¾ Seite von 74 Seiten PDF). Ganz im Gegenteil er suggeriert, dass man es mit einem dichten arabischen SciFi-Setting zu tun hätte.

Den perfekten Schnellstarter gibt es nicht. In der Regel ist es aber eine gute Idee ein solches Produkt anzubieten, sowohl im klassischen Vertrieb, als auch für Kickstarter. Natürlich erfordert das eine Vorableistung, aber welcher Kickstarter hat schon wirklich ein Risikoprodukt? Und gerade bei Übersetzungen wäre das für mich wirklich ein Probestück um zu sehen, ob mir der Stil der Übersetzung zusagt und das Regelkonstrukt nicht vollkommen meinen Vorstellungen widerspricht.

Boba Fett:
Okay, ich vermute, ich muss mich erklären... ;)

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)Numera hat sich meiner Meinung nach bei uns erledigt, weil niemand aus der Spielerperspektive einschätzen konnte, ob die vom Spielleiter dargestellten Dinge in Sachen Plausibilität für die Spielfigur als außergewöhnlich oder alltäglich zu bewerten waren. In tolkienesker Fantasy, in Modern und in SF Settings hat man immer eine gewisse "Bodenständigkeit", weil man durch Klischees, Tropes und Genrekonventionen Ereignisse im Spielverlauf einschätzen kann. Das fehlt bei Numenera vollständig und deswegen existierte bei uns eine große Unsicherheit, wie sich die eigene Spielfigur verhalten soll.

Fragged Empire hatte ein schönes Setting und ich hätte die Spielwelt gerne erkundet. Leider war (zumindestens ich) für das Regelsystem inkompatibel, weil es für mich zu sehr crunchy war. Dabei lag das noch nicht einmal an den Regeln an sich. Es lag bei mir an den endlosen Seiten von "Stuff", die man für seinen Charakter wählen konnte (oder es bleiben ließ), die aber ohne jegliche Beschreibung und damit ohne jeglichen Kontextbezug zur Spielwelt aufgelistet war.
Ich versuche das mal zu erklären: Bei Shadowrun gibt es zum Beispiel die Ares Predator - eine Pistole und ich sehe im Regelwerk eine Abbildung und habe eine Beschreibung dazu, wie diese Waffe von den Bewohnern der Spielwelt gesehen oder bewertet wird. Und natürlich den notwendigen Statblock - also die Spielwerte.
Bei Fragged Empire habe ich nur den Statblock und bestenfalls ein Bild (bei einigen wenigen Dingen). Für einen Charakter weiß ich nicht, ob der die Waffe wählen würde, oder aus kulturellen Gründen ("ih, so einen kommunistischen Kram kauf ich nicht!") ablehnen würde. Ich weiß nicht, ob er in einer Kneipe mit einem bestimmten Outfit eine Schlägerei auslöst oder ob das alles egal ist.
Ich hab es gern, wenn mich sowas im Spiel begleitet, weil es mich erdet. Ich kenne auch Spiele, wo diese Fluffrahmen für Crunchkomponenten viel zu sehr auswuchern.
Dazu kommt, dass man crunchtechnisch teilweise echt im Regen stehen gelassen wurde - ich wollte einen Psibegabten spielen, konnte das sogar, in dem ich mir die "Feats" kaufte. Nur wass ich dann damit anfangen konnte, was ich für Skills (oder was auch immer) brauchte, war absolut nicht ersichtlich. 300 Seiten Tabellen und Listen aber erklärender Text fehlte...
Inwiefern hätten da Schnellstarter geholfen?
Bei Fraggled Umpire weiss ich das gar nicht genau, denn die Designschwäche sind für mich ja in der Charakterentwicklung und Ausrüstung - was man ja nicht so sehr im Schnellstarter sieht.
Zumal ich auch relativ früh in dem englischen PDF lesen konnte (was ich aber nicht gemacht habe). Ich gebe Dir da recht - vermutlich wäre uns das auch nicht früher aufgefallen.
Bei Numenera hätten wie (glaube ich) früher die Settingunbewertbarkeiten erkannt und wären vielleicht ein wenig vorsichtiger gewesen.
Wobei ich - heute ein wenig reflektierter - sagen muß, dass wir sicherlich auch gehyped an die Systeme herangegangen sind und es da vielleicht auch trotzdem ausprobiert haben.
Die Erfahrungen zeigen mir inzwischen aber, dass ich gut damit fahre, mich nicht von Hypes anstecken zu lassen, sondern lieber abwarte, Let's Plays zur Bewertung nehme, aber eben auch in Schnellstartern recherchiere.

Bei dem Schnellstarter von Coriolis muss ich Dir übrigens Unrecht geben... Die Spielwelt und das System werden dort meiner Meinung nach sehr gut abgebildet. Nach der Lektüre war ich mir sicher, zu wissen, was ich mit dem Regelwerk bekomme und wurde auch nicht enttäuscht.

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