Autor Thema: Fleisch? Oder Knochen?  (Gelesen 3803 mal)

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Offline Der Läuterer

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Fleisch? Oder Knochen?
« am: 10.08.2018 | 15:11 »
Polstere ich lieber das solide Gerippe eines Szenarios auf?
Oder hobele ich lieber die Schwarte von einer fetten Fliesstext-Sau?

Im Zuge des Älterwerdens bleibt einem häufig wenig Zeit für unser Hobby, neben Familie, Beruf und anderer Interessen. Die Vorbereitung sollte m.M.n. deshalb möglichst wenig Zeit verschlingen.

Ein straff gegliedertes, gut überschaubares Szenario, mit einem Zeitdiagramm, einem Soziogramm und mit einer knackigen Zusammenfassung ist alles, was ich benötige.
Es ist aber nur selten das, was ich bekomme.

Zuhauf bekomme ich Szenarien mit viel Fliesstext und/oder ausführliche wie unnötige Raum- und NSC-Beschreibungen. Braucht man so etwas? Ich nicht.

Auch in einem leeren Raum lässt sich viel unterbringen.
Von Fussspuren über Staub, Zigarettenkippen und Schleifspuren, bis hin zu Spinnweben.
Sie erzählen mehr als die Beschreibungen einer kompletten Inneneinrichtung.

Weshalb macht man so etwas?
Weil es die Verlage brauchen? Um Seiten zu füllen? Und um dadurch einen gewissen Kaufpreis erzielen zu können? Wer weiss?

Weshalb also nicht beides trennen und gleichzeitig verbinden?

Ein Szenario, kurz und bündig.
Und ein Roman, der die Geschehnisse abhandelt.
Für jene, die gerne lesen, bietet der Roman auch eine gute Blaupause zum Szenario.

Fände ich gut. Ihr auch?
« Letzte Änderung: 10.08.2018 | 15:13 von Der Läuterer »
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Tegres

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Re: Fleisch? Oder Knochen?
« Antwort #1 am: 10.08.2018 | 17:47 »
Bei einem Kaufszenario habe ich keine Problem damit, einen Überfluss an Informationen mitzubekommen. Dadurch kann ich in der Regel leichter auf verschiedene Varianten der Spieler eingehen. Allerdings sollten diese Informationen tatsächlich Mehrwert bieten. Das mit den überflüssigen Raumbeschreibungen sehe ich leider häufig bei Cthulhu-Szenarien. Es stört mich nicht wahnsinnig, aber ich merke tatsächlich häufig: Der Raum ist so oder so irrelevant, da brauche ich keine tolle Beschreibung.
Positiv hervorzuheben habe ich hier "Spuk im Corbitt-Haus", das sich sich sowohl beim Haus als auch den anderen Schauplätzen kurz und knapp, aber nicht zu knapp hält.

Ich hatte aber auch schon die Situation (nicht bei Cthulhu-Szenarien), dass ich gerne mehr Informationen in einem Szenario hätte. Nicht unbedingt zu Orten, sondern mehr zu Abläufen und Personen. Was tut Person X oder Gruppe Y, wenn die Charaketere dieses und jenes tun?
Es kann aber wiederum eine nette Abwechslung sein, wenig Informationen an der Hand zu haben und so sich die Dinge am Spieltisch stärker selbst entwickeln lassen. Damit meine ich gar nicht, dass mehr Informationen im Szenario automatisch zu festeren Abläufen führen. Ich meine mehr, dass es eine Herausforderung ist, noch mehr zu improvisieren, als eh schon, und dieser Herausforderung stelle ich mich ab und zu sehr gerne.

Was mich auf jeden Fall gerne häufiger in Szenarien sehen würde (und da ist Cthulhu meines Erachtens auf einem guten Weg, der noch konsequenter gegangen werden sollte) sind Beziehungsnetze. Was ich leider noch seltener sehe und was wirklich häufiger auftauchen sollte, sind Hinweisketten; Wie kommen die Charaktere an die Hinweise A, B und C? Wie viele Wege gibt es zu den Hinweisen? Welche neuen Fährten tun sich damit auf? Was sind rote Heringe?

Insgesamt würde ich mich aber mehr bei "Fettschwarte abschneiden" sehen.

@Mods: Ist das nicht so ein allgemeines Thema, dass das gegebenfalls in den Spielleiterbereich verschoben werden könnte?

Maischen

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Re: Fleisch? Oder Knochen?
« Antwort #2 am: 10.08.2018 | 17:56 »
Ich mag lieber die umfangreichen Szenarien. Natürlich könnte man das auch runterdampfen, aber da kann auch einiges verloren gehen (ein langer Text inspiriert mich oft auch). Die überflüssigen Sachen lasse ich im Spiel ohnehin weg. Allerdings hast du Recht, dass die Vorbereitung bei viel Text natürlich aufwändiger sein kann. Deshalb nehme ich gerne immer PDFs und unterstreiche die für mich relevanten Passagen.

Bei Cthulhu gibt es zB Fear‘s Sharp Little Needles. Die Szenarien sind textlich sehr kurz. Die müsste ich mal in der Praxis ausprobieren. Da ich immer mit hohem Tempo leite, habe ich die Befürchtung, dass die zu kurz sein könnten.

Offline General Kong

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Re: Fleisch? Oder Knochen?
« Antwort #3 am: 10.08.2018 | 18:21 »
Volle Zustimmung zum Eingangsbeitrag!
Ich habe weder Lust noch die Zeit mir Szenarios durchzulesen, dei länger sind als ca. 15 Seiten (das ist auch wirklich das Äußerste). Das war schon zu seligen D&D-Dungeon-Zeiten so: Zu Anfang waren die relativ kurz und kanckig, dann erging man sich in seitenlangen Darstellungen. Ohne Mehrwert.

Ich glaube es war Karl Marx, der mal an Friedrich Engels schrieb und den Satz einleitete mit: "Ich habe leider keine Zeit, einen kurzen Brief zu schreiben, daher schreibe ich einen langen."

Das war kein lahmer Scherz. Wer schreiben kann, der kann ohne Anstrengung nur so die Seiten vollkotzen. Es ist aber eien viel höhere Leistung (und ein Geschenk an den Leser) sich kurz zu fassen.

Daher mache ich nun Schluss.  ;)
« Letzte Änderung: 10.08.2018 | 23:18 von General Kong »
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Offline Der Läuterer

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Re: Fleisch? Oder Knochen?
« Antwort #4 am: 10.08.2018 | 19:21 »
Was ich leider noch seltener sehe und was wirklich häufiger auftauchen sollte, sind Hinweisketten; Wie kommen die Charaktere an die Hinweise A, B und C? Wie viele Wege gibt es zu den Hinweisen? Welche neuen Fährten tun sich damit auf? Was sind rote Heringe?
Das Masks of Nyarlathotep Companion setzte neue Massstäbe was das angeht. Wenn Du dazu kommst, schau es Dir mal an. Die Soziogramme, die dort aufgeboten werden, sind dermassen umfangreich, dass sie schon fast wieder verwirrend sind.
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Offline Der Läuterer

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Re: Fleisch? Oder Knochen?
« Antwort #5 am: 10.08.2018 | 19:34 »
Ich mag lieber die umfangreichen Szenarien. Natürlich könnte man das auch runterdampfen, aber da kann auch einiges verloren gehen (ein langer Text inspiriert mich oft auch).
Ein Paradebeispiel für zu viel Text bei Cthulhu sind die Fröschkönig-Fragmente. Man sagt zwar 'schlimmer geht immer', nur ist mir noch nichts dergleichen untergekommen.

Die überflüssigen Sachen lasse ich im Spiel ohnehin weg.
Genau das ist bei besagtem Szenario das Problem. Fast alle Infos sind im Fliesstext eingearbeitet.
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Maischen

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Re: Fleisch? Oder Knochen?
« Antwort #6 am: 10.08.2018 | 19:40 »
Die Froschkönigfragmente sind wirklich ein mühsamer Text (für ein Abenteuer). Ich habe das nur gelesen, nicht aber gespielt. Hingegen mag ich andere Abenteuer von Herrn Schütte wirklich sehr gerne.

Was mir zu denken gegeben hat, sind die kurzen Abenteuer aus Beyond the Wall und Dungeon World. Die halte ich aber nur bedingt für übertragbar auf ein System wie Cthulhu - und wie ich es spiele.

Offline Der Läuterer

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Re: Fleisch? Oder Knochen?
« Antwort #7 am: 10.08.2018 | 19:55 »
EPOCH gibt in den Szenarien pro Szene immer eine Reihe von Umschreibungen an - Nomen und Adjektive. Das ist überaus praktisch und vereinfacht das SLern ungemein.
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Re: Fleisch? Oder Knochen?
« Antwort #8 am: 11.08.2018 | 07:19 »
Wo und wie könnte man so eine Art Roman-Szenario veröffentlichen?
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Pyromancer

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Re: Fleisch? Oder Knochen?
« Antwort #9 am: 11.08.2018 | 07:39 »
Bei kurzen, knappen Beschreibungen habe ich oft das Problem, dass die Informationen, die ICH brauche, weggelassen werden. Aber das Problem habe ich auch oft mit ausschweifendem Gelaber, wo dann zwar VIEL steht, aber das (für mich ) Relevante gerade nicht.

Offline Der Läuterer

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Re: Fleisch? Oder Knochen?
« Antwort #10 am: 11.08.2018 | 10:22 »
Bei kurzen, knappen Beschreibungen habe ich oft das Problem, dass die Informationen, die ICH brauche, weggelassen werden. Aber das Problem habe ich auch oft mit ausschweifendem Gelaber, wo dann zwar VIEL steht, aber das (für mich ) Relevante gerade nicht.
???

Wenn mir die descriptive terms eines Szenarios auf dem Eis mit 'freezing', 'ominous', 'treacherous' und 'perilous' vorgegeben werden, dann benötige ich persönlich nur diese Adjektive, um damit eine Szene spannend gestalten zu können.

Nur zum Verständnis. Was würde Dir fehlen?
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Maischen

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Re: Fleisch? Oder Knochen?
« Antwort #11 am: 11.08.2018 | 10:41 »
Es müssen nach meinem Geschmack halt spielrelevante Beschreibungen sein. Wenn zu der Kirche nur der Eintrag zu finden ist: „Die Kirche. Hier wird sich der Bösewicht auf die Charaktere stürzen“, dann ist mir das zu kurz.

Offline nobody@home

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Re: Fleisch? Oder Knochen?
« Antwort #12 am: 11.08.2018 | 11:20 »
Ich tendiere stark zu "gebt mir einfach die Informationen, die ich auch brauchen kann, und verschont mich mit dem Rest". Das muß jetzt nicht zwangsläufig auf ein knochentrocken-minimalistisches reines Szenariogrundgerüst hinauslaufen; hilfreiche (!) Tips für die SL, was man beispielsweise machen kann, wenn unerwarteterweise Ereignis XYZ eintritt oder man sonst mal improvisieren muß, oder auch schon mal ein kurzer Erfahrungsbericht oder zwei zur besseren Illustration, wie das Abenteuer so ablaufen könnte, sind durchaus willkommen.

Aber erbsenzählerische Beschreibungen, von denen selbst aufmerksame Spieler nach drei Sekunden schon wieder die Hälfte und nach einer Minute den Rest vergessen haben? Ellenlange Vorgeschichten zur SL-Lektüre, die für das Szenario eigentlich gar nicht relevant sind und die die SC auch realistischerweise nie herausfinden werden (a la "der fiese Indianergeist, mit dem die Spieler sich herumbalgen müssen, hat übrigens in Wirklichkeit diesen ganz supersonderspeziellen Mythos-Hintergrund, über den aber kein Mensch, der je mit ihm zu tun hatte, Bescheid weiß, und der auch an seinen Fähigkeiten nichts ändert...")? Möglichst sorgsam versteckte und unklar gehaltene Hinweise, damit man den Spielern am Ende triumphierend vor die Nase halten kann, daß sie sich das doch alles hätten denken können, wenn sie nur besser aufgepaßt hätten? Ne, danke; bleibt mir mit solchem Humbug vom Leib. :q

Offline KhornedBeef

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Re: Fleisch? Oder Knochen?
« Antwort #13 am: 11.08.2018 | 11:28 »
Ich tendiere auch zur "Knochen"-Version. ODer sagen wir: Ich will den Rest schon haben, um im die Welt zu kommen, aber separat eine übersichtliche Struktur sollte kein Problem sein.
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Maischen

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Re: Fleisch? Oder Knochen?
« Antwort #14 am: 11.08.2018 | 11:53 »
Ich interessiere mich aber zB nicht für Weltenbeschreibungen und andere Hilfsmittel. Ich möchte immer alles im Abenteuer haben (bis auf das Regelbuch natürlich). Deshalb freue ich mich immer über kleine Beschreibungen der Umgebung im Abenteuer. Ich habe auch nicht viel Zeit zum Vorbereiten. Deshalb bitte alles im Abenteuer (und das kann dann auch mehr Fleisch sein).

Offline Der Läuterer

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Re: Fleisch? Oder Knochen?
« Antwort #15 am: 11.08.2018 | 21:37 »
Bei kurzen, knappen Beschreibungen habe ich oft das Problem, dass die Informationen, die ICH brauche, weggelassen werden.
Pyromancer, welche Informationen brauchst Du?

Ich tendiere stark zu "gebt mir einfach die Informationen, die ich auch brauchen kann, und verschont mich mit dem Rest".
nobody@home, welche Informationen brauchst Du?


Deshalb bitte alles im Abenteuer (und das kann dann auch mehr Fleisch sein).
Maischen, welche Informationen brauchst Du?

Ich frage mich gerade, ob Eure Bedürfnisse in dieser Hinsicht deckungsgleich sind.
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Pyromancer

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Re: Fleisch? Oder Knochen?
« Antwort #16 am: 11.08.2018 | 21:51 »
???

Wenn mir die descriptive terms eines Szenarios auf dem Eis mit 'freezing', 'ominous', 'treacherous' und 'perilous' vorgegeben werden, dann benötige ich persönlich nur diese Adjektive, um damit eine Szene spannend gestalten zu können.

Nur zum Verständnis. Was würde Dir fehlen?

DA fehlt mir gar nichts, das ist für mich schon unnötiges Gelaber. Dass es bei einem Szenario auf dem Eis kalt ist, und man ausrutschen oder einbrechen kann, das weiß ich doch.

Ich kann da auch nicht genau sagen, was ich brauche. Ich merke es nur oft beim Lesen von Abenteuern, dass bei mir Fragen aufkommen, die nicht beantwortet werden. Schlimm ist es halt, wenn ich das Gefühl habe, dass sich bei irgend einem Detail der Autor etwas dabei gedacht hat, ich aber nicht weiß, was, und deshalb diesen Gedanken dahinter nicht im Spiel rüberbringen kann. Und manche Autoren ergehen sich ja in ominösen Andeutungen und rücken absichtlich nicht mit der Sprache heraus.

Maischen

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Re: Fleisch? Oder Knochen?
« Antwort #17 am: 11.08.2018 | 22:18 »
Pyromancer, welche Informationen brauchst Du?
nobody@home, welche Informationen brauchst Du?

Maischen, welche Informationen brauchst Du?

Ich frage mich gerade, ob Eure Bedürfnisse in dieser Hinsicht deckungsgleich sind.

Ich muss bei der Vorbereitung eine Szene vor meinem inneren Auge sehen, in der etwas spannendes/unterhaltsames passiert. Diese Szene erlaubt einen relativ schnellen Einstieg für die Spieler/Charaktere, die darauf reagieren - und dann kann ich wiederum als Spielleiter darauf reagieren und so weiter. - Deshalb kann ich mit vielen anderen Sachen nichts anfangen, also mit Nicht-Szenen. (Interessant ist dann allenfalls noch, wie die verbindenden Elemente zwischen den Szenen aussehen - die spiele ich aber immer sehr kurz aus, dh ich eile von Szene zu Szene, von Twist zu Twist. Wenn das nicht funktioniert, läuft aus meiner Sicht etwas falsch.)

Und wenn es zB um eine Szene irgendwo in New Orleans im Jahre 1920 geht, dann will ich eine kurze Beschreibung für die Szene, wie das damals dort wohl war.

Offline Scimi

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Re: Fleisch? Oder Knochen?
« Antwort #18 am: 12.08.2018 | 00:04 »
Ein Szenario muss alle Informationen haben, die ich brauche, um es zu leiten und sie müssen sinnvoll strukturiert sein. Manche Szenarien kriegt man auf einen Bierdeckel, andere brauchen seitenweise Text, das ist an sich beides ok.

Wenn ein Szenario z.B. vor einem besonderen Hintergrund spielt oder einen besonderen Sachverhalt braucht, dann ist das ok, wenn das ausführlich erklärt wird. Oder wenn viele Möglichkeiten für die Handlung abgedeckt werden müssen. Oft kann es auch sinnvoll sein, redundante Informationen zu präsentieren, z.B. wenn Werteblocks von Monstern im Grundbuch nochmal abgedruckt werden oder relevante Ausschnitte aus einem Übersichtsplan neben dem Text zu sehen sind, der sie beschreibt. Was ich auch immer gut finde ist, wenn der Autor ein paar Zeilen dazu schreibt, welchen Sinn einzelne Elemente in der Geschichte machen.

Hauptsache, man kann leicht über alles drüberlesen, um zu verstehen, um was es geht und man kann immer eine Antwort finden, wenn man beim Leiten danach sucht.

Offline Der Läuterer

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Re: Fleisch? Oder Knochen?
« Antwort #19 am: 12.08.2018 | 08:34 »
Bisweilen habe ich Klagen von SLs gelesen, die schrieben im Szenario xy seien die Hintergrund Infos der Google Fu entsprungen. Ist das ein Problem?

Ich bin als SL gerne Ermittler.
Und gerade bei Cthulhu liebe ich die Authentizität, oder das, was ich dafür halte. Sprich ich recherchiere. Ein NSC mit Dampfwagen. Ab wann gab es Feuerlöscher? Afrika Forscher. Zigarettenmarken u.s.w. etc. pp.

Fleisch? Oder Knochen?
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Offline nobody@home

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Re: Fleisch? Oder Knochen?
« Antwort #20 am: 12.08.2018 | 09:34 »
Bisweilen habe ich Klagen von SLs gelesen, die schrieben im Szenario xy seien die Hintergrund Infos der Google Fu entsprungen. Ist das ein Problem?

Ich bin als SL gerne Ermittler.
Und gerade bei Cthulhu liebe ich die Authentizität, oder das, was ich dafür halte. Sprich ich recherchiere. Ein NSC mit Dampfwagen. Ab wann gab es Feuerlöscher? Afrika Forscher. Zigarettenmarken u.s.w. etc. pp.

Fleisch? Oder Knochen?

Im Zweifelsfall eher Knochen. Wem das Recherchieren Spaß macht, schön, den hindert auch dann nichts am fröhlichen Weiterrecherchieren, wenn er ein paar Fakt(oid)en als Ausgangspunkte schon im Szenariotext findet; wer dagegen die Zeit, Lust, oder den Internetzugang direkt am Spieltisch nicht hat, ist wahrscheinlich eher dankbar für das eine oder andere schon angebotene Detail. (Natürlich kann man alles übertreiben. Wie oft ist beispielsweise eine exakte und historisch authentische Zigarettenmarkenangabe wirklich spielrelevant?)

Offline Rhylthar

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Re: Fleisch? Oder Knochen?
« Antwort #21 am: 12.08.2018 | 09:43 »
Zitat
Oder hobele ich lieber die Schwarte von einer fetten Fliesstext-Sau?
Dies (mit einer Einschränkung).

Ein ausführlicher Text gibt mir beim Lesen ein sehr genaues Gefühl für eine Szene/Situation. Ob ich dann alles später verwende (oder viel wahrscheinlicher: Viel vergessen habe!), spielt keine Rolle, da ich so trotzdem ein sehr genaues Bild in meinem Kopf habe. Die Einschränkung ist nur, dass spielrelevante Sachen zwar gerne im Fließtext vorkommen dürfen, aber bitte deutlich gekennzeichnet sind.
“Never allow someone to be your priority while allowing yourself to be their option.” - Mark Twain

"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

Für alle, die Probleme mit meinem Nickname haben, hier eine Kopiervorlage: Rhylthar.

Maischen

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Re: Fleisch? Oder Knochen?
« Antwort #22 am: 12.08.2018 | 13:12 »
Da stimme ich Rhylthar voll zu.

Offline Scimi

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Re: Fleisch? Oder Knochen?
« Antwort #23 am: 12.08.2018 | 18:17 »
Ich finde es völlig ok, wenn der Autor mit Wikipedia o.ä. recherchiert hat — *wenn* dann die Informationen im Szenariotext so aufbereitet sind, dass *ich* den Wiki-Artikel dann nicht mehr lesen muss, der ganze unwichtige Blah rausgenommen oder zusammegefasst wurde und dafür die für die Story oder Atmosphäre relevanten Knackpunkte und Blickwinkel noch einmal hervorgehoben wurden.

Außerdem finde ich es immer gut, wenn das Ganze sauber getrennt und gekennzeichnet wurde. Je nachdem, ob ich mit dem Hintergrund vertraut bin oder noch nie davon gehört habe, kann ich den Teil dann weglassen oder durcharbeiten.

Pyromancer

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Re: Fleisch? Oder Knochen?
« Antwort #24 am: 12.08.2018 | 19:29 »
Bisweilen habe ich Klagen von SLs gelesen, die schrieben im Szenario xy seien die Hintergrund Infos der Google Fu entsprungen. Ist das ein Problem?

Ich bin als SL gerne Ermittler.
Und gerade bei Cthulhu liebe ich die Authentizität, oder das, was ich dafür halte. Sprich ich recherchiere. Ein NSC mit Dampfwagen. Ab wann gab es Feuerlöscher? Afrika Forscher. Zigarettenmarken u.s.w. etc. pp.

Fleisch? Oder Knochen?

Ich bin ja so einer, der für einen One-Shot auch mal stundenlang total unwichtige Hintergrund-Details recherchiert und Fachleute anschreibt. Ich mache das zwar in erster Linie für mich, aber das Spiel profitiert davon auch. Ich mag auch Spielleiter mit Ahnung. Und ich freue mich, wenn sich auch ein Abenteuer-Autor diese Arbeit macht, auch wenn ich es nicht erwarte.

Offline Der Läuterer

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Re: Fleisch? Oder Knochen?
« Antwort #25 am: 12.08.2018 | 19:36 »
Irgendwie bin ich jetzt so schlau wie vorher.

Ich habe interessante Antworten bekommen, nur weichen die Wünsche dessen, was man gerne hätte, doch gewaltig voneinander ab.

Ein 'gutes Szenario' würde somit weniger gut sein, wenn es für den einen zu wenig und für den anderen zu viel Information bietet.

Gibt es da keinen Mittelweg? Einen Kompromiss?
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Pyromancer

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Re: Fleisch? Oder Knochen?
« Antwort #26 am: 12.08.2018 | 19:42 »
Irgendwie bin ich jetzt so schlau wie vorher.

Ich habe interessante Antworten bekommen, nur weichen die Wünsche dessen, was man gerne hätte, doch gewaltig voneinander ab.

Ein 'gutes Szenario' würde somit weniger gut sein, wenn es für den einen zu wenig und für den anderen zu viel Information bietet.

Gibt es da keinen Mittelweg? Einen Kompromiss?

Nein, gibt es nicht. Mich stört's nicht, wenn es viele, viele Informationen gibt, wenn sie gut aufbereitet, übersichtlich, interessant und gut geschrieben sind.
Mich stört's auch nicht, wenn das Abenteuer total knapp ist, wenn halt die relevanten Informationen da sind, oder mich die Fragmente zumindest so inspirieren, dass sich der Rest in meinem Kopf fügt.

Das ist keine Frage von viel oder wenig, sondern von gut gemacht oder schlecht gemacht.

Offline KhornedBeef

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Re: Fleisch? Oder Knochen?
« Antwort #27 am: 12.08.2018 | 19:47 »
Irgendwie bin ich jetzt so schlau wie vorher.

Ich habe interessante Antworten bekommen, nur weichen die Wünsche dessen, was man gerne hätte, doch gewaltig voneinander ab.

Ein 'gutes Szenario' würde somit weniger gut sein, wenn es für den einen zu wenig und für den anderen zu viel Information bietet.

Gibt es da keinen Mittelweg? Einen Kompromiss?
Ich schließe mich an: Nein natürlich nicht! :)
Oder eher, gut ja, optimal eben nur nach Präferenz
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Offline Der Läuterer

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Re: Fleisch? Oder Knochen?
« Antwort #28 am: 12.08.2018 | 20:03 »
Okay.
Viele Infos. Gut ausgearbeitet. Und dazu noch einen brauchbaren Index.

???
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Re: Fleisch? Oder Knochen?
« Antwort #29 am: 12.08.2018 | 20:23 »
Okay.
Viele Infos. Gut ausgearbeitet. Und dazu noch einen brauchbaren Index.

???
Nicht bloß ein Index, wir sind hier nicht in den 70ern. Flußdiagramme für autonome Fraktionen und Charaktere, Tabellen für Abhängigkeiten, eine Übersicht über wichtige Schlüsselszene, mit den relevanten Details, Zugänglichkeit... vorschläge für Pacing und Eskalation, wenn man den Zeitbedarf variieren will. Ich will a) als Spielleiter eine Übersicht haben, die verhindert, dass ich mich zu sehr verlaufe, und b) wichtige Infos für Schlüsselszene auf einen Blick, um diese zum glänzen zu bringen.
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Offline CiNeMaNcEr

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Re: Fleisch? Oder Knochen?
« Antwort #30 am: 6.09.2018 | 13:29 »
Knochen, es fällt mir deutlich einfacher ein Szenario aufzuwerten bzw. mehr dazu zu geben als wegzunehmen.

Öfters Kombiniere ich 2 Szenarios miteinander wenn ich denke so funktioniert es besser oder Prämisse von Szenario A gefällt besser als von B, aber B hat das bessere Ende und ähnliches.
Oft lese ich Szenarien bei den mir nur kleine Teile gefallen oder denke warum sollte man 80% des Szenarios spielen wenn doch nur eine Highlight Szene enthalten ist.
Diese wird dann einfach transportiert und transformiert, so das es wo anders passt (wenn ich die Zeit und Muse habe).
- Leitet: Oneshots der Systeme Unknown Armies, Cthulhu of Cthulhu/NEMESIS und Over The Edge).
- Obsession: Kingdom Death:Monster.

PurpleTentacle

  • Gast
Re: Fleisch? Oder Knochen?
« Antwort #31 am: 6.09.2018 | 18:00 »
Definitiv Knochen. Wobei aber auch die Qualität stimmen muss. Sprich die Knochen sollen klar strukturiert sein, mir genug Inspiration liefern und sich nicht bei der kleinsten Unvorhergesehenheit in Staub verwandeln. Was KhornedBeef sagt trifft das ganz gut.
Romane und populärwissenschaftliche Geschichtsbücher lese ich lieber in ihrer Reinform ;)