Autor Thema: [Eigenes Setting]Für und wider  (Gelesen 5225 mal)

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Noir

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[Eigenes Setting]Für und wider
« am: 24.08.2018 | 09:16 »
Halli Hallo,

Wie man ja in einigen meiner letzten Posts gelesen hat, bin ich gerade extrem dabei, den YouTube-Kanal von Matt Colville zu suchten.

Im Laufe seiner Videoreihe "Running the Game" erzählt er immer wieder von seinen eigenen Spielrunden und dabei fällt auf, dass er sein eigenes Setting gebastelt (und zusammengeklaut und und und) hat. Er hat auch in einigen Videos darüber gesprochen. Und mir fällt auf, wie großartig ich es finde, wie er von seinem Setting erzählt. Nicht mal zwangsweise die Geschichte und die Charaktere an sich, sondern die Art und Weise WIE er davon redet. Denn weil er das alles selbst gebastelt hat (und/oder selbst zusammengetragen), kennt er alles wie seine eigene Westentasche. Und es ist ein riesiger Unterschied zu Kaufsettings. Zumindest gefühlt. Selbst wenn ich mich in dem Kaufsetting sehr gut auskenne.

Habt ihr schon in eigenen Settings gespielt? Würdet ihr dazu raten? Oder eher nicht?

Colville bietet auch einige Tipps, wie man sein eigenes Setting aufbauen kann und empfielt, das Ganze einfach mit einer Stadt zu beginnen und dann nach und nach die Außenbezirke zu ergänzen.

Aber es bleibt ja nicht bei den Ländereien oder Gebäuden, die man finden kann. Ein Setting lebt ja auch vom Metaplot, der zumindest geringfügig in jedem Setting vorhanden ist (oder war). Bei Colville hat man zum Beispiel den "Invincible Overlord", der das Land mehr oder weniger in seinem eisernen Griff hat. Die Dragonborn sind bei ihm illegale Kreaturen, weil sie wohl eng verbunden mit dem alten Feind des Overlords sind (zumindest hab ich es so verstanden) ... Die Zwerge hat der Overlord gezwungen zu Sklavenhändlern zu werden ... und all solche Späße.

So ganz klar ist mir noch nicht, wie ich das alles aufbauen könnte, ohne im Laufe des Spiels dann zu bemerken, dass bestimmte Entscheidungen Käse sind und diese dann zu retconnen. Habt ihr Tipps, wie man diese Gefahr minimieren kann, ohne dass man das komplette Setting bereits bis ins kleinste Detail ausgearbeitet haben muss?

Auch denke ich tatsächlich darüber nach, eine meiner Runden abstimmen zu lassen, ob man in einem eigenen Setting spielen möchte. Wie seht ihr hierbei die Spielbarkeit von Kaufkampagnen. Klar: Das wird nicht ohne Mehrarbeit gehen. Orte, Charaktere, Organisationen und Geschehnisse müssen angepasst werden ... gibt es dabei sonst etwas zu beachten? Habt ihr schon selbst settingfremde Kaufkampagnen für eure eigene Welt benutzt? Wie hat es funktioniert?

wedelt interessiert mit dem Putzlappen

Frau Kleinert

Offline Chiarina

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Re: [Eigenes Setting]Für und wider
« Antwort #1 am: 24.08.2018 | 09:28 »
Ich habe schon eine mittellange Kampagne in einem selbst erschaffenen Setting gespielt.

Den ersten Schritt haben wir mit einer Runde Microscope gemacht. Die war ziemlich zäh.

Dann lief das sogar ziemlich genau so ab, wie du es beschrieben hast: Es ging in einer Stadt los, später wurden nach und nach die Ländereien drum herum ergänzt.

Mir hat das Spaß gemacht und meine Fantasie angeregt.

Ich muss allerdings sagen, dass ich mir mehr Beteiligung meiner Mitspieler gewünscht hätte.

(War übrigens kein D&D... ist das eine reine D&D-Frage?)
[...] the real world has an ongoing metaplot (Night´s Black Agents, The Edom Files, S. 178)

Noir

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Re: [Eigenes Setting]Für und wider
« Antwort #2 am: 24.08.2018 | 09:33 »
Nein, das ist nicht zwangsläufig nur eine D&D-Frage. Das geht natürlich an alle Leute. Hätte daran denken können, dass das vermutlich wohl besser in den Allgemeinen Bereich gepasst hätte. Vielleicht kann das ja ein Mod verschieben :)

Offline JS

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Re: [Eigenes Setting]Für und wider
« Antwort #3 am: 24.08.2018 | 09:34 »
Bisher wurden mir alle eigenen Settings als Quintessenz der Rollenspielgrandesse verkauft und stellten sich als müde, halbfertige, zusammengeklaubte Melanges bestenfalls bemühter Geister heraus.
Ihre eigenen Würfe dürfen die Leute inzwischen ohne mich spielen.
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Offline Infernal Teddy

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Re: [Eigenes Setting]Für und wider
« Antwort #4 am: 24.08.2018 | 09:37 »
Ich bin ein weltenbastler, ich baue immer meine eigene settings.
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Teddy sucht Mage

Offline afbeer

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Re: [Eigenes Setting]Für und wider
« Antwort #5 am: 24.08.2018 | 09:43 »
Vorteil:
Das Setting ist für Dich massgeschneidert.
Beim Spielen kannst Du es durch Festlegungen erweitern.
Es gibt keinen anderen Settingexperten.
Spieler können das Setting nur im Spiel entdecken.
Kein Blättern und Suchen von vage erinnerten Settingdetails.
Du kannst aus Kaufsettings beliebig zusammensetzen ohne an diese Kaufsetting gebunden zu sein.
Auch Kaufabenteuer kannst Du einbinden.

Nachteil:
Es wächst nur, solange Du was daran definierst.
Dich überrascht es nicht.
Du arbeitest allein, es sei denn, du überlässt einzelne Aspekte Deinen Spielern.

Definiere das Setting von KLein nach Groß.
Fange mit einem Stadtviertel, Dorf, Turm, Hafen, Insel, Bergpass, Gasthaus oder Waldstück an.
Füge nach und nach wichtige Dinge hinzu wie Marktplatz, Gipfel, Untiefe, Religion, lokaler Herrscher, Fluss, Mühle, Inselgruppe.
Das wächst und wächst. Nachbardorf, Handelsstraße, Bergkette, rivalisierendes Reich, befreundete Nation, altes Schlachtfeld, Kolonie -> Kontinent, Planet.

Noir

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Re: [Eigenes Setting]Für und wider
« Antwort #6 am: 24.08.2018 | 09:43 »
Bisher wurden mir alle eigenen Settings als Quintessenz der Rollenspielgrandesse verkauft und stellten sich als müde, halbfertige, zusammengeklaubte Melanges bestenfalls bemühter Geister heraus.
Ihre eigenen Würfe dürfen die Leute inzwischen ohne mich spielen.

Interessant: Wo genau war da der Unterschied zu - zum Beispiel - den Vergessenen Reichen? Die sind ja im Grunde auch nichts anderes als eine mit Magie aufgepumpte Version von Mittelerde ;)

Und was könnte dich dazu bewegen, doch in einem eigenen Setting mitzuspielen?

Offline bobibob bobsen

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Re: [Eigenes Setting]Für und wider
« Antwort #7 am: 24.08.2018 | 09:59 »
Zitat
Bisher wurden mir alle eigenen Settings als Quintessenz der Rollenspielgrandesse verkauft und stellten sich als müde, halbfertige, zusammengeklaubte Melanges bestenfalls bemühter Geister heraus.
Ihre eigenen Würfe dürfen die Leute inzwischen ohne mich spielen.

Lustig. Genau das würde ich über die offiziellen settings schreiben. Wie unterschiedlich doch die Wahrnehmungen sind.

Offline JS

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Re: [Eigenes Setting]Für und wider
« Antwort #8 am: 24.08.2018 | 10:22 »
Interessant: Wo genau war da der Unterschied zu - zum Beispiel - den Vergessenen Reichen?

Ich wußte, daß sofort diese Frage auftaucht, aber der vielsagenden Zwinkersmiley wäre nicht nötig gewesen. Vor allem nicht, weil "A ist genau wie B, aber mit etwas mehr Zeug drin" eine in meinen Augen häufig etwas fragwürdige und äußerst subjektive Behauptung ist.

Der Unterschied lag bisher in der Breite und der Tiefe der Settings; beides ist mir wichtig. Bisher ist mir noch kein Selbstmacher begegnet, der mir ausreichend detaillierte Aussagen zu zahlreichen Aspekten seiner Spielwelt geben konnte. Die Standardantworten waren "Ist nicht so wichtig" oder "Das kommt später noch" oder "Darüber muß ich mal nachdenken". Ich zweifele nicht pauschal an der Phantasie oder Motivation der mir bekannten Selbstmacher, sondern am Fleiß und Durchhaltewillen. Selbstmacher im stillen Kämmerlein neigen nach meinen Erfahrungen dazu, ihre Favoritenthemen stark auszuarbeiten und ihre Nervthemen weitgehend zu ignorieren.

Darüber hinaus boten mir Selbstmacher bisher nur wenig Originelles, kritisierten aber gleichzeitig die angeblich fehlende Originalität der typisch altbekannten Verlagssettings (wie schon chorhaft auch bei Abenteuern).

Das sind meine Erfahrungen und Konsequenzen daraus, und um die ging es bisher ja. Da ich die Selbstmachergemeinde als etwas toxisch kennengelernt habe, bitte ich das zu berücksichtigen.

Und was könnte dich dazu bewegen, doch in einem eigenen Setting mitzuspielen?

Schrieb ich doch schon: Nichts. Ich habe so viele tolle Verlagssettings nach meinem Geschmack im Schrank und so viele schlechte Erfahrungen mit Selbstmachern gemacht, daß ich zum Weltentesten keine Lust und Zeit mehr habe. Aber wenn mir jemand ein umfangreiches, lesenswertes Weltenbuch präsentieren und sich meinen Fragen dazu stellen würde, ohne mich als Lektor zu mißbrauchen, könnten wir vielleicht spielerisch ins Geschäft kommen.
« Letzte Änderung: 24.08.2018 | 10:35 von JS »
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Online Marduk

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Re: [Eigenes Setting]Für und wider
« Antwort #9 am: 24.08.2018 | 10:39 »
Schrieb ich doch schon: Nichts. Ich habe so viele tolle Verlagssettings nach meinem Geschmack im Schrank und so viele schlechte Erfahrungen mit Selbstmachern gemacht, daß ich zum Weltentesten keine Lust und Zeit mehr habe. Aber wenn mir jemand ein umfangreiches, lesenswertes Weltenbuch präsentieren und sich meinen Fragen dazu stellen würde, ohne mich als Lektor zu mißbrauchen, könnten wir vielleicht spielerisch ins Geschäft kommen.
(Hervorhebung durch mich)

Warum brauchst du das als Spieler?

Ich würde dir die für dich relevanten Auszüge aus der Weltbibel (Sammllung von Dateien mit Ausarbeitungen zu Verschiedenen Themen) zur Verfügung stellen und sollten noch Sachen wichtig sein, die ich nicht bedacht habe (was immer vorkommt, auch bei fertigen Settings) würde ich es mit dir zusammen ausarbeiten.
Als SL: D&D 5
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Noir

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Re: [Eigenes Setting]Für und wider
« Antwort #10 am: 24.08.2018 | 10:56 »
Oh, ich wollte dich nicht angreifen. Das war tatsächlich eine ernstgemeinte interessierte Frage.

Ich kann deine Argumentation nachvollziehen - und genau hier hätte meine zweite Frage ansetzen sollen: Was genau müsste ein "Selbstmacher" mitbringen, um dich zu überzeugen? Und was macht für dich Tiefe und Breite aus? Was davon merkt man überhaupt während des Spiels?

Offline Anro

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Re: [Eigenes Setting]Für und wider
« Antwort #11 am: 24.08.2018 | 11:00 »
Ich habe und bespiele seit einiger Zeit eine selbst erstellte Welt.
Ich wollte die Magie (und ein paar Dinge) anders haben.
(Keine Meta-Rassen, keine untergegangene Kultur, der man hinterherjagt, sehr unterschiedliche Lebensweisen und Kulturen.)

Ich habe viele Probleme damit.

Es reicht locker zum Spielen und die unterschiedlichen Regionen fühlen sich alle großteils solide an.

Dennoch kommt es mir oft so vor, dass ich keine Ahnung von Allem habe.
Kleinigkeiten, die ich wahrscheinlich in festen Settings auch nicht hätte, sowas wie "gibt es hier eher Ziegen- oder Schafsragout?
Wie sind die gängigen Lieder?
Was sind alchemistischen Zutaten, die man in der Region finden kann.
Wie offen, höflich, zuvorkommend, sind die einfachen Menschen in DIESER Region?

Im Sumpfgebiet war es einfacher, da gab es Aal; die Musik war etwas "Banjo und Didgeridoo"artig geprägt, da ist die Stimmung recht klar und gut.
Ein Regionalband gibt einem da Sicherheit.

Wie häufig ich Handwedelentscheidungen getroffen habe, die ich nicht gut aufschrieb und beim nächsten Mal nicht mehr wirklich im Kopf hatte...

Wenn man gut darin ist, seine Entscheidungen aufzuschreiben oder direkt zu merken - dann ist das vielleicht eine andere Sache, aber diese Erfahrung habe ich nicht.
Ich werde wohl mal meine Spieler fragen, ob Sie die unterschiedlichen Regionen gut genug wahrnehmen, ob Sie realisieren, dass die dünnen Suppen im Kriegsgebiet, die fischhaltige Nahrung in Küstennähe usw. auffällt und wie Sie meine Welt eigentlich wahrnehmen, bisher beschwert sich keiner - loben aber auch nicht wirklich.


Der eine Vorteil, der aufgezählt wurde:
"Alle Informationen die die Spieler haben, kommen von Dir" (Paraphrasiert)
Das kann problematisch sein.
Wenn die Spieler mit anderen Gruppen dort gespielt haben, Romane gelesen haben, Settingsbücher auswendig kennen und vielleicht Filme und Computerspiele konsumiert haben, dann ist die Bindung erfahrungsgemäß größer.
Die Grußformeln sind bekannt.
Die bekannten Gefahren, die drohen sind klar. (Hat man Angst vor Drachen, oder sind sie mehr Verbündete, wilde Biester, oder alles?).
Teilweise sogar typische Geschichten oder Lieder ("Jungfrau und der Bär" oder "Tinker Tanner")
Eine erhöhte Kenntnis führt oft zu einer höheren Bindung und einem besseren Gefühl.

Ja, das entwickelt sich wahrscheinlich über die Jahre.
Aber ... Jahre...






Swafnir

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Re: [Eigenes Setting]Für und wider
« Antwort #12 am: 24.08.2018 | 11:05 »
Ich sehe da auch ein sehr großes Ungleichgewicht an Spieler- und Spielleiterwissen. Ich lese mich als Spieler gerne in Settings ein. Das kann ich nicht machen, wenn der SL das Setting selbst gebastelt hat.



Noir

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Re: [Eigenes Setting]Für und wider
« Antwort #13 am: 24.08.2018 | 11:05 »

Eine erhöhte Kenntnis führt oft zu einer höheren Bindung und einem besseren Gefühl.


Das ist zwar richtig, für mich als Spieler hat das aber auch immer einen großen Teil des "Unbekannten" genommen. Wenn wir bspw. Warhammer gespielt haben und der Spielleiter uns nach Sylvania führte, da wusste ich - weil ich das Setting gut kenne - das es sehr wahrscheinlich um Untote gehen wird. Als Spieler wusste ich: Wenn ich hier Adlige treffe und diese mir Aufträge geben, ist es nicht unmöglich, dass ich gerade einem Vampir oder zumindest einem Helfershelfer eines Vampirs unter die Arme greife. Und ich muss meinen Charakter ausspielen, als wüsste er das nicht. Oder es kommt der ganz sicher gar nicht zu erwartende Twist: "Tadaaa! Es geht gar nicht um Untote!"

In einem Setting, das ich als Spieler wirklich gar nicht kenne, kann ich tatsächlich richtig überrascht werden. Und meine eigenen Erfahrungen abspeichern.

Das find ich gerade besonders reizvoll.

Offline JS

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Re: [Eigenes Setting]Für und wider
« Antwort #14 am: 24.08.2018 | 11:06 »
Marduk: Ich stehe nun mal auf Bücher mit gut gegliederten, inhaltlich ausreichend erschöpfenden Informationen, die mir sprachlich kompetent präsentiert werden. Dazu war bisher noch kein Selbstmacher in der Lage, vielmehr bewegte sich alles auf dem Arbeitsniveau "Ich würde dir die für dich relevanten Auszüge aus der Weltbibel (Sammllung von Dateien mit Ausarbeitungen zu Verschiedenen Themen) zur Verfügung stellen und sollten noch Sachen wichtig sein, die ich nicht bedacht habe, [...] würde ich es mit dir zusammen ausarbeiten."
Das reicht mir aber nicht.

Was genau müsste ein "Selbstmacher" mitbringen, um dich zu überzeugen?
Siehe oben.

Und was macht für dich Tiefe und Breite aus?
Dazu könnte ich jetzt viel schreiben, aber eigentlich versteht sich das von selbst. Das Setting müßte mir jedenfalls mehr bieten als ein paar Landstriche, zwei Götter, ein paar Völkerchen und oberflächlich hingekritzelte Notizen.

Was davon merkt man überhaupt während des Spiels?
Keine Ahnung, was "man" während des Spiels merkt, aber ich merke das schon.

Hier geht es ja nun offensichtlich um Geschmack und subjektive Wahrnehmung. Ich z.B. mag es überhaupt nicht, wenn mein SC, der X Jahre in einer Welt lebte, selbige nun erst rudimentär "entdecken" soll.
« Letzte Änderung: 24.08.2018 | 11:08 von JS »
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Noir

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Re: [Eigenes Setting]Für und wider
« Antwort #15 am: 24.08.2018 | 11:46 »
Das "Problem" könnte man sicher halbwegs abschwächen, indem man als Gruppe festlegt, dass alle aus der selben Region kommen sollen und dann jeder Spieler alle für ihn wichtigen Fragen ausformuliert. Vor dem Spiel könnte der SL diese Fragen klären - auf Wunsch sogar mit dem Spieler zusammen. Muss aber nicht.

Das könnte zumindest dafür sorgen, dass man als Spielleiter nicht so schnell ins schwimmen gerät und als Spieler nicht plötzlich nötige Infos nicht bekommt.

Offline Bildpunkt

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Re: [Eigenes Setting]Für und wider
« Antwort #16 am: 24.08.2018 | 12:09 »
Ich bin ein weltenbastler, ich baue immer meine eigene settings.

Ja das Weltenbasteln mach auch an sich Spaß.
Ich kann es nur empfehlen. Unsere letzte Kampagne spielte in einem selbstgemachten nordischen Setting.

Ich hätte ein paar Ratschläge:

- wir sind bis dato gut gefahren, das Setting an einigen wenigen Prämissen auszurichten, welches es von dem normale zb Fäntelalter (zB Forgotten Realms) in wesentlichen Punkten unterscheidet. Im oben benannten Setting waren es das Klima (skandinavisch bis arktisch), welches zunächst prägend für alles andere war. Kommerzielles BsP Dark Sun, hier wirkt das Setting sogar auf die Ausgestaltung der Rassen ein

-   Weniger ist mehr: Beschränkung bei den Rassen Göttern, Magie etc bzw Fokkussierung auf ein gewisses Genre und diese dann umso passender in das Setting einarbeiten zu können. Wir hatten zB nur drei Rassen (entsprachen regeltechnisch Mensch & Halbelf & Halbork) und Götter.

-   Wie schon oft beschrieben fang nachdem Du die Grundprämissen der Welt festgezurrt hast klein an - wir hatten die Weltbeschreibung glaub zunächst und auf einer DIN A4 Seite in Stichpunkten, ne Landkarte mit Flüßen/Bergen/Wäldern etc o und ein und nur Anfangsdorf sowie eine Hauptstadt in der Ferne  - und lege bei Bedarf nach. Hier wäre auch die Option die Spieler*innen einzubeziehen (gleiche gilt für Monster etc)


Kommerzielle Beispiele für gelungenen Settingbau: Dark Sun, Symbaroum, Planescape,
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Offline Rhylthar

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Re: [Eigenes Setting]Für und wider
« Antwort #17 am: 24.08.2018 | 12:32 »
Ich stimme mit allem, was JS sagt, zu 100 % überein.

Und ich werde alt...ich kann mich nicht erinnern, ob ich da nicht mal einen Thread zu eröffnet hatte oder in einem geschrieben habe oder es wollte... ::)
“Never allow someone to be your priority while allowing yourself to be their option.” - Mark Twain

"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

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Offline Talwyn

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Re: [Eigenes Setting]Für und wider
« Antwort #18 am: 24.08.2018 | 12:58 »
Bisher wurden mir alle eigenen Settings als Quintessenz der Rollenspielgrandesse verkauft und stellten sich als müde, halbfertige, zusammengeklaubte Melanges bestenfalls bemühter Geister heraus.
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Ich stimme zu und widerspreche gleichzeitig. Originalität ist für mich kein Argument für ein eigenes Setting, denn in der Regel sind Homebrew-Settings halt meist doch nur alter Wein in neuen Schläuchen. Ich bin nur inzwischen ein großer Fan des Ansatzes, dass das Setting sich eigentlich dem Geschehen am Spieltisch unterzuordnen hat, was bei etablierten Settings oft nicht funktioniert. Je detaillierter eine Welt bereits ausgearbeitet ist, desto öfter habe ich das Gefühl, dass ich meine eigenen Ideen hinsichtlich der am Spieltisch stattfindenden Handlung nicht ohne weiteres umsetzen kann, weil halt z.B. laut Campaign Setting in Stadt X kein Tempel von Gott Y existiert, die Regierungsform von Land Z die Kleptokratie ist und nicht die von mir benötigte Republik, oder Organisation A niemals mit Organisation B einen Handel eingehen würde, weil [Ereignisse aus einer kanonischen Romantrilogie hier einsetzen].

Aus diesem Grund mag ich den Ansatz vieler RPGs, die eher aus der Erzählspielecke kommen, und die Mechanismen anbieten, mit denen man die Welt kooperativ während des Spiels erschafft. Ich würde das zwar bei D&D nicht 100% konsequent durchziehen, aber der Gedanke dahinter lässt sich übertragen. Man definiert einfach vorab nur das, was man zum Spielen unmittelbar braucht - und dann wird man sehen, wohin sich das Setting entwickelt.
« Letzte Änderung: 24.08.2018 | 14:33 von Talwyn »
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Offline nobody@home

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Re: [Eigenes Setting]Für und wider
« Antwort #19 am: 24.08.2018 | 13:16 »
Ja, das entwickelt sich wahrscheinlich über die Jahre.
Aber ... Jahre...

Tja...die Jahre stecken halt speziell in vielen schon länger angebotenen und detaillierten "offiziellen" Settings schon mit drin, zusammen mit der Tatsache, daß an den meisten von denen auch im Lauf der Zeit schon eine ganze Reihe von Leuten gebastelt hat und nicht bloß durchgehend ein- und dieselbe einsame Pappnase im stillen Kämmerlein. Wie alt sind Welten wie Faerun oder Aventurien heute noch mal...und wie lange würde ein genau heute anfangender Selberbastler wohl entsprechend brauchen, um seine eigene Welt in etwa vergleichbar auszuschmücken?

Das ist also ein ganz spezieller Anspruch, den selbstgebaute Welten im Regelfall schlicht nicht erfüllen können, insbesondere dann nicht, wenn man sie aktuell gerade für eine neu zusammengekommene Spielergruppe ganz spontan passend neu erfinden will...und aus meiner Sicht ist schon der reine Versuch eigentlich eher Zeitverschwendung. Welten Marke Eigenbau haben ihre eigenen Stärken -- unter anderem potentiell deutlich mehr Flexibilität, weil eben noch nicht jede Kleinigkeit schon in irgendeinem Kanon erstarrt ist -- und sind meiner Meinung nach besser beraten, die auszuspielen, als einfach nur krampfhaft die Produkte irgendeiner Verlagsreihe, die ihrerseits schon das Ü30er-Alter erreicht hat, imitieren zu wollen.

Offline JS

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Re: [Eigenes Setting]Für und wider
« Antwort #20 am: 24.08.2018 | 13:51 »
Ich stimme mit allem, was JS sagt, zu 100 % überein.

In diesem Punkt stimmen wir ja schon seit Urzeiten überein.
:D
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Offline Bildpunkt

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Re: [Eigenes Setting]Für und wider
« Antwort #21 am: 24.08.2018 | 13:55 »


Der Unterschied lag bisher in der Breite und der Tiefe der Settings; beides ist mir wichtig. Bisher ist mir noch kein Selbstmacher begegnet, der mir ausreichend detaillierte Aussagen zu zahlreichen Aspekten seiner Spielwelt geben konnte. Die Standardantworten waren "Ist nicht so wichtig" oder "Das kommt später noch" oder "Darüber muß ich mal nachdenken". Ich zweifele nicht pauschal an der Phantasie oder Motivation der mir bekannten Selbstmacher, sondern am Fleiß und Durchhaltewillen. Selbstmacher im stillen Kämmerlein neigen nach meinen Erfahrungen dazu, ihre Favoritenthemen stark auszuarbeiten und ihre Nervthemen weitgehend zu ignorieren.


es tut mir leid für Dich das Du so schlechte Erfahrungen gemacht hast.  Defätismus ick hör Dir trapsen.
Re: Vergessene Reiche: Die graue Box war jetzt auch nicht gerade detailreich.

Am besten sind für mich die Kaufsettings die nicht alles vorschreiben, sprich Sandbox, gerne mit einer Prise Metaplot.
Den  Vorteil den ich bei Kaufsettings sehe (neben der Zeitersparnis) ist die Beförderung der Imagination durch entsprechende prof. Illustrationen/Layout der Weltenbände und natürlich Anschlußfähigkeit an etwaige andere Spielgruppen. Das wars.

Ob Kauf- oder Selbssetting, es sind of auch ja auch die selben Versatzstücke, ich sehe jetzt keinen Unterschied ob Fantasien geschäftlich oder privat aufs Papier gebracht werden. Auf beiden Seiten findet man Originelles. Da kommt es eher auf das Wissen der Macher an, z.B. ob jemand Geschichte oder Literatur studiert hat. Klar Game Design Studiumo.ä. mag beim Crunch helfen, ob es beim Fluff hilft glaub ich her nicht.
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Offline Rhylthar

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Re: [Eigenes Setting]Für und wider
« Antwort #22 am: 24.08.2018 | 16:34 »
Zitat
Ich zweifele nicht pauschal an der Phantasie oder Motivation der mir bekannten Selbstmacher, sondern am Fleiß und Durchhaltewillen.
Entsprechendes nochmal hervorgehoben.

Und ich bin sowieso kein Freund von RPG, in denen ich (als Spieler) die Welt im größeren Maße gestalten soll. Ich will in ihr spielen, nicht sie erschaffen.
“Never allow someone to be your priority while allowing yourself to be their option.” - Mark Twain

"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

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Offline gilborn

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Re: [Eigenes Setting]Für und wider
« Antwort #23 am: 24.08.2018 | 17:13 »
Ich mag Welten bauen weil:
  • ich zu faul bin, mich in Settingbücher reinzulesen
  • ich zu faul bin, die sich entwickelnde Story in ein fertiges gerüst zu zwängen
  • ich zu faul bin, gut ins Setting eingebundene Charakterstorys mit den anderen Charakterstorys zu vernetzen
  • ich zu faul bin, zu lesen / etwas nachschlagen
Fazit:
Ich mag Welten bauen weil ich faul bin.

Offline Infernal Teddy

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Re: [Eigenes Setting]Für und wider
« Antwort #24 am: 24.08.2018 | 17:37 »
Final muss man ja auch in fertigen welten selber basteln - oder gibt es mittlerweile Material zum Lake of Steam in den realms?
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Offline Rhylthar

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Re: [Eigenes Setting]Für und wider
« Antwort #25 am: 24.08.2018 | 19:00 »
Final muss man ja auch in fertigen welten selber basteln - oder gibt es mittlerweile Material zum Lake of Steam in den realms?
Zumindest zu den Border Kingdoms: https://www.dmsguild.com/product/244431/The-Border-Kingdoms-A-Forgotten-Realms-Campaign-Supplement
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Offline Cugel

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Re: [Eigenes Setting]Für und wider
« Antwort #27 am: 24.08.2018 | 19:57 »
Ein Werkzeug, wie z.B. im nachfolgenden Link, ist recht hilfreich.

https://www.drivethrurpg.com/product/245925/CASTLE-OLDSKULL--Game-World-Generator--Deluxe-Edition

Kreativität, Fleiß und Ausdauer ersetzt es natürlich nicht. Aber es ist recht hilfreich darin aufzuzeigen, was man so alles bedenken sollte, wenn man sich an die Erschaffung eines eigenen Setings macht.

Ein, von einem höheren Säugetier aus der Ordnung der Primaten, geplünderter Planet, auf seiner Himmelfahrt ins Nichts.

Offline Drakon

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Re: [Eigenes Setting]Für und wider
« Antwort #28 am: 26.08.2018 | 00:15 »
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Das Setting ist für Dich massgeschneidert.
Beim Spielen kannst Du es durch Festlegungen erweitern.
Es gibt keinen anderen Settingexperten.
Spieler können das Setting nur im Spiel entdecken.
[...]
Neben dem ersten Punkt muss man all das auch nicht zwangsläufig als Vorteile sehen. Die drei anderen Punkte legen eine bestimmte (eher klassische) SL-Rolle nahe, die auch nicht jede Spielrunde mag.
Für mich ist es beispielsweise sowohl als SL als auch als Spieler unschön, wenn die Welt allein durch SL-Erzählung existiert.
Als Spieler nervt es mich, dass ich das Gefühl habe, immer nur kleine Stückchen der Welt zu sehen, potentiell als Spieler stets weniger zu wissen als mein SC eigentlich über die Welt wissen müsste und wenig Verlässlichkeit zu haben (vgl. den 2. "Vorteil"): Selbst wenn ich denke, die Welt verstanden zu haben, könnte der SL entscheiden, dass in der nächsten Stadt ganz andere Gesetzmäßigkeiten oder sogar Naturgesetze gelten.
Natürlich gibt es Spieler, die es mögen auf solche Weise überrascht zu werden und den "Sense of Wonder" der Entdeckung immer wieder aufs neue zu genießen, aber ich konnte beim Rollenspiel noch nie der Heranhgehensweise etwas abgewinnen, mich von dem "toll erzählenden SL verzaubern und in fremde Welten entführen zu lassen". Das ist für mich eine zu passive, fast devote Spielerrolle.
Als SL nevt es mich genauso, wenn ich darauf angewiesen bin, alles, aber auch wirklich alles an dem Setting meinen Spielern erst erklären zu müssen. Ich möchte gerne sagen können "ihr kommt in eine typisch elfische Siedlung" oder aber "in eine elfische Siedlung, die anders ist als die, die ihr bislang kennt", aber bei beidem muss ich nicht von 0 anfangen, wie wenn bis zu diesem Zeitpunkt meine Spieler nicht wissen, dass die Elfen in meinem Homebrew-Setting eierlegende, rauflustige Barbaren mit Schlangenunterleib sind, die sich mit den gewöhnlichen EDO-Elfen nur die spitzen Ohren teilen.

Das Ideal für mich als SL und als Spieler ist, dass alle Seiten am Spieltisch ein profundes Grundverständnis, gerne auch sogar profundes Detailwissen über das Setting haben und sich somit Erklärungen und Settingbeschreibung auf die gerade gespielte Szene konzentrieren und es keine stundenlangen Spielleitermonologe braucht um die Welt als Ganzes zu erklären. So gerne ich "Worldtelling" bei Büchern mag, so sehr gehen sie mir am Spieltisch auf den Zeiger.
Kurz gesagt: Der Wissensvorsprung des SL sollte sich auf den Plot (und damit eng verschränkte Setting-Bestandteile wie Mysterien und Geheimnisse, versteckte Motivationen, etc.) beschränken, nicht auf das Setting als Ganzes.

Meiner Meinung nach kommt man diesem Ideal (sofern man das möchte - ist natürlich eine Geschmacksfrage) v.a. auf drei Weisen nahe:
1) Man benutzt ein fertiges, im Ideal gut durchdachtes Setting, was 1a) so generisch und Kitchen-Sinkesk ist, dass ich alles darauf spielen kann, oder 1b) so spezialisiert, dass es eben genau meine gewünschte Kampagne ideal unterstützt
2) Man erschafft gemeinsam mit der Gruppe ein Setting, in dem es durch die gemeinsame Erschaffung eben keinen Wissensvorsprung des SL gibt und im Idealfall auch im Nachhinein sowohl SL als auch Spieler etwas hinzufügen oder genauer ausdefinieren können (im Prinzip der FATE-, pbtA-, etc. Ansatz)
3) Man arbeitet hart mit Klischees, so dass der SL mit wenigen Erklärungen auskommt und es dennoch einen klar definierten gemeinsamen Vorstellungsraum gibt ("Wir spielen in einem Pulp-Noir-Chicago der 30er Jahre" würde bsp. gut funktionieren. Die Ansage "Wir spielen ein typisches afrikanisches Cyberpunk-Setting mit antropomorphen Tier-SCs" nur eher begrenzt.)

Ich bevorzuge 1) und 2), wobei ich für 1) eine kleine Präferenz habe, was aber vor allem einem Mehr an Erfahrung damit geschuldet ist. Auf der anderen Seite habe ich es in den mehr als 20 Jahren meiner aktiven Rollenspiel-Zeit aber auch noch nie als Einschränkung erlebt in einem vorgegebenen Setting zu spielen, denn selbst die berüchtigten Extrem-Beispiele wie Aventurien oder die Shadowrun-Erde bieten mMn für einen konkreten Plot ausreichend Freiheit, da entgegen anderslautender Vorurteile es immer einen Stadtteil, ein Dorf, einen Landstrich, einen Konzern, etc. gibt, der nicht beschrieben ist oder zumindest nur so vage, dass er ohne größeren Aufwand an meinen Plot angepasst werden kann oder umgekehrt.

Ein anderer Punkt, der für mich für fertige Settings spricht, ist, dass ich bei gut gemachten Setting-Beschreibungen beim Lesen ständig Ideen für eigene Plots oder Kampagnen bekomme, mit denen ich vorher nicht gerechnet habe. Das beflügelt bei mehr die Phantasie als bei einem Setting, das ich gezielt erdenke, um Plotideen zu befördern.

Der Ehrlichkeit halber muss ich natürlich darauf hinweisen, dass meine Meinung hier ein wenig biased ist, da ich seit vielen Jahren offizielle Settings beschreibe und daher a) natürlich diese Produkte aus Eigeninteresse befürworte und b) auf diese Weise meine Weltenbauer-Trieb auslebe  ;)
« Letzte Änderung: 26.08.2018 | 00:19 von Drakon »

Offline Fezzik

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Re: [Eigenes Setting]Für und wider
« Antwort #29 am: 26.08.2018 | 09:05 »
Ich hab beides gemacht, selbstgebaut und fertiges bespielt.
Spieler die sich in ein bespieltes Setting einlesen, gibt es auch nicht so oft ! Es macht überhaupt keinen Unterschied, selbst früher als jeder jede Regionlabox DSA hatte, wusste mindestens die Hälfte der Leute nicht wo Lowangen liegt, das ist nicht repräsentativ.
Selbsgebaute Settings macht man in der Regel auch nach seinen persönlichen Bedürfnissen, ich bau doch nicht Jahre an einer Region, in die ich nie hin will, außer das ich aufschreibe "Da leben wohl inuitartige Eisbären". Zumal dem Gros der Leute auch ziemlich egal ist, wo es Maisbrei oder Fischsuppe gibt.

Mittlerweile läuft das so, ich fand mal eine ansprechende Weltkarte in einem Fantasyroman, hab sie abgezeichnet und die Karte von Valnwall aus dem Labyrinth Lord Regelwerk an eine passende Stelle geparkt.
Und immer wenn ich jetzt Settingelemente finde, die mir gefallen (Yoon-Suin, Krevborna, vielleicht bald Wormwood), dann platziere ich die da wo noch frei ist.
Ich leg mir immer einen Zettel oder ein Schulheft hin und schmier da dann die ganzen Spontanergüsse während den Sitzungen rein, damit mir gute Ideen oder Kniffe nicht wieder entfallen.

Andererseits mag ich die Scarred Lands (gibts ja mittlerweile auch für D&D5) als Setting sehr und würde darin sofort wieder eine Kampagne spielen.  :)
Aber ich glaub der Unterschied würde den Spielern nur auffallen wenn die Götter anders heißen^^

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Online Kaskantor

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Re: [Eigenes Setting]Für und wider
« Antwort #30 am: 26.08.2018 | 11:24 »
Das unterschreibe ich. Die wenigsten Spieler, die ich kenne sind bereit sich wirklich in ein Setting einzulesen.
Da reicht es wirklich, wenn man einen Landstrich kurz beschreibt und dann zoomt man eh nah an die Chars heran und beschreibt die nähere Umgebung genauer. Und da ist es mittlerweile ziemlich egal ob es die Schwertküste ist oder eine Küste mit einer Reihe Städte dran.
"Da muss man realistisch sein..."

Offline Tintenteufel

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Re: [Eigenes Setting]Für und wider
« Antwort #31 am: 28.08.2018 | 14:06 »
Bevor ich mein kleines 5E-Weltenbau-Projekt gestartet habe, musste ich hier im Forum auch mal nachfragen, ob sich der Aufwand lohnt:
Wann lohnt sich Weltenbau?
 
Nicht ganz ein Jahr später muss ich sagen, dass es sich für mich wirklich gelohnt hat.
Befreiend - weil einen kein Kanon unter Druck setzt oder einschüchtert.
Bereichernd - weil es ein weiterer Weg ist in unserem Hobby kreativ zu sein und Spieler durch den Hintergrund ihrer SCs Weltenbau betreiben.
Bunter - weil ich ein Best of meiner Lieblingswelten zusammenstückeln kann.
Ja, das kann man alles auch mit vorgefertigten Welten, aber mit unserem Avalon habe nicht das Gefühl irgenwas "falsch" zu machen.
 
Hier eine Liste der bereits veröffentlichen Infos zu unserer Welt:
Die Kontinente
Das Inselreich
Die Götter
Die Völker
Das Königreich
Die Zeit
 
Auch wenn Matt Colville hier und da erwähnt hat, dass es vermutlich einfacher, wenn nicht sogar besser, gewesen wäre eine vorgefertigte Welt zu verwenden, kann ich dich nur ermutigen es mal zu versuchen!
Leite derzeit DCC, Mausritter, S&W, VgdF und Shadowdark.
Im Bereich Spielberichte könnt ihr mehr über unsere Hauptkampagne lesen, auf meinem Blog mehr zu unserer Spielwelt Avalon und auf Instagram Bilder unserer Runde sehen. Über meine ko-fi-Seite gibt es kostenlose Karten!

Offline Ainor

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Re: [Eigenes Setting]Für und wider
« Antwort #32 am: 29.08.2018 | 08:43 »
Das unterschreibe ich. Die wenigsten Spieler, die ich kenne sind bereit sich wirklich in ein Setting einzulesen.

Wie viele Spieler dazu bereit sind sei mal dahingestellt, aber wenn man mindestens einen solchen Spieler hat
ist es ein großer Vorteil eine detailierte Beschreibung der Welt zu haben. Nur wenn Spieler genug Informationen haben können sie wirklich eigenständig handeln.

Natürlich kann man auch in einer selbst erschaffenen Welt genug Informationen bereitstellen, aber das ist verdammt schwer bzw. Zeitaufwändig.
Es wird zu viel darüber geredet wie gewürfelt werden soll, und zu wenig darüber wie oft.
Im Rollenspiel ist auch hinreichend fortschrittliche Technologie von Magie zu unterscheiden.
Meine 5E Birthright Kampagne: https://www.tanelorn.net/index.php/topic,122998.0.html

Offline tartex

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Re: [Eigenes Setting]Für und wider
« Antwort #33 am: 29.08.2018 | 08:59 »
Wie viele Spieler dazu bereit sind sei mal dahingestellt, aber wenn man mindestens einen solchen Spieler hat
ist es ein großer Vorteil eine detailierte Beschreibung der Welt zu haben.

Naja, man kann auch Spieler haben, die ein Setting gut kennen, aber deren Interpretation eine ganz andere ist. Das kann natürlich von extrem nervigen "Das kann aber auf X so nicht sein! Das geht aber nicht!" bis zu hilfreicher Zusammenarbeit reichen. Ein eigenes Setting führt nicht zu diesen Problemen, weil die neuen Setzungen nicht einer Beschreibung auf Seite 253 im Zusatzband Y von 1987 widersprechen können.

Ich tue mir jedenfalls leichter, wenn der Spielleiter sein eigenes Setting vorlegt, als dass er in einem bereits veröffentlichten beweist, dass er von den Intentionen der Autoren und den Tropes und Genrekonventionen, die hinter einem bestimmten Subsetting stehen nicht das geringste Gefühl hat.


Nur wenn Spieler genug Informationen haben können sie wirklich eigenständig handeln.

Natürlich kann man auch in einer selbst erschaffenen Welt genug Informationen bereitstellen, aber das ist verdammt schwer bzw. Zeitaufwändig.

Im eigenen Setting kann der Spieler seine eigenen Informationen schaffen und noch eigenständiger handeln. Das muss nicht alles vom Spielleiter kommen. Man kann es auch gemeinsam machen.
Die Zwillingsseen: Der Tanelorn Hexcrawl
Im Youtube-Kanal: Meine PnP-Let's-Plays
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Dioto

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Re: [Eigenes Setting]Für und wider
« Antwort #34 am: 29.08.2018 | 09:39 »
Wie viele Spieler dazu bereit sind sei mal dahingestellt, aber wenn man mindestens einen solchen Spieler hat
ist es ein großer Vorteil eine detailierte Beschreibung der Welt zu haben. Nur wenn Spieler genug Informationen haben können sie wirklich eigenständig handeln.

Natürlich kann man auch in einer selbst erschaffenen Welt genug Informationen bereitstellen, aber das ist verdammt schwer bzw. Zeitaufwändig.
Drehen wir den Spieß doch einfach um: Wenn ein Spieler an solchen detailierten Beschreibungen interessiert ist, kann er sich doch einfach mit dem Autor des Homebrew-Settings zusammensetzen und mit ihm die benötigten Details ausarbeiten. Weltenbau sollte keine Ein-Mann-Show sein.