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Fantasy: "Points of Light" oder blühende Hochkultur?
Feuersänger:
Erstmal zur Erklärung der beiden Optionen:
"Points of Light" beschreibt ein Setting, dessen Welt zum Großteil aus ungezähmter Wildnis, verseuchten Badlands oder von Zombies überrannten Landstrichen usw besteht. Kurz, sagen wir 90% der Landfläche sind quasi unbewohnbar und Aufenthalt oder Durchquerung sind oft mit großem Risiko verbunden. Was (noch) an Zivilisation existiert, ballt sich in wenigen kompakten Zentren zusammen - eben "points of light in the darkness". Die Helden verstecken sich freilich nicht in diesen Refugien, sondern stellen sich den Herausforderungen der Dysternys.
Auch Märchenartige Settings fallen in diese Kategorie: es gibt _das_ Schloss und _die_ Stadt und _den_ Fluss und hinter _dem_ Wald liegt _der_ Turm des Zauberers - you get the idea.
Das hat für RPGs einige Vorteile, etwa dass einem nicht so schnell die Wildnis zum Erkunden ausgeht; unzählige verfallene Burgen und Ruinenstädte können der Erkundung harren; beliebig viele "rettet unser Refugium"-Questen bieten sich an. Als potentieller Nachteil wäre eine oftmals mehr oder weniger negative, bedrohliche Grundstimmung zu nennen, was zwar mal cool sein kann, aber irgendwann hat man die Dysternys halt vielleicht einfach satt.
Ein weithin bekanntes Beispiel für ein PoL-Setting wäre etwa Mittelerde zum Ende des 3. Zeitalters: es gibt Gondor und Rohan, die mit sich selbst beschäftigt sind, und jenseits davon nur noch wenige Points of Light wie das Auenland, Bree, Rivendell und Dale und noch ein paar weitere. Dazwischen jede Menge Wildnis und, wenn man Pech hat, Trolle und Goblins.
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Mit "Hochkultur" hingegen meine ich eine Zivilisation in voller Entfaltung; ein Großteil der Welt ist erschlossen und in zusammenhängenden Staaten organisiert, die Bevölkerung zahlreich und die Infrastruktur gut ausgebaut.
Der offensichtliche Nachteil eines solchen Settings ist freilich, dass es _innerhalb_ dieser Reiche wenig Raum für klassische Abenteuerkost geben mag. Wenn, dann vielleicht eher für politische Intrigen, Geheimmissionen, oder Laufbahnen jenseits der Legalität. Für verlorene Gemäuer und gefährliche Monster muss man dann wohl schon wieder in die Randbereiche der Zivilisation gehen, hat also eigentlich nicht so viel von der funktionierenden Hochkultur.
So ein richtiges Beispiel dazu fällt mir eigentlich gar nicht ein. Es _wäre_ sowas wie vllt Mittelerde im 2. oder frühen 3. ZA, oder etwa das Illefarn-Imperium der Forgotten Realms _bevor_ es untergegangen ist, oder eines der vielen anderen Reiche die dieses Schicksal teilen. In den gängigen Settings liegen diese Hochkulturen meistens in der Vergangenheit.
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Zum Hintergrund dieser Umfrage: der Großteil der gängigen Fantasy-Settings verwendet weder das eine noch das andere Muster, sondern ein merkwürdiges Gemisch darauf: es gibt zwar Flächenstaaten, die als funktionale Reiche beschrieben werden, aber dabei unlogischerweise nur extrem dünn besiedelt sind; etwa auf dem Niveau Nordlapplands oder der Mongolei. Das beisst sich aus diversen Gründen, die ich schon andernorts detailliert dargelegt habe und hier nicht wieder auswalzen möchte.
Beispiele für derartige "Offender" sind etwa jeweils das komplette Aventurien (DSA), Lorakis (Splittermond) und zumindest die 2E Forgotten Realms (wobei letztere fast schon PoL sind). Und viele andere.
Und da _diese_ Art Setting genau das ist, was ich nicht mehr haben will, steht auch eine derartige Option nicht zur Wahl. ;) Ich versuche vielmehr abzuwägen, welchen Setting-Ansatz ich lieber ausbauen möchte, da ich soweit bei beiden Optionen Vor- und Nachteile sehe.
Vote. Discuss.
Crimson King:
Beides gut, und beliebige Zwischenformen.
Maarzan:
(Hoch)kulturen erwarten auch deutlich mehr als halbziviliserte Notstandsrandgebiete, dass man sich an die gesellschaftlichen Regeln und damit oft genug auch an die gesellschaftlichen Schichtungen mit ihren Einschränkungen und auch Ungerechtigkeiten hält und sind wenigstens in ihrem Kerngebiet auch typischerweise sehr gut darin Abweichler zu bestrafen - insbesondere, wenn sie nicht wieder durch eine der Mächte gedeckt sind.
Wobei man auf der anderen Seite auch das "dystere" in seiner Stärke modulieren kann. Vielleicht haben auch Chaos und Untote Halbwertzeiten, nach denen man sich so langsam wieder in Falloutzonen vorwagen kann.
Andererseits kann man sich - gerade bei chaotischen Restgebieten wie großen Wäldern, Sümpfen udn gebieten - auch von der Vorstellung des Flächenstaates an sich verabschieden. Dann hat auch eine Hochkultur (aber mit begrenzten Mitteln) eher das Aussehen eines Flickenteppich der geeignetsten Landesteile mit netzartigen Verbindungen dazwischen als das einer einheitlichen Fläche und es bleibt Raum für Binnenkolonisation.
KhornedBeef:
Zunächst mal, wie du schon sagst, hat beides Vor- und Nachteile, und deswegen versuchen sich manche Settings wohl auch die Rosinen rauszupicken. Finde ich dann ok. Plausibel sollte es schon klingen, auch wenn es keinen Überfall gebildeter Volkswirte übersteht.
Beispielsweise ist Warhammer (Alte Welt) eher Point of Light, aber typische, im Imperium spielende Szenarios sind klar Hochkultur. Und trotzdem gibt es immer noch mehr oder weniger unbestrittene No-go-areas innerhalb der Landesgrenzen, in Wäldern vor allem.
Als reines Hochkultur-Setting würde allenfalls so etwas wie ein Sprawl-zentriertes Shadowrun durchgehen. Richtige Cyberpunk-Settings kenne ich nicht gut, könnte aber auch passen.
Edit: Ich habe für "Beides toll" gestimmt, weil ich bei keine klare Tendenz bei mir sehe
YY:
Ich habe für PoL gestimmt, eben wegen der Vorteile für klassisches Abenteuergedöns.
Hochkultur muss man entweder ausblenden/ignorieren oder es zieht die Setting-Interpretation inklusive SC-Rollen deutlich an sich.
Dann wird das Spiel mehr oder weniger zwingend politisch und man muss sich entschieden positionieren, ob man für oder gegen "the man" arbeitet.
Kann man natürlich machen, gibt auch viel her, aber für klassische Fantasy wär mir das nichts.
--- Zitat von: KhornedBeef am 21.04.2019 | 18:53 ---Als reines Hochkultur-Setting würde allenfalls so etwas wie ein Sprawl-zentriertes Shadowrun durchgehen.
--- Ende Zitat ---
Das lebt doch gerade von seiner scharfen legalen, politischen und sozialen Trennung zwischen "Hochkultur" und No-Go-Areas auf kleinstem geografischem Raum wtf?
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