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Was wäre wenn: Bundestagswahl 1969 POD, NPD, deutsche Einheit, ...
Pyromancer:
Der Flügelschlag eines Schmetterlings führt zu einer leichten Verschiebung der Wahlergebnisse bei der Bundestagswahl im Herbst 1969: FDP raus, NPD drin!
Nach langem hin und her bildet Kiesinger eine Minderheitsregierung (von der NPD unterstützt) mit einigen parteilosen Ministern, die der NPD nahe stehen.
In den kommenden Jahren eskalieren die Studentenprotesten. Die Notstandsgesetze kommen zur Anwendung. Es kommt zu Massenverhaftungen. Die Staatsanwaltschaften bieten vielen Rädelsführern einen Deal an: Anklage wegen Aufruhr und Bildung einer terroristischen Vereinigung mit der Aussicht auf 20 Jahre Knast, oder "freiwillige" Ausreise in die DDR. Viele wählen die Ausreise. Die BRD "tauscht" diese Leute gegen ausreisewillige DDR-Bürger. Der "Marsch durch die Institutionen" im Westen fällt aus. Auch die Lage in der DDR ist stabiler, weil die Unzufriedensten durch junge, intelligente, ideologisch gefestigte Leute aus dem Westen ersetzt werden.
Im Westen stabilisiert sich in Folge die NPD und schafft konstant den Sprung über die 5%-Hürde. Die FDP erholt sich bei der nächsten Wahl wieder, in den folgenden Jahren gibt es sozial-liberale Koalitionen, erst 1982 kommt die CDU mit Kohl an der Spitze einer konservativ-nationale Koalition wieder an die Macht. Die Grünen bleiben eine unbedeutende Splitterpartei.
Global gesehen macht das alles keinen spürbaren Unterschied, da bleibt alles beim Alten.
Die Massenproteste in der DDR 1989 fallen ein bisschen kleiner aus, das Beharrungsvermögen des Systems ist etwas größer. Die Grenzöffnung am 9.11. findet nicht statt.
Aber was dann? Die Grenzen in Ungarn sind offen. Die Sowjetunion wird zerfallen. Wie werden sich die beiden deutschen Staaten in der Folge arrangieren? Wie wird Deutschland und die deutsche Gesellschaft 2019 aussehen?
Maarzan:
Kernfrage wäre, in wie weit die beiden Staaten dann doch noch im anderen Feld rumpanschen.
Ein kompletter Austausch der Unzufriedenen wird es ja nicht gegeben haben und es werden ja auch noch weitere immer wieder neu dazu kommen.
Und die Umweltfrage wie auch das Problem wirtschaftlicher Mängel bleiben ja weiterhin bestehen.
Eine weitere Frage wäre dann, in wie weit der Realitäts/Regierungsschock von den betreffenden Kleingruppen verarbeitet wird: Systemanpassung und Psotensicherung oder weitere Radikalisierung zumindest von Teilgruppen?
General Kong:
Das Szenario ist wenig wahrscheinlich.
Eine Unterstützung einer CDU/CSU-Minderheitenregierung durch eine NPD-Fraktion und NPD-nahe Minister wäre in der Lage der Bundesrepublik - Kalter Krieg, Misstrauen, auch der westlichen Nachbarländer, gegenüber einem erstarkten Nazismus (ohne "Neo-", da waren noch genug "alte Kameraden" in den Behörden -> Kiesinger) - kaum denkbar.
Ade! du schöne Aufnahme in die UNO (1973), Ade! du schöne Hallstein-Doktrin, Ade! du Aussöhnung mit Israel! Druck von ALLEN Seiten wäre die Folge gewesen. Ade! deustches Wirdschaftswachstum.
Aber gut. Denken wir das weiter:
Internationale Isolierung, Studentenproteste weitens ich aus bis in die Jusos und die SPD, Brandt als ehemaliger antinazistischer Emigrant als Kulminationspunkt der parlamentarischen Opposition, Dutschke geht mit Baader, Mienhoff und Ensslin in die Stadtguerilla (RAF nicht mit 100-200 Mitgliedren und engerem Kreis plus - zumindest nach Umfragen anfänglich - einem gewissen Sympathiekreis bei der Jugend, sondern 1000-2000 Kämpfer plus Sympathisanten in die Hunderttausende).
Auf der anderen Seite: Bundeswehr mit Sonderrechten im Inland, Wiking-Jugend als Massenjugendverband udn Rekrutierungsbasis für rechte Bürgerkriegsgruppen ("Wehrsportgruppe Hoffmann" u.a.).
Hinzu kommen Einmischung aus dem Ausland : USA+ NATO - widerwillig unterstützend bzgl der Kiesinger-Regierung), DDR+SU+Warschauer Vertrag - unterstützend für die RAF und Brandt.
Gleichzietig haätte solch ein Bürgerkriegsszenario zerrüttende Auswirkungen auf besonders Frankreich und Italien (kommunistische Betriebsgruppen, Lotta Continua, Rote Brigaden, Loge P1 und Stay-Behind-Strukturen der NATO), aber auch auf dei militante Bürgerechts- und Anti-Vietnambewegung in den USA.
Die Frage ist nicht so sehr "Wie sähe Deutschland 2019 aus?", sondern "Wer gewinnt den deutschen (europäischen?) Bürgerkrieg bis 1980?"
Das wäre eine Wiederholung Spanien 1936-39 - nur dass Franc ... Kiesinger nicht unbedingt gewinnt, da die historischen Bedingungen andere sind.
Pyromancer:
--- Zitat von: General Kong am 15.06.2019 | 10:31 ---Das Szenario ist wenig wahrscheinlich.
Eine Unterstützung einer CDU/CSU-Minderheitenregierung durch eine NPD-Fraktion und NPD-nahe Minister wäre in der Lage der Bundesrepublik - Kalter Krieg, Misstrauen, auch der westlichen Nachbarländer, gegenüber einem erstarkten Nazismus (ohne "Neo-", da waren noch genug "alte Kameraden" in den Behörden -> Kiesinger) - kaum denkbar.
--- Ende Zitat ---
Zu der Zeit hatten wir in Westdeutschland doch seit drei Jahren einen Ex-NSDAP-Bundeskanzler...
Aber wir kamen im Geschichtsunterricht nur bis zur Weimarer Republik, und die 60er/70er-Jahre sind eine Zeit, von der ich nur sehr wenig Ahnung habe.
--- Zitat ---Die Frage ist nicht so sehr "Wie sähe Deutschland 2019 aus?", sondern "Wer gewinnt den deutschen (europäischen?) Bürgerkrieg bis 1980?"
--- Ende Zitat ---
Meine Hoffnung wäre, dass Deutschland die vier Jahre ohne Bürgerkrieg überlebt, bis eine sozial-liberale Koalition übernimmt und sich die Stimmung ein bisschen abkühlt.
General Kong:
Ja, das zu Kiessinger sollte der "->" verdeutlichen.
Aber der Unterschied zu deinem Szenario wäre ja, dass der historische Kiesinger immer versuchte, seine Parteimitgliedschaft kleinzureden bzw. zu relativieren (wurde nur Mitglied um zu den Nazismus zu "mäßigen" ::)) und schon deshalb ordentlich Gegenwind und Kritik bekam.
Nun stelle man sich einen Bundeskanzler Kiesinger mit einer starken SPD-Opposition vor, der sich von einer mit Ex-PG nur so durchsetzten NPD tolerieren lässt und weitere parteilose Ex-PG in das Kabinett aufnimmt, um der APO mal zu zeigen, wo der Eingang zu den Kellern in den Polizeirevieren ist!
Dein Szenario für die 70er ist sehr reizvoll, aber du springst zu kurz (oder zu weit in die Gegenwart), wenn du diese Zeit außen vor lässt.
Denn egal, was sich da wie abgekühlt hätte - die Hitze dieser Auseinandersetzungen hätte den sog. Deutschen Herbst 1977 ausehen lassen wie einen Kindergeburtstag mit Liedern und Topfschlagen!
Die SPD-FDP-Koalition hätte von der Kiesinger-Ex-PG-Regierung ein zerrüttetes Land übernommen, nachdem diese der Situation nicht mehr Herr geworden wäre.
Möglich wäre auch eine Rückkehr zu einer autoritären Regierungsform - langhaarige Gammler waren in Wirtschaftswunderland-BRD nämlich in der Gesellschaft ab 35+ ziemlich verpönt.
Nun stelle man sich vor, dass die richtig auf den Pudding schlagen (mit einer Roten Armee Fraktion, die diesen Namen mengenmäßig auch verdient) - mir kommt da vor dem Hintergrund des Kalten Krieges Chile in den Sinn: ein autoritäres Regime im Frontstaat Westdeutschland (Chile oder Südkorea als Vorbild).
Hochbrisant! Mit der echten Roten Armee an der Elbe ...
Dann kann man dann bald eine Twillight 1980-Kampagne leiten ...
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