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Diebe, Banden, Gilden

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Maarzan:
Diebe und ähnliches zwielichtiges Gesindel sind ja auch ein beliebtes Element von Rollenspielen, sei es als Gegner oder aber auch als eigene(r) Beruf(ung).
Wenn man sich aber die Speilwelt so ansieht, insbesondere weniger entwickelte/dünner besiedelte wie Fantasy, Postapos, etc:

Wie viel und was muss es eigentlich an normaler Bevölkerung geben, damit sich das als Hauptjob lohnt?
Wobei ich hier schon den heimlichen unterweltlichen Aspekt fokusieren will und nicht auf Fälle, wo das aus einer quasi in der eigenen Kultur mehr oder weniger legitimierten Form gegen effektiv Fremde/Andere gerichtet ist.

Am ehesten wird das wohl noch mit Vieh- und Erntedieben in lockeren Siedlungsgebieten gehen, wo dann eben plötzlich etwas demNachbarn fehlt und die Beute halt auch selbst verkonsumiert wird und die alltägliche Nachbarschaftskontrolle kraft nicht  zu regelmäßigen Besuchen einladender Distanz wegfällt. 
Schon innerhalb eines Dorfes wird es erheblich schwieriger denke ich, zumindest als regelmäßige Betätigung.

Ich schätze mal eine Gemeinde muss schon wieder so groß werden, dass man den anderen nicht mehr spätestens über ein zwei Ecken per Namen kennt, beobachtbarer Verlust und Gewinn also nicht zu recht schnellen Schlüssen über deren Herkunft einlädt, bzw. bei mehrfachen Vorkommnissen es nicht vielleicht schon mit einer größeren Razzia oder durch flächendeckend misstrauische Nachbarn erledigt werden kann.

Erste "Gilden" wären dann wohl entsprechende Familienverbände.

Weitere Gedanken, Hinweise, Anregungen?

Anchises:
Für etwas was wirklich den Namen Gilde verdient, würde ich fast schon Metropolen vorraussetzen. 10.000-20.000 Leute reichen meines Erachtens einfach nicht für vernünftige organisierte Kriminalität. Anonymität ist hier nur ein Faktor, man braucht auch genug Reichtum zum abschöpfen. Das ist in einer mittelalterlichen Subsistenzwirtschaft eher schwer. Außerdem braucht man auch eine stabile Zentralgewalt. Sonst ist man halt eher im Fehdewesen, wo die von dir erwähnten "kriminellen" Familienverbände halt nicht wirklich außerhalb des Rechts operieren sondern selber Recht setzen.

Olibino:
Ich glaube Diebstahl gibt es in jeder Größenordnung. Bis hin zu Kindern die ihre Eltern oder Geschwister bestehlen. Oder die Magd die ein Schmuckstück ihrer Herrin stiehlt. Aber wenn man davon leben möchte, muß man ja auch das Diebesgut verkaufen können. Da braucht es dann sicherlich eine Stadt, um auch entsprechende Abnehmer zu finden.

AlucartDante:
Ich finde, was Olibine und Anchises sagen, ziemlich gut. Zeitgleich ist es vielleicht etwas zu modern gedacht und erinnert an heutiges Vorkommen organisierter Kriminalität. Metropolen brauchen wir nur wenn wir organisierte Kriminalität als einflussreichen Machtfaktor im Verborgenen sehen. Bei kleinen Orten kennen sich alle Beteiligten und können daher nicht im Verborgenen agieren. Außerdem wäre in kleinen Orten ein einflussreicher Machtfaktor neben der Zentralgewalt vielleicht gar nicht verborgen, sondern würde offen die Machtfrage stellen.

Ich denke das Problem ist der "Hauptjob". In weniger großen und entwickelten Populationen (unter 10 - 20.000) macht höchstens der Häuptling und der Hohepriester etwas als Hauptjob. Ansonsten hat es etwas mit Wohlstand zu tun: Wie viele Personen können 100 Bauern ernähren, die selbst nicht auf den Feldern arbeiten, aber herrschende Kaste, Priesterkaste oder Bande sind. Und warum geht die herrschende Gruppe nicht gegen die Banden vor? Je mehr es sich um eine Racketstruktur handelt, also je weniger linear die Herrschaft aufgebaut ist und desto mehr es sich grundsätzlich um eine Bandenherrschaft handelt, desto niedriger die mögliche Bevölkerung. Allerdings wäre es dann irgendwann eben gar nciht mehr kriminell.

In Städten früher hatten Bewohner neben der Haupttätigkeit auch nebenbei noch Hühner und übernahmen verschiedene Tätigkeiten. Zusätzliche Aufgaben kamen aufgrund der Geschlechterteilung.

Allerdings sind ja andere Formen von kleineren Banden völlig denkbar:

- eine Gruppe von 3 zusammenlebenden Steinzeitmenschen stiehlt ab und zu im Verborgenen diversen anderen Gruppen von insgesamt 200 Menschen Hühner, wenn sie gerade nichts anderes finden.

- bei einer mittelalterlichen Stadt von 2000 Menschen wäre es möglich, dass es 10 Prosituierte gibt, die genug Gewinn abwerfen, dass der Zuhälter weitere Angestellte hat und beispielsweise auch auf Erpressung setzt. Vielleicht arbeitet er mit einem Hehler und einem Dieb zusammen.

- Wenn man wirklich zu mehreren davon leben will, geht es wahrscheinlich am besten, wenn die Bandenmitglieder einen wichtigen Geschäftsbetrieb haben. In einer Anführer mittelalterlichen Stadt von 2000 Menschen gibt es einen einen Kaufmann, der Anführer einer Bande. Durch seine Angestellten/Handlanger gelingt es ihm, herrvoragenden Geschäfte zu machen, die dem adligen Herrscher der Stadt nicht auffallen. Vielleicht muss er auch ein Schmiergeld zahlen.

Die Möglichkeiten solcher Kleinstädte sind aber einfach beschränkt. Es gab auch mittelalterliche Metropolen mit über 10.000 oder über 100.000 Einwohnern, die sind notwendig für spannende Gilden.

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