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director’s stance - SL Beschreibungen des SC-Innenlebens

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HEXer:
Ich lese grade mal wieder einige Spielleiter-Ratgeber und bin dabei an verschiedenen Stellen auf Techniken gestoßen, in denen die Spielleitung das Innenleben der Spielerfiguren beschreibt. Also das Wissen, die Erinnerungen, Assoziationen, Gedanken, Gefühle, zusätzliche Details aus dem Characterhintergrund etc.

Dabei ist mir aufgefallen, dass ich als SL das nur sehr wenig und sehr ungerne tue. Natürlich beschreibe ich Sinneseindrücke, und stelle Charakterwissen zur Verfügung. Aber eher „von außen“ und neutral. ich schrecke davor zurück, Interpretationen und innere Reaktionen der Charaktere zu bestimmen. Weiß gar nicht so genau, warum. Irgendwie finde ich das übergriffig und tendenziell ‚railroadig‘.

Wie seht ihr das und wie handhabt ihr das? Wie oft benutzt ihr Sätze wie…

„Du weißt, dass…“
„Du erinnerst dich an damals, als du…“
„Das Verbindest du mit…“
„Dabei denkst du an…“
„Dabei fühlst du dich…“
„Das macht dich traurig/wütend…“

wenn ihr spielleitet? Wie sehr übernehmt ihr die Rolle eines Regisseurs, der auch bei seinen Protagonisten Einfluss auf deren Innenleben geltend macht? Wie sehr übernehmt ihr in dieser Hinsicht einen „director‘s stance“?

KhornedBeef:
Bin ein Freund von starker Souveränität über den Spielercharakter.
Gefühle nein, Wissen oder Erinnerung ja, aber am besten mit "Können" als Hilfsverb.
Ausnahme: gibt es einen Zwang in der Fiktion, dann kann das auch ein Zwang im Spiel sein (Gedankenkontrolle, Anblick nicht-eukkidischer Geometrie). Da ist man bei vielen Systemen aber auch schnell beim Würfeln.

schneeland:
Ich versuche das ebenfalls zu vermeiden, da ich das als übergriffig empfinde - das Innenleben des Charakters gehört m.E. klar dem Spieler.

Luxferre:
Selten.
Liegt daran, dass ich diese Art Übergriffigkeit an meinen Charakteren selbst nicht mag, also versuche ich es als SL auch anders.

Mein Anspruch ist, dass ich als SL ein von mir gewünschtes Gefühl provoziere, aber nicht von außen vorgebe. Ich erzähle natürlich manipulierend, benutze gewisse Reizworte. Aber nur, wenn mir etwas daran liegt, auch genau dieses Gefühl am Tisch zu haben. Man muss die Gefühle ja nicht plakativ vorgeben, da alles auf jede/n auch anders wirkt. Daher versuche ich eine saubere und bildhafte Beschreibung hinzubekommen:

Nicht:
"Eure Charaktere fühlen sich hundeelend in der Stadt. Der Gestank erdrückt euch. Die Not der Menschen lässt euch verzweifeln."

Eher:
"Als ihr in die Stadt kommt, ist die Not der Menschen dort geradezu greifbar für euch. Die Straßen sind dreckig, über allem liegt ein schwerer Dunst."


Nicht:
"Der Jarl der Nordmänner ist so einschüchternd, dass eure Knie schlottern und ihr kein Widerwort über die Lippen bekommt."

Eher:
"Ein imposanter Jarl sitzt lässig auf seinem noch imposanteren Holzthron. Die Leute respektieren seine Autorität offensichtlich. Er ist gewohnt zu herrschen, zu bestimmen ... und kennt sicherlich keine Widerworte."


Mir ist wichtig, die Situation greifbar, erlebbar zu beschreiben und den Spielern aber ihre Freiheiten zu lassen.
Sollen sie sich in der Stadt doch wohlfühlen, wenn ihre Charaktere so abgefuckte Bastarde sind. Oder dem Jarl frech ins Gesicht sagen, dass sie auf seine Autorität scheißen. Bitte ... dann es gibs harte Konsiguensen  >;D


Meine recht beliebigen Beispiele sind natürlich nicht der Weisheit letzter Schluss. Sollen aber grob meinen Anspruch an mich aufzeigen .. den ich selbst natürlich nicht immer erfülle. Normal.

6:
Was Luxferre schreibt. Allerdings bin ich da als SL ziemlich schlecht drin.

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