Autor Thema: [Mary Sue/Stu] Für und Wider  (Gelesen 3174 mal)

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Offline Der Läuterer

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Re: [Mary Sue/Stu] Für und Wider
« Antwort #25 am: 27.09.2019 | 08:33 »
In meinen alten Runden gab es immer Probleme, wenn NSCs von den Spielern geführt wurden.
Häufig wurden sie schlicht als Ressource mitgeführt (missbraucht).
In kniffeligen Situationen wurden sie vorgeschickt, um die Lage zu erkunden, sie wurden als Wachen aufgestellt, zum Halten der Pferde, zum Kochen etc. genutzt und einmal sogar in die Sklaverei verkauft.
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HEXer

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Re: [Mary Sue/Stu] Für und Wider
« Antwort #26 am: 27.09.2019 | 09:14 »
Ja, nee  >;D war unsauber formuliert, mea culpa!

Also ich habe alle wichtige NSC, die abseits von Commoner, Aristcrat und Co unterwegs waren ausgearbeitet. Den Waffenhändler ums Eck habe ich natürlich nicht ausgearbeitet, sondern auf fertiges Material (regelkonform ;) ) zurückgegriffen.

Es wurden natürlich nicht nur Gegner vorbereitet, sondern auch Auftraggeber, Begleiter, Supporter ... bei vielen davon brauchte ich mitunter keinen einzigen Wert im Spiel, aber es war trotzdem gut, die vorbereitet beiliegen zu haben.

Wow, und ich dachte, ich wäre immer over-prepared.  :o

Dabei fällt mir aber auf, dass ich Plot vorbereite, nicht NSC-Werte. Hab ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gemacht (also jedenfalls nicht nach kompletten Erschaffungsregeln und nciht für "normale" Abenteuer für meine Gruppen. Bei fertig ausgearbeiteten Abenteuern sieht das anders aus.

Da habe ich tatsächlich von Fate gelernt: Ich mache die Charaktere so gut oder schlecht, wie es die Gruppe und/oder die Geschichte gerade brauchen und wie es für die NSCs in der Spielwelt auch Sinn macht. Ich spiele aber auch hauptsächlich Systeme, die mir so eine Pi-Mal-Daumen-Herangehensweise erleichtern. Bei HEX beispielsweise weiß ich, dass ein durchschnittlich kompetenter Charakter 4 Würfel hat (2 im Attribut + 2 in der Fertigkeit). Das ist mein Standard von dem ich ausgehe und den ich nach Situation und Bedarf modifiziere. Das entscheide ich aber am Tisch so wie es allen am meisten Spaß macht - ich simuliere weder Spielwelt noch Story, sondern höre beim leiten einfach gut zu. Spieler, die derartige regeltechnische Herausforderungen suchen, werden bei mir wahrscheinlich nicht so richtig glücklich werden. Aber Achterbahn mit coolen Kurven und Loopings können sie haben.

Dementsprechend kann ich auch wenig zum Mary-Sue Thema beitragen, denke ich. Wir spielen gar nichts, wo es unbedingt erforderlich wäre, länger auftauchende NSCs zu haben. Allerdings muss ich zugeben, dass ich ein Mal Indy Jones habe auftreten lassen - der hätte (falls es nötig geworden wäre) tatsächlich Plot-Rüstung bekommen. Er wäre evtl in einem Cliffhanger verschwunden aber nicht gestorben. Ist das Mary-Sue?

Offline BobMorane

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Re: [Mary Sue/Stu] Für und Wider
« Antwort #27 am: 27.09.2019 | 09:59 »
Das wiederum finde ich einerseits ziemlich übertrieben (also die Ansicht von Spielerseite her) und andererseits schwierig bis unmöglich umzusetzen. Oder glaubst du ernsthaft, dass es auch nur einen SL gibt, der jeden(!) NPC, der im Abenteuer vorkommt, zu 100% regelkonform erschafft (&vorbereitet)? Den gibt es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht. Oder, wenn, dann nur sehr,sehr selten. Ich hätte gar nicht die Zeit & die Muse, jeden NPC nach den Charaktererschaffungsregeln zu basteln oder vorzufertigen. Ganz zu schweigen von spontan auftauchenden NSCs, die vielleicht ursprünglich gar nicht vorgesehen waren.

Es geht ja hier um SL-SC, also den Charakter den ich als SL in der Gruppe mitführe und der sollte schon Regelkonform sein und nicht irgendwelche Gimmicks haben die SCs normalerweise nicht haben können. Mein SL-SC bekommt also nicht die Modifikationen für einen Halbdämonen, weil es doch so gut zu seiner tragischen Hintergrundgeschichte(17 Seiten passt >;D). Bei einem NPC hätte ich damit kein Problem.

Bei NPCs kann man davon abweichen. Ich benutze bei der Erstellung von NPCs gerne Shortcuts und reduziere  ihre Werte, wenn sie denn welche haben, auf das was in der Situation benötigt wird. Der Spieler von dem die SC Informationen bekommen können hat dann Werte in Lügen, Menschenkenntnis und Diplomatie. Die sind dann aber nicht besser was ein PC mit vergleichbarem Kompetenzlevel erreichen könnte.Bei z.B. Pathfinder "breche" ich auch schon mal die Regeln in dem ich NSC in bestimmten Bereichen unterschiedliche Kompetezlevel gebe. Ein Meiserschmied z.B. der für Fertigkeiten als Expert 10 zählt aber für alle kämpferischen Belange als Expert 2.

Offline Chiarina

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Re: [Mary Sue/Stu] Für und Wider
« Antwort #28 am: 27.09.2019 | 11:19 »
Ich finde diese Spielleiterfiguren supernervig und oft genug denke ich, dass da jemand irgendetwas zu kompensieren hat, wenn ihm seine Allmacht als Spielleiter noch nicht reicht und er auch noch auf der Ebene der Spielerfiguren seine Finger mit im Spiel haben muss (ich nenne die Typen nicht Gamemaster, sondern Gamemeddler). Ich will mit solchen Spielleitern nicht spielen.

Der Strang hat mir aber immerhin gezeigt, dass die Grenze zwischen Spielleiterfigur und Nichtspielerfigur fließend ist. Das fand ich ganz interessant.
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Offline tartex

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Re: [Mary Sue/Stu] Für und Wider
« Antwort #29 am: 27.09.2019 | 11:49 »
In meinen alten Runden gab es immer Probleme, wenn NSCs von den Spielern geführt wurden.
Häufig wurden sie schlicht als Ressource mitgeführt (missbraucht).
In kniffeligen Situationen wurden sie vorgeschickt, um die Lage zu erkunden, sie wurden als Wachen aufgestellt, zum Halten der Pferde, zum Kochen etc. genutzt und einmal sogar in die Sklaverei verkauft.

Wo ist das Problem dabei?
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Offline Sashael

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Re: [Mary Sue/Stu] Für und Wider
« Antwort #30 am: 27.09.2019 | 12:01 »
Wo ist das Problem dabei?
Naja, dann hat man den umgekehrten Effekt wie bei einer DSA-Meisterfigur: Andere lösen die Probleme statt die SC.

In manchen Situationen ist das schon okay (Stichwort Mietlinge), aber sobald das in den Bereich "herumabenteuern" wandert, würde ich das auch als sehr unschön empfinden.
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Offline Feuersänger

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Re: [Mary Sue/Stu] Für und Wider
« Antwort #31 am: 27.09.2019 | 12:10 »
Das hat Shamus Young in einer Anmerkung zu DMotR mal sehr treffend zusammengefasst:

If you send along a high-level NPC of great majesty and power to accompany the party, you need to realize that the players will treat this character like a bazooka: The NPC will become a weapon used to solve a problem in the bloodiest and most expedient manner possible, and then discarded without ceremony.
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Re: [Mary Sue/Stu] Für und Wider
« Antwort #32 am: 27.09.2019 | 13:31 »
Hatte ich bis jetzt nur einmal,  wo ein mächtiger NSC am Rande mit dabei war.
Als Ausbilder der Gruppe.
Sie konnten bei ihm einiges lernen und auch ihre Fähigkeiten verbessern.
Der umgänglichste Typ war er nicht gerade.
Hat ihnen ganz schön in den Hintern getreten. Und wenn es so richtig schief ging,  eben diesen gerettet.
Aber dieser NSC war nie ein SC gewesen.
Also immer schon NSC.
Mary Sue höchstens deshalb, weil er cool ist, und indem was er macht ganz gut.
Normalerweise ist da kein NSC als Mitläufer oder Betreuer dabei.
Aber die SC waren alle noch Anfänger. Da hat sich das angeboten.

Yep -- zumal die "Die SC sind noch Anfänger"-Setzung ja eigentlich implizieren sollte, daß die SC noch reichlich Verbesserungspotential haben und ihren alten Ausbilder irgendwann durchaus einholen oder sogar überflügeln können, wenn sie sich nur angemessen reinhängen. Wenn einfach nur jeder "coole" NSC schon allein deswegen eine Mary Sue wäre...na, dann gute Nacht, Rollenspiel. ;)

Kurze Abschweifung am Rande: Das ist nebenbei direkt ein Faktor, der mir Elminster im Laufe seiner voranschreitenden Hintergrundgeschichtenentwicklung ein Stück weit vermiest hat. Ein superhochstufiger NSC-Magier, der seine Stufen "ehrlich" erreicht hat und mit dem die SC irgendwann auf entsprechend faire Weise gleichziehen können? Kein Problem, darf in meiner Kampagne jederzeit auftreten. Moment -- es stellt sich gerade heraus, das unser superhochstufiger Magier seine Position zumindest teilweise nur dank seiner Beischlafbeziehung mit der Göttin der Magie selbst (oder mit anderen Worten, durch persönliche SL-Superspezialsonderbehandlung) erreicht hat und daher über Kräfte verfügt, die andere eben doch nicht haben können? Öh-hm... :think:

Offline bolverk

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Re: [Mary Sue/Stu] Für und Wider
« Antwort #33 am: 27.09.2019 | 14:32 »
Das hat Shamus Young in einer Anmerkung zu DMotR mal sehr treffend zusammengefasst:

If you send along a high-level NPC of great majesty and power to accompany the party, you need to realize that the players will treat this character like a bazooka: The NPC will become a weapon used to solve a problem in the bloodiest and most expedient manner possible, and then discarded without ceremony.

Relevanter Link: Our Dearly Discarded


Edit: Fehlerkorrektur
« Letzte Änderung: 27.09.2019 | 14:53 von bolverk »
"Anyone can be a winner if their definition of victory is flexible enough."
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Online Quaint

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Re: [Mary Sue/Stu] Für und Wider
« Antwort #34 am: 27.09.2019 | 14:55 »
Naja, ne Mary Sue mitlaufen haben die dann immer ganz toll da steht, ist nicht so schön. Aber NSCs zu haben, die die Gruppe begleiten, ist nicht per se verdammenswert finde ich. Man bringt sich ja sonst auch um viele Gelegenheiten.
Und ein Spielercharakter für den SL ist natürlich manchmal schwierig, so mancher SL mag der Versuchung erliegen und seinen eigenen SC bevorzugen, aber es kann auch eine Bereicherung sein. Etwa wenn man mit kleiner Gruppengröße spielt und es, dem System geschuldet, gewisse Rollen gibt, die man idealerweise besetzt, aber an sich nicht genug Spieler da sind. Oder wenn der SL-Posten häufig wechselt. Dann spart man es sich, ständig irgendwelche SC ein und wieder aus zu bauen.

Ich muss aber auch sagen: wenn schon NSC, dann auch mit eigenem Kopf. Ich finde wer einen mächtigen NSC einbringt, der sich dann gebrauchen lässt wie eine Bazooka, der könnte auch mal seine Darstellung von NSC verbessern.
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Offline Issi

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Re: [Mary Sue/Stu] Für und Wider
« Antwort #35 am: 28.09.2019 | 08:50 »
Yep -- zumal die "Die SC sind noch Anfänger"-Setzung ja eigentlich implizieren sollte, daß die SC noch reichlich Verbesserungspotential haben und ihren alten Ausbilder irgendwann durchaus einholen oder sogar überflügeln können, wenn sie sich nur angemessen reinhängen. Wenn einfach nur jeder "coole" NSC schon allein deswegen eine Mary Sue wäre...na, dann gute Nacht, Rollenspiel. ;)
Mit dem Begriff "Mary Sue" wird halt auch inflationär umgegangen. Deshalb bin ich mir nicht sicher, ob unser Ausbilder NSC nach manchen Kriterien nicht doch eine gewesen wäre. Nach den meisten vielleicht auch nicht.

Es war auch nicht so, dass sie immer " Kindermädchen " war. Die Figur hat die SC angelernt, und ihnen einzelne Jobs gegeben:
(War ein geheimer Auftrag )
Der Spitzbube musste die Drogenszene infiltrieren,  der Magier die Magiergilde usw.
Es gab einen geheimen Stützpunkt wo man sich zu bestimmten Zeiten getroffen hat.
Bei der Infiltration der Drogenszene war er als Backup mit dabei.
(Alleine wäre der Spitzbube untergegangen )
Und als die Gruppe die Nachtclub Aktion total vergeigt hatte, musste er als "Cleaner" tätig werden.
Aber ansonsten waren die SC die meiste Zeit auf sich gestellt. Waren ja auch jede Menge Einzelaktionen dabei. (Wo nicht mal die Gruppenmitglieder dabei sein konnten)

Den Spielern selbst hat es Spaß gemacht. Vielleicht weil es sowas im Rollenspiel noch nicht gab.
Ne Dauerlösung ist das natürlich nicht.
Aber die Erfahrung war witzig.
« Letzte Änderung: 28.09.2019 | 08:53 von Issi »