Autor Thema: [Cthulhu] Echos  (Gelesen 905 mal)

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Offline Yozora

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[Cthulhu] Echos
« am: 9.02.2020 | 12:36 »
https://inyo.home.blog/2020/01/22/echos-cthulhu/

Etwas leichtere Kost als die letzte Kampagne bietet dieses Mal „Echos“ aus dem Band Die Davenport-Chroniken. Das Szenario wurde von Julia Knobloch geschrieben und ist das erste von vier Szenarien, welche die Abenteuer einer vorgefertigten Familie in den 20ern beschreiben – und damit auch ihren langsamen, mentalen Verfall.

Die Charaktere

Neal Davenport: Das Familienoberhaupt. Ein angesehener Jurist, welcher in seinem neusten Fall ein kniffliges Rätsel zu lösen hat.

Coco Davenport: Neals zweite Ehefrau, nachdem dessen erste im Kindbett verstorben ist. Sie ist eine bekannte Bühnenschaustellerin und Shakespeare-Liebhaberin.

Miles Davenport: Neals Sohn aus erster Ehe. Er will gerade eine Karriere als Journalist beginnen und hat sich in einem Second Hand Laden eine Schreibmaschine gekauft.

Earl Warren: Der Chauffeur der Familie. Ein etwas rauerer Kerl, dessen Kumpel erst kürzlich einen Unfall hatte, der etwas mit dem Fall zu tun zu haben scheint.


Die Geschichte

Eifrige Nacht

Boston, der 31. Oktober 1924. Die Familie sitzt beim Abendessen und berichtet von ihren Erlebnissen in dieser Woche. Cocos guter Freund Dr. William Milton ist während einer gemeinsam besuchten Vorstellung an einem Herzinfarkt verstorben und Neal hat einen neuen Fall: Der Literaturprofessor Edgar Brown wurde erstochen. Hauptverdächtige ist seine Ehefrau, doch es gibt keine Tatwaffe und kein Motiv. Die anderen mutmaßen, der Täter könne auch ein Student oder ein anderer Professor gewesen sein, der in Konkurrenz zu Brown stand. Miles hält die Geschichte für eine hervorragende Story und will seinen Vater am nächsten Tag begleiten, um darüber zu schreiben. Vielleicht bringt ihm das einen Durchbruch.

Am nächsten Morgen fühlen sich alle irgendwie schlapp und müde. Das Bettzeug des Ehepaares und Cocos Hände sind tintenbefleckt, sie findet aber kein verschüttetes Tintenfass. Auch Miles verhält sich merkwürdig: Er murmelt irgendetwas vor sich hin und kann nicht damit aufhören, bis er sich die Zunge festhält. Und Earl hört Stimmen. Er taucht den Kopf unter Wasser, schlägt sich, aber nichts hilft. Erst, als er seine Katze anschaut, endet der Spuk abrupt.

Nach und nach findet jeder von ihnen zusammengeknüllte, mit einer Schreibmaschine getippte Botschaften und Coco glaubt, das Tippen der Schreibmaschine zu hören. Als sie Miles‘ Zimmer betritt, ist dort jedoch niemand, sobald sie das Zimmer jedoch verlässt, erklingt das Geräusch erneut. Bei den gefundenen Texten sind einige Buchstaben nicht richtig eingestellt, bei einem Schriftprobenvergleich stellt sich aber heraus, dass Miles‘ Maschine in Ordnung ist – die Texte kommen also nicht von ihr. Ist also jemand in der Nacht ins Haus eingebrochen?

In den Texten geht es um ein ideales Opfer, der anscheinend irgendeiner Frau etwas angetan hat. Zudem wird von einem ominösen Buch, dem De Vermis Mysteriis, gesprochen. Am wichtigsten ist allerdings, dass indirekt über Morde geschrieben wird: An P.M und E.B. Unterzeichnet wurde mit L.T.

E.B. steht höchstwahrscheinlich für Edgar Brown, ein möglicher Beweis für die Unschuld von Neals Mandantin!

P.M.

Gemeinsam fährt die Familie zum Gefängnis, um mit Alice Brown zu sprechen, doch aus ihr ist nichts herauszubekommen. Sie scheint etwas gesehen zu haben, für das man sie jedoch für verrückt erklären würde, deshalb rückt sie nicht mit der Sprache heraus. Miles liest unterdessen die Zeitung und erfährt, dass ein gewisser Patric Leonard McArthur einen tödlichen Autounfall hatte. P.M. – eine der erwähnten Personen! Und er war Professor für mittelalterliche Geschichte. Anscheinend will hier jemand einigen Akademikern ans Leder!

Da man unterwegs sowieso auf dem Weg zum Anwesen der Browns vorbeikommt, hält Earl bei einer Werkstatt, bei der einer seiner Kumpel arbeitet. Derjenige, dem McArthur vors Auto gelaufen ist. Von diesem Zeugen erfährt er, dass McArthur wohl mit seinem Sohn George ganz normal auf dem Gehweg unterwegs war und plötzlich ohne Vorwarnung auf die Straße „abgebogen“ ist, direkt vor sein Auto. In der Nähe, ein Stück hinter den beiden, stand ein älterer Mann mit wirrem Bart, abgetragener Kleidung und stechendem, bösartigem Blick – womöglich derselbe Mann, den auch Alice Brown vor ihrem Küchenfenster gesehen haben will, als ihr Mann verstarb. Man beschließt, George McArthur später zu befragen, doch nun geht es erstmal zu den Browns.

Familie Brown

Beim Anwesen der Familie Brown angekommen spricht man ein wenig mit den Angestellten und sieht sich um. Miles erfährt im Gespräch beispielsweise, dass einige der Angestellten die Familie gern beim Essen beobachten. Coco schaut sich nach der Mordwaffe um und findet auch einige Steakmesser, aber alle sind blitzeblank und wurden anscheinend eine Weile nicht benutzt. Die Ehefrau hätte die Mordwaffe sofort nach der Tat reinigen müssen, wurde aber weinend neben ihrem Mann gefunden. Zeitlich ein Ding der Unmöglichkeit. Neal findet derweil einige Briefwechsel zwischen McArthur und Brown. In einigen älteren Korrespondenzen geht es um einen gewissen Tellingham, welcher das Werk „Über den Wahrheitsgehalt okkulter mittelalterlicher Schriften“ publiziert hat. Ein Schundwerk, wie es scheint und später wurde dem Autor von Dr. Milton eine schizophrene Störung diagnostiziert. Es scheint, hier laufen alle Fäden zusammen: Alle drei der kürzlich verstorbenen Männer hatten etwas mit dem Ende der Karriere dieses Tellingham zu tun!

Als die Familie wieder zusammenkommt, um sich auszutauschen, hören sie wieder das Klacken einer Schreibmaschine und Earl und Miles beginnen, wirres Zeug zu reden. „Ah, endlich wieder jung!“ „Robert wird der Letzte sein.“ Zu allem Überfluss schaut Miles in den Badezimmerspiegel, als er sich das Gesicht waschen will, um den Sprachfluss zu stoppen. Im Spiegel sieht er, wie überall auf seinem Körper und auf seiner Kleidung Buchstaben erscheinen und er beginnt, sich auszuziehen. Coco entdeckt ihn, sieht aber keine Buchstaben und schimpft ihn aus, bis er wieder klar bei Verstand ist.

Die Angestellten des Hauses sind verständlicherweise verschreckt, aber Neal hält sie noch davon ab, sie fortzujagen. Er hat Tellinghams Buch gefunden, ein handschriftliches Stück Wirrwarr, geschrieben in verschiedensten Sprachen und scheinbar das Werk eines Wahnsinnigen. Nach diesem Fund macht man sich auf den Weg zu George McArthur.

George McArthur

Auf der Fahrt zum nächsten Zeugen dreht Earl plötzlich durch. Er fängt an zu schreien: „Niemand kann ihn retten!“ Dann verliert er die Kontrolle über den Wagen. Glücklicherweise wird niemand schwer verletzt, aber Neal muss zuhause anrufen, um den anderen Wagen herbringen zu lassen. Von dem Angestellten erfährt er dann auch, dass einer der anderen Angestellten plötzlich wie hypnotisiert war und wie wild etwas auf Miles‘ Schreibmaschine geschrieben hat. Es ist wieder sehr wirres Zeug, das darauf hindeutet, dass der Täter sich um eine Frau namens Rose sorgt und den Mann, der ihr Leben zerstört hat, umbringen will.

Schließlich kommt die Familie bei McArthur an, wo George ihnen noch einmal von dem alten Mann mit dem wirren Blick berichtet. Weitere Details gibt es jedoch nicht und so fährt man weiter zu Familie Milton.

Robert Milton

Nach allem, was die Familie weiß, trachtet Tellingham Robert nach dem Leben. Wahrscheinlich, weil die Familie seiner Frau oder Tochter irgendetwas angetan hat oder er das glaubt. Robert lässt die Familie ein, auch wenn er eigentlich in Trauer um seinen Vater ist. Umso verstörter ist er, als Neal über Tellingham zu sprechen beginnt, also holt er seine Ehefrau dazu. Die beiden haben einen Sohn von nicht einmal 10 Jahren, der Earl sofort unheimlich erscheint.

In einem längeren Gespräch erfahren die Ermittler, dass William Milton Tellinghams Frau aufnahm, nachdem er Tellinghams Krankheit diagnostizierte und der Verrückte daraufhin untertauchte. Tellinghams Tochter, Mary Rose, heiratete später Robert Milton und ist dessen Familie noch immer unendlich dankbar für alles, was die Familie für sie getan hat, da ihre Mutter damals ja nichts mehr hatte. Coco warnt das Ehepaar, dass Tellingham womöglich Robert nach dem Leben trachtet, doch die beiden glauben wenig daran. In ihren Augen ist der verrückte Alte schon lange tot.

Tellingham

Bevor sie gehen, ruft Miles noch einmal zuhause an und überprüft, ob sich auf seiner Schreibmaschine Tellinghams Initialen befinden und tatsächlich – es ist die Schreibmaschine des Verrückten, den sie gerade jagen. Als sie das Anwesen verlassen, sehen sie eine kurze Vision eines verfallenen Holzhauses in einer der düstereren Gegenden der Stadt. Dort muss sich Tellingham aufhalten! Da er wahrscheinlich gerade seinen letzten Mord vorbereitet, beeilt man sich, hinzufahren.

Die Tür des halb verfallenen Gebäudes steht offen, modriger Geruch steigt ihnen in die Nase. Auf dem Wohnzimmertisch befindet sich der Abdruck im Staub, der zur Schreibmaschine passen könnte und es gibt eine verborgene Kellertür. Coco entdeckt jedoch, dass die Spuren nach oben führen, also geht es hinauf. Der widerliche Geruch von Verwesung und Blut schlägt ihnen entgegen, als sie auf dem Dachboden ankommen. In einem Kreis aus Blut liegt eine geschlachtete Ziege, daneben sitzt der verrückte alte Mann, der an den Tatorten gesichtet wurde. „Zu spät“, haucht er. Die Männer versuchen, ihm die Fotos, die er umklammert hält, zu entreißen und einer von ihnen schlägt ihn tot. Irgendwo liegt ein altes Tagebuch, in dem etwas über einen Zauber steht, mit dem man einen Körper übernehmen kann. Der Zauber kann nur am heutigen Tag ausgeführt werden und man benötigt ein Abbild des Ziels, dessen Körper man übernimmt. Leider hält Tellingham sowohl das Foto von Robert als auch von dessen Sohn, sodass man nicht mit Sicherheit sagen kann, in wessen Körper seine Seele nun eingefahren ist.

Epilog

Die Familie verlässt den Ort des Geschehens und ruft anonym die Polizei. Mit den gesammelten Beweisen kann Tellingham als Mörder von Edgar Brown identifiziert werden und Neals Mandantin kommt frei. Neal ist danach aber niemals wieder derselbe, er muss stets Menschen um sich haben, um sich sicher zu fühlen und Coco rettet ihn mit ihrer Vernunft davor, die übernatürlichen Details des Falls an die Öffentlichkeit zu bringen und die Familie dadurch zu ruinieren. Miles hat unterdessen die Idee, Journalist zu werden, aufgegeben und studiert stattdessen Literaturwissenschaften. Sein erstes Werk nennt er die „Davenport-Chroniken“. Earl ist fest davon überzeugt, dass Tellingham von Roberts Sohn Besitz ergriffen hat und fährt diesen kurz nach den Ermittlungen „ausversehen“ tot. Und niemand von ihnen bekommt mit, wie sich Roberts Blick verändert und er Interesse an Tellinghams Forschungsfeld bekommt…


Fazit

Das Szenario hat auf jeden Fall Spaß gemacht, allerdings gibt es deutlich zu viele NSC. Wir sind regelmäßig mit den Namen nicht hinterhergekommen und am Ende gab es nochmals eine große Verwirrung über das Beziehungsgeflecht der Familie Milton.

Das Szenario ist übrigens am besten auf die Familie abgestimmt, die anderen drei im Buch hängen nicht direkt damit zusammen und könnten auch mit irgendwelchen anderen Charakteren bespielt werden, was sehr schade ist. Hier hätten Lektorat und Autoren ein bisschen besser auf den SC und den vorangegangenen Szenarien aufbauen können.
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