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Erklärt mir den "richtigen" Einsatz von Ritualmagie

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McMolle:
Ahoi Freunde des 13ten Zeitalters,

ich habe ein Problem beim Verständnis von Ritualmagie. Wann soll/muss man die Einsetzen?

Konkreter: Die Grunderklärung (Core Book [=CB] S. 192) verstehe ich: Der Spieler will also etwas mit Magie erreichen - weil der Erzmagier das auch so machen würde - , was von den Zauberregeln aber nicht abgedeckt wird.

Also flugs einen Zauber ausgewählt, ein paar Zutaten gepflückt, einen schönen (kaukasischen) Kreidekreis gemalt uuuuuuund lange genug mit den Armen gewedelt - fertig! (Natürlich das Handtuch Würfeln nicht vergessen!)

Beispiel 1 (CB S.193) leuchtet mir auch ein: Ich will einen diabolischen Bogen zerstören, also nehme ich "Säurepfeil" (warum es unbedingt Säurepfeil sein muss weiß wohl nur die Diabolistin, aber gut).

Beispiel 2 bereitet mir schon mehr Kopfzerbrechen: Warum muss ich für "Schlaf" ein Ritual improvisieren? Das macht doch innerhalb des Kampfes nichts anderes als außerhalb? Unterscheidet das magische Gewebe zwischen Kampfsituationen und nicht-Kampfsituationen?? Wie kann das funktionieren??? (Wo ist der Magierkönig, wenn man ihn braucht?)   

Ok, ich kann mir das ja noch halbwegs Schönreden, wenn man bedenkt, dass "Schlaf" ja Vorraussetzungen wie HPs hat und durch einen Rettungswürf wieder beendet werden kann, also alles Dinge, mit denen man sich außerhalb des Kampfes nicht auseinandersetzen möchte.

ABER: Da gibt es noch den Zauber "Charm Person" (CB S. 153), der nur außerhalb des Kampfes gewirkt werden darf. Also darf ich den dann einfach so wirken? Oder muss ich mir da auch wieder ein obskures Ritual aus den Fingern saugen? (Wenn das die Hochdruidin wüsste...)

UND: Da gibt es in "Eye of the Stone Thief" noch den Hinweis über Deep Keep (S. 162 EotST):

Another option is to have a wizard do a disguise self ritual(...)

WARUM in Eroberers Namen muss ich denn etwas wie "Disguise Self" - was im Kampf NICHTS bringt - außerhalb des Kampfes als RITUAL zaubern? Warum muss ich die Spieler mit dem Beschaffen von Ingredienzien, rundenlangem Armfuchteln etc. malträtieren NUR damit sie den selben Effekt haben wie der Zauber, den sie ganz normal wirken könnten? Ist das eine neue Gemeinheit der Drei???

Ja klar, man kann natürlich immer hingehen und diese Regel ignorieren oder die Bestandteile handwedeln, aber sie ist nun mal da, also möchte ich sie auch verstehen. Und das tue ich einfach nicht...

Was ist euer Ansatz hierfür?

kizdiank:
Ritual Magic erlaubt dir die üblichen Regeln der Magie auszuweiten und in der Zauberbeschreibung nicht vorgesehene Effekte auszulösen.

Der Magier möchte den verfluchten Bogen zerstören. Er hat aber keinen passenden Zauber dafür, einfach Schaden anrichten reicht nicht, sonst könnte man das Teil auch ins Lagerfeuer schmeißen. Also sucht er sich einen Zauber aus und improvisiert auf dessen Basis ein Ritual. In diesem Fall nimmt er Säurepfeil, es hätte aber auch was anderes sein können.

Und ja, du kannst Sleep, Charm Person oder Disguise Self auch einfach so anwenden. Dann sind diese Zauber aber an die Details der Zauberbeschreibung gebunden. Die Beispiele sind tatsächlich etwas unglücklich gewählt, da nicht offensichtlich ist, inwieweit die Rituale über die Basiseffekte hinausgehen. In jedem Fall können sie deutlich mächtiger sein.

Alexandro:
Ritualmagie ermöglicht es, aus der (hart verregelten) "combat magic" etwas softere "utility magic" zu machen.

Ein Beispiel: in einer Runde hatte ich einen Necromancer. Wir hatten ein paar Feinde getötet und dieser wollte diese posthum befragen. Bei D&D wäre das der Zauber "Speak with Dead", der dann einen Rattenschwanz von Sonderregeln mitbringt (und nekromantisch orientierten Wizards gar nicht zur Verfügung steht, was ziemlicher BS ist, nebenbei gesagt).
Dann werden folgende Fragen gestellt:
1. Hat der Ritualwirker einen Spell, welcher vom Fluff her in eine ähnliche Richtung geht?
Im konkreten Zauber hatte der Necromancer den Zauber "Channel Life", der einem Ziel die Lebenskraft entzieht (Schaden macht) und auf ein anderes Ziel überträgt (dieses heilt). Das war schonmal eine gute Grundlage.
2. Wie involviert ist das Ritual?
Hier wird entschieden, ob das Ritual wenigen Minuten, bis zu einer Stunde oder gar mehrere Stunden dauert. Abhängig ist dabei, was der Zauberwirker zu erreichen versucht und wie sehr er den Grundspell modifizieren muss.
Im konkreten Fall entscheide ich als SL, dass die Power sehr gut passt, aber eine große Präzision erfordert (weil man eine Leiche so beleben will, dass diese sprechen und auf ihr Gedächtnis zugreifen kann). Ich entscheide mich daher, dass das Ritual 1W4x15 Minuten dauert.
3. Braucht der Magier besondere Komponenten?
Hier kann der SL besonders mächtige Magie limitieren, indem er sie an Bedingungen knüpft, die nicht ohne weiteres erfüllt werden können (Drachenblut, die Tränen einer Meerjungfrau oder was ähnlich exotisches).
Im konkreten Fall entscheide ich, dass die Komponenten nicht besonders exotisch sind, aber die Lebenskraft irgendwo herkommen muss - konkret heißt das: 2d6 HP/Runde, welche die Leiche belebt wird (das ermöglicht der Gruppe relativ einfach an Infos zu kommen, verhindert aber, dass diese einfach präventiv jede Leiche befragen, die ihnen über den Weg läuft). Wo die HP herkommen ist egal, entweder jemand aus der Gruppe opfert sich oder man macht das, was meine Gruppe gemacht hat, und sucht nach ein paar streunenden Katzen.  ;)

Alle Klarheiten beseitigt?

McMolle:

--- Zitat von: kizdiank am  4.05.2020 | 22:09 ---Ritual Magic erlaubt dir die üblichen Regeln der Magie auszuweiten und in der Zauberbeschreibung nicht vorgesehene Effekte auszulösen.

--- Ende Zitat ---

Genau das ist ja der Knackpunkt:

Ich verstehe den generellen Sinn von Ritualmagie, aber nicht die Beispiele mit Sleep oder Disguise self.

Oder anders ausgedrückt:

Säurepfeil
Zauber: Macht Schaden
Ritual: Zerstört den dämonischen Bogen

=> Verständlich

Disguise self
Zauber: Verkleidet den Zauberer
Ritual: Verkleidet den Zauberer(?)

Wo ist der Unterschied???


--- Zitat von: kizdiank am  4.05.2020 | 22:09 --- Die Beispiele sind tatsächlich etwas unglücklich gewählt, da nicht offensichtlich ist, inwieweit die Rituale über die Basiseffekte hinausgehen. In jedem Fall können sie deutlich mächtiger sein.

--- Ende Zitat ---

Meine Rede  ;D
Wobei ich das mit der Mächtigkeit kritisch sehe; Disguise Self wird ja auch mit steigendem Level besser. Wenn ein Spieler den nur als Level 1 Zauber sprechen kann, aber über ein Ritual versucht, einen Bonus ähnlich dem Level 3 oder 5 Zauber auszuhandeln fände ich das etwas befremdlich. Das hebelt meiner Meinung nach das Stufensystem aus. Wenn er nicht mächtig genug ist soll er - salopp gesagt - halt wieder kommen, wenn er den Zauber auf der entsprechenden Stufe sprechen kann...


--- Zitat von: Alexandro am  4.05.2020 | 22:35 ---Ein Beispiel: in einer Runde hatte ich einen Necromancer. Wir hatten ein paar Feinde getötet und dieser wollte diese posthum befragen. Bei D&D wäre das der Zauber "Speak with Dead", der dann einen Rattenschwanz von Sonderregeln mitbringt (und nekromantisch orientierten Wizards gar nicht zur Verfügung steht, was ziemlicher BS ist, nebenbei gesagt).

--- Ende Zitat ---

Der 13th Age Necromancer hat doch auch einen "Speak with the Dead" Zauber (13th True Ways, S. 88)? Warum dieser Umweg? Oder war der Character ein "normaler" Wizard, der eher nekromantisch angehaucht war?

kizdiank:

--- Zitat von: McMolle am  5.05.2020 | 16:29 ---Wobei ich das mit der Mächtigkeit kritisch sehe; Disguise Self wird ja auch mit steigendem Level besser. Wenn ein Spieler den nur als Level 1 Zauber sprechen kann, aber über ein Ritual versucht, einen Bonus ähnlich dem Level 3 oder 5 Zauber auszuhandeln fände ich das etwas befremdlich. Das hebelt meiner Meinung nach das Stufensystem aus. Wenn er nicht mächtig genug ist soll er - salopp gesagt - halt wieder kommen, wenn er den Zauber auf der entsprechenden Stufe sprechen kann...

--- Ende Zitat ---

Ein Ritual kommt aber auch mit besonderen Kosten, bis hin zu einem eigenständigen Abenteuer zur Erringung der Komponenten.

Der hochstufige Magier kann einen mächtigen Disguise Self routinemäßig gemäß Regeln sprechen.

Der niedrigstufige Magier kann mit einem Ritual zwar den gleichen Effekt erreichen, muss dafür aber viel mehr Aufwand treiben. Wieviel Aufwand genau, wird zwischen Spieler und SL ausgehandelt.

Und genau das macht die Rituale aus. Die Regeln geben kaum Grenzen vor, lediglich ein paar Anhaltspunkte. Da gibt es keine eingebaute Balance, was ein Ritual leisten kann ist Verhandlungssache.

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