Autor Thema: [FreeFATE/FATE Core] Exalted - Nebel auf den Wassern  (Gelesen 14418 mal)

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Offline Jiba

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Re: [FreeFATE/FATE Core] Exalted - Nebel auf den Wassern
« Antwort #25 am: 25.11.2014 | 20:46 »
Während sie sich also zurück nach Kusuinaka begeben, erkläre ich, dass mit den Stunden und Minuten, die sie unterwegs sind, langsam die Erinnerung an den Wanderer unter abendlichem Schleier aus ihrem Geist schwindet. Immer weniger Details wissen sie über den seltsamen Fremdling zu sagen, bis sie nur noch wissen, dass die Todesfürstin noch einen weiteren Gast hatte... aber wie dieser aussah... Moment, war das überhaupt ein Gast oder nur ein Diener... nein, da war überhaupt niemand. Diese Beschreibung von meiner Seite funktionierte übrigens ein wenig zu gut: In der Tat wusste zu Beginn des nächsten Spielabends niemand mehr, dass es diese Szene überhaupt gab und kein Spieler erwähnte zu Beginn des nächsten Spielabends den Wanderer auch nur mit einem Wort. Mission accomplished, würde ich sagen!

Eine ganz andere Mission lag vor der Schälenden Klinge unschuldigen Blutes und dem Schattenkettenden Spiegel der Vergiftung. Die beiden schickten sich an, dem Flüchtlingszug aus Kusuinaka nachzugehen, was dank der exzellenten Nachforschungskünste des Spiegels auch kein größeres Problem darstellte – besonders nicht, da sie auf halbem Wege den Wagen eines Flüchtlings fanden, der im Schnee stecken geblieben war. Die Todesritter halfen dem Mann und seiner Familie, die geradezu starr vor Angst war, dass sie beim Verlassen der Stadt ausgerechnet von den schrecklichen Erhabenen des Abgrunds verfolgt wurden. Ohne eine echte Wahl erklärten die Fliehenden sich bereit, den Todesrittern den Weg zu jenem segensreichen Ort zu zeigen, zu dem sie so eilig unterwegs waren. Dieser Weg führte direkt in den nahen Kreidewald einen erst lichten, dann dichten Forst aus Birken und hüfthohem Gestrüpp. Schon zuvor hatten die beiden Erhabenen Scharen aus weißen Tauben bemerkt, die sich auf den Bauernhäusern und den Bäumen entlang des Weges niedergelassen hatten und jeden Schritt mit wachsamen Augen verfolgten. Im Wald führten die Spuren genau einem kleinen Pfad aus Erde nach, einige Kilometer bis zu einer großen Lichtung, die beiden Abgründigen ein wohlvertrauter Anblick war.



Das frostbesetzte Dickicht schob sich vor dem Blick der Todesritter unvermittelt zur Seite und gaben den Blick frei auf ein beschauliches Holzfällerdorf inmitten einer kreisrunden Lichtung. Umringt von Birkenstämmen und eingewickelt in eine dünnen Schneeschicht lag es farb- und formlos da. Erst auf den zweiten Blick traten die unter dem Weiß verborgenen Zelte und Unterstände hervor, in denen sich die Flüchtlinge aus Kusuinaka provisorisch niedergelassen hatten. Zögerlich entfernten sich die Reisebegleiter der Todesritter, um zwischen der ansässigen Bevölkerung zu verschwinden und kaum jemand beachtete sie dabei: Wie als würden ihre Köpfe an unsichtbaren Fäden gezogen, wandten sich die Leute von ihren Feuerstellen in Richtung der erhabenen Neuankömmlinge. Niemand wagte ein Wort zu sagen, lediglich die sanften Flügelschläge der Tauben und die wuchtigen Schritte der Schälenden Klinge durchschnitten die unbequeme Stille.    Zwei Wächter näherten sich, mit vorsichtiger Entschlossenheit, doch sämtlicher Wille zum Widerstand wich aus ihnen, sobald die Schälende Klinge auch die Stimme erhob: „Bringt mich zu eurem Anführer!“ In Begleitung der Wächter durchmaß die Abgründige also den Dorfplatz zum großen Rathaus an der Nordseite, während der Schattenkettende Spiegel Platz in einem der wenigen Bäume nahm, die der Lichtung nach geblieben waren – um alles besser überblicken zu können. Und wie beide Todesritter die Eindrücke des Dorfes an sich vorbeiziehen ließen, kamen sie nicht umhin, das ekle Gefühl zu spüren, das sie immer fühlten, wenn ihre Vergangenheit – jene Vergangenheit, die sie einst willentlich der Leere opferten – sie doch wieder einholte.

Denn dies war das Dorf
Weißholz, das Dorf, in dem sie damals Hungriger Winds flüchtige erste Gemahlin Bethari stellten. Das Dorf, in dem der Schattenkettende Spiegel Bethari in die Nacht entkommen ließ. Das Dorf, in dem die Schälende Klinge eine unschuldige Frau tötete und häutete, weil sie Bethari nicht mehr habhaft werden konnte. 



Und es war auch Bethari, die Friedensfeder, Erhabene des Mondes, die die Schälende Klinge dann im Rathaus in Empfang nahm, als offensichtliche Anführerin inmitten der Flüchtlinge. Doch zunächst sah die Erhabene des Abgrunds sich Betharis kleinem Sohn gegenüber, der, zuvor munter vor sich hin spielend, plötzlich von der drohenden Gestalt der eintretenden Schälenden Klinge überragt wurde. Eingeschüchtert lief er sogleich zu seiner Mutter und versteckte sich hinter ihr. Erst dann erhob Bethari die Stimme und fragte die Schälende Klinge nach ihrem Begehr. Nach einen Bisschen Hin und Her, bei dem die Schälende Klinge klar machte, dass sie sich sämtliche Einmischung von Bethari in Kusuinaka verbitte, und Bethari ihrerseits erklärte, dass sie den Menschen der Stadt immer eine Zuflucht sein würde, kam es zu einem Kompromiss: Bethari versprach, ihre Spione abzuziehen und sich nicht mehr in die Angelegenheiten Kusuinakas einzumischen – dafür sollten die Erhabenen des Abgrunds jeden gehen lassen, der zu gehen wünsche. Die Schälende Klinge willigte ein, fragte aber im gleichen Atemzug nach Risaka, der Frau Hanokos, die zurückzubringen sie versprochen habe. Bethari willigt ein, Risaka mit den Abgründigen zu senden, und lässt sie sogleich rufen. Im Gegenzug nimmt der Schälenden Klinge  das Versprechen ab, dass der Sterblichen nichts geschehe und verlangt ein Pfand. Die Schälende Klinge besiegelt das Versprechen, indem sie ihre Daiklave, ihr magisches Schwert, im Dorf zurücklässt. Nach liebloser Verabschiedung steckt sie es also draußen in den Schnee. Dann zieht man wieder seiner Wege. Einen Herzschlag lang schauen sich der Schattenkettende Spiegel und Bethari noch in die Augen, bevor sie sich umdreht und die Tür hinter sich ins Schloss fallen lässt.

Auf halbem Wege nach Kusuinaka trifft der Zirkel wieder zusammen, denn der Blutrote Sturm der geraubten Gesichter und der Finstere Gebieter über Seelen und Knochen sind den Angaben der Stadtwachen gefolgt, die ihre Zirkelkameraden den Weg gen Kreidewald einschlagen sahen. Nachdem man kurz Neuigkeiten ausgetauscht hat, macht man sich auf den Weg in Richtung des Halm-und-Hand-Distriktes, um dort Hanoko zu treffen. Doch sobald man sich der Stadtmauer von Kusuinaka nähert, springen plötzlich Stadtwächter im Ornat der Königinnenwache hervor und attackieren die Erhabenen – und ihren Sterblichen Schützling, den sie für jemanden Besonderes halten, da die Schälende Klinge sich sofort schützend vor sie stellt.

Beim Kampf habe ich es mit den Mookzahlen erneut übertrieben, was für Unmut bei den Spielern sorgte, die sich von mir vorgeführt fühlten. Und sie hatten Recht... das passiert mir nicht nochmal. Jedenfalls kann ich im Nachhinein die relative Taffness und Menge ihrer Gegner storytechnisch rechtfertigen, doch es wird mich noch etwas kosten, bis ich den Spielern wieder das Gefühl gebe, dass sie kompetent sind und mit Mooks eigentlich den Boden aufwischen (sollten). Der Kampf selbst war aber sehr schön und ich hatte endlich die Gelegenheit, meine LEGO-Platzhalter für diverse Mooks auf der Zonenkarte zum Einsatz zu bringen (siehe unten). Besonders gelungen fand ich, dass der ungemein mobile Schattenkettende Spiegel immer wieder zwischen den Königinnenwächtern hin und her hetzte, Vorteile erschuf und der unbewaffneten Schälenden Klinge zuerst Dolche und dann Schwerter zuwarf, die diese todbringend gegen ihre Feinde schwang. Zum ersten Mal in der Geschichte unserer Runde endete der Kampf mit einer Concession – zu Gunsten der Spielercharaktere, die einige der geisterhaften Königinnenwachen überwältigten und für ihre Zwecke missbrauchen wollten. Der Plan war schnell gefasst: Nach diesem feigen Überfall war es an der Zeit, das Konzil der Königinnen ein für alle Mal in seine Schranken zu verweisen. Fallen mussten sie! Im Staube vor der Dame von Rubin und Kaltem Nebel herumkriechen! Und so ließen die Erhabenen des Abgrunds sich scheinbar von den Königinnenwachen verhaften und in Ketten legen, um sich direkt in den Thronsaal führen zu lassen... doch diese List sollte erst am nächsten Spielabend in die Tat umgesetzt werden.

Interessant ist, dass keiner der Spielercharaktere die überwältigten Königinnenwachen noch zuvor verhörte oder nach ihren Motiven befragte... oder auch nur eine Minute an der Version ihrer Gegner zweifelte. Mir kam das zupass: Einen Spielabend später sollte die Situation derart eskalieren...

Apropos, während ich diese Zeilen tippe liegt besagter nächster Spielabend bereits in der Vergangenheit. Also freut euch auf ein zeitnahes Update. Zum guten Schluss jetzt aber erstmal ein Blick auf meine LEGO-Mooksammlung: Die verschiedenen Farben nutze ich, um einzelne Gruppen voneinander zu unterscheiden. Die Farben habe ich auch im Offline-Wiki, das mir als Plattform für meine Kampagne dient, entsprechend aufgeführt. So habe ich immer schnell ein paar Gruppen Mooks bei der Hand, die ich auf einer Zonenkarte verteilen kann.

So weit, so gut. In Bälde geht’s weiter!
« Letzte Änderung: 30.11.2014 | 18:52 von Jiba »
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline Vasant

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Re: [FreeFATE/FATE Core] Exalted - Nebel auf den Wassern
« Antwort #26 am: 1.12.2014 | 09:55 »
Erstmal danke für die unterhaltsamen Beiträge. Beim Altar des vertrottelten Spielleiters und dem Blitzdings-SL, der den Spielern Erinnerungen aus dem Kopf wegerzählt, mussten wir herzlich lachen  :D
(Mir passiert's beim Schreiben der Zusammenfassungen aber auch mal gern, dass ich SCs verwechsle oder ne Reihenfolge verkorks)
Auf die verschiedenen Fraktionen bin ich schon gespannt. Wie ihr zusammen die Stadt gebastelt habt, klingt auch cool - schade, dass da der Enthusiasmus anscheinend so schnell raus war. Ich freu mich aber schon drauf, wenn die einzelnen Landmarken* ins Spiel kommen!

*mann, gibt's da kein vernünftiges Wort für im Deutschen? "Sehenswürdigkeiten" klingt so nach Reiseführer, "Landmarken" nach schlechter Übersetzung ausm Englischen und "Orientierungspunkt" verfehlt ja völlig den Sinn. Grmpf.

Offline DarkSilver

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Re: [FreeFATE/FATE Core] Exalted - Nebel auf den Wassern
« Antwort #27 am: 30.09.2020 | 22:04 »
Jetzt habe ich heute einige Stunden investiert und mit großer Freude über diesen Thread mein armes, altes Gedächtnis über diese wirklich geniale und schöne Abyssals Runde aufgefrischt, nur um dann betrübt feststellen zu müssen, dass es abrupt endet. *schnüff*  :'(
Ich erinnere mich auch nur noch wage an das Finale der Geschichte meinen Charakter betreffend und dass sowohl SL als auch sein involvierter NSC vom “Ende“ der Schälenden Klinge überrascht waren (ich selbst ehrlich gesagt ebenso ^^).
Aber ich habe keine wirkliche Erinnerung mehr daran was sonst noch geschehen ist, nicht an die ehemaligen Königinnen, nicht an Hungriger Wind (kann es nicht sogar sein dass er gar nicht mehr aufgetaucht ist und nur noch ein McGuffin war?) und auch das Schicksal unserer Todesfürstin und der anderen Charaktere ist mir entfallen.

Verdammt, mein altes Puddinghirn hat sogar Schwierigkeiten sich an den Mitspieler des Kettenden Spiegels zu erinnern, weil dieser Spieler zwar super in unsere Runde gepasst hatte, er aber nicht Teil unseres üblichen “harten Kerns“ ist/war.*seufz* ach ja, ich werde alt...  :-\
Andererseits, es ist immerhin auch 6 Jahre her, da kann man schonmal was vergessen. Trotz allem möchte ich Jiba nochmal dafür danken dass er überhaupt soviel hier nieder geschrieben hat. Manche Szenen waren mir komplett entfallen und kamen heute dank dieser fleißigen Archivierung mit voller Stärke und auch so mancher Gänsehaut wieder zurück.
 Auch danke für die wirklich schöne Runde, Du wirst vermutlich immer einer meiner liebsten Spielleiter (aber auch Mitspieler) sein.

 
« Letzte Änderung: 30.09.2020 | 22:10 von DarkSilver »
I don't make my mistakes more than once. I store them carefully and after some time I take them out again, add some new features and reuse them.

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Erbschwein

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Re: [FreeFATE/FATE Core] Exalted - Nebel auf den Wassern
« Antwort #28 am: 30.09.2020 | 22:25 »
Hab´s oder Möge es sein:
Nur Poetisch oder es soll nur sein.
Genossen, was für Kraft und Emotionen.
Was wohl Geschehen möge.