Autor Thema: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...  (Gelesen 50406 mal)

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Offline YY

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #525 am: 27.08.2017 | 13:55 »
Sobald es Regeln für Abzüge gibt, ist man ja mit Regeln für Prothesen schnell fertig...da gehen viele Regelwerke den offensichtlichen Weg und reduzieren die Abzüge bis hin zum Bonus (was dann die Frage aufwirft, ob man sich nicht auch mal freiwillig gesunde Gliedmaßen ab macht  :gasmaskerly: ).
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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #526 am: 27.08.2017 | 14:01 »
Sobald es Regeln für Abzüge gibt, ist man ja mit Regeln für Prothesen schnell fertig...da gehen viele Regelwerke den offensichtlichen Weg und reduzieren die Abzüge bis hin zum Bonus (was dann die Frage aufwirft, ob man sich nicht auch mal freiwillig gesunde Gliedmaßen ab macht  :gasmaskerly: ).

Und schon sind wir beim Cyberpunk. ;)

Offline Issi

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #527 am: 28.08.2017 | 09:57 »
Und schon sind wir beim Cyberpunk. ;)
Allerdings.
Es ist ja auch nicht so, dass Prothesen unbedingt etwas Bestimmtes können müssen.
Hauptsache die Figur funktioniert wieder einigermaßen.
Wenn also der Seefahrer im Kampf sein Bein verliert, und dadurch zum "Kapitän Hook" wird, dann muss zumindest klar sein, wie gut er mit dem Stumpf noch laufen kann.
Wenn mal wieder ein" Lannister" seine Hand verliert, dann muss  geklärt werden, wie gut er mit der Prothese noch kämpfen und generell hantieren kann.
Ist es eine Spezialanfertigung mit integriertem Messer, Haken und Flaschenoeffner, nach schweizer Zwergenart,  dann ist erforderlich, die Funktion der Waffen im Kampf zu kennen.
Bei einem verlorenen Auge, muss eventuell auch nur geklärt werden, wie gut die Figur mit dem verbleibenden Auge noch sieht,  und wie sich der Ersatz (Glasauge oder Augenklappe ) auf ihr Aussehen bzw. Ausstrahlung auswirkt.

Offline nobody@home

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #528 am: 28.08.2017 | 12:32 »
Und dann ist noch die zweite Frage,  ob der Spieler das überhaupt will. Bei Fate hast Du ja, wie es aussieht  die Wahl,  inwiefern du den Charakter umschreibst.

Yep. Die Regeln legen nicht fest, wie Konsequenzen (ob nun extreme oder andere) im Einzelfall auszusehen haben -- der Schweregrad bestimmt nur, wie lange ihre Auswirkungen in etwa anhalten sollten und wie der Schwierigkeitsgrad für eine eventuell zum Einsetzen der Erholung nötige Behandlung aussieht. Den genauen Effekt kann der Spieler (eventuell in Absprache mit der Spielleitung) ziemlich frei wählen, solange er halbwegs zur Situation paßt.

Noch ein Knackpunkt ist meiner Ansicht nach, daß Fate allgemein beim Umbauen von Charakteren im Lauf der Zeit ungewöhnlich flexibel ist. Der klassische Rollenspielstandard bei der Charakterentwicklung ist ja der reine Aufstieg: mein Charakter wird mit der Zeit und Erfahrung immer besser, was er mal gelernt hat, vergißt er nicht wieder, und Entscheidungen, die ich im Lauf seiner Karriere einmal getroffen habe, kann ich später nicht mehr rückgängig machen. Schon deutlich weniger Systeme weisen zusätzlich (oder vielleicht auch nur, aber das ist dann wirklich ganz, ganz selten) die Möglichkeit permanenter Charakterschwächungen auf, sei es durch unheilbare Verstümmelungen, Stufenentzug durch fiese Untote, oder schlicht Regeln zum Thema Alterserscheinungen; solche Spiele betrachten derartiges dabei üblicherweise als eigenständiges Thema, das nicht großartig irgendwie formal an die sonstigen Charakterentwicklungsregeln gekoppelt ist. Und in der Regel war's das; wenn beispielsweise mein Dieb eine Hand verliert und nicht wiederbekommen oder angemessen ersetzen kann, dann ist er halt gegebenenfalls als Dieb von da an entsprechend gehandicapt bis nutzlos, alle Anstrengung, die ich bis zu diesem Punkt in die Entwicklung seiner diebischen Fähigkeiten gesteckt habe, ist mehr oder weniger in den Sand gesetzt, und je nach System kann er vielleicht nicht mal die Laufbahn wechseln (oder zumindest nicht auf eine Art, die seiner weiteren Spielbarkeit viel nützt).

Fate tickt da etwas anders, weil ich da einmal ausgesuchte Charakterelemente ausdrücklich auch nachträglich verändern darf, und das sogar zwischen einzelnen "Aufstiegen" (denn um mich netto zu verbessern, brauche ich schon mindestens einen bedeutenden Meilenstein, während für den einfachen Austausch zweier Fertigkeitswerte oder das Auswechseln eines Aspekts oder Stunts gegen einen neuen schon ein kleiner reicht). In der Situation kann ich also ganz offiziell sagen "okay, es ergibt keinen rechten Sinn mehr, meinen einhändigen Dieb als Dieb weitermachen zu lassen...ich werd' wohl in der nächsten Zeit seine Diebeskunst und Heimlichkeit etwas senken und die Punkte dafür in andere Fertigkeiten stecken". (Ich könnte das natürlich auch aus jedem anderen Grund machen, aber eine derartige Verletzung wäre ein ziemlich offensichtlicher Anlaß.) Außerdem gibt's bei Fate strenggenommen keine regeldiktierte "permanente mechanische Schwächung"; auch die übelste Konsequenz ist erst mal "nur" ein Aspekt wie jeder andere auch und Regelvorschriften zum Erzwingen von Nettoverlusten an Punkten oder Fähigkeiten ohne Ausgleich wie bei einigen anderen Systemen gibt's nicht.

Im Endeffekt läuft es wohl darauf hinaus: wenn ich mal wirklich aus meinem frischverstümmelten Anakin Skywalker einen verbitterten Halbcyborg von Darth Vader machen will (oder auch nur damit einverstanden bin, daß sich das im Rahmen der Ereignisse so ergibt), dann ist Fate von so ziemlich allen Systemen, die ich bisher kenne, dasjenige, das mich dabei am besten unterstützt. ;)

Offline Issi

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #529 am: 28.08.2017 | 13:00 »
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nobody@home
Ja da scheint Fate flexibler zu sein.
In vielen Systemen sind Fertigkeiten halt Dinge, die sich der Spieler von seinen sauer verdienten XP erkauft hat und die ihm quasi "gehören", wie dem Zwerg seine Axt.
Wenn dann ein Unglück passiert, dann kann es halt sein, dass bestimmte Dinge völlig für die Katz waren.
Im wahren Leben ist es halt ähnlich.
Fahrrad fahren, verlernt man nicht,  OK.
Aber was nützt das,  wenn man keine Beine mehr hat?
Insofern wäre es schon sinnvoll, sollte es solche permanenten Schaeden geben, wenn man wenigstens umschulen könnte.
Vielleicht gibt es auch in einigen Systemen  extra keine permanenten Verletzungen, bzw. Zauber die das beheben können, damit jeder seine ursprüngliche Profession behalten kann.
Ich fände aber gar nicht schlecht so eine Umschulung auch unabhängig von Verletzung später noch durchfuehren zu können.
Manchmal will man ja die Figur behalten und einfach nur ihren Schwerpunkt verlagern
« Letzte Änderung: 28.08.2017 | 13:45 von Issi »

Offline Greifenklause

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #530 am: 28.08.2017 | 13:10 »
@ Issi
Der Knackpunkt ist eher, dass viele Gruppen "später erworbene Vor- und Nachteile" nicht gescheit mit EP (bzw anderen Powerleveldarstellungen) abbilden. Dadurch stellen sie sich dann auch entsprechende Folgefragen nicht.

Beispiel:
Annahme: Jeder in der Gruppe hat 1000 EP erworben. Diese stellen bis zum Zeitpunkt 0 alles dar, was der Held kann oder nicht kann bzw an wesentlichen Vor- und Nachteilen hat.
Zeitpunkt 1: SC A verliert ein Bein.
Folge1:
Er schreibt auf: "Einbeinig" sowie die entsprechenden regeltechnischen Auswirkungen.
Folge2:
WICHTIG: Er senkt sowohl die erworbenen als auch die ausgegebenen EP um einen entsprechenden Wert, die diesen Powerlevelverlust darstellen. Sagen wir mal 100 EP.
Nennt sich "Negative gebundene EP"
Folge 3:
ALLE in der Gruppe erkennen jetzt: "UUPS der ist ja nur 'für 900 stark', wir anderen für 1000"
Folge 4:
WENN die Gruppe gleichstarke Chars wünscht, werden dem Einbeinigen JETZT erst die fehlenden 100 EP erstattet und er kann sich was anderes töftes dafür kaufen (ungebundene positive EP) ODER der SL gibt ihm zwangsweise irgendeinen gleichwertigen Vorteil (gebundene positive EP).

Für Umschulungen, Verlernen etc gilt im Grunde ähnliches.
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Offline Issi

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #531 am: 28.08.2017 | 13:14 »
@
Greifenklause
Klingt logisch und gut.
Schade, dass sowas selten so konkret schwarz auf weiß  verregelt wird.


Offline KhornedBeef

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #532 am: 28.08.2017 | 13:16 »
Hm. Und was ist mit der suspension of disbelief?

"Oh mein Gott, er hat mein Bein abgebissen, aaaargh....Holy Shit, ich kann KungFu!"

Gut, strenggenommen kommen gekaufte Talente bei den meisten Systemen eh aus dem nichts.
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Offline Issi

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #533 am: 28.08.2017 | 13:23 »
Hm. Und was ist mit der suspension of disbelief?

"Oh mein Gott, er hat mein Bein abgebissen, aaaargh....Holy Shit, ich kann KungFu!"

Gut, strenggenommen kommen gekaufte Talente bei den meisten Systemen eh aus dem nichts.

Ist es nicht so, dass Leute die nicht sehen können, dafür umso besser hören und fuehlen können ?
Entstellte Menschen müssen eventuell auch wortgewandter sein als Schöne, die sich mehr auf ihr Aussehen verlassen.
Oder jemand der keine Hände hat,  lernt dafür  mit den Füssen oder dem Mund zu schreiben .....kurz man schult irgendwie um,  sowas geht ja vielleicht auch im Rollenspiel, dachte ich...... zumindest.
« Letzte Änderung: 28.08.2017 | 13:42 von Issi »

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #534 am: 28.08.2017 | 13:35 »
Hm. Und was ist mit der suspension of disbelief?

"Oh mein Gott, er hat mein Bein abgebissen, aaaargh....Holy Shit, ich kann KungFu!"

Gut, strenggenommen kommen gekaufte Talente bei den meisten Systemen eh aus dem nichts.

Ich denke, die explizit und kleinteilig von Designerseite her verregeln zu wollen, führt nur in die Irre. Da reicht eine allgemeine "legt halt für euch innerhalb der Gruppe fest, was ihr je nach Situation als möglichen Ausgleich für sinnvoll beziehungsweise kompletten Blödsinn haltet"-Regel. :)

Offline KhornedBeef

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #535 am: 28.08.2017 | 13:45 »
Ist es nicht so, dass Leute die nicht sehen können, dafür umso besser hören und fuehlen können ?
Entstellte Menschen sind eventuell auch charmanter als Schöne, die sich mehr auf ihr Aussehen verlassen.
Oder jemand der keine Hände hat,  lernt dafür  mit den Füssen oder dem Mund zu schreiben .....kurz man schult irgendwie um,  sowas geht ja vielleicht auch im Rollenspiel, dachte ich...... zumindest.
Eventuell, nach Jahren. Blind zu sein ist halt eine, äh, sehr gute Motivation um andere Sinne zu trainieren bzw. das Gehirn wird durchaus angeregt, sich neu auszurichten, denke ich.
Aber wie gesagt, genauso müsste ich ja fragen, wo andere Sachen von heute auf morgen herkommen.
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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #536 am: 28.08.2017 | 14:01 »
Man muss sich im ersten Schritt überlegen, ob alle auf dem gleichen Powerlevel spielen sollen.
Wird die Frage bejaht, MUSS es einen Ausgleich für abgefallene Beine geben, senkt ein abgefallenes Bein doch unstreitig das Powerlevel.

Wird die erste Frage verneint, sollte man sich im zweiten Schritt fragen, wie dreckig und einschränkend man überhaupt spielen will.
Ist die Einschränkung - und sei es nur die gefühlte - durch das abgefallene bein zu eklatant, sollte man es entweder von vornherein sein lassen oder irgendeine Form von zumindest etwas Ausgleich anbieten.

In beiden Fällen ist aber die Abbildung über EP sehr zu empfehlen.
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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #537 am: 28.08.2017 | 14:52 »
senkt ein abgefallenes Bein doch unstreitig das Powerlevel.

Nicht zwingend - es gibt auch Systeme, in denen man das problemlos gar nicht erst zum (spielmechanischen) Thema machen muss und somit auch keine Lösung braucht.
Wobei man davon ausgehen kann, dass es dann für die "Entstehung" des fehlenden Beins auch keine sinnvolle spielmechanische Grundlage gibt (ich will nicht ausschließen, dass sich Beispiele für diese Konstellation finden. Nur wird es dann eben nur in Ausnahmefällen sinnvoll sein).


Fahrrad fahren, verlernt man nicht,  OK.
Aber was nützt das,  wenn man keine Beine mehr hat?
Insofern wäre es schon sinnvoll, sollte es solche permanenten Schaeden geben, wenn man wenigstens umschulen könnte.

Da ist für mich primär die Frage, wie man das in der Praxis handhabt.
Hängt auch damit zusammen, wie das System EP/Lernzeiten betrachtet.

Wenn SCs weitgehend statisch sind und durch EP kleine Veränderungen eintreten, tut man sich damit schwer.

Sieht man vorhandene Fähigkeiten aber als die Dinge, in die der SC ständig weiterhin entsprechende Anteile seiner Zeit investieren muss, ist das "plötzliche" Umlernen ein großes Stück näher gerückt.
Aber spätestens bei dem Thema, wie schnell man was verlernt und welche Fähigkeiten man wie schnell neu erwerben kann, sollte man sich fragen, wie viel Wert man da ernsthaft auf Simulation bzw. Glaubwürdigkeit legt und wie weit man damit einverstanden ist, das als möglichst dünnes Deckmäntelchen für ein Weiterspielen auf gleichem Powerniveau zu belassen.


Vielleicht gibt es auch in einigen Systemen  extra keine permanenten Verletzungen, bzw. Zauber die das beheben können, damit jeder seine ursprüngliche Profession behalten kann.

Wieso vielleicht?
Natürlich gibt es in vielen Systemen genau deswegen keine permanenten Verletzungen, damit man ganz grundsätzlich nicht mit den zugehörigen Problemen konfrontiert wird (also auch jenseits der Profession).
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Offline Issi

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #538 am: 28.08.2017 | 15:32 »
Zitat
Sieht man vorhandene Fähigkeiten aber als die Dinge, in die der SC ständig weiterhin entsprechende Anteile seiner Zeit investieren muss, ist das "plötzliche" Umlernen ein großes Stück näher gerückt.
Aber spätestens bei dem Thema, wie schnell man was verlernt und welche Fähigkeiten man wie schnell neu erwerben kann, sollte man sich fragen, wie viel Wert man da ernsthaft auf Simulation bzw. Glaubwürdigkeit legt und wie weit man damit einverstanden ist, das als möglichst dünnes Deckmäntelchen für ein Weiterspielen auf gleichem Powerniveau zu belassen.


Um etwas wirklich zu können, braucht es im Reallife Übung und Zeit.
"Jaime Lannister" braucht mit seiner Handprotese ja auch erst Mal Zeit, und einen Lehrmeister alias "Bronn",bis er wieder halbwegs kämpfen kann.
Man könnte den Verletzten auch die Punkte im entsprechenden Verwendungszweck gutschreiben, sie aber erst nach einer gewissen Zeit wirksam werden lassen.
Das wäre dann eine Kombi aus "Umschreiben" und "Aussetzen", gegen die niemand entwas sagen könnte.

Man kann es natürlich auch sofort wirksam werden lassen, wenn die Helden ohnehin gewohnt sind, Dinge über Nacht zu lernen. Und sowas generell gehandwedelt wird.

Ich finde es aber trotzdem prinzipiell gut für einen Ausgleich zu sorgen oder sogar jene Spieler zu belohnen, die sich dafür entscheiden eine solche Figur weiter zu spielen und ihr ein neues Profil zu geben.
Zum Beispiel durch extra XP. -Die man dann später ausgeben darf.
So kommt sich der Spieler auch nicht so krass als Verlierer vor. Man würde mMn. automatisch den Schwerpunkt mehr Richtung Story und Charakterentwicklung schieben.
Ich glaube jetzt auch nicht, dass es deshalb auf Dauer nur noch Verstümmelte geben würde....aber vielleicht täusche ich mich da. ~;D
« Letzte Änderung: 28.08.2017 | 15:35 von Issi »

Offline KhornedBeef

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #539 am: 28.08.2017 | 15:47 »
Also mein Savage Worlds - Alchimist (sic!) hatte auch nur deshalb nicht den Nachteil "Einäugig" weil eh schon niemand anderes in der Gruppe werfen kann, und meine Feuerballelixiere sonst nutzlos wären.  >;D
Aber ja, verzögerte XP oder so etwas wären eine Idee.
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Offline Der Läuterer

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #540 am: 21.11.2020 | 19:23 »
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           * Raise Fred *

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

Ich wollte eigentlich einen neuen Thread aufmachen, da dieser hier aber ursprünglich eh von mir stammt...

-

Ich bin in unserer Kampagne zum selbstbestimmten Chartod übergegangen.

Wir sprechen hier nicht von One Shots, sondern von langen Kampagnen.

Meine Spieler und ich lieben die Entwicklung der Chars zum Guten wie zum Schlechten und ich empfand den Chartod schon immer als einen unangenehmen Bruch (Die Einbindung des neuen Chars gestaltet sich unlogisch und schwierig / Der Spieler kommt mit dem Chartod überhaupt nicht klar).

Da ich Gummi- / Schicksalspunkte als Notnagel generell nicht mag...
- irgendwann verhaut man den Re-Roll
- die Wiedererweckung geht schief
- der Pool an Schicksalspunkten ist erschöpft
- oder man läuft an der nächsten Ecke erneut dem Tod in die Arme
... musste (für unser Gruppe) etwas Neues her.

So richtig glücklich bin ich damit zwar auch nicht, aber es kommt meinen Bedürfnissen als SL, den Anforderungen ans Kampagnen Spiel und der Eigenverantwortung der Spieler für die Storyline ihrer Chars am nächsten.

Das Ergebnis einer tödlichen Situation:
Der Char ist entweder lfd (left for dead) oder der Spieler entscheidet, dass sein Char einen lohnenswerten tragischen bzw. heroischen Tod erleidet.
Entscheidet er sich für lfd, dann überlebt sein Char noch knapp, ist aber ramponiert und angeschlagen.
Power Gamer: 38% | Butt-Kicker: 8% | Tactician: 67% | Specialist: 38%
        Method Actor: 96% | Storyteller: 83% | Casual Gamer: 13%

Nur wenige Menschen sind stark genug, um die Wahrheit zu sagen und die Wahrheit zu hören.
- Luc de Clapiers Marquis de Vauvenargues -

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #541 am: 21.11.2020 | 19:27 »
Das ist genau die gleiche Lösung, wie sie in unserer langjährigen Ars Magica-Runde erfolgreich praktiziert wird.
Ich bin viel lieber suess als ich kein Esel sein will...
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Nicht Sieg sollte der Zweck der Diskussion sein, sondern
Gewinn.

Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist

Offline Weltengeist

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #542 am: 21.11.2020 | 20:43 »
Das Ergebnis einer tödlichen Situation:
Der Char ist entweder lfd (left for dead) oder der Spieler entscheidet, dass sein Char einen lohnenswerten tragischen bzw. heroischen Tod erleidet.
Entscheidet er sich für lfd, dann überlebt sein Char noch knapp, ist aber ramponiert und angeschlagen.

Das halte ich seit diesem Jahr genauso. Entscheidet sich der Spieler für "überleben", bekommt er irgendwelche heftigen Nachteile (bleibende Schäden, Verlust von irgendetwas wirklich Wichtigem, Rückschlag in den Charakterzielen,...). Eventuell ist auch eine Queste fällig, um ihn überhaupt wieder spielbar zu machen. Aber die Kampagne kann mit ihm weitergehen. Entscheidet er sich dagegen für einen dramatischen Abgang, dann kriegt er auch genau das - einen Abgang, an den man sich hoffentlich wirklich erinnert.

(Wer bis zum Sommer 2017 zurückblättert sieht, dass ich damit meine eigene, jahrelange Überzeugung massiv korrigiert habe. Aber es funktioniert am Spieltisch einfach besser, als eine Figur, auf die eine ganze Kampagne zugeschnitten wurde, einfach wegen eines dämlichen Glückstreffers streichen zu müssen.)
« Letzte Änderung: 21.11.2020 | 20:44 von Weltengeist »
"Wenn ich in Unterleuten eins gelernt habe, dann dass jeder Mensch ein eigenes Universum bewohnt, in dem er von morgens bis abends recht hat." (Juli Zeh, Unterleuten)

Spielt derzeit: The Wild Beyond the Witchlight (Savage Worlds - Prismeer), Troubleshooter (Savage Worlds - Starfinder)
In Vorbereitung: -

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #543 am: 21.11.2020 | 21:59 »
Oh, das hier könnte der ideale Ort sein, um über Devon zu sprechen, meinen inaktiven SC in Blades in the Dark. Achtung, etwas länger.

Wir spielen keine Crew von Gaunern, sondern Vigilantes, wollen also Leuten helfen und die Dinge irgendwie besser machen. Oder so. Von Anfang an hatten wir vier sehr unterschiedliche SCs in der Gruppe und das war großartig. Einige etwas stiller, andere etwas lauter. Wie das bei funktionierenden Runden so ist, haben wir uns relativ schnell einen Rhythmus erarbeitet und wussten so ungefähr, wie die anderen Spieler ticken und in welchen Themen und Aktionen die jeweiligen SCs sich wohl fühlen.

Devon war von Anfang an ein Risikopatient und ein Charakter, der zum Scheitern verurteilt war. Das war von mir auch mit Absicht so gewollt. Ich hatte immer wieder Sorge dass es zu viel wird und er als Spotlight-Hugger und Störelement eher zum Schaden der Runde ist, glaube aber das (größtenteils?) vermieden zu haben. Meine Idee war, einen Charakter zu spielen, der zwar bei "den Guten" mitmacht, aber nie wirklich einer von ihnen war und gedanklich immer noch im Straßen- und Bandenkrieg seiner Jugendjahre steckt. Devon hat Dinge immer eskaliert: er hat zu Gewalt gegriffen wenn Diplomatie sinnvoller wäre und er hat quasi bedenkenlos Häuser (und Personen) in Brand gesteckt. Er war auch Comedic Relief, weil nicht alle seine Pläne (Charatertyp Spider) wirklich geklappt haben - unabhängig vom Würfelglück. Zwischendurch dann aber schon und so ein geglücktes Husarenstück war dann immer ein Fest, fand ich. Was Devon aber vor allem gemacht habe, und dass das geklappt hat freut mich bis heute diebisch >;D, ist die anderen SCs (und zu einem gewissen Teil auch die Spieler) zu korrumpieren. Ich konnte zwischendurch den Standpunkt von Devon immer wieder so argumentieren, dass alle mitgemacht haben - teils wider besseren Wissens. Und die Auswirkungen davon bemerkt man in der Gruppe bis heute, weil Devon oft derjenige war, der mit einer Idee rausgeplatzt ist und alle mitgezogen haben. Großartige Runde insgesamt.

Dann habe ich entschieden, dass es reicht. Devon musste gehen, weil das Spiel aus meiner Sicht zu kippen drohte. Ich bisschen ideologisches PvP finde ich in gemischten Gruppen immer gut, aber eigentlich wollten wir ja die Guten sein. Und auch wenn ich die düsteren Töne, die unsere ansonsten gefühlt "normale" Blades-Runde zwischendurch anschlug (oft durch Aktionen, die von Devon ausgingen oder von ihm mitbestimmt waren), sehr spannend fand und finde, hatte ich das Gefühl, hier einen Stopp machen zu müssen.

Devon, der eh seine Identität wechseln musste aus Gründen™, hat dann einen öffentlichkeitswirksamen Abgang geplant (um dann offiziell als tot erklärt zu werden) und das gab mir Gelegenheit, mich mit dem Gedanken des von von mir initiierten Aus anzufreunden. Und irgendwie fand ich dass dann auch spannend, weil ich sowas noch nie vorher gemacht hatte. Der allergrößte Spaß kam dann aber, als Devon von seiner Crew verraten wurde, die zwischenzeitlich eine Art Krisensitzung hatten, weil er ihnen zu rücksichtslos und gefährlich geworden war. Das hatte ich nicht kommen sehen, und es hat mir die Angelegenheit nachhaltig versüßt.

Aktuell ist Devon in Hand der Autoritäten noch irgendwo präsent in unserer Runde und ich denke, er wird als NSC vielleicht noch direkt oder indirekt noch einmal auftauchen oder Dinge beeinflussen - allein weil der Verrat an ihm noch als "Ding" über der Gruppe schwebt, wo irgendwann vielleicht nochmal der Knoten platzt... also, im guten Sinne von spannendes SC-Drama. Ich bin gespannt.
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Offline SirLittleDragon

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Re: Oh nein! Ich bin doch viel zu jung, zum sterben...
« Antwort #544 am: 22.11.2020 | 08:10 »
Seltsamerweise denke ich grad, dass es umgekehrt doch irgendwie logischer ist.

Bei einem One-Shot ist es extrem ärgerlich, wenn der (vorgefertigte) Charakter vorzeitig abnippelt.
Da quäl ich ihn lieber noch voll verkrüppelt bis zum Ende durch.  :headbang: Damit der Spieler noch beteiligt ist. :)



Eine lang bespielter Charakter hingegen darf sterben und in die Hall Of Fame als Ansporn für den Rest der Runde.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Er hatte ja eine gute Zeit. :)

Edit: Mir gefallen allerdings auch Zombie-, NSC- oder Geisterlösungen.  :d
« Letzte Änderung: 22.11.2020 | 08:15 von SirLittleDragon »
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