Autor Thema: Wie definiert man klassisches Rollenspiel?  (Gelesen 1870 mal)

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Offline Ma tetz

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Re: Wie definiert man klassisches Rollenspiel?
« Antwort #25 am: 27.06.2022 | 12:04 »
Ich vermute ja, Ma tetz versucht zwei der wichtigen Unterschiede zwischen den D&D-artigen und RQ-artigen Ansätzen zu beschreiben:

1) RQ-artige modellieren in der Regel die Figur detaillierter als D&D-artige
2) die Betonung der Re-enactment tradition a la Society for Creative Anachronism bei Spielern der RQ-artigen Spiele

Ja in die Richtung geht es. Auch in Chtulhu wird ja das Wissen über entsprechende Fertigkeiten und Proben modelliert und weniger über das (OT-Wissen) des Spielenden.

Der Charakter kann also mal mehr, manchmal aber eben auch weniger, als der Spielende. Der Chatakterbogen wirkt als eine Art Fähigkeitsfilter bzw. Verstärker.

Es gibt aber eben auch viele Rollenspiele, die das weniger eng sehen.

@ Haukrinn:  :d
« Letzte Änderung: 27.06.2022 | 12:06 von Ma tetz »
Ihr interessiert Euch für den Schatten des Dämonefürsten? Dann kommt zur Höllenpforte (Discordserver).

Offline aikar

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Re: Wie definiert man klassisches Rollenspiel?
« Antwort #26 am: 27.06.2022 | 12:06 »
OSR ist kein "Standard" (für was auch immer), aber seit wann ist es nicht "klassisch" (was immer das wieder heißen soll)?
Ja, ich bin mit diesen beiden Begriffen auch nicht wirklich glücklich. Wie geschrieben ist "klassisch" vor allem der Begriff, den wir in meinem Freundeskreis dafür verwenden (und da ist OSR z.B. gar kein Thema).
Evtl. ist "Mainstream-Rollenspiele" der bessere Begriffe, aber so ganz rund finde ich es auch nicht.

Ich habe oben jetzt mal ergänzt um
* Es gibt einen Spielleiter (und meist 3-5 Spieler:innen)
* Die Regeln versuchen die Welt/Physik zu simulieren
* Abstraktion der Eigenschaften und Fähigkeiten der Charaktere über Zahlenwerte
* Möglichkeit, diese Zahlenwerte im Spielforschritt zu verbessern
* die Regeln verwenden Task Resolution, d.h. eine Probe prüft, ob eine bestimmte Handlung erfolgreich war oder nicht. Ein Verhandeln von Stakes oder eine Skalierung der Probe auf einen größeren Konflikt, der mehrere Handlungen beinhaltet, ist nicht vorgesehen
* Spielerwissen und Charakterwissen ist getrennt. Infolge werden viele Herausforderungen durch den Charakter gelöst (z.B. Würfelwurf auf Geschichtswissen), nicht durch den Spieler


Das hilft mir schon sehr, danke. Weitere Vorschläge sind natürlich willkommen.
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Offline ArneBab

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Re: Wie definiert man klassisches Rollenspiel?
« Antwort #27 am: 27.06.2022 | 12:29 »
Ich sehe als Hauptpunkt, dass der Fokus nicht verengt ist: Mit einem klassischen Rollenspiel kannst du alle Abenteuer und Gruppenzusammenstellungen spielen, auch wenn es für einige nicht die beste Unterstützung bieten wird.

Damit ist es abgegrenzt von PbtA-Systemen, die klar fokussierte Themen vorgeben und zum Erschließen neuer Themen den Wechsel auf ein anderes PbtA-System vorschlagen. Du kannst dur machen, wofür du moves hast.

Die Abgrenzung zu Fate (das ich nicht als klassisch sehe) ist, dass Fate mit Autor-Sichtweise gut funktioniert, aber aus Charaktersicht viel suspension of disbelief braucht, weil Spielweltimmanente Konsistenz durch den großen Einfluss der begrenzten Spieltischresource „Fate-Punkte“ nur sehr begrenzt existiert.

Cthulhu ist durch den starken Einfluss des Glückswertes ein Grenzfall. Es fühlt sich teilweise klassisch an, drängt uns aber stark in eine „Wir lösen Probleme als Spielende“-Sichtweise.
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Offline 1of3

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Re: Wie definiert man klassisches Rollenspiel?
« Antwort #28 am: 27.06.2022 | 12:44 »
OSR ist kein "Standard" (für was auch immer), aber seit wann ist es nicht "klassisch" (was immer das wieder heißen soll)?

Ich will mir da gar kein großes Urteil erlauben. Diesen Artikel fand ich sehr lesenswert, und da werden Unterschiede zwischen Classic, Trad und OSR gemacht.

Offline Crimson King

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Re: Wie definiert man klassisches Rollenspiel?
« Antwort #29 am: 27.06.2022 | 12:50 »
Robin D. Laws hat dazu in Hillfolk einiges geschrieben. Er unterscheidet dabei Szenen in prozedurale und dramatische Szenen.

Ich zitiere mal:

In einer prozeduralen Szene werden die Figuren mit äußeren Hindernissen konfrontiert und überwinden diese. Sie kämpfen gegen Gegner, veranstalten Verfolgungsjagden, untersuchen Rätsel, erforschen unbekannte Umgebungen und so weiter. Wenn sie Erfolg haben, indem sie mit anderen sprechen, dann verhandeln sie mit Personen, die keinen besonderen emotionalen Einfluss auf sie ausüben, über praktische Dinge.

In einer dramatischen Szene stellen sich die Hauptfiguren inneren Hindernissen und suchen nach emotionaler Belohnung durch Menschen, die ihnen am Herzen liegen, im Guten wie im Schlechten.

Historisch gesehen haben sich Rollenspiele auf prozedurale Action konzentriert und dramatische Interaktionen zu kurz kommen lassen. Sie basieren auf Abenteuergenres, die sich auf das Äußere und nicht auf das Innere konzentrieren.

Gefällt mir, die Beschreibung.
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J.W. von Goethe

Offline ArneBab

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Re: Wie definiert man klassisches Rollenspiel?
« Antwort #30 am: 27.06.2022 | 12:58 »
Ich hab mir dazu mal eine Liste gemacht. Auszugsweise:

    Char1/Stats: Protagonists feature several numeric stats describing their capabilities.
    Char2/Formulas: Some stats are derived from other stats by applying tables or formulas.
    Char3/Chargen: There is a codified process to make protagonists.
    Char4/Trees: During chargen some choices lead to further choices, forming a decision tree (skill trees, class powers, playbook moves, sub splats)
    Char5/Traits: Chargen requires freely naming certain mechanical elements for the character

Char2 und Char5 finde ich zu eng.

Char2, weil ich Formeln oder Tabellen als Nebeneffekt von imperfektem Design sehe: Es wäre immer besser, wenn die Stats direkt die Werte wären, aber oft geht das nicht.

Char5, weil es im späteren Spiel keinen Unterschied machen muss, woher das mechanische Element stammt.
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Offline Crimson King

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Re: Wie definiert man klassisches Rollenspiel?
« Antwort #31 am: 27.06.2022 | 13:02 »
Ich will mir da gar kein großes Urteil erlauben. Diesen Artikel fand ich sehr lesenswert, und da werden Unterschiede zwischen Classic, Trad und OSR gemacht.

Nett. In dem Sinne wäre meines Erachtens OC/neo-Trad = Mainstream.
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Offline 1of3

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Re: Wie definiert man klassisches Rollenspiel?
« Antwort #32 am: 27.06.2022 | 17:13 »
Char2 und Char5 finde ich zu eng.

Char2, weil ich Formeln oder Tabellen als Nebeneffekt von imperfektem Design sehe: Es wäre immer besser, wenn die Stats direkt die Werte wären, aber oft geht das nicht.

Char5, weil es im späteren Spiel keinen Unterschied machen muss, woher das mechanische Element stammt.

OK. Und? Muss mir ja nicht gefallen, wenn ich Sachen aufschreiben will, die nun mal existieren. Und was hat das mit späterem Spiel zu tun? Es ist ein gut beobachtbarer Unterschied. Mehr nicht. Und darum ging es ja.

Offline ArneBab

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Re: Wie definiert man klassisches Rollenspiel?
« Antwort #33 am: 27.06.2022 | 19:07 »
OK. Und? Muss mir ja nicht gefallen, wenn ich Sachen aufschreiben will, die nun mal existieren. Und was hat das mit späterem Spiel zu tun? Es ist ein gut beobachtbarer Unterschied. Mehr nicht. Und darum ging es ja.
Nur dass etwas beobachtbar ist heißt ja nicht, dass es relevant ist.

Habe ich nur den Eindruck, oder reagierst du wirklich gerade angefressen? Falls ja: Wieso?
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Offline haste nicht gesehen

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Re: Wie definiert man klassisches Rollenspiel?
« Antwort #34 am: 26.07.2022 | 17:09 »
Ist etwas spät, aber ich bin zufällig auf diesen Blogbeitrag gestoßen. Der Autor unterteilt hier Rollenspiele auf zwei Achsen, nach Regeln (Traditionell/Indi) und nach Spielweise (Old School/"New School").

Offline takti der blonde?

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Re: Wie definiert man klassisches Rollenspiel?
« Antwort #35 am: 26.07.2022 | 17:28 »
Ist etwas spät, aber ich bin zufällig auf diesen Blogbeitrag gestoßen. Der Autor unterteilt hier Rollenspiele auf zwei Achsen, nach Regeln (Traditionell/Indi) und nach Spielweise (Old School/"New School").

Auf jeden Fall paar schlaue Gedanken dabei! Leider muss ich aber vermuten, dass der Autor mit traveller-artigen Spielen nicht vertraut ist, damit würde ihm ein wichtiger Stein im Mosaik der "trad games" fehlen.

Offline Dr. Beckenstein

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Re: Wie definiert man klassisches Rollenspiel?
« Antwort #36 am: 26.07.2022 | 17:41 »
Fehlt da nicht das grundlegende Konzept?

"Ein Rudel Spinner sitzt um einen Tisch, futtert ungesundes Zeug und erzählg Blödsinn"?

Ach ja:  ;)