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wie sehr lasst ihr das reale auftauchen bzw. euch stören?

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Strick:
Hy ho,
ich spiele bzw. leite Cthulhu am liebsten im Deutschsprachigem Raum, habe da aber folgendes Problem.
Wie sehr lasst ihr solche Dinge wie Inflation, Unruhe usw. an eure Gruppe ran bzw. zum Problem werden..
Ich habe früher (sehr lange her) als es noch kein Material für Deutschland gab usw. oft Gruppen geleitet welche im deutschsprahcigem Raum spielten, die machten einen Heidenspaß, ich habe mir die DeutschlandBox, Berlin usw. gekauft aber stelle mir nun die Frage ist ein Abenteuer in diesem unrihigem Land möglich?
Will sagen, wie sehr blendet ihr die "Realitäten" aus, z.B. Inflation. Mir ist nicht klar wie ich alleine erklären soll wie meine Charaktere an ihr Geld kommen wen einen Waschkübel davon jeden Tag abholen, der stündlich seinen Wert wechselt.. bzw. habe ich eigentlich nur bedingt Lust das jedesmal auszurechnen.
Gleiches verhält sich mit politischen Unruhen bzw. Unruhe in Berlin, der Reiz von Cthulhu ist ja auch der das es Reale Dinge mit Fiktion verbindet, wie sehr blendet ihr sowas dann doch aus?
Ich finde es ja spannend in Berlin zu spielen, aber andererseits will ich auch nicht eine Geschichtsstunde abhalten müssen, trotzdem nicht wichtige Unruhen auslassen noch ein gänzlich anderes Bild zeichnen... :P  :-[

bin da immer ganz ratlos..  :-X

gebt mir mal nen Rat

CrazyDwarf:
Für mich macht gerade das reale einen Großteil des Reizes an Cthulhu aus. Zumal wir in unserer Runde auch einen klasse SL haben (sackgesicht) der auch sehr viel Hintergrundrecherche betreibt und wir Spieler und immer mal wieder auf das eine oder andere Goodie freuen dürfen (zuletzt eine kleine Vorführung einer Reportage über den Orient-Express - passend zur aktuellen Kampagne). Außerdem mag ich den Wiedererkennungswert realer Ereignisse/Orte.

Harry:
Die Frage, die Du Dir stellen musst, ist: Wie sehr will ich „das Reale“ einfließen lassen? Und wie viel Aufwand ist es mir und meinen SpielerInnen Wert?

Ich persönlich mag zwar das Flair der 1920er Jahre, aber lege keinen allzu großen Wert auf historische Genauigkeit. Dementsprechend befassen sich meine Abenteuer auch vorrangig mit der Bedrohung, dem Wahn, dem Okkulten, dem Mythos – und der Rest ist quasi Deko. Als Hintergrundliteratur dient mir fast ausschließlich ein Bildband mit Fotos aus der Zeit, und das war’s dann auch. Wenn mir ein Detail gefällt, lese ich es nach, aber sonst wird in unserer Runde sehr viel „geschätzt“. Dass in einem Eifeldorf alle Frauen Kopftücher tragen ist viel wichtiger als z.B. ob es im Hotel plausiblerweise ein Telefon gibt – Die Kopftuch-Geschichte gibt Stoff für Rollenspiel (unsere Berliner Antiquarin mit ihren neumodischen Ideen gerät in Schwierigkeiten), beim Telefon ist halt eins da, wenn der Spielfluss es verlangt. Oder nicht da, wenn die Dramatik es will.

Auf der anderen Seite hab ich einen Spieler, der viel Arbeit in seinen Charakterhintergrund steckt und dann auch Geschichten darüber erzählen kann, wie sein Professor damals beim Boxeraufstand dabei war – und damit unterhält er die Runde blendend. Mir recht. Ich hab auch kein Problem damit zuzugeben, dass ich nur vage weiß, was der Boxeraufstand war – ob als Spieler oder SL. Und wenn es spielrelevant wird, schlag ich’s nach oder frag einfach den „Experten“.

Was Geld und Inflation angeht: ich finde Geld im Rollenspiel – egal welchem – langweilig. Geldsorgen hab ich auch so, die muss ich nicht auch noch spielen. In unserer Runde hat sich eine Art Konsens gebildet – Geld ist nur dann Thema, wenn es Rollenspiel-Anlässe bietet, und sonst „einfach da“ bzw. jede/r entscheidet selbst oder in Absprache mit den anderen, was der Charakter sich leisten kann.

Ein „Politabenteuer“ könnte ich mir reizvoll vorstellen, aber bei meiner schlampigen Recherche läuft es vermutlich Gefahr, in schwarz-weiß-gut-böse-Schemata zu verfallen, und ich fände es schwer, den Mythos einzubeziehen. Aber wenn Du da ne Idee hast, abkupfern tu ich immer gerne  ;D ...

Lieben Gruß,

Z.

Bitpicker:
Ich recherchiere Hintergründe generell möglichst genau, nicht nur in CoC, und baue das auch gern in meine Abenteuer ein. Bei meinen Recherchen entdecke ich oft etwas, was dem Ganzen zusätzliche Würze verleiht. Ein Beispiel: im Diary of Sessions gibt es eine Zusammenfassung meiner Tulzscha-Zyklus Kampagne. In der Grundidee war es so, dass einer der NSCs, die das ursprüngliche Ritual durchgeführt hatten, mit dem alles begann, später auch noch als Magier tätig sein sollte. Bei meiner Recherche bin ich auf Abramelin gestoßen, den Zusammenhang mit Mathers und dem Golden Dawn, das von Mathers 'übersetzte' Werk von Abramelin usw., und das hat dem Ganzen Farbe verliehen; z.B. ist das Ritual zur Kontaktierung des Schutzengels 'echt', stammt also aus dem real existierenden Abramelin-Werk. Dazu kommt, dass Boston in den 20ern als die moralische Hauptstadt der USA angesehen wurde, so dass z.B. ein Werk, das in Boston verboten war (banned in Boston), sich anderswo besser verkaufte... ;) All diese Kleinigkeiten fließen immer wieder ein und bringen Farbe ins Spiel. Ich stelle mir dabei immer vor, dass die Spieler vielleicht irgendwann einmal den eingebauten Tatsachen begegnen und sich dann an das Spiel erinnern. Das fände ich klasse.

Was ich nicht mag, ist Buchhalterei. Ich habe es schon lange aufgegeben, die Spieler nachhalten zu lassen, wie viel Geld sie im Portemonnaie oder in der Schubkarre haben. Die Inflation würde also durchaus als Farbe vorkommen, indem NSCs darüber schimpfen, SCs nicht einfach wochenlang mit den gleichen Preisen zu tun haben usw., aber die mechanische Abarbeitung von Bankbesuchen und genaue Geldwerte sind für mich so unwichtig wie die Häufigkeit der Besuche auf dem Klo.

Robin

Enkidi Li Halan (N.A.):

--- Zitat von: Zacko am 28.03.2006 | 09:58 ---Was Geld und Inflation angeht: ich finde Geld im Rollenspiel – egal welchem – langweilig. Geldsorgen hab ich auch so, die muss ich nicht auch noch spielen. In unserer Runde hat sich eine Art Konsens gebildet – Geld ist nur dann Thema, wenn es Rollenspiel-Anlässe bietet, und sonst „einfach da“ bzw. jede/r entscheidet selbst oder in Absprache mit den anderen, was der Charakter sich leisten kann.

--- Ende Zitat ---
Sehe ich auch so; ich vermeide in meinen Runden ganaue Angaben über Geldbeträge. Gerade bei Cthulhu entstammen die SCs meist häufig der Oberschicht oder sind wohlhabend (wie ja auch die meisten Charaktere bei Lovecraft). Dies ermöglicht ihnen die nötige Unabhängigkeit, um "auf Abenteuer zu ziehen". Wenn sie sich etwas kaufen wollen, dann rechnet niemand nach, wieviel Geld der Charakter gerade bei sich hat oder auf dem Konto liegt - es wird stattdessen von mir als SL abgewogen, ob der Charakter sich das leisten kann oder nicht (und meistens kann er) und ob es in die Story passt. Ein Charakter, der ständig mit dem Geld zu kämpfen hat (ein erfolgloser Detektiv z.B., der sich mühsam von Auftrag zu Auftrag hangelt) hat natürlich einen anderen Status, aber auch hier wird das Thema Geld rollenspielerisch behandelt (also im Sinne der Story), nicht in messbaren Werten.
Wenn es für das Setting wichtig ist, dass eine starke Inflation herrscht, dann reicht es, ein paar Alltagsszenen zu beschreiben, in denen die Charaktere mit dem Thema konfrontiert werden. Sie selber müssen sich nicht unbedingt mit der problematik rumschlagen - Inflation ist selten plotrelevant, wenn man sich mit Kultisten prügelt ;)
Worauf ich hinaus will: sieh die Thematik vielleicht mehr aus dem "cinematischen" Aspekt: Munition wird nicht gezählt, aber wenn man vor dem Erzbösewicht steht ist nur noch eine Kugel im Lauf. Mach's mit dem Geld genauso - wenn es cool für die Story ist, dass die Charaktere ihr Vermögen durch die Inflation verlieren, dann mach's. Ansonsten: wurscht ;).
 

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