Umfrage

Welche ist eure bevorzugte Gesinnung im Rollenspiel?

Absolut Gut
2 (3.5%)
Gut
3 (5.3%)
Neutral Gut
31 (54.4%)
Neutral
13 (22.8%)
Neutral Böse
4 (7%)
Böse
1 (1.8%)
Absolut Böse
3 (5.3%)

Stimmen insgesamt: 49

Autor Thema: Gesinnungscheck  (Gelesen 8972 mal)

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Offline Vanis

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Re: Gesinnungscheck
« Antwort #50 am: 6.10.2006 | 13:56 »
Ist nicht gerade das ein interessantes Profil für einen Char? Ein Zelot, der sich selbst für gut und moralisch erhaben hält, dessen Wertvorstellungen aber mit unseren kollidieren?
Tja, das ist ne gute Frage. Und ein Char, der an sich selbst den Anspruch stellt gut und edel zu handeln ist da doch leicht in die Zwickmühle zu bringen, indem man ihn vor ein Dilemma stellt, ihm eine Entscheidung aufzwingt, bei der alle Optionen weder gut noch böse oder vielmehr beides sind.
Insofern gibt einem eine "klare" Gesinnung tatsächlich jede Menge Profil. Macht den Char jedenfalls griffiger, als wenn er so wischiwaschi in der Gegend rumeiert und zu nichts Stellung bezieht.

Von "wischiwaschi" hab ich nichts geschrieben. Ich denke nur, dass einem Spieler bewusst sein sollte, dass das, was sein Charakter da verkörpert, nur eine Vorstellung des Guten ist. Der Char denkt, er wäre gut und das ist völlig ok und man kann ihn dann auch wunderbar spielen und er wird bei mir als SL immer mal in schöne moralische Zwickmühlen gebracht werden.

So einfach von "dem Guten" an sich zu sprechen ist halt doch nicht so einfach, egal ob man sich Beispiele aus unserer Welt oder eine Fantasywelt anschaut:
 
- George Bush denkt von sich bestimmt, dass er für das Gute "streitet" und kann das sogar wunderbar begründen, andere sehen das anders.
- Gondor im Herrn der Ringe streitet auch für die Gute Sache, hat aber durchaus sehr imperialistische Züge und unterwirfst fremde Völker. Trotzdem würden wohl Spielercharaktere von sich behaupten, für das Gute zu kämpfen, wenn sie auf der Seite Gondors stehen.

Was ich damit sagen will: Egal wie scharf die Grenze zwischen Gut-Böse in Fantasywelten gezogen wird, man kann sie trotzdem sehr schnell ad absurdum führen. Da bringts auch nichts, wenn der Char über allem steht.
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Preacher

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Re: Gesinnungscheck
« Antwort #51 am: 6.10.2006 | 14:07 »
Ich denke nur, dass einem Spieler bewusst sein sollte, dass das, was sein Charakter da verkörpert, nur eine Vorstellung des Guten ist. Der Char denkt, er wäre gut und das ist völlig ok und man kann ihn dann auch wunderbar spielen und er wird bei mir als SL immer mal in schöne moralische Zwickmühlen gebracht werden.
[...]
So einfach von "dem Guten" an sich zu sprechen ist halt doch nicht so einfach, egal ob man sich Beispiele aus unserer Welt oder eine Fantasywelt anschaut

Absolute Zustimmung. Aber ist es nicht schön, wenn ein Char wirklich idealistisch ist und davon überzeugt ist, für Das GuteTM zu kämpfen - und sich dann der Erkenntnis stellen muss, daß auch seine VOrgesetzten schlimme Dinge tun? Oder vor ein Dilemma gestellt wird - jede Option hat gute und schlechte Auswirkungen.
Was also tun?
Aber solche Dilemmata sind imho nur bei Chars interessant, die versuchen, immer das richtige zu tun und moralisch zu handeln.

Offline Vanis

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Re: Gesinnungscheck
« Antwort #52 am: 6.10.2006 | 14:12 »
Absolute Zustimmung. Aber ist es nicht schön, wenn ein Char wirklich idealistisch ist und davon überzeugt ist, für Das GuteTM zu kämpfen - und sich dann der Erkenntnis stellen muss, daß auch seine VOrgesetzten schlimme Dinge tun? Oder vor ein Dilemma gestellt wird - jede Option hat gute und schlechte Auswirkungen.
Was also tun?
Aber solche Dilemmata sind imho nur bei Chars interessant, die versuchen, immer das richtige zu tun und moralisch zu handeln.

So ist das auch für mich ok. Hab auch schon solche Ritter/Priester usw. gespielt. Meist enden solche Chars recht "tragisch"  ;), zumindest bei mir, da sie irgendwann vor Entscheidungen gestellt werden, die ihr Leben kosten, wenn sie denn weiter nach ihren Glaubensvorstellungen handeln.
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Re: Gesinnungscheck
« Antwort #53 am: 6.10.2006 | 18:22 »
Wenn man andererseits nicht nur einen Wert auswählt, sondern auch einen definitiven moralischen Kodex im Hintergrund hat, wird es schnell eindeutiger. Man mag jetzt zwar hier von moralischen Unterschieden schwadronieren, aber Faktum ist, dass innerhalb eines instituierten Moralgewölbe klare Vorstellungen von Gut und Böse existieren. Oder anders gesagt zur Hochzeit der römisch-katholischen Kirche, also im frühen Hochmittelalter gab es durchaus im gesamten Europa vergleichbare Moralvorstellungen.

Offline Arbo

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Re: Gesinnungscheck
« Antwort #54 am: 6.10.2006 | 20:00 »
Sven, das kann alles sein, was wir hier aber m.E. aus dem Blickfeld verlieren, ist aber etwas ganz anderes. Jeder muss für sich selbst entscheiden, was er für "moralisch" hält oder nicht - selbst, wenn er in ein bestimmtes "Moralgebäude" eingebettet ist (ich wette, nicht alles das, was im römisch-katholischen Kontext des Hochmittelalters als "moralisch" gepredigt wurde, wurde auch "eingehalten").

Das Problem ist nun, dass hier eine Bewertung vorliegt. Und genau da liegt der Knackpunkt - wenn z.B. der SL seine "Weltmoral" anders definiert als der Spieler seinen Charakter, kann es durchaus zu Missverständnissen kommen. Und genau deshalb sind diese Einteilungen wie "gut" oder "böse" so problematisch: Sie täuschen "gemeinsame Werte" vor, die so nicht vorhanden sein müssen. Daher bringen diese "Sparten" m.E. mehr Missverständnisse als dass sie nützen.

Nützlich sind sie - wie Jasper weiter oben schrieb - ohnehin meist nur in Verbindung mit bestimmten "Goodies".

Arbo
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Ein

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Re: Gesinnungscheck
« Antwort #55 am: 6.10.2006 | 20:17 »
Arbo, da sind wir aber dann wieder an dem Punkt der mangelnden Transparenz. Wenn wir zum Spiel den Koran auf den Tisch legen, kann man sicherlich anhand diesem bestimmen, was gut oder böse nach dem Maßstab der höheren Moralinstanz (Allah) ist. Nun bleibt aber natürlich immer noch die Frage wieviele Regeln man auslassen darf, ohne dass man böse wird.

Aber natürlich ist grundsätzlich gut und böse ein Goodie, das an eine strikte Kategorisierung gebunden ist. In D&D ist z.B. recht genau festgelegt, welche Gesinnung wie zu spielen ist. Das Spiel gibt also so zu sagen seinen moralischen Rahmen direkt mit. Problem dabei, die wenigsten SL/Spieler lesen diese Gesinnungsdefinitionen.

Offline Arbo

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Re: Gesinnungscheck
« Antwort #56 am: 6.10.2006 | 20:21 »
Naja, sagen wir mal so ... ich kam mit diesen Dingen nicht so klar und fand sie auch nicht wirklich richtig "verständlich". Im Spiel selbst habe ich zudem die Erfahrung gemacht, dass die Gesinnungen auch oft "missbraucht" werden können - ansonsten (seitens der Spieler) aber keine Rolle spielen. Aber gut, das ist eher ne persönliche Erfahrung.

Und da dort immer irgendwie "Interpretationsbedarf" besteht, stellt sich mir ehrlich gesagt die Frage, ob "Gesinnung" nicht zu jenen Dingen gehört, die ein Regelwerk nicht regeln sollte.

Arbo
« Letzte Änderung: 6.10.2006 | 20:24 von Cpt. Arbo Spauldings »
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Offline rhunywain

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Re: Gesinnungscheck
« Antwort #57 am: 7.10.2006 | 12:04 »
Und da dort immer irgendwie "Interpretationsbedarf" besteht, stellt sich mir ehrlich gesagt die Frage, ob "Gesinnung" nicht zu jenen Dingen gehört, die ein Regelwerk nicht regeln sollte.

Dem kann ich nur voll und ganz zustimmen!

Belchion

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Re: Gesinnungscheck
« Antwort #58 am: 8.10.2006 | 09:28 »
Muss jeder gute Charakter auch alle guten Eigenschaften haben?
Nein.

Also ein chronischer Aufschneider und Angeber blendet Demut zumindest nach Außen hin aus, muss aber noch lange nicht böse sein... die Argumentation greift nicht. IMHO.
Ein chronischer Aufschneider wird aber auch nicht alle anderen Gesetze ignorieren, weil er meint das absolut Gute zu sein. Auch als Aufschneider akzeptiert er Grenzen, er erklärt sich nicht für absolut.

Aber auch hier keine Demut.
Jemand, der sich für "absolut Gut" erklärt müsste auch die Tugend der Demut vollkommen verinnerlicht haben. Er verkehrt sie aber gerade in ihr Gegenteil - den Hochmut - und kann damit nicht mehr vollkommen Gut sein. Im Gegenteil, indem er sich für unangreifbar erklärt und keine Grenzen für sein Tun mehr akzeptiert handelt er Böse.

Du meinst Leute wie George W. Bush, Osama bin Laden oder Mahmud Ahmadinedschad?
Diese Leute glauben tatsächlich an ein Gut und ein Böse und versuchen ihre Vorstellung einer guten Sache in die reale Welt zu übertragen.
Nein, diese Leute glauben nicht an Gut und Böse. Sie definieren sich Gut und Böse gemäß ihrer eigenen Ansprüche, das ist etwas anderes. Und dein versuchtes Argument selbst funktioniert auch nur weil die von dir angesprochenen Leute eben als BÖSE angesehen werden - du benötigst also gerade das Argument, welches du widerlegen willst.

Leute wie Ghandi und fast alle Gewinner des Friedensnobelpreises aber auch all jene, die gegen den Krieg im Irak protestiert haben, glaubten an Gut und Böse und versuchten ihre Vorstellung zu verwirklichen.

Was ist mit den Gefängnissen der CIA? Mit den Folterskandalen? Warum sollten wir uns darüber aufregen? Uns wurde eine leichte Ausrede geboten, wir haben sie empört zurückgewiesen. Nur weil wir die Menschenrechte als GUT akzeptieren war ihre Mißachtung als BÖSE derart skandalös. Das Gesetz allein war es nicht. Wenn es nur ein Gesetz wäre: ach je, watt geiht mick datt an?

Offline Bad Horse

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Re: Gesinnungscheck
« Antwort #59 am: 10.10.2006 | 19:18 »
Im D&D3 sind die Gesinnungen ja glücklicherweise schon etwas 'aufgeweicht' worden, zumindest im Vergleich mit vorherigen Auflagen (da gab´s noch XP-Abzüge für Gesinnungswechsel).

Mal zu mir (ist ja eine Umfrage hier): Ich neige dazu, eher gute Charaktere zu spielen - oder zumindest Charaktere, die sich selbst als einigermaßen 'gut' einordnen würden. Es macht einfach mehr Spaß: Natürlich begehen auch diese Chars böse Taten (oder illegale, oder Taten, die sie eigentlich als unmoralisch einordnen müßten), aber als Leute, die sich eigentlich als gute Menschen ansehen, haben sie dann wenigstens moralische Probleme und müssen mit den Konsequenzen umgehen. Ein Char, der einfach nur die Achseln zuckt, nachdem er jemanden ermordet oder beraubt hat, ist nicht so interessant wie einer, der hinterher versucht, das Ganze irgendwie wieder gutzumachen - oder jedenfalls versucht, irgendeine Rechtfertigung für seine Taten zu finden.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?