Thema: Chat: 20 erste Sätze!

[Gast]

das problem mit "fremden" aufgaben ist, das mir dazu meist nix einfällt. während die anderen sachen irgendwo in mir drin sind und ausgegraben werden wollen. aber ich lass mich da gerne auf die ein oder andere herausforderung ein

[AlexW]

das problem mit "fremden" aufgaben ist, das mir dazu meist nix einfällt. während die anderen sachen irgendwo in mir drin sind und ausgegraben werden wollen. aber ich lass mich da gerne auf die ein oder andere herausforderung ein

Das wird uebrigens besser, wenn man nen Zeitfaktor dazu nimmt. In Seminaren brauchten Leute immer 10 Minuten oder so, bis sie mit ner Aufgabe was anfangen konnten. (Also 15 Sekunden Aufgabe lesen und "Boah, faellt mir nix zu ein" ist normal, verfuehrerisch, aber nicht sehr ergiebig).

Deine Aufgabe fuer heute:

Schreib 20 erste Saetze. (20 ist leichter als 5, Ehrenwort).

[Barbara]

Dazu hab ich eine evtl. dumme Frage:

Was ist an ersten Sätzen so schwer?

Abgesehen von Bewerbungen, fallen mir erste Sätze immer leicht. Aber einige Sätze weiter passt dann nichts mehr und ich hänge fest (meist in Details).

[6]

@Sylvia:
Glückskind! Für mich sind die ersten Sätze egal bei was immer die schwersten. Meistens lasse ich sie weg und schreibe sie dann ganz zum Schluss...

[Andreas]

Die ersten Sätze, die erste Seite einer Geschichte sind (laut Sol Stein) die Sätze, die entscheiden ob der Leser das Ende der Geschichte wissen will.

Schafft der Autor es nicht, in diesen Sätzen den Spannungsbogen aufzubauen, wird der Leser das Interesse verlieren.
Es gibt Ausnahmen. Aber wenige.

[Hr. Rabe]

Schafft der Autor es nicht, in diesen Sätzen den Spannungsbogen aufzubauen, wird der Leser das Interesse verlieren.
Es gibt Ausnahmen. Aber wenige.

Naja, also spontan fallen mir da Tolkien, E.A.Poe, Oskar Wilde und Dürrenmatt ein, die alle diesen Satz wiederlegen können, zumindest wenn man mich als 'Testleser' herran zieht.

[Gast]

Ich hab damit jetzt mal die Schreibwerkstatt wieder aufgemacht

[Andreas]

Naja, also spontan fallen mir da Tolkien, E.A.Poe, Oskar Wilde und Dürrenmatt ein, die alle diesen Satz wiederlegen können, zumindest wenn man mich als 'Testleser' herran zieht.

Rischdisch.

Tolkien wird heute noch "zu Gute gehalten" das er es geschafft hat, den Herrn der Ringe trotz verstosses gegen diese Regeln durchzuziehen. Aber er hat Jahre gebraucht.
Die anderen haben die Nummer auch erst durchziehen können, als sie schon einen großen Namen hatten

Und btw: Ausnahmen bestätigen die Regel.

[Alex]

Naja, also spontan fallen mir da Tolkien, E.A.Poe, Oskar Wilde und Dürrenmatt ein, die alle diesen Satz wiederlegen können, zumindest wenn man mich als 'Testleser' herran zieht.

Sol Stein ist der Meisterlektor des Creative Writing, ein Stil der sich doch sehr von Tolkien, E.A.Poe, Oskar Wilde und Dürrenmatt unterscheidet - da fallen eher Jungs wie Crichton oder Clancy drunter.
Der Ansatz ist ein völlig anderer - die Jungs von der Cretive Writing-Schiene glauben, dass in jedem ein Autor steckt und dass man Schreiben lernen kann (wobei sie meine völlige Zustimmung haben).
Hierbei wird sehr großen Wert auf Titel, Klappentext und ersten Satz gelegt.

[Hr. Rabe]

Hierbei wird sehr großen Wert auf Titel, Klappentext und ersten Satz gelegt.

I know,
Aber interressanter Weise sind es genau diese 'Creative' Schreiberlinge, die bei mir meist nach dem Lesen als 'irgendwie Substanzlos' wieder weggelegt werden.
Gerade Clancy hat für mich die Langeweile gepachtet.

Ich sage nicht, daß nicht (fast) jeder Schreiben lernen kann, aber es ist dennoch eine Kunst, die man nicht einfach mit drei vier richtigen Technicken herzaubern kann.
Anderstherum soll das auch heißen, daß ich die Richtigkeit dieses CW (Creative Writing) Ansatzes wehement anzweifle. Zumindest sind aber die angesprochenen 'Weißheiten' bei weitem nicht so esentiell, wie es gerne dargestellt wird.

Gruß,
Hr. Rabe

[Friedensbringer]

nur zum verständnis (der thread dreht sich ja nich primär drum, aber ich frag trotzdem):

die ersten 20 sätze einer geschichte, oder den jeweils ersten satz von 20 geschichten?

[Alex]

Ich sage nicht, daß nicht (fast) jeder Schreiben lernen kann, aber es ist dennoch eine Kunst, die man nicht einfach mit drei vier richtigen Technicken herzaubern kann.
Anderstherum soll das auch heißen, daß ich die Richtigkeit dieses CW (Creative Writing) Ansatzes wehement anzweifle. Zumindest sind aber die angesprochenen 'Weißheiten' bei weitem nicht so esentiell, wie es gerne dargestellt wird.

Da gebe ich dir absolut recht, aber die creative writing Techniken versuchen zumindest einen Ansatz für gutes Schreiben zu liefern. Auch die Tipps von Sol Stein oder James Frey für die Überarbeitung von Texten fand ich hilfreich, auch wenn sich damit ein Buch nicht von selbst schreibt.
Die interessante Aussage, wie man ein guter Schreiber wird, kam von David Eddings:
"Schreibe eine Million Worte und werfe sie dann weg."

[[tob]ias]

Wir sollten nicht diskuttieren, sondern 20 Sätze schreiben .

*zeigt unauffällig au friedenbringers Frage oben*

[[tob]ias]

Hey, das ist gut .

edit: Und ich habs vorhin direkt falsch angefangen, indem ich versucht habe eine Geschichte mit 20 Sätzen zu beginnen.

[Preacher]

Der beste erste Satz eines Romans den ich je gelesen hab ist immer noch "We were somewhere around Barstow on the edge of the desert when the drugs began to take hold."
Großartig

[Friedensbringer]

hmm, ich weiß ja nich ob das wirklich was bringt diese aufgabe so... und ich glaube auch nicht, bzw sehe nicht wo 20 einfacher sein sollten als 5...
vielleicht versuch ichs trotzdem gleich mal...

[Andreas]

Also ich werde bei den nächsten 5 Sätzen einfach mal versuchen, 5 bis 10 erste Sätze für eine bestimmte Geschichte zu finden.
Ich denke mir,d as wird A) einfacher und B) zeigt es, was die Übung bringen soll

[Lord Verminaard]

Wäre nicht "20 erste Absätze" etwas lebensnaher?

[Doc Letterwood]

Wäre nicht "20 erste Absätze" etwas lebensnaher?

Die Kunst dabei ist, den Leser direkt im ersten Satz zu fesseln. Er soll denken "Uff! Wie geht'n des jetzt weiter??" oder "Versteh ich ned, interessiert mich aber!"

Sprich: Direkt mit zwei Füßen in die Story reinspringen und sofort Probleme, Abnormes, ungewöhnliche Konstellationen...also alles, was INTERESSE weckt, in den ersten Satz packen. Mag sein, dass einige Autoren erst im ersten Absatz Interesse wecken, aber die Kunst ist es, den Aha-Effekt direkt in den ersten Satz zu packen.
Das ist übrigens nicht neu, sondern wird auch von namhaften Koryphäen und nicht nur den "Runterschreibern" verwendet

"Jemand mußte Josef K. verleumdet haben, denn ohne daß er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet."
(Kafka)

"Am 11. November 1997 entschied Veronika, jetzt sei es - endlich- an der Zeit, sich das Leben zu nehmen."
(Coelho)

 

[Friedensbringer]

ich sehe nicht worin da die kunst liegt. einen satz zu schreiben, der intresse weckt finde ich wenig spannend und noch viel weniger schwierig.
das problem seh ich eher darin, aus einem solch interessanten satz dann auch tatsächlich etwas interessantes zu machen. nützt mir ja nix wenn der leser zwar vom ersten satz gefesselt ist, aber bei seite 5 keinen bock mehr auf meine geschichte hat.

[Doc Letterwood]

Das bestreite ich nicht, aber das ist nur eine Übung, losgelöst vom ersten Abschnitt oder Kapitel. Wenn Dir das leicht fällt, um so besser, denn viele sitzen vor dem leeren Blatt und grübeln sich die grauen Zellen wund über den ersten Satz.

[Andreas]

Es gillt allgemein als Problem beim Schreiben: wie fange ich an?
Natürlch hilft ein interessanter Satz wenig, wenn danach nur noch langweiliger Mist kommt, das sollte jedoch selbsterklärend sein.
Niemand liest 700 Seiten wegen einem ineressanten ersten Satz

[Enkidi Li Halan (N.A.)]

"We were somewhere around Barstow on the edge of the desert when the drugs began to take hold."

Fear and loathing in Las Vegas. 

[Lord Verminaard]

Diese ersten Sätze sind doch zum "allein lesen" geschrieben...

[Friedensbringer]

Diese ersten Sätze sind doch zum "allein lesen" geschrieben...

kannste das erklären? ich versteh nich was du meinst

[Lord Verminaard]

Ich meinte jetzt nicht nur deine, sondern die meisten hier. Die sind nach dem Prinzip geschrieben: "Wenn ich meine Geschichte allein mit dem ersten Satz verkaufen müsste, was wäre er dann?" Die meisten sind z.B. zu lang, um möglichst viel drin unterzubringen.

Der erste Satz muss genug Interesse wecken, um den ersten Absatz zu lesen, und der erste Absatz muss den Leser animieren, die erste Seite zu lesen, und dann, na ja, dann solltest du ihn überzeugt haben, dass das Buch sich lohnt. Außerdem liest er sowieso zuerst den Klappentext.

Das gilt natürlich nicht für alle ersten Sätze hier, einige sind auch richtig gut. Ich habe das etwas überspitzt formuliert.

P.S.: Und wahrscheinlich liegt es auch nur daran, dass ich persönlich nicht zu den Lesern gehöre, die ein Buch nach dem ersten Satz beurteilen.

[AlexW]

Hi Leuts,

einfach nur 20 erste Saetze. Und - ja, irgendwelche ersten Saetze. Es geht nur darum, loszutippern. Alle Leute, die nur 5 Saetze haben, duerfen gern ergaenzen. Ich hab gesagt 20, nicht 5.

Ueber den "Anfang" koennen wir auch gern diskutieren - aber idealerweise macht man die Aufgabe anstatt drueber zu diskutieren, was ich mir dabei gedacht habe.

[Lord Verminaard]

"Jemand mußte Josef K. verleumdet haben, denn ohne daß er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet."
(Kafka)

Warum sollte mich interessieren, was ein geistig völlig abgefuckter Jurist in seinem Wahn aufgeschrieben... oh.

[AlexW]

Anderstherum soll das auch heißen, daß ich die Richtigkeit dieses CW (Creative Writing) Ansatzes wehement anzweifle. Zumindest sind aber die angesprochenen 'Weißheiten' bei weitem nicht so esentiell, wie es gerne dargestellt wird.

Da spricht wer mit Ahnung von Literatur. (Keine Ironie!). Ja, du hast recht. Ein CW-Workshop kann (in diesem Rahmen) nur eines: Zum Schreiben animieren und Leuten bewusst machen, was sie tun. Bestseller-Autoren - oder grandiose Autoren (oft genug ein Unterschied) - entstehen anders.

Um's mit nem Zen-Koan zu sagen:

Erst ist ein Berg.
Dann ist kein Berg.
Und dann ist.

Ersetze "Berg" mit "Regeln" und wir kommen der Sache naeher.

Die interessante Aussage, wie man ein guter Schreiber wird, kam von David Eddings:
"Schreibe eine Million Worte und werfe sie dann weg."

Und auch der Mann hat recht. Meine erste Million Woerter war einfach scheisse, da gibt's kein Vertun. Nach 10 Jahren Schreiben kam ich zu dem Punkt, wo's einigermassen lesbar wurde.

Das bestreite ich nicht, aber das ist nur eine Übung, losgelöst vom ersten Abschnitt oder Kapitel. Wenn Dir das leicht fällt, um so besser, denn viele sitzen vor dem leeren Blatt und grübeln sich die grauen Zellen wund über den ersten Satz.

Wie sagte ein Freund immer: "Der erste Satz zieht den zweiten. Und der zieht den dritten." Es geht um die Angst vor dem leeren Bildschirm.

[Friedensbringer]

Hmmmm... Der Lernerfolg ist: Spass am Schreiben? Und mein Motiv? Ich mach sowas gerne?

@AlexW
ich antworte hier, zwecks übersicht usw.
was ich meinte war lediglich: wenn ich eine aufgabe bekomme, aber nicht genau weiß was sie mir bringen soll, dann werde ich sie nicht mit dem herzen lösen. und ein gewisses maß herz ist beim schreiben nunmal unabdingbar.
trotzdem eine interessante aufgabe, jetzt da ich sie einmal gemacht habe. weniger wegen meinen eigenen sätzen, sondern wegen denen der anderen.

[[tob]ias]

Spontane Idee um halb Fünf nachts:
Wie wärs mit einer neuen Aufgabe, die besagt, eine kurze Geschichte zu einem ersten Satz eines anderen Schreibers zu schreiben?

[First Orko]

Ich hatte als Kind mal ein Bucht, da ging es um einen Großvater, der seinen Enkeln jeden Abend eine Geschichte erzählte, die jeweils ein Wort enthielt, das ihm jedes der Kinder am Morgen vorgegeben hatte. Die vorgegebenen Begriffe werden im Laufe des Buches übrigens immer abgefahrener... (kennt das Buch zufällig jemand hier? Ich komm nicht mehr auf den Titel!)

Das kann man hier doch auch mal veranstalten? Und zwar wirklich morgens: begriffe / abends: literarischer Erguss (Geschichte/Gedicht/Lied/Spruch...).
Jemand dafür zu haben?

btw: Mein absoluter Favorit was erste Sätze angeht stammt (ausgerechnet...) von S. King:
"Der Mann in Schwarz floh durch die Wüste, und der Revolvermann folgte ihm." (Der Dunkle Turm: Schwarz)
ungeschlagen. Gänsehaut. zumindest bei mir ;-) Es hat zumindest für alle sieben Bücher gereicht, und einige davon doppelt...

[Callisto]

Wie wärs mit einer neuen Aufgabe, die besagt, eine kurze Geschichte zu einem ersten Satz eines anderen Schreibers zu schreiben?

Ich unterstütze diese Idee ... von 2007 ...

[Bad Horse]

Jo, ich auch.

Gibt´s ein Wordcount-Limit? Ich wäre ja dafür (hab nicht so viel Zeit zum Lesen laaaanger Texte; und ich neige zum Ausufern). Außerdem passt das dann vielleicht auch in einen Post. Oder machen wir Anhänge als .pdf.

Wir können ja einfach mal damit anfangen. 

[Callisto]

Wortbeschränkug auf 500?

edit: nicht eine ganze Geschichte, aber die erste Seite einer Geschichte