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[Designtagebuch + Diskussion] Die Farben der Macht

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Xanten:
Mein erster „Post“, wie es wohl heißt. Ich beobachte dieses Forum und die Challenge schon seit einer ganzen Weile. Letztes Jahr hatte ich überlegt, mich zu beteiligen, konnte aber mit den Stichworten nichts anfangen. Dieses Jahr möchte ich es mal probieren.

Start: Montag, 14.04.2008, 13 Uhr.

Stichworte: Schiff, Farbe

Eines nach dem anderen tauchten die Segel am Horizont auf. Der Kardinal von T’zuul stand mit banger Miene an der Mauer der Bastion und zählte sie. Es waren im Ganzen 63. 63 lange Kriegsgaleeren des menäischen Reiches, ihre safrangelben Banner mit dem schwarzen Raben flatterten herausfordernd. Die Sonne spiegelte sich auf polierten Helmen und Speerspitzen. Der Kardinal befingerte nervös den roten Kristall, Insignie seines Amtes, der an einer pompösen goldenen Kette um seinen Hals hing. „Ihr Götter, steht uns bei“, flüsterte er. Plötzlich, wie zur Antwort, glomm der Kristall in einem warmen, beruhigenden Licht. Der Kardinal schluckte, spürte Tränen in sich aufsteigen. Konnte es wahr sein?

Ein Ächzen ging durch das Gefüge der Realität. Über dem Meer war aus dem Nichts ein Strudel erschienen. Der Kardinal hatte über die Tore zur Brückenwelt gelesen, doch nie eines gesehen. Er war nicht darauf vorbereitet gewesen, wie verstören der Anblick war. Nicht nur das Wasser, auch die Luft, der Himmel, die Farben, einfach alles wurde hineingezogen. Dann kehrte sich der Sog um und spieh, auf einer schäumenden Welle reitend, das Arachnidenschiff aus.

Das Schiff war riesig, an die 100 Schritt lang und mit einer Bordwand hoch wie ein Haus. Unzählige zuckende Arachnidenbeine stachen aus seinen Seiten, tauchten wie Ruder in das Wasser und trieben es zu großer Geschwindigkeit an. Der Rumpf, die Beine und die verschachtelten Aufbauten waren komplett aus anthrazitfarbenem Chitin, ebenso wie die gewaltigen Scheren am Bug. Oberhalb dieser Scheren saßen kleine, wache Spinnenaugen, und über ihnen ein roter Kristall, der in derselben Farbe glomm wie jener an der Kette des Kardinals.

Die Verteidiger von T’zuul starrten gebannt auf das Schauspiel, zu verängstigt um schon in Jubel auszubrechen, und warteten darauf, was die Göttlichen nun tun würden.

*****

Amranuil schauderte. Er stand am Steuerpult des Arachnidenschiffes, die Hände auf den Steuerkristall gelegt, der ebenso glühte wie jener, der in Amranuils hoher Stirn eingewachsen war. Der Navigator hatte die schlanke, beinahe zerbrechliche Gestalt eines Kristallträgers, und seine glatten Gesichtszüge verrieten, dass er sehr jung war, um ein Arachnidenschiff zu steuern. Durch die Sichtmembranen der Brücke beobachtete er nervös die menäische Flotte. „Können sie uns gefährlich werden?“ fragte er leise.

Sprutar sprach zuerst. Der Krieger hatte seinen Gefechtspanzer angelegt, eine ausgeklügelte Vollrüstung aus unzählichen überlappenden Chitinplatten. Schon aufgrund seiner charakteristischen Statur von zweieinhalb Schritt Körperlänge bei massiger, kraftstrotzender Gestalt wirkte der Krieger unmenschlich, und wenn er den Helm mit den Facettenaugen aufsetzte, umso mehr. Trotz ihrer unglaublichen Kraft und Zähigkeit waren die Drohnen jedoch nicht zu unterschätzen, was auch ihre intellektuellen Qualitäten anging. Sprutar war ein Mann von scharfem Verstand und Urteilsvermögen.

„Ihre Projektile und Rammsporne können unserer Rumpfpanzerung nichts anhaben, den Extremitäten aber sehr wohl, und auch ihre Brandgeschosse können uns Ärger machen. Unsere Blitzwerfer werden schwer unter ihnen wüten, aber wir laufen auf Reserve, unsere Energie reicht nicht aus, um sie alle zu versenken. Und im Nahkampf... wenn wir voll besetzt wären, hätte ich keine Bedenken. So aber... wenn sie mit der nötigen Entschlossenheit kämpfen...“

„Das werden sie nicht“, warf Gonvarian ein. Die Avatarin war eine Kristallträgerin wie Amranuil, groß und schlank und von überwältigender Würde und Anmut. Ihre Stimme war weich wie Samt, doch der Unterton der Autorität unverkennbar. „Sie wissen nicht, dass wir verwundbar sind. Und das dürfen sie auch nie herausfinden.“
[/i]

Inspirationen (Literatur): alles von Jack Vance
Inspirationen (Rollenspiele): Ars Magica, Reign, Dogs in the Vineyard, Galactic (obwohl ich nicht alle davon gespielt oder auch nur gelesen habe)

Vale waan Takis:
Coole Sache.
Nicht völlig abgehoben, dafür aber dennoch eine ganz eigene schöne Idee.

Bin sehr gespannt  :d

1of3:
Bin mir noch nicht ganz klar, was da gespielt wird, aber der Hintergrund riecht sich nach Zauberpunk. Das kann schon mal nicht schlecht sein. ;)


Aber erstmal: Willkommen an Board!

Xanten:
Vielen Dank! :)

Nun, was wird da gespielt? Grundsätzlich erstellt jeder Spieler ein Schiff und einen Navigator, die anderen Spieler übernehmen wechselseitig Crewmitglieder. Die Göttlichen sind auch nur Menschen, aber ziemlich hochgezüchtet. Sie spielen Götter für die primitiven barbarischen Völker, die noch so auf Der Welt leben (auf lauter Inseln, daher sind Schiffe so wichtig). Die Kristalle sind so eine Art telepathischer heißer Draht, über den die Gebete der Tempeldiener die Göttlichen erreichen. Und die schauen dann vorbei. (Außerdem sagt die Farbe des Kristalls etwas über seine Natur aus und beeinflusst auch den Träger.) Ich stelle mir vor, dass die Gebete selbst, vielleicht mit einer Wortbegrenzung, von den Spielern vorgegeben werden und der SL dann daraus ein Abenteuer strickt. So eine Insel ist ein bisschen wie eine Stadt in Dogs, nur dass mehr Entdeckungsreise dabei ist. Ein bisschen Star Trek: TNG. Hier kann sich der SL austoben und allerhand Absonderlichkeiten erschaffen. Inspirationen werde ich hoffentlich einige liefern können.

Verkompliziert wird die Sache durch den Untergang der über alle Maßen dekadenten Kultur der Göttlichen. Ihre eigene Insel wird zerstört, weil sie einfach zu stolz waren, um etwas dagegen zu unternehmen (The Last Castle, anyone?) Die Schiffe, die noch draußen sind, sind nun auf sich gestellt. Und da ihre Ladestationen, Brutstätten, Familien usw. vernichtet sind, müssen sie anfangen, darüber nachzudenken, wie es mit ihnen weitergehen soll. Ihre Lebensspanne ist begrenzt, und auch die des Schiffes. Wie soll ihre Art überleben? Soll sie überleben? Und was ist mit den Gebeten, die sie zunehmend erreichen?

Im Kampagnen-Modus stelle ich mir vor, dass es mehrere größere Zeitsprünge gibt, vielleicht sogar Generationenwechsel, um die Geschichte wirklich zuende zu erzählen. Die Zeitsprünge sollen durch Erzählung der Spieler (gerne auch schriftlich) überbrückt werden.

Dummerweise ist mir gleich heute Nachmittag was Wichtiges dazwischen gekommen, sodass ich noch gar nicht ernstlich weiter dran arbeiten konnte... :-\

Xanten:
Nach einiger Überlegung wird doch nicht jeder Spieler ein Schiff erschaffen. Das wird sonst unspielbar, mit mehreren Crews die zeitgleich mehrere verschiedene Inseln erforschen. Ich weiß ja nicht genau, wie das bei Galactic gelöst ist, aber ich stelle mir vor, dass so eine Insel den Umfang eines knapperen herkömmlichen Abenteuers haben soll. Und da sollte man sich dann schon auf eine Insel zur Zeit konzentrieren.

Dann darf allerdings auch nur einer der Navigator sein, was aber nicht weiter tragisch sein muss.

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