Autor Thema: Soziale Riten in RPG Settings  (Gelesen 7579 mal)

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Offline Falcon

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Soziale Riten in RPG Settings
« am: 11.03.2009 | 00:30 »
Guten Abend.
Ich weiss nicht ob der Titel so glücklich für das Thema gewählt ist aber ich erkläre worum es geht:

Aus meiner Perspektive scheinen in den letzten Jahren eine große Masse vieler neuer Settings veröffentlicht zu werden, die zwar zum Teil gute Ideen haben, denen es aber an  .... Potential für Langzeitmotivation fehlt.

Meist scheinen sie dazu zu dienen Spielern irgendein tolles, knalliges Konzept des Autors möglichst schnell und direkt erfahren zu lassen. Ja, und dann kommt lange Zeit gar nichts mehr. Solche Settings machen mir häufig vielleicht ein halbes Jahr Spass, dann hat man alles gesehen und gemacht und die Luft ist raus. Man KANN mehr machen (so frei wie sie sind kann man so gut wie alles einbauen), daß kostet aber Unmengen an Eigenaufwand.   

Was mir aber wesentlich öfter fehlt sind Dinge abseits der Abenteuer, die ein Setting wirklich lebendig machen. Wie besagte soziale Riten: Tischrituale, Übergangsriten, Rollenverteilung usw.usf. Dinge, die einem helfen sich in eine Welt hineinzudenken. Also Dinge, die zeigen, wie es ist in dieser Welt zu leben. Dinge, die festeschrieben sind, so daß sie jeder ohne lange Diskussionen als Teil der Spielwelt hinnimmt oder man sie sich nicht mit der Gruppe erst mühsam erarbeiten muss, bis man irgendwann eine gemeinsame Basis hat mit Inhalten, von denen die meisten ohnehin eher einfallslos ist (man ist nunmal kein Weltenbastler). Und dann kehren dieselben Ideen wieder, die man alle schon mal hatte und in die klaftertiefen Löcher anderer Settings selber einbaute, mit dem Ergebnis: Im Endeffekt spielt man doch wieder das gleiche. Denn es geht ja eigentlich auch darum die Spielwelt aus der Sicht des Autoren zu sehen, dann muss er aber auch Fleisch liefern.

Damit man sich darunter was vorstellen kann, hier mal Settings, die ich gespielt habe oder kenne und die ich darunter zählen würde:
- GURPS4 Banestorm
- Iron Kingdoms
- D&D4 Forgotten Realms
- Rippers (und andere SW Settings, wobei diese schon vorweg als Massenware deklariert werden)
- Arcane Codex
- Elyrion
und natürlich vor allem Gratisprojekte aber wenn ich die alle aufzähle pisse ich womöglich nur mehr Tanelornern ans Bein.

Die Autoren dieser Schwemme an Settings scheinen sich entweder auf dieses Fire&Forget-Konzept (angespielt weggeschmissen) eingestellt zu haben, mit denen man Settings als Massenware abfrühstücken kann, weil es eben modern ist ein Setting mit klarem, sofort anspielbarem Konzept vorgesetzt zu bekommen, was als "Design auf RPG Theoriebasis" angesehen wird
oder
Was ich eher glaube: Es gibt viel zu viele Leute, die viel zu wenig Ahnung davon haben, wie man eine lebendige Spielwelt schreibt, aber viel zu leicht ihr Setting in Hochglanzbüchern (wahlweise PDF) auf den Markt werfen können.
Sie ruhen sich zudem völlig auf den Genrekonventionen aus ("ach, die wissen schon, das gibts halt so ein Elfenvolk und die sind halt elfenartig), oder klauen gleich direkt aus der Realität ("Und bei den Menschen ists halt mittelalterlich"). Leute mit grundsätzlich guten Ideen (wie viele RPGler), diese aber nicht umsetzen können oder wollen.
Unnötig zu erwähnen, daß es den Settings an Eigenständigkeit fehlt (was ich aber gar nicht mal entscheidend finde, man kann auch das Xte Elfenvolk lebendig gestalten).

Auffällig ist, daß zu solchen Settings auch keine Quellenbücher mehr kommen, weil es mit einem Buch als abgeschlossen gilt.

Mir macht das ziemlich zu schaffen, weil ich die alten Gurken, die das zum Teil machten (wie Earthdawn), oft aber nicht konnten (wie DSA), mittlerweile langweilig finde und es schade finde, daß sowas nicht mehr gemacht wird. Was ich an den Settings vermisse ist der Reiz der Langsamkeit. Ich glaube, daß ist auch einer der Gründe warum sich diese alten Settings so lange halten können, sie haben auf Dauer eben mehr Gehalt und es gibt keinen modernen Ersatz auf den man umsteigen könnte.

wie gesagt, aus meiner Perspektive. Übersehe ich die vielen tollen, neuen lebendigen Spielwelten?
habt ihr Vorschläge für solche Settings?
« Letzte Änderung: 11.03.2009 | 00:53 von Maltese Falcon »
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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #1 am: 11.03.2009 | 01:03 »
Fading suns:
man kann sich nicht entscheiden, was für eine Kampagne man spielen soll.
Planescape:
episch, groß und man kann sich kaum entscheiden, was man spielen will.

Naja, Diese Detailtiefe habe ich letztends bei Opus Anima entdeckt, als mir auffiel, wieviel Motivation und geschmack in der EInführung einer art Fußballliga liegt.
Soetwas sorgt für ein hohes Maß an "echtem Leben" in der Welt.
Nette Details, die dazu genutzt werden können, das Alltagsleben der Chars zu bereichern.
(Straße der Lichter in den "Luck in the shadows"/Shadowstalker Büchern, oder wie die heißen...)

Offline Drudenfusz

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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #2 am: 11.03.2009 | 02:04 »
Mir reicht es wenn ein Setting einige gute und grundlegende Thematiken bedient auf die man dann Kampagnen aufsetzen kann, die Übergangsriten durch das reifen entlang des Themas kommen dann meist von ganz allein. Setting die mich nur mit Fluff nerven, welcher dann von Method Actors für vermeintlich tolles Rollenspiel genutzt wird, aber letztlich nur Langweilig ist, braucht man (zumindest meine Wenigkeit) nicht.
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Offline Sequenzer

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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #3 am: 11.03.2009 | 02:27 »
Ich find diese Oneway Systeme ganz nett. Eine interissanete Spielwelt, beschrieben Ausrüstung etc alles was sich für mich als verwertbar wird assimiliert und ich hab eine neue Sphäre für mein eigens System was wir in meinen Runden zwischenzeitlich fast nur noch spielen.
Von diesen ganzen Standardsachen bin ich schon lang genug weg das mich die wenigsten noch groß reizen.
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Offline Zwart

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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #4 am: 11.03.2009 | 08:18 »
Da sage nochmal einer Artikel über "Beleuchtung" und "Alamadanischer Ackerbau" im Aventurischen Boten seien unnütz und überflüssig. Wir DSA'ler wissen was wir daran haben.  ;D

Das meine ich ernster als es sich lesen mag. DSA ist dafür nämlich ein gutes Beispiel. Das fängt schon bei so banalen Dingen wie einer Beschreibung darüber an wie das Feudalsystem im Mittelreich funktioniert oder wie breit eine Reichsstraße ist. Es liefert Alltag, es liefert soziale Riten und festgesetzte Dinge oder anders gesagt - es liefert jede Menge Vignetten mit denen man die Spielwelt lebendig ausschmücken kann. Teilweise sogar ganz eigenständige, die nur in Aventurien funktionieren.

Für den einen mag es zuviel sein, weil er sich eingeschränkt fühlt. Für viele Andere ist es genau das was sie brauchen.

Kurz und gut: Der Threadersteller hat in meinen Augen völlig Recht. Schade finde ich das allerdings nicht. Diese Ganzen Settings sind nett nebenher zu spielen und für länger kann man die Lücken dann immer noch mit DSA füllen.

Offline Alex

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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #5 am: 11.03.2009 | 10:06 »
Ich bin mir nicht sicher, ob soziale Riten und tiefgreifende Beschreibungen des Alltags (in erster Linie) ausreichen, um die Langzeitmotivationen zu steigern. Muß das Setting nicht im Wesentlichen Möglichkeiten für Kampagnen und Abenteuer bieten?
Außerdem sehe ich eine ähnliche Gefahr wie Drudenfusz, dass die tiefgreifenden Fluff-Beschreibungen (in Regelwerken) alles aufblähen und langweilig werden können. Ich habe mir den größten Teil solcher Alltagsriten und Besonderheiten oft aus Fanatsy-Romanen gezogen. Forgotten Realms ist dafür ein gutes Beispiel. In den Setting-Beschreibungen war mir das manchmal zuviel Beschreibung.
Auch wenn man mit solchem Fluff tiefer in eine Welt eintauchen kan (was ich super finde), muß mir die Welt IMHO erst den Weg zu 1000 Abenteuern öffnen. Dann lasse ich mich auch auf die Details ein.

Offline scrandy

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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #6 am: 11.03.2009 | 11:05 »
Ich denke du schneidest mit dem Thread eigentlich zweit Themen an:

1. Lesematerial und Spielerförderung abseits des Spieltisches
2. Qualität der Rollenspielidee

Nunja 1. ergibt sich ja vorallem aus den finanziellen und personellen Möglichkeiten der kleinen Autorengruppen, die eben nicht wie bei DSA alle Nase lang etwas rausbringen können und schon vergleichsweise unwirtschaftlich Jahre lang am Grundregelwerk gearbeitet haben. Da können die DSA Autoren einfach auf einen Fundus von zig Jahren aufbauen und der Aufwand für eine Weiterpflege ist geringer.

Aber ich finde den zweiten Punkt eigentlich den Interessanteren. Ich habe nämlich das Gefühl, dass viele dieser kurzzeit-Settings eben kein gutes Grundkonzept vorlegen, keine wirklich neue Idee, die regelmäßig Stoff für neues Ausspuckt. Ich kann leider bei meiner Begründung nur Elyrion ansprechen, da ich die anderen noch nicht gespielt habe:

Auf einer Con kam ich in den Genuss von Elyrion in Form einer Proberunde vom Supportteam. Das ganze begann mit der Vorstellung von Unmengen an Rassen, die nach meinem Eindruck eigentlich alle nur Fluff waren und exotische Namen hatten. Ich fragte, was denn am System Steamfantasy wäre und man zeigte mir einen Charakter (kein Konzept sondern wirklich nur einen Charakter), den ich dann auch direkt gespielt habe. Nur dass dessen Fähigkeiten zumindest für unsere klassisches "Wir Railroaden durch den Wald"-Story keine Bedeutung hatte. Da stellt sich mir doch ganz klar die Frage nach der Qualität der Grundidee. Denn alles was ich bisher gesehen hatte war DSA mit neuem Anstrich und neuen Farben. Da ist es schon klar, dass man sehr früh die Lust verliert, da ja nicht mal Punkt 1 gegeben ist, der wenigstens Lesevergnügen bereitet.

Ein gutes Regelwerk muss aber Charaktere einführen, die von ihren Handlungsmöglichkeiten so einzigartig sind, dass man sie nicht mit anderen Systemen verwechseln kann. Und der Background muss eine neue komponenete enthalten, die so viele einzigartige Abenteuerideen ausspuckt, die nicht einfach in eine andere Welt verlegt werden können. Dann ergibt sich die Langspielbarkeit automatisch, denn nach dem ersten Abentuer und dessen Ende präsentiert sich ja direkt das nächste usw. Und die klassischen "Rettet die Maid und besiegt die Räuber"-Stories gibt es dann immer noch obendrauf. Und wenn der Verlag dann noch genug Resourcen bereitstellt, dass jedes Jahr irgendeine Erweiterung kommt, dann ist der Langzeitpflege doch genug getan. Es kommt einfach auf die Dichte des Verfügbaren an.
« Letzte Änderung: 11.03.2009 | 11:09 von scrandy »
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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #7 am: 11.03.2009 | 11:11 »
Zitat
1. ergibt sich ja vorallem aus den finanziellen und personellen Möglichkeiten der kleinen Autorengruppen, die eben nicht wie bei DSA alle Nase lang etwas rausbringen können und schon vergleichsweise unwirtschaftlich Jahre lang am Grundregelwerk gearbeitet haben.
Mit elektronischen Mitteln veröffentlicht man quasi ohne Kosten.

Offline Merlin Emrys

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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #8 am: 11.03.2009 | 11:12 »
DSA ist dafür nämlich ein gutes Beispiel.
Wahrscheinlich hält sich die Fangemeinde darum so treu :-). Es gibt für Spieler dieses Stils einfach keine Alternative...

Natürlich ist es ein bestimmter Stil, in dem auf diese Punkte Wert gelegt wird, und in mancher Hinsicht ist es ein schwieriger. Er kann für weniger Begeisterte leicht in Langeweile ausarten, das stimmt schon. Aber ich sehe mehr Vorteile darin, eine Welt zu haben, die tatsächlich als eine eigene, äußere Welt erscheint (weil sie ein Stück weit unabhängig von den Vorlieben und Eigenarten der Beteiligten am Spieltisch ist), als Nachteile.

Offline Pesttanz

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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #9 am: 11.03.2009 | 11:19 »
Was ist nun dein Problem?

1. Die fehlenden kleienren Dinge, die eine Spielwelt erst lebendig machen?
2. Die fehlende Qualität des Setting an sich?
3. Die Ideenlosigkeit eines Settings. Bemängelst du das sich niemand was neues einfallen lässt?

Ich gehe jetzt nur mal auf Punkt 1. ein. Ich gebe dir prinzipiell recht mit deiner Erfahrung, aber ich widerspreche das diese kleinen Dinge daran Schuld sind, daß man keine Langzeitmotivation mit dem System hat. Ich persönlich, der ja auch grad ein System am erarbeiten ist, lege auf die kleinen Dinge enorm viel Wert.(Mit ein Grund warum viele offensichtlichere Dinge wie z.B. das Magiesystem hinten anstehen müssen  ;D ) Jede Taverne samt Wirt hat ihren Namen, viele Orte haben ihre Sagen/Legenden, es existieren Feste mit Begründung und wie man sie feiert uvm uvm uvm.
Auf der anderen seite haben aber einige Spieler gerade dies DSA früher zum Vorwurf gemacht.
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Offline scrandy

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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #10 am: 11.03.2009 | 11:27 »
Es ist einfach eine Frage der Vorlieben. Manche Spieler lieben die Details, manche brauchen gute Regeln, manche ein gutes Drama und andere wieder ganz was anderes.

Aber ich denke, egal welche motivation dich am Spielen hält, es ist eher die fehlende Innovation der Systeme, die dich dann doch lieber zum "Original" greifen lässt, als das fehlen der Details. Denn wenn sich nur der Anstrich von DSA unterscheidet, warum sollte man dann nicht lieber DSA spielen.
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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #11 am: 11.03.2009 | 11:31 »
Wichtig sind viele kleine hooks und Konflikte.
gute beispiele für Welten, in denen einem nie die abenteuer ausgehen:
V:tM (6Jahre spannende spielzeit mit den gleichen chars)
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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #12 am: 11.03.2009 | 11:31 »
Denn wenn sich nur der Anstrich von DSA unterscheidet, warum sollte man dann nicht lieber DSA spielen.

Wenn der Anstrich aber besser ist? Ich vermute, das dies ein Grund ist, warum viele ähnliche Systeme auf den Markt kommen. Man ist mit dem Original unzufrieden und versucht es Storytechnisch besser zu machen.
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Offline bandit

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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #13 am: 11.03.2009 | 11:32 »
Es ist eine Sache, ein Setting bis ins kleinste Detail ausgearbeitet vorgesetzt zu bekommen und eine andere Sache, einige ausgesuchte, aber interessante Details vorgeschlagen zu bekommen.
Ich persönlich habe gar keine Lust, als SL auf einer Welt zu spielen, die mir jedes noch so kleine Detail vorgibt und mir kaum Freiraum lässt. Schöner ist es, einige Details, die dafür aber um so interessanter sind vorgeschlagen zu bekommen.
Zudem muss bei einer Fülle vorhandener Informationen nicht alles interessant sein. Und aus einem Wust von Müll interessante Möglichkeiten zu filtern ist nicht gerade toll.
Wichtig sind viele kleine hooks und Konflikte.
genau.

Offline scrandy

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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #14 am: 11.03.2009 | 11:38 »
Zitat
@Scrandy und Pesttanz
Ich hau euch beide immer drucheinander.

Ich (scrandy) bin der mit dem BOGEN und er ist der mit den coolen leuchtenden AUGEN!
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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #15 am: 11.03.2009 | 12:37 »
zur Möglichkeit Abenteuer zu erleben:
Das erklärt sich von selbst. Das ist für mich eine Grundvorraussetzung für ein Setting. Aber nach diesem Punkt scheinen viele Autoren einfach aufzuhören ihr Setting weiterzuentwickeln. Das heisst: Hier, Zack, Plattform, für Abenteuer, jetzt macht mal was damit.

aber mal ehrlich. Viele der einfacheren Settings die pur auf Abenteurkonzepte basieren kann ich mich mir in ein Paar Tagen selbst aus den Fingern saugen. Was ich aber nicht kann ist mir einen komplexen Alltag drumherum überlegen und das ist für mich auch Aufgabe des Autors, wenn ich in seiner Spielwelt eintauchen soll. Ansonsten ist es ja im Grunde nur meine eigene, mit dem Unterschied das ich 30Euro für ein GRW ausgegeben habe.

Iron Kingdoms, so sehr ich das Setting mag, ist ein gutes Beispiel. Es bietet wirklich hunderte von Abenteuerideen aber es bietet nur wenig Alltagsflair (es gibt ein bissl über Bankenwesen, Bildung, Transport, Wirtschaft, das wars dann aber auch).
Die Folge: Man spielt Reihenweise mehr oder weniger aufregende Abenteuer in einer, im Grunde sterilen Welt mit komischen Namen, dafür sitzt man bis spät Abends im Internet und Büchern und liest sich Wissen über das 18/19.Jahrhundert an, damit man den Fluff selber ins Setting bringen kann (der Bildungstechnische Nebeneffekt im RPG ist dabei natürlich nicht zu verachten ;) ).
Nur: Dann kann ich das auch alles selber machen oder gleich auf der Erde spielen.

Es ist sicher nur eine Frage des Maßes aber grundsätzlich gefragt:
Warum nimmt man sichüberhaupt ein Fremdsetting, selbst wenn man den wenigen Inhalt in ein paar Tagen selber machen könnte und obwohl es doch ach so einfach ist Fluffalltag selber einzubauen? Warum lässt man sich dann noch beim Abenteuerkonzept oder Ländernamen oder irgendwas oberflächliches einschränken?
Ich denke es sind genau diese vorgegebenen Fakten, denen man sich doch unterwerfen will. Viele spielen ja RPG um etwas zu endecken. Das ist es ein Unterschied ob ich zum "Orkland" reise, daß ich mir zu 100% selber aufgedacht habe oder zum "Orkland", daß in dem neuen GRW steht, daß ich mir gekauft habe. Richtig lustig wird es natürlich wenn man es gemeinsam mit der Runde entdeckt. Bei jedem Fremdsettting, daß man benutzt steckt ein bisschen Unterwürfigkeit für die angebotenen Spielweltfakten dahinter. Deswegen finde ich es inkonsequent mir Dinge überlegen zu müssen, die eben AUCH noch ins Setting gehören. Eine Welt besteht nunmal nicht nur aus Abenteuer, sonst wirken diese hohl.

und klar, danach stellt sich natürlich die Frage nach der Qualität. Aber soweit kommen die meisten ja gar nicht (es ist also nichts DA, was man bewerten könnte).
« Letzte Änderung: 11.03.2009 | 12:49 von Maltese Falcon »
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Offline Pesttanz

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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #16 am: 11.03.2009 | 12:45 »
Es gibt zwei arten von Spielern.

Der erste Version reichen ein paar Ideen und eckdaten der Welt. Den rest fügen sie selber nach ihren Wünschen hinzu.
Die zweite Version möchte jede Kleinigkeit gut beschrieben haben, damit es lebendiger wird.

Ich persönlich kann mich in beiden wiederfinden. Als Entwickler versuche ich tatsächlich der Welt Leben einzuhauchen. Als Spieler oder Spielleiter ist mir allerdings beides recht. DSA war mir zu gut erklärt, es raubte einem die Luft zum atmen und Selbstgestaltung. Bei Earthdawn hätte ich mir mehr Hintergrund gewünscht. Mehr "Soziale Riten" Ich habe es gerne gespielt, aber irgendwie blieb mir die welt immer fremd. Evt könnte es auch etwas mit dem System zu tun haben. Manche benötigen einfach ein wenig mehr und bei anderen reicht die Idee. WEährend Shadowrun z.B. von Details lebt kann ich es mir bei z.B. Cthulu auch ohne sie vorstellen.
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Offline Bad Horse

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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #17 am: 11.03.2009 | 16:26 »
@Scrandy und Pesttanz
Ich hau euch beide immer drucheinander. ~;D

Das liegt daran, dass du auf die Bilder guckst, statt den Namen zu lesen. Finde ich angesichts der "Layout und visuelle Stimuli (Bilder)"-Diskussion im Nachbarthread irgendwie interessant.

Ansonsten mag ich es, wenn das Setting in groben Zügen beschrieben wird, und dann in einem Sidebar zu jeder Gegend ein paar Details stehen. Ein Feiertag, eine lokale Sitte, warum die Leute kein Blau tragen, wieso die alle ständig behaupten, Otto werde es schon richten... solche Sachen eben. Einfach ein kurzer Einblick in die einheimische Mentalität.  :)
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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #18 am: 11.03.2009 | 16:55 »
ja, dann mal ans eingemachte. Es ging weniger um "wer mag was lieber" - allenfalls noch was Detailtiefe dem RPG bieten kann - sondern mehr ob der Eindruck richtig ist, daß gut ausgearbeitete Settings bei Veröffentlichgungen größtenteils verloren gegangen sind.

Gibt es wirklich ausser DSA keine Alternative? Ich kann einige frühere Mitspieler schon verstehen wenn sie ihren DSA Zeiten nachheulen (und sie auch wiederbeleben) weil es ja nix andere gibt, dem man sich zuwenden könnte.
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Offline reinecke

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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #19 am: 11.03.2009 | 17:14 »
Geh doch einfach ins Weltenbastler-Forum.

Rollenspielerinnen brauchen aber vermutlich in der Tat "bloß" Abenteuerhooks. Mehr, also Weltsimulation und jede Menge zu lesen, ist ja eher watt für Romane und so nen Kram.
Die meisten Weltenbastler vergessen ja leider die Hooks und Plots. ;)

Offline Falcon

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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #20 am: 11.03.2009 | 17:17 »
Bin aber kein Weltenbastler, bin Rollenspieler.
Habe damals sporadisch dort reingeschaut, haben die jemals ein Setting fertig spielbar gemacht?
Manche sind ja nicht mal zum Spielen vorgesehen.

die Hooks sollte man natürlich auf keinen Fall vergessen:
Zitat
Das ist für mich eine Grundvorraussetzung für ein Setting
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Offline scrandy

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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #21 am: 11.03.2009 | 17:23 »
Zitat
Gibt es wirklich ausser DSA keine Alternative?

Nein, es gibt natürlich ne ganze Menge mehr als DSA. Das Problem ist nur, dass sie schwer zu finden sind. Es gab zum Beispiel vor kurzem Einen Thread Jenseits von Edo bei dem alle nicht klassischen Fantasyspiele vorgestellt wurden.

Was es jedoch kaum gibt, sind dicht ausgearbeitete Regelwerke mit Unmengen von Erweiterungen, die einen Simulationsspieler (ist nicht wertend gemeint) wie dich zufriedenstellen würden. Die meisten kommerziellen Werke sind eh oft recht Platt und erst recht nicht Detailliert, weil das nötige Geld für das Folgewerk einfach nicht reinkommt. Die Indies oder auch die unbekannteren Kommerziellen sind oft nur schwer zu finden, haben jedoch oft auch nicht den Detailgrad aus dem selben Grund.

Ein Beispiel: Ich entwickle seit mehreren Jahren ein eigenens Fantasy-Spiel und möchte behaupten, dass dieses Jahr Erscheinungsjahr werden könnte, weil das Spiel steht, erfahrenen Tanelornies es getestet haben und sogar eine gewisse Begeisterung entstanden ist und das mir sagt, dass es originell und ausgeklügelt genug ist, dass es sich lohnt es zu veröffentlichen. Jetzt besteht aber folgendes Problem: Rollenspiel zu Produzieren ist nichts wovon man leben könnte und selbst als kleines Team ist der Weg von einer tollen Idee zu einem 200 Seiten Buch keine Klienigkeit: Schreiben, Editieren, Designen, Bilder, Layout, Playtesting, Didaktischer Test usw...
All das will erledigt sein, damit es der verwöhnte Rollenspieler auch kauft. Und dann kommt natürlich noch die Geldhürde, denn der Druck benötigt enorme Finanzielle Vorleistung. Da verwundert es nicht, dass nach all dem nur noch am Minimum gearbeitet wird und keine Zeit und kein Geld mehr bleibt für Botanikum und Regionalboxen.

Was jedoch eher dein Problem ist, ist die Ausrichtung an den Kommerziellen Produkten: Ich würd mich einfach mal hier im Forum etwas nach Systemen durchhangeln und die Qualität eher in den Unbekannteren suchen. Damit kommst du sicher einen Schritt weiter. Doch wenn man natürlich DSa liebt, schadet es auch nicht bei DSA zu bleiben.
« Letzte Änderung: 11.03.2009 | 17:25 von scrandy »
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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #22 am: 11.03.2009 | 17:44 »
ich meine wer es als kleine Klitsche schafft trotz des großen Aufwands (zum Teil auch finanziell) ein Setting herauszubringen, hat wohl genug Leidenschaft hineingesteckt um es weiter zu pflegen. Geld kann man damit sowieso nicht machen.

Häufiger scheint es aber mehr darum zu gehen von sich behaupten zu können selber ein Rollenspiel herausgebracht zu haben. Und das ist nunmal weniger Arbeit wenn man es wischi-waschi und flach macht. Auf das Rollenspiel selber kommts ja sowieso nicht an.

ich kann den Spieß auch umdrehen und sagen es ist kein Wunder, daß niemand diese extrablassen, lieblosen Settings kauft, infolgedessen es natürlich immer schwerer wird sie den Rollenspielern zu verkaufen (reich wird man natürlich nicht davon).
Lieber mal wieder eine richtig ausgearbeitete Spielwelt (statt Setting) als nochmal 1000 Settings, die ohne viel Eigenaufwand gar nicht funktionieren.

klar würde ich mich auch bei den gratis Spielwelten umschauen oder den Unbekannteren. Die haben eben nur das Problem, sie sind unbekannt. Hier gabs auch noch nicht viele Vorschläge.

das zweite Problem: die freien Spielwelten werden so gut wie nie fertig.
« Letzte Änderung: 11.03.2009 | 17:48 von Maltese Falcon »
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Offline reinecke

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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #23 am: 11.03.2009 | 17:46 »
Das hier ist eher für Ambiente/Simulationisten: Nova ein SF spiel.
kam mir jedenfalls so vor.

Offline Pesttanz

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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #24 am: 11.03.2009 | 19:52 »
Gibt es wirklich ausser DSA keine Alternative? Ich kann einige frühere Mitspieler schon verstehen wenn sie ihren DSA Zeiten nachheulen (und sie auch wiederbeleben) weil es ja nix andere gibt, dem man sich zuwenden könnte.

Warte mal ab bis Rise of Heroes fertig ist. ;D
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Offline Beral

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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #25 am: 11.03.2009 | 22:20 »
Was ich eher glaube: Es gibt viel zu viele Leute, die viel zu wenig Ahnung davon haben, wie man eine lebendige Spielwelt schreibt, aber viel zu leicht ihr Setting in Hochglanzbüchern (wahlweise PDF) auf den Markt werfen können.
Dem würde ich zustimmen. Nur, wie bastelt man eine lebendige Spielwelt für ein Rollenspiel? Die Rollenspieltheorie, wie ich sie zur Zeit überblicke, gibt dafür nichts, aber auch gar nichts her. Und ohne Theorie ist die Erarbeitung von komplexen Welten nur ein Zufallsprodukt, das nur mit der Wahrscheinlichkeit eines Lotterietreffers auch ein gutes Zufallsprodukt wird. Bei den Weltenbastlern habe ich bis jetzt auch keine Theorien gefunden.

Ich arbeite dran. Trete dem Klub bei. :)

Natürlich ist anzunehmen, dass die angeblich oberflächlichen Settings nur deshalb florieren, weil sie auch gewünscht sind. So frage ich mich z.B. auch, ob "Deutschland sucht den Superstar" so erfolgreich ist, weil die Leute das wirklich sehen wollen. Wie dem auch sei, es gibt ja auch die arte-Gucker. Aber die sind in der Unterzahl und werden es vermutlich auch bleiben. Als arte-Zuschauer sollte man aber nicht auf RTL rumhacken, das wird RTL nicht zu einem Kultursender machen; statdessen sollte man zusehen, dass arte weitersendet.
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Offline Falcon

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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #26 am: 11.03.2009 | 23:14 »
Zitat
Die Rollenspieltheorie, wie ich sie zur Zeit überblicke, gibt dafür nichts, aber auch gar nichts her.
Das kann auch der Kern des "Problems" sein. Das richtig aufwändig ausgearbeitete Settings mittlerweile selten und schwer zu finden sind scheinen die meisten im Thread ja ähnlich zu sehen.
Ich habe den Eindruck, vieles von den Inhalten wurde durch RPG theoriebezogenes Design einfach wegrationalisiert weil es "nicht mehr effektiv" ist oder "keinen Zweck mehr erfüllt".
 
ich merke ja, daß ich zu Anfang auch immer wieder auf die Settings mit den effektvollen, knalligen Konzepten reingefallen bin, deren sich immer wiederholende Inhalte einem spätestens nach dem 10mal zum Hals raushängen.
Und dann heisst es immer: "Jaaa, man muss halt selber Kreativ sein, man kann doch alles ausgestalten was man will und wer das nicht mach ist halt ein schlechter Rollenspieler".
aber
1. sehe ich mich nicht dafür zuständig Settings zu ende zu schreiben, die andere Leute erdacht haben und
2. kostet es mehr Aufwand, die man dann nicht mehr für andere Themen hat.
« Letzte Änderung: 11.03.2009 | 23:17 von Maltese Falcon »
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Offline reinecke

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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #27 am: 11.03.2009 | 23:18 »
Also es gibt sogar Rollenspieltheorie über Settings!
Einen Beitrag dazu kenne ich mindestens, ist aber auf englisch(!). Ich suche den mal raus, moment.
EDIT: verdammt ist bei amagi-games und die seite ist weg oder nicht erreichbar.

Aber ich denke sowieso, dass es dir, falcon, ohnehin bloß um das RSP-Theorie-Gebashe geht, so wie einem Bourgouis um Kommunistenhetze (wobei ich hier nicht Rollenspieltheorie mit Kommunismus vergleichen will) (oder gar andersrum). ;)
Denn mit dem Thema hat das nichts zu tun. Also verstehe generell nicht, was das mit den Settings zu tun hat.
« Letzte Änderung: 11.03.2009 | 23:22 von reinecke »

Offline Falcon

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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #28 am: 11.03.2009 | 23:40 »
Theoriegebashe, das ich nicht lache. Mal davon abgesehen, daß die Theorie den Aufwand nicht wert ist, ich sie seit längerem vor zig Leuten verteidige, die Begriffe selber benutze (sogar GNS), das Wort in dem Thread vielleicht 2 mal aufgetaucht ist und Beral und nicht ich das Thema Theorie massiv aufgegriffen und angegriffen hat, habe ich eher den Eindruck du hoffst mit diesem Zündeln auf einen kleinen Flamewar.
Aber ich hoffe den wird es nicht geben.

Settingtheorie fände ich aber mal interessant.

zum Thema:
Da fällt mir auch gerade die SettingChallenge ins Auge. Das finde ich schon... ich will nicht sagen armselig aber es zeigt auf jeden Fall welchen Stellenwert das Setting im Rollenspiel mittlerweile hat: Mal eben schnell in 120Stunden und 5000 Zeichen ein Setting dahinklatschen.

Vielleicht heisst es auch irgendwann: "ich hab schon mal ein Rollenspiel gemacht" sondern "Dieses Jahr habe ich schon 3 Rollenspiele rausgebracht und du?".
Daran passen sich ja auch die Spielruden an. Von vielen liest man hier dieses und jenes Setting ist ja so toll..... aber nur für One-Shots, dafür werden aber 10Settings gleichzeitig gespielt (die meisten wohl nur 2-3 mal, dann sind sie irgendwie nicht mehr so toll).

p.s.
ach so, dieser link zu Nova. Ich kenne die Seite. Da tut sich seit Urzeiten nix, ich finde auch keine Möglichkeit wie man an die Vollversion kommt. Und es macht nicht den Eindruck, daß es seit 1996 fertig geworden ist.
« Letzte Änderung: 11.03.2009 | 23:43 von Maltese Falcon »
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Offline reinecke

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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #29 am: 11.03.2009 | 23:51 »
Flamewar, dass ich nicht lache!  ~;D

Settingtheorie:
Also der Beitrag auf Amagi-Games erklärte, wie es möglich ist, schnell konfliktlastige Kulturen aufzubauen. Ausgegangen wird dabei von einem Problem, für dass dann mindestens 2 Lösungen überlegt werden, diese werden zu Kulturen aufgebaut und innerhalb dieser Kulturen wird dann das gemacht... ach ich weiß nicht mehr.
Das Beispiel hatte was mit Wüste und Wasserknappheit zu tun.

Und am Ende kommen dann auch so Sachen wie Initationsrituale heraus, also genau das, was du suchst. ;)

@Settingchallenge
Armselig? ^^
Was meinst du mit dahinklatschen?

Offline Beral

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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #30 am: 11.03.2009 | 23:54 »
Oh Gott, es gibt einen ganzen Beitrag über Setting-Theorie! Leider nur auf englisch und derzeit nicht erreichbar, aber das macht ja nichts; am Theoriemangel kann es dann jedenfalls nicht liegen.  ::)

Polemik beiseite. Es geht nicht ums Theorie-Bashing. Es gibt nicht mal irgendwelche Theorien, die man bashen könnte.
Und was hat wohl Setting-Theorie mit dem Thema Setting-Erstellung zu tun?

Ich habe den Eindruck, vieles von den Inhalten wurde durch RPG theoriebezogenes Design einfach wegrationalisiert weil es "nicht mehr effektiv" ist oder "keinen Zweck mehr erfüllt".
Solcherart Reduktionismus ist typisch, wenn ein neuartiges Gebiet systematisch erschlossen wird. Das wird sich ändern und ändert sich bereits. Und wenn ausgefeilte, tiefgründige Spielwelten sinnvoll sind, werden sie irgendwann kommen.
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Pyromancer

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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #31 am: 11.03.2009 | 23:55 »
Da fällt mir auch gerade die SettingChallenge ins Auge. Das finde ich schon... ich will nicht sagen armselig aber es zeigt auf jeden Fall welchen Stellenwert das Setting im Rollenspiel mittlerweile hat: Mal eben schnell in 120Stunden und 5000 Zeichen ein Setting dahinklatschen.

Du, normalerweise machen wir das mit Regelsystemen.  ::)

Imago

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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #32 am: 11.03.2009 | 23:56 »
Zitat
Also der Beitrag auf Amagi-Games erklärte, wie es möglich ist, schnell konfliktlastige Kulturen aufzubauen. Ausgegangen wird dabei von einem Problem, für dass dann mindestens 2 Lösungen überlegt werden, diese werden zu Kulturen aufgebaut und innerhalb dieser Kulturen wird dann das gemacht... ach ich weiß nicht mehr.
Das Beispiel hatte was mit Wüste und Wasserknappheit zu tun.

Habe ich einen Link übersehen? Wenn ja, würde mich jemand mit der Nase drauf stoßen und wenn nicht, ihn vielleicht posten ^^
Danke.


Offline reinecke

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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #33 am: 12.03.2009 | 00:02 »
Und wenn ausgefeilte, tiefgründige Spielwelten sinnvoll sind, werden sie irgendwann kommen.
Stimmt, weil die Nachfrage regelt das Angebot und der Fortschritt ist unaufhaltsam!  wtf?
Naja, wenn sie kommen, dann wohl von jemanden, der das gut findet.

 :mimimi:

-> Der Beitrag bei Amagi-Games war eine Anleitung kein Gesülze über Abstrakta, falls das falsch rüberkam.

@Laterna
ich finde den originalbeitrag leider nicht.
(EDit: rätsels lösung: die seite ist down)
« Letzte Änderung: 12.03.2009 | 00:06 von reinecke »

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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #34 am: 12.03.2009 | 00:08 »
Zitat
ich finde den originalbeitrag leider nicht.

Schade. Klang sehr interessant. Ich finde da auch nur einen Blog mit ca 7 Artikeln.
Zu Settings/Kulturen ist nichts dabei. Ehrlich gesagt bin ich sogar zu blöd eine Email-Adresse zu finden um diesen Artikel anzufragen :(

Naja, was solls.
Wenn du mal Lust und Laune hast ein bisschen mehr dazu zu erzählen fänd ich das Klasse.


Offline scrandy

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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #35 am: 12.03.2009 | 00:18 »
Zitat
Mal eben schnell in 120Stunden und 5000 Zeichen ein Setting dahinklatschen.
Ich finde ehrlich gesagt diesen Kommentar nicht gerade konstruktiv. Es ist nämlich eine Frage der Präferenzen, wie lange man für ein Setting braucht. Die Grundidee, der Kern des Settings kann nämlich durchaus in kurzer Zeit, bei einem zündenden Einfall, entstehen. Und diese Idee kann durchaus schon besser sein als die Kernidee von DSA. Wenn man diese Kernidee ausbaut, dann kann man in 120 Stunden schon ein richtig gutes Setting bauen, dass auch für längere Kampagnen hält. Eine grosse Spielwelt wie DSA sie vorgibt ist eh nicht durch das einfache Schreiben der Welt entstanden, sondern durch Jahrzehnte lange Wechselwirkung von Fans und Autoren. Deswegen sollte man auch kein neues Setting mit DSA vergleichen und auch kein Setting anhand der Alltagsdetails messen, die dort niedergeschreiben sind, sondern am Potential, dass in jeder Runde zur Verfügung steht und dass durch Spielerweiterungen ausgeschöpft werden kann.

Wenn du jedoch der Meinung bist, dass allein durch Details ein gutes Setting entsteht, dann fang mal an zu schreiben. Aber wundere dich nicht wenn es dann keiner spielen will.
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Offline reinecke

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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #36 am: 12.03.2009 | 00:21 »
Wenn du jedoch der Meinung bist, dass allein durch Details ein gutes Setting entsteht, dann fang mal an zu schreiben.
diese kritik hat falcon schon antizipiert. Und er hat ja auch recht, es kann nicht die Antwort auf seine Kritik sein.
Und das die Challenge Sport ist und nicht die Aufforderung jetzt das zu schreiben, was falcon will, muss ja nicht gesagt werden.

Offline Falcon

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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #37 am: 12.03.2009 | 00:32 »
mit dahinklatschen bezeichnet man bei uns etwas, das man unsorgfältig und schnell durchführt.

@Tobias: zur Regelchallenge. Das stimmt wohl. Ich glaube allerdings, daß man mehr Sorgfalt für ein Setting als für ein Regelwerk braucht (Herr der Ringe Universum Anyone?). Das wirkt vielleicht nicht so, weil man sofort denkt "ach, dann denke ich mir halt was aus" ... und naja, daß denken wohl die meisten Settingautoren.

Die Settingchallenge ist sicher eine lustige Veranstaltung aber ich erwarte nicht, daß hinten etwas herauskommt mit denen verknöchte, detailliebende Dinosaurier länger als 3Monate Spass haben.
Aber ich kann die Kritik daran auch anders formulieren: Warum gibt es keine
"Wer macht das detaillierteste/lebendigste Setting-Challenge"? Vielleicht wird der Trend dann klarer.

Scrandy
Zitat
Wenn du jedoch der Meinung bist, dass allein durch Details ein gutes Setting entsteht, dann fang mal an zu schreiben. Aber wundere dich nicht wenn es dann keiner spielen will.
Wie kommst du jetzt darauf? Ich bin Konsument. Wir sind nicht alle große Künstler, die sich einbilden, mit ihren Kunstwerken die Rollenspielwelt zu verändern.
Vor allem wenn es in dem Thema um Settings geht, die so große Löcher haben, daß man das meiste selber ergänzen muss, werde ich meine eigene Kritik wohl nicht als Antwort nehmen.

und ähm. ich glaube mit Präferenzen hat das nicht viel zu tun, es sei denn du meinst etwas anderes unter dem Begriff als dessen Bedeutung. Bloss weil jemand es gerne hätte, daß sein Setting in 2 Sekunden entsteht, heisst nicht, daß das auch klappt. Es ist eine Frage des Talents wie lange man braucht.

scrandy schrieb:
Zitat
Die Grundidee, der Kern des Settings kann nämlich durchaus in kurzer Zeit, bei einem zündenden Einfall, entstehen.
Das habe ich ja nicht bestritten aber leider:
Falcon schrieb:
Zitat
Das ist für mich eine Grundvorraussetzung für ein Setting. Aber nach diesem Punkt scheinen viele Autoren einfach aufzuhören ihr Setting weiterzuentwickeln

« Letzte Änderung: 12.03.2009 | 00:38 von Maltese Falcon »
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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #38 am: 12.03.2009 | 00:33 »
1. sehe ich mich nicht dafür zuständig Settings zu ende zu schreiben, die andere Leute erdacht haben und
2. kostet es mehr Aufwand, die man dann nicht mehr für andere Themen hat.
Gebe Dir zwar Recht was die Phantasielosigkeit der Verlage angeht (es wird eben eher für den Massenmarkt produziert)...aber ich selbst habe es als den größten Spaß am Spielleiten betrachtet, das Setting in concreto auszuformen und an die Chars anzupassen (Stichwort: Plot Hooks). Wenn die Spieler sich dann auch noch einbringen ist die Sache geritzt und es wird genau die Welt in den Raum gestellt, die die ideale Bühne für die Abenteuer bietet.
Braucht man dann überhaupt noch ein Setting? Nein. Nun ja...vielleicht für die 5 wirklich guten Ideen die drinstecken oder für die schönen Karten...die machen dann wenigstens Stimmung...  ;D

Hier gilt generell wieder der Grundsatz, dass engagierte und anspruchsvolle Spielleiter ein hartes Brot essen - das nimmt der Kritik an den Settingprodukten mancher Verlage freilich nichts an Schärfe...
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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #39 am: 12.03.2009 | 01:00 »
Zitat
ich glaube mit Präferenzen hat das nicht viel zu tun,
Doch hat es wohl, warum:

Ich beschäftige mich jetzt schon eine weile mit Rollenspielen und eben auch seit etwa 3 Jahren mit meinem Regelwerk Mystix. In dieser Zeit sind mir einige verschiedene Herangehensweise an Settings begegnet, die sich auch in etlichen Theorien wiederspiegeln. Nur mal ein Beispiel: simulationsoreintierter Spieler und dramaturgieorientierter Spieler.

Meine Freundin zum Beispiel ist ein Simulationist, sie liebt es wenn man weiss, wie die lokalen Gebräuche des Landes sind und wenn man weiss, wie die politischen Verhältnisse in Andergast und Nostria im Detail laufen (DSA). Somit ist sie mit einem entsprechenden Werk wie DSA perfekt bedient. Ich hingegen als Dramaturg interessiere mich nicht für Details in dieser Art, sondern für mich ist es wichtig, dass Spielinhalte eine gewisse Dramaturgische Bedeutung bekommen: zum Beispiel, dass Charaktertypen Konflikte beinhalten, dass aktuelle Themen in eine Story verwoben werden können (wie religiöser Extremismus, die ethischen Grenzen der Medizin oder die Bedeutung des Lebens einzelner), und das Fantasy einzigartig und neu ist ohne exotisch zu wirken. Diese Ansprüche stelle ich an ein Setting. Und damit werde ich auch lange an ein und dem selben Setting spielen können ohne das es mir langweilig wird, aber auch ohne dass ich gestalterische Details brauche. Und da es nicht nur mich und meine Freundin gibt, wirst du auf noch mehr unterschiedliche Sichtweisen treffen, die alle andere Ansprüche an ein gutes langanhaltendes Setting haben.

Deswegen: Mit der Kritik an der Oberflächlichkeit mancher kommerzieller Settings hast du recht. Doch du solltest deine Diskussion möglichst Sichtweisenbereinigt führen, damit du nicht mit deiner allgemeingehaltenen Kritik jemanden ärgerst, ohne dass du Grund dazu hast. Ich kann ja den Wunsch nach einer Alternative zu DSA durchaus verstehen und das nicht jeder Autor ist auch, aber deine Herangehensweise an das Thema bringt die Sache nicht voran, sondern du mischst nur Leute damit auf.
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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #40 am: 12.03.2009 | 10:24 »
Es ist eine Sache, ein Setting bis ins kleinste Detail ausgearbeitet vorgesetzt zu bekommen und eine andere Sache, einige ausgesuchte, aber interessante Details vorgeschlagen zu bekommen.
Ich persönlich habe gar keine Lust, als SL auf einer Welt zu spielen, die mir jedes noch so kleine Detail vorgibt und mir kaum Freiraum lässt.
und
Die zweite Version möchte jede Kleinigkeit gut beschrieben haben, damit es lebendiger wird.
Ein Setting, das das fertigbrächte, müßte Bibliotheksräume oder Bahnhofshallen füllen. Die Angst davor ist also selbst bei DSA unbegründet. :-)
Aber dann läuft der Denkansatz mE verkehrt herum. Details schränken keine Freiräume ein (dafür werden es niemals genug sein, wenn die Spielwelt eine gewisse Größe überschreitet!), sie schaffen sie überhaupt erst - zumindest für einen bestimmten Spielstil. Eine "leere" Welt regt zu nichts an, außer zu dem, was ohnehin üblich ist. Wenn der Spielleiter selbst die Welt gestalten muß, wird sie immer den anderen Welten, die er gestaltet, ähnlich werden. Als das "eigene" einer von anderen übernommenen Spielwelt bleiben dann nur ein paar Namen und Grundkonzepte... sehr wenig, wie ich finde. Je "handfester" die übernommene Welt selbst ist, desto mehr bleibt sie ein wirklich eigenes Element im Spiel; und das ist etwas, das bestimmten Spielern schon als solches wertvoll ist.

In dieser Zeit sind mir einige verschiedene Herangehensweise an Settings begegnet, die sich auch in etlichen Theorien wiederspiegeln. Nur mal ein Beispiel: simulationsoreintierter Spieler und dramaturgieorientierter Spieler.
Das ist dann aber eine Theorie zu den Spielern, nicht zur Hintergrundwelt. Wenn die interessant ausgearbeitet ist, kommt ein dramaorientierter Spieler ebenso auf neue Ideen ("Genau diesen Konflikt könnte es in unserer Welt nicht geben... wie könnte der verlaufen?") wie einer, der die Simulation schätzt. Der Simulationsspieler kann auch die vorfindliche Wirklichkeit nehmen und Vorgänge darin "simulieren". Selbst Spieler, deren Liebe dahin geht, die Vorbedingungen für einen Zufallsgeneratorenwettbewerb zu optimieren, können in einer gut ausgearbeiteten Umgebung auf ungewohnte, neue Strategien kommen, die "immer nur dasselbe mit anderen Namen" nicht auslösen würden.

Offline scrandy

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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #41 am: 12.03.2009 | 12:13 »
Zitat
Das ist dann aber eine Theorie zu den Spielern, nicht zur Hintergrundwelt.
Die Dinge sind nicht immer so einfach zu trennen. Ein Simulationist würde sich zum Beispiel über Detailtexte über Region, Pflanzen, Staatswesen oder Geschichte freuen, möglichst noch für jede kleine Grafschaft (mal in DSA Maßstäben gesprochen) und diese Inhalte werden auch bei der Abenteurgestaltung benötigt. Bei mir ist das meist Irrelevant.

Ein Beispiel: Wenn meine Freundin als Simulationist ein Abenteuer plant greift sie gerne auf offizielle Karten oder Quellenbücher zurück. Es reicht nicht einfach zu sagen, ich spiele in einem kleinen Dorf und ich möchte diese oder jene  Bedrohung haben und diese oder jene Atmosphäre damit erzeugen, nein es ist wichtig , dass das Regelwerk schon so etwas andeutet und dass möglichst irgendetwas kulturelles den Plot stützt, genauso wie in offiziellen DSA-Abenteuern immer extrem viel Verlinkung getrieben wird um wie es heisst "die Spielwelt lebendig zu halten". Jedoch ist das nur eine Sichtweise. Denn ich habe mich seinerseits von DSA wegbewegt, weil mich diese Einbettung, diese Detailverliebtheit gestört hat und stattdessen wenig Hooks für anspruchsvollere Abenteuer da waren, geschweige denn die Möglichkeit vom Vorgegebenen abzuweichen.

So finde ich es immer als extrem störend wenn mich die Spieler als erstes fragen, wo in Aventurien wir denn spielen, nur um mit ihrem Backgroundwissen Stimmung und Abenteuer zu gefährden und mir vorzuhalten was eigenlich gerade vorgeht. Stattdessen fehlen mir bei DSA die dramtischen Höhepunkte, Konflikte (jeneits des Aventurischen Boten) und die Möglichkeit kreativ zu werden.

Also besteht zumindest bei uns zwei durchaus ein Vorliebenunterschied und ich bezweifle das wir die einzigen sind die Vorlieben haben. Jedenfalls sprechen die Posts eine andere Sprache.
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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #42 am: 12.03.2009 | 12:39 »
natürlich ist das nur eine Sichtweise. Ich z.b. mag sowohl viele Details als auch konfliktreiche Konzepte, daß ist für mich kein entweder oder, wie bei dir und deiner Freundin.
Ich spiele z.b. sehr gerne pulpige Abenteuer aber ich sehe keinen Grund, daß nicht in einer Spielwelt zu machen, die sehr detailliert ist. Weil mich das zu Ideen anregt. Ein weisses Papier hilft mir da gar nicht (hat Thalamus auch geschrieben).
Ich finde es relativ unspannend eine Welt zu retten, wenn man nichts hat das als Treibstoff für die Motivation dient. Halt sympathische Eigenheiten. Drama kann man auch in einem weissen Raum spielen, sieht man ja auch am modernen Theather aber das finde ich dann bedeutungslos.

aber an den Sichtweisen müssen wir uns ja nicht aufhängen bzw. man muss sich nicht an den Karren gefahren fühlen bloss weil ich in den Raum gestellt habe:
"viele neue Settings konzentrieren sich nur noch auf konfliktreiche Inhalte aber vernachlässigen Details... und PS: das finde ich scheisse"
Wenn man jetzt nicht über dieses relativ unwichtige PS hinwegschauen kann, hat man das Thema des Threads verpasst.
Selbst du, Scrandy, scheinst dem Trend ja auch zu folgen, weil es deine Interessen anspricht, daß scheint meinen Eindruck ja eher zu bestätigen.
Zitat
Denn ich habe mich seinerseits von DSA wegbewegt, weil mich diese Einbettung, diese Detailverliebtheit gestört hat und stattdessen wenig Hooks für anspruchsvollere Abenteuer da waren

DSA als Gegenargument halte ich dabei sogar für ein schlechtes Beispiel, denn ich finde es ist ein äusserst grottig geschriebenes Setting in dem Konflikt und Details nicht im Einklang sind, was ich aber als Vorraussetzung gesetzt habe.

Das Backgroundbesserwisser die Amtosphäre kaputt machen habe ich aber auch schon erlebt
p.s.: wenn sich jetzt ein Backgroundwisser persönlich angefahren fühlt: Das hat nix mit dem Thema zu tun.
« Letzte Änderung: 12.03.2009 | 12:43 von Maltese Falcon »
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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #43 am: 12.03.2009 | 13:03 »
Warum gibt es keine detailverliebten Settings mehr? Ich glaube Falcon hat Recht ( :o ): Das ist eine Frage der Effektivität. Wenn ein rudimentäres Setting mit starken Konflikten und einer fokussierten Core-Story in einem Buch und innerhalb kurzer Zeit entworfen werden kann und das ausreicht um darin einige Zeit zu spielen dann brauchen die wenigsten ein Setting dass extrem detailiert eine ganze virtuelle Welt schafft.
Letzteres setzt ja auch einen ganz anderen Umgang voraus.

Erstens müssen solche Settings über einen langen Zeitraum rezipiert werden damit entsprechende Details überhaupt wahrgenommen werden und ins Spiel einfließen können, der Spieler muss viel Zeit in das Studium des Quellenmaterials bzw. eigentliches Spiel investieren. Das können oder wollen heute nicht mehr viele Spieler tun. Autoren können es sich nur leisten eine solche Reihe von Quellenmaterial heraus zu bringen wenn fest steht dass es eine Spielerschaft gibt die bereit ist ein entsprechendes Maß an Aufmerksamkeit zu investieren. Auch hier kann man wieder das böse WoW als Beispiel hernehmen: Die World of Warcraft entwickelt sich genau zu so einer Welt, mit extrem detallierter Historie, vielen wichtigen Figuren und Beschreibungen bis hin zu sozialen Riten und täglichem Leben. Warum ist das hier möglich? Weil die Verrückten da sind die es regelmäßig konsumieren.
Moderne Settings leiden hier also gewissermaßen unter dem Aussterben der Sammler, die eine quasi unendliche Kapazität aufsaugen. Die haben andere Hobbys als Rollenspiel gefunden die ihre Vorliebe effektiver bedienen (nämlich Hobbys in denen man weniger selbst kreativ werden muss). Es gibt zwar noch die die wirklich spielen wollen in solchen Settings, aber die alleine können die kritische Masse offensichtlich nicht überschreiten.

Zweitens wird es mit erhöhten Detailgrad eines Settings immer schwieriger originell zu bleiben. Es gibt nun einmal nur so und so viele neue Ideen und wenn man die hat dann möchte man sie auch effektiv bespielen. Dazu ist die klassische Herangehensweise ebenfalls weniger geeignet, denn dort findet man die neue Idee in einer Welt voller Füllstoff kaum. Den Füllstoff muss es ja zwangsläufig geben, oder es müssen alle Ideen furchtbar originell sein, was wiederum so ein Setting extrem unwahrscheinlich werden lässt. Viel wahrscheinlicher ist es das sich alle Settings im extremen Detailgrad beginnen anzugleichen, so wie Serien die unendlich lange laufen auch alle beginnen sich der Soap anzugleichen.
Dann ist auch die Frage wie viele Variationen eines neuen Konzeptes noch interessant bleiben, bis etwas "zu Ende" gespielt ist. Eine detaillierte Welt dann einfach "wegzuwerfen" wäre Verschwendung. Tatsächlich werden solche "lebendigen" Welten, häufig nur noch aus Gewöhnung an das Liebgewonnene weiter konsumiert (Aventurien) und nicht aufgrund irgendwelcher Ideen oder Konzepte.


Ich persönlich mag auch lebendige, "echte" Welten. Aber ich bin zur Überzeugung gelangt dass diese Form der Lebendigkeit für Rollenspielwelten am besten aus der einzelnen Gruppe entsteht, am besten so viel wie möglich im Spiel selbst. Eine solche personalisierte Entwicklung von Welten nimmt ein gutes Stück der Beliebigkeit die zwangsläufig in solchen Settings steckt und ersetzt es statt dessen mit persönlichen Erfahrungen.
Diese persönlichen Erfahrungen sind übrigens genauso der zentrale Punkt bei großen lebendigen Settings die durch Autoren für ein größeres Publikum entwickelt wurden (Aventurien, WoD, aber auch WoW, Star Wars, Star Trek, Harry Potter, Hyboria, Mittelerde etc.). Es ist natürlich nur viel schwieriger eine solche gemeinsame Erfahrung für hunderte und tausende Menschen herzustellen.
« Letzte Änderung: 12.03.2009 | 13:04 von Dr.Boomslang »

Offline scrandy

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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #44 am: 12.03.2009 | 13:27 »
Also ich halte den Post von Dr. Boomslang für die Sache auf den Punkt gebracht. Ich denke was man in dieser Diskussion höchstens noch brauchen könnte, ist eine Strategeie zu formulieren, eine Art plan, wie man zu einem solchen "Ausgereiften" Setting kommt.

Denn wenn ich jetzt mal an mein eigenes Setting denke, fehlt mir vorallem die Idee, das Setting so gut unter die Leute zu bringen, dass ich eben auch in der Lage bin entsprechende Folgeveröffentlichungen zu machen. Ich rede dabei nicht vom großen finanziellen Gewinn sondern einfach von der Möglichkeit die Sache kosteneutral über Jahre hinweg betreiben zu können. Denn wenn ich über Jahre immer nur reinbuttere und weder Leserschaft noch finanzielle Deckung habe, dann wird meine Aufmerksamkeit mit Sicherheit schwinden. Also ist das meiner Meinung nach der Knackpunkt bei dem man ansetzen müsste.
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Offline Falcon

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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #45 am: 12.03.2009 | 19:02 »
ja, der Post ist schon ein guter Rundumschlag, wobei ich nicht der Ansicht bin, daß mehr Inhalt zu weniger Ideen führt.

zur Strategie: Für mich geht es bei den detaillierten Settings auch darum Ideen zu spielen, die eben andere Leute erlebt/erdacht haben (hatte ich schon geschrieben), ein Setting mit eigenen Ideen zu füllen ist da also kein Ersatz.

Was man aber machen könnte wäre eine Art Free for All Setting in dem die Macher massiv und schnell Feedback (von Spielrunden z.b.) sammeln und in das Setting einbauen, so wie das bei den Großen Settings (wie DSA) über viel längere Zeiträume ja auch gelaufen ist.
Sowas ähnliches wie dieses Hexfeldforenspiel bei dem jeder ein Hexfeld einer Spielwelt beschreibt.
Die Autoren sind natürlich die letzte Instanz was sie dann einbauen (nix Demokratie).


EDIT: ääh, was entdecken da meine müden Augen  :o
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« Letzte Änderung: 12.03.2009 | 19:06 von Maltese Falcon »
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Offline Merlin Emrys

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Re: Soziale Riten in RPG Settings
« Antwort #46 am: 12.03.2009 | 22:10 »
Die Dinge sind nicht immer so einfach zu trennen. Ein Simulationist ... Bei mir ist das meist Irrelevant.
Die Frage ist, ob jeder Simulationist und jeder Dramaturge an dieser Stelle wirklich dieselben Prioritäten hat wie die beiden jeweils einzelnen Fälle, auf die Du Dich beziehst. Andernfalls könnte es eine zufällige Parallele in diesen beiden Fällen sein - und bereits hier im Faden auch andere Beispiele...