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Nominierungen für die Endrunde & Feedback

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Gaukelmeister:
So, nachdem wir uns gut vier Wochen Zeit gelassen haben, gibt's nun endlich die Ergebnisse der 1. Runde. Ihr seht in der Liste, welcher Juror welches Setting gelesen und beurteilt hat, und findet dann jeweils den Hinweis, ob es nominiert worden ist oder nicht. Jeder Juror durfte bis zu zwei Settings nominieren. Die Nominierungen mussten sich nicht auf die Settings beziehen, die man zwecks erstellen eines Feedbacks zugelost bekommen hatte. In die Endrunde geschafft haben es schließlich acht Settings. Wir posten das Feedback zu den einzelnen Settings asap hier in diesem Thread. Ich bitte darum, Glückwünsche, Beschimpfungen etc. in anderen Threads unterzubringen, solange noch nicht das gesamte Feedback gepostet ist.

EDIT: Wir posten das Feedback auch in die Design-Tagebücher, damit man sich bei Bedarf gezielter darüber austauschen kann.


Enkidi Li Halan
"Containment Zones" nicht nominiert
Exodus 7 nicht nominiert
Samurai Noon nicht nominiert
"Die Mondmission" nominiert
Ewiger Sand nicht nominiert

Lord Verminaard
Dschahannam - Tausend und eine Sonne nominiert
Purple Comet nicht nominiert
Meadow Explorers nicht nominiert
Das große Erwachen nominiert
Skybreaker nicht nominiert

Tobias D.
Aurealis - Die Eroberung der Neuen Welt nominiert
Das Mond- Meer nominiert
Welt im Umbruch nicht nominiert
Nebenan nominiert (Enkidi Li Halan)

Settembrini
Lycanthropie nicht nominiert
Stirb und Werde nominiert
Supay nicht nominiert
Auf Staub gebaut... nominiert

Gaukelmeister
die Erben der Himmel nicht nominiert
Falkenturm nicht nominiert
V00D00 nicht nominiert
Nightly Impala nicht nominiert

Settembrini:
Rezension zu „Lycanhtropie“

In einem Satz:
Lycanthropie ist eine Zombievariation an historischem Kartoffelpürrée, garniert mit gar nichts.

Bemerkungen:
Wie schon angedeutet wird bei „Lycanthropie“ die apokalyptische Menschenverwandelseuche , welche Gesellschaft und Zukunft ein für allemal ins paranoid-faschistoide Survivalistgenre transponiert, ausgetauscht. Und zwar keine Zombieseuche, sondern eben die Lycanthropie ist der Witz bei „Lycanthropie“. Ich sehe keinerlei Gewinn darin, mit Zombies wäre es mindestens genausogut gegangen. Eher machen die Werwölfe Probleme, denn die Bilden dann einen Staat, sind also nicht so tierisch und wild oder monströs, wie das echte Zombies wären. Wenn man bedenkt, wie damals das aufstrebende Osmanische Reich bekämpft wurde, wie überhaupt mit Minderheiten, Kranken oder Feinden umgegangen wurde, stellt sich schnell die Sinnfrage. Ich persönlich finde durch die Kuschelwerwölfe wird der Schrecken des Hochmittelalters eher abgemildert, auf jeden Fall kommt nichts neues dazu. Der Autor konnte scheinbar nicht widerstehen, Werwölfe auch als Spielerrasse offen zu halten, eine Sünde, die das ganze Setting entwertet.
Der ganze Sinn einer Zombieapokalypse ist doch, einen absolut entmenschlichten Feind ohne Reue nachstellen zu dürfen, trotzdem aber das Schlechte in menschlichen Gesellschaften herauszukehren (Angst vor Fremden, Lynchjustiz usw.). Wenn ich im Hochmittelalter spielen möchte, und Spieler damit konfrontieren möchte, daß der Feind tatsächlich und trotzdem auch ein Mensch ist...dann kann man ja einfach bei der echten Geschichte bleiben.

Der historische Hintergrund bleibt insgesamt etwas farblos. Dadurch wird das Setting fast unbenutzbar, weil es zu viel voraussetzt, ohne aber im Gegenzug dann mehr Möglichkeiten zu bieten. Insgesamt finde ich die Grundidee als volkommen fehlgeleitet, spielte das Setting in der Jetztzeit, es wäre um 100% besser, denn die Fallhöhe unserer Gesellschaften hin zur Zombieapokaylpse ist doch bedeutend höher als die des Hochmittelalters. Aber dann wäre auch nicht mehr viel übrig vom Setting, das man originell nennen könnte. Überhaupt muß angemerkt sein, daß nach dem Exposé aus meiner Sicht nicht allzuviel Neues kam, man hätte sich das meiste denken können. Besser als das olle Standardtagebuch einer Zombieapokalypse hätte man noch ein Beispielabenteuer oder sonstiges Zusatzmaterial einbauen können. Gerade zum Ende hin wird klar, daß selbst der Autor nicht mehr ganz weiß, was man denn da eigentlich spielen soll. Da hätte hilfe eher Not getan, als beim Auswalzen der Infektionsidee.

Handwerklich ist das Setting gut, sauber und klar geschrieben, und die beiliegende Karte bringt das ganz auf einen Punkt. Ich bescheinige dem Autor eine ordentliche, strukturierte und durchdachte Schreibe, kann aber diese Idee nur mit „nicht weiter“ bewerten. Ich würde aber jederzeit und gerne wieder ein Schriftstück des Autors lesen.

PS: Punktabzug auch dafür, daß Byzanz nicht ein einziges Mal erwähnt wird.

Settembrini:
Rezension „Stirb und Werde“

In einem Satz:
„Stirb und Werde“ ist ein auf den Punkt gebackener Nudelauflauf mit doppelt Käse

Bemerkungen:
Ich kann Superhelden nicht leiden, und das Setting beginnt mit einer ultra-abgedroschenen Vorgeschichte: Ihr seid geflohene Experimente, besser als normale Mesnchen, keiner versteht euch, ihr seid ganz was Besonderes aber niemand nimmt es war. Und da enden die pubertären Albernheiten.
Der Rest ist luzide geschriebene, pointierte, sofort spielbare Inspirationsessenz. Fraktionen, Konflikte und Abenteuerideen purzeln aus jeder Zeile, keine Redundanz, keine Langeweile.
Der Text ist so dicht, daß es nicht eine, sondern gleich vier Erklärungen für die geheime Hintergrundrätsel gibt. Und jede einzelne möchte man gerne leiten. Die Superkräfteliste ist etwas uninspirierte Standardkost, gehört aber wohl dazu.
Zwei Wehmutstropfen bleiben zu erwähnen: Die vier Möglichkeiten der Wahrheit wirken etwas unentschlossen bzw. lassen die tatsächlichen Antworten beliebiger wirken, als es sein müßte. Dennoch hat mich das eher auf die Idee gebracht, wie man alle vier Erklärungen nutzen könnte, und schwupps hatte ich schon Inspiration für ein Wahrheitszwiebelschalenmodell und Possibilitätskämpfe in verfeindeten Quantenuniversen. Letzter Kritikpunkt ist die generelle Unoriginalität: Wer z. B. Suppressed Transmission von Kenneth Hite kennt, der wird hier nur ein (vier) Rearrangements vorfinden.

In Gänze extrem gut geschrieben, handwerklich hervorragendes aber eben unoriginelles Setting. Da es mir das größte Lesevergnügen bereitete und auch das einzige Setting „meiner“ Vorrundenkandidaten war, daß ich sofort hätte selber spielen wollen: Wilkommen in der nächsten Runde!

Settembrini:
Rezension „Supay“

In einem Satz:
Supay ist ein Kiesowsufflée mit Mangohäubchen an gebratenen Maniokscheiben.

Bemerkungen:
Das Setting legt mit  einem Laberstimmungprosatext einen sehr schlechten Start hin, insbesondere, da dieser eine tausendmal beschriebene Szene der Landung von Europäern in Südamerika beschreibt. Platzverschwendung.
Diese Platzveschwendung beim Auswalzen des Offensichtlichen zieht sich wie ein roter Faden durch den Bewerbsbeitrag. Insgesamt geht es bei Supay eben um Kolonisten aus Europa (die aber extra einen albernen neuen Namen bekommen müssen), die im Goldrausch (sehr originell) sich durch die Eingeborenen metzeln. Da gibt es die lieben Waldindianer, die auch anders heißen, und die bösen Menschenfresserpseudoatzteken. Einzige Variation ist die Tatsache, daß die Pseudoatzteken einen Gott haben, denn es tatsächlich gibt. Und damit ist eigentlich schon alles gesagt, so unspektakulär ist der gesamte Beitrag.
Was aber meinen besonderen Unwille erregt, sind aber eben jene Textestellen, die einem diese Analogien aufs Butterbrot schmieren, aber nichts außer dem offensichtlichen mitteilen. Kostprobe:


--- Zitat ---„Die Qosqo sind ein Stamm von Eingeborenen, die im Einklang mit der Natur leben. Sie sind mit den Gefahren des Dschungels vertraut und können, schon als Kinder, auf sich alleine gestellt darin
überleben. Sie kennen essbare sowie giftige Planzen und gefährliche Tiere. Sie sind die perfekten Jäger.“
--- Ende Zitat ---

...blablabla, will keine wissen bzw. ist sowieso klar, mir zumindest schon. Insgesamt bestätigt sich mein Vorurteil, daß Texte, die viel mit der Konstruktion „die <Stammesname>“ agieren, meine Zeit verschwenden und immer im Banalen oder Geschmacklosen enden.
Drei Parteien machen aber noch kein Setting, doch der Geographieteil ist belanglos und unausgegoren. Die Karte und die Ebschreibung sind nur noch als Subkomplex zu beschreiben, es gibt ca. drei Orte/Regionen, das ist nicht viel Futter. Natürlich wurde aber viel Platz genutzt um Regenwald im allgemeinen zu beschreiben. Naja.
Immerhin ist ein Beispielabenteuer dabei, welches meine These aufs beste untermauert: Da das Setting nicht wirklich ausgearbeitet ist, muß auf DSA-wir-tun-als-ob-wir-Rollenspielen Techniken zurückgegriffen werden:

--- Zitat ---„Anmerkung für den Spielleiter
Es ist wichtig, die Atmosphäre einer Dschungeldurchquerung
aufzubauen. Der Gang durch den Dschungel ist schwierig und zermürbend. Stechmücken quälen die Gruppe. Es gibt giftige Schlagen, Blutegel und Spinnen. Die Luftfeuchtigkeit ist
drückend und es gibt kaum Wasser. Rüstungen und
andere schwere Kleidung können nicht am Körper
getragen werden.“
--- Ende Zitat ---

Tja, wenn es weder Karte, noch Begegnugsmodellierung gibt, muß man wohl viel in die Mücken- & Schweißlyrik stecken. Wenn schon ein Conquistadorenhintergrund, dann bitte mit irgendwas zum Erobern oder Erkunden. So ist es nur heiße Luft.

Handwerklich ist die Schreibe des Autors eine sehr gut Imitation des DSA-Stils, das Coverbild und das Layout gefielen mir aufgrund der Funktionalität und Schlichtheit von den vier Bewerteten am besten.

Diese Einreichung kann ich NICHT für die nächste Runde empfehlen.

Settembrini:
Rezension zu „Auf Staub Gebaut“

In einem Satz:
„Auf Staub gebaut“ ist bemühtes Schweinemedallion auf Dünenspiegel an einem heißen Günniparfait.

Bemerkungen:
Keines der in dieser Runde zu bewertenden Settings hat mich mehr abgestoßen. Alleine schon zu Beginn mit bedeutungsschwangeren Stimmungsgelaber in Prosaform belästigt zu werden, senkte meine Lust weiterzulesen ins Bodenlose. Tatsächlich ist das ganze Werk so grenzprätentiös mit aufgeladenen Adjektiven gespickt, daß ich es zweimal hintereinander lesen mußte, um es überhaupt zu verstehen. In aller Kürze gesagt, geht es ja um ein Pseudoägyptensetting, daß vor allem durch den Konsum und den Vertrieb einer Spice-ähnlichen Droge dominiert wird. Dies ist zwar im ersten Moment etwas monothematisch, läßt es aber zu und legt es nahe, daß man dieses Pseudoägypten einfach in jede beliebige Fantasywelt einfügen kann. Die Grundidee wird nicht nur durchdekliniert, sondern im Volltext um wesentliche Inhalte wie Rassen, Fraktionen, NSC und Geographie erweitert, und mit Abbildungen und Karten gekonnt untermauert.
Das Problem ist aber wieder die Disposition und der Stil des Autors; für mich nahezu unerträgliche Elemente wie Katzenfurries, Innenlebenskonflikte und ein riesiger Haufen an albernen Schema-F Fantasynamen („Lazari“, „Madoun“, „Scarabant“ usw.) machten die Lektüre jedesmal zur Qual.
Ebenso anstrengend waren für mich die Konflikte der Akteursgruppen, da nirgendwo Tacheles geredet wird, nichts wird quantifiziert, alles bleibt im Qualitativen, Marke „Hat großen Einfluß bei XY, kontrolliert den Großteil der Staubförderung in ZX“. Ja toll. Wieviel denn nun? Wieviel Bewaffnete? Wieviel Spice-Staub? Usw.
Ebenso sind die NSCs welche, die ein Problem mit ihren Eltern oder Liebschaften haben. Nicht schon wieder.

Handwerklich ist es optisch mit großem Aufwand hergestellt worden, und dies machte dann schon insoweit Eindruck, als daß ich eben dann auch genau wissen wollte, warum man sich so viel Mühe gegeben hat. Das Layout ist erfrischend luftig und warm, und transportiert so schon ein wenig vom zugegebenermaßen abgedroschenen Pseudoägyptenflair. Die Schreibe war für mich größtenteils abstoßend, wie oben dargelegt. Die Struktur hingegen vorbildlich, an fast alle Elemente wurde gedacht, die es ermöglichen das Setting wirklich zu mehr als einem Abenteuer zu nutzen. Gerade die Karten mit Kurzgeographie sind eine nicht zu unterschätzende Hilfe und Inspiration.

Alles in allem kann ich sagen, daß ich das nicht spielen wollen würde, daß ich aber zufällig ein System kenne, welches genau perfekt dafür wäre: The Shadow of Yesterday*. Man kann dem Spiel vorwerfen was man will, aber es tut ohne Psychotricks und Kirchentraumata genau das, was es sagt. Und für die Leute, die TsoY mögen, genau diese Leute werden auch „Auf Staub gebaut“ toll finden und es mit großer Sicherheit als große Quelle von Freude ansehen. Nur leider gehöre ich eben nicht zu diesen Leuten. Im besten Sinne ist „Auf Staub gebaut“ eine Thematiker-Sandbox, und als dieses sehr ordentlich gemacht. Da ein Satz sogar für mich inspirierend war: „Das Lager selbst gleicht oft einem surrealen Alptraum, aber schon die labyrinthischen Vorkammern sind durchsetzt mit Gefahren.“ , würde ich mich vielleicht sogar doch bereit erklären in einer Runde mitzumachen, wenn man denn wenigstens in so einen surrealen Aptraum einsteigen würde.

Viel Bekanntes, einiges Neues, und für eine bestimmte Klientel gut aufbereitet sehe ich mich gegen eigene Vorliebe gezwungen dieses Spiel für das Weiterkommen zu empfehlen.

EDIT: *Dem Juror ist es volkommen klar, daß das Setting genau auch für TSoY geschrieben wurde.

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