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Eigener Charakter für den SL?

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Lord Verminaard:
Früher, in der Zeit von AD&D, habe wir es so gemacht, dass jeder Mitspieler einen Charakter hatte und reihum geleitet wurde. Der Charakter des SL lief dann trotzdem mit, und wenn er etwas machte, sprach der SL auch in der Ich-Form. Der Charakter erhielt XP für die Abenteuer genau wie alle anderen. Natürlich hielt er sich etwas zurück, weil ja der SL sein Hintergrundwissen zu leicht mit dem Charakter-Wissen vermengen konnte. Manchmal diente er auch als Deus ex Machina.

Auch als ich fester SL war, hatte ich noch eine Weile einen "eigenen Charakter". Wir spielten damals oft mit nur einem oder zwei Spielern. Irgendwann überkamen wir dann dieses "Relikt". Schließlich war ein solcher "SL-Charakter" eigentlich bloß ein NSC, und eigentlich stören doch NSCs, die die Gruppe ständig mit sich rumschleppt, nur - oder?

Jetzt möchte ich demnächst mit einem meiner Spieler von damals wieder ein One-on-One spielen (vielleicht kommt auch seine Freundin noch dazu). Ich war einigermaßen überrascht, als er mich fragte, ob ich dann nicht auch wieder einen "eigenen" Charakter spielen wolle. Dabei kennt er durchaus auch das Spiel ohne "SL-Charakter". Also habe ich noch mal nachgedacht, was für Vorzüge es haben kann, als SL einen "eigenen" Charakter zu führen, und derer sind gar nicht mal so wenige:

1. Man ist nun auch Spieler und damit nicht nur der "Lenker und Erzähler" des Abenteuers, sondern auch "Teilnehmer". Man kann zwar nicht so frei agieren und vor allem natürlich nicht so viele Ideen beisteuern. Andererseits auch nicht so wenige - gerade in Actionszenen bringt das überlegene SL-Wissen oft gar keinen Vorteil, und man sollte ja in der Lage sein, den eigenen Charakter und die Antagonisten unabhängig voneinander zu spielen. Natürlich darf man dem eigenen Charakter keine unbilligen Vorteile zuschanzen, dann funktioniert es nicht. Und auch in einer sehr großen Runde, wo es ohnehin schon unübersichtlich wird, sollte man es vielleicht lieber lassen. Aber ansonsten...

2. Man hat einen eigenen Charakter. Klar kann man auch viel Freude an guten NSCs haben, doch naturgemäß identifiziert man sich nicht so mit diesen. Schon allein aus dem Grund, dass man von ihnen nicht in der "Ich-Form" spricht. Und kaum ein NSC wird so konstant alles miterleben und sich in dieser Weise weiterentwickeln und profilieren. Zumal ich den meisten NSCs kaum Werte gebe, einen "eigenen" Charakter aber voll ausarbeiten und ganz normal steigern würde, was ja bekanntlich ebenfalls Spaß macht.

3. Man hat ein sehr natürliches, homogenes Mittel, die Entscheidungen der Runde zu beeinflussen, da man ein Teil von ihr ist. Natürlich muss man die Persönlichkeit des eigenen Charakters und seinen Wissensschatz berücksichtigen. Doch in diesem Rahmen kann man die Entscheidungen des Charakters so treffen, dass sie Plot und Atmosphäre unterstützen. Natürlich geht das auch über NSCs, doch die Akzeptanz eines "ständigen Mitglieds" der Gruppe wird höher sein. Bei NSCs sind sich die Spieler vielleicht auch nicht sicher, ob diese vertrauenswürdig sind, bei einem "echten" Gefährten schon.

4. Man kann sich viel ungezwungener an Inplay-Gesprächen beteiligen. Spielt man einen NSC, so wird man in der Regel immer dazu sagen, dass man nun als dieser spricht. Als sein "eigener" Charakter redet man einfach drauflos. Auf den ersten Blick mag dies eine Marginalie sein, doch für die Atmosphäre ist es nicht zu verachten, denn

5. die Spieler stellen eine Identifikation mit dem "SL-Charakter" her. Ein NSC wird aus gutem Grund nicht mit dem SL identifiziert. Ist der SL aber gleichzeitig Spieler, so werden die Spieler "seinen" Charakter mit ihm identifizieren. Das trägt zur Intensität des Spiels bei. Es ist auch durchaus möglich, beide Rollen zu vereinbaren, man springt halt hin und her zwischen SL und Spieler. Wann man was ist, ergibt sich meist schon aus dem Zusammenhang.

Was haltet Ihr davon, insbesondere in einer Runde mit drei oder weniger Spielern?

Orcish Librarian:
Es kommt natürlich immer auf die Runde an, aber ich persönlich halte das für eine gute Idee. Zur Zeit leite ich den Einstieg in den zweiten Teil meiner Shadowrun-Kampagne (ein echtes Munchkin-Abenteuer, nebenbei bemerkt...  ;D) und in dieser Kampagne habe ich auch einen SC, den ich als SL spiele. Hat bis jetzt prima funktioniert und der Charakter ist voll in die Runde integriert. Ich kann Dir da in allen Punkten nur zustimmen. Natürlich muß die Runde das auch akzeptieren, ansonsten funktioniert das natürlich nicht.

1of3:
Ich stehe diesem Verfahren sehr kritisch gegenüber. Zum einen kann ich nicht nachvollziehen, wieso man sich mehr mit einem SC als einem NSC identifiziert. Auch wenn ich Spieler-Charaktere kreiiere, denke ich normalerweise über ihre Bekannten gleich mit nach (und ich liebe Spieler, die sowas für mich tun).
Und als SL mache ich mir auch lange Gedanken über NSCs. Klar. Ich werde nicht soviel Probleme haben, einen NSC zu töten. Aber wenn ich genau nachdenke, macht es mir auch nichts aus, wenn mein SC stirbt (solange es für die Story sinnvoll war, aber davon geh ich jetzt aus).

Klar habe ich der Gruppe schon NSCs mitgegeben. Aber das waren für mich dann auch nur ein NSC wie jeder andere.

Was das Reden in der Ich-Form betrifft: Es ist nicht praktisch. Dann lässt sich so schlecht auseinanderhalten welcher NSC etwas tut.

Visionär:
Ich glaube aber, daß das Spiel dadurch recht schwerfällig und langsam wird, wenn sich der SL stets noch auf seinen eigenen Charakter konzentrieren muss, und auch mit ihm handeln muss.  Es ist eben wie ein NSC, der permanent mit der Gruppe reist: Er stört den Ablauf, weil ein Teil deiner Konzentration für ihn flöten geht.

Du musst für dich eine Kosten-Nutzen-Rechnung machen und sehen ob es sich lohnt. Für mich wäre dies keine dauerhafte Option.

Chaosdada:
Ich finde es auch eher unpraktisch als Meister noch einen SC zu haben, aber wenn man nicht immer meistern will, hat es den Vorteil, dass man einen eigenen Charakter hat und nicht den von einem anderen Spieler übernehmen oder schnell einen für ein, zwei Abenteuer dazubringen muss.

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