Autor Thema: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild  (Gelesen 11194 mal)

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Offline Merlin Emrys

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Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #25 am: 18.04.2011 | 21:33 »
Und zu dem Artikel: Steigt der Teamerfolg, wenn Selbst und Fremdbild mehr übereinstimmen?
Ja.

Allerdings frage ich mich, inwieweit das auf Rollenspielgruppen anwendbar ist, weil da von allen bis auf einen Mitspieler ja noch ein "Zwischenbild", auch "Spielercharakter" genannt, mit dazukommt. Und dessen Bild ist durch Archetypisierungen oft leichter zu erfassen, vor allem, wenn es überhaupt nur Archetypen als SC gibt.

Und was zumindest in den Artikelteilen, die ich gelesen habe, nicht steht, ist, daß die erfolgloseren Gruppen sich eingebildet hätten, die erfolgreicheren zu sein... Insofern bin ich, was die Übertragung angeht, doch ein wenig ratlos, wie sie jetzt aussehen sollte. 

ErikErikson

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Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #26 am: 18.04.2011 | 21:43 »
Selbst-frembbild übereinstimmung kann natürlich aucein Anzeichen für hohe Koherenz sein nud darüber den Erfolg beeinflussen.

Offline GrogT

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Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #27 am: 19.04.2011 | 01:36 »
Also man filtert normalerweise schlechte Erfahrungen aus, wärend man positive Erfahrungen hervorhebt. Deshalb wird man wohl zwangsläufig ein besseres Bild von sich selbst in einer sozialen Erfahrung haben, als sie denn tatsächlich war.

Das gilt auch für evtl. erhaltenes Feedback (natürluch nur wenn man nicht schon negative Kritik erwartet ... aber generell vermeidet man ja unliebsame Leute in seiner Freizeit - ausser in Foren ;) )

Zudem: natürlich versucht man meist, Leuten Rat zu geben bei den Dingen von den man den Eindruck hat das man Erfolge hatte ... wer will sich schon 1000 Wege, wie man ein Abetneuer/ Spielgruppe an die Wand fährt anhören? 

Offline Oberkampf

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Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #28 am: 19.04.2011 | 12:40 »
Interessant. Aber wäre es nicht möglich, das in Foren einfach fast jeder zum gnadenlosen Angeber wird? Ich meine, das ist doch das naheliegenste. Und warum was mit einer komplexen Theorie erklären, wenns auch einfach geht?

Dass das Auftreten im Internet sich immer vom SL-Verhalten am Spieltisch unterscheidet, ist imho auf jeden Fall ein wichtiger Fakt. es muss sich nicht um eine Differenz zwischen selbstbild und Fremdbild handeln, sondern kann auch eine Differenz zwischen "Theorie" (oder Selbstanspruch) und Praxis sein.

wenn man auf die verschiedenen Einflüsse aufs Spielleiten guckt (die "Sender"), wie z.B. neben System, Spielwelt und Genre auch Gruppenvorlieben, Gruppenkompromisse und Gruppentradition, dann kann da leicht eine Spannung entstehen zwischen dem, was/wie man gerne spielen (oder leiten) würde, und dem, was man sich bei den regelmäßigen Spielen mit der Hausgruppe und dem Stammsystem angewöhnt hat. In Foren habe ich diesen "Ballast" nicht, da kann man leicht die reine Lehre (tm) über das richtige Rollenspielen (tm) predigen vertreten.
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Offline Glgnfz

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Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #29 am: 19.04.2011 | 12:45 »
Hmmm... und weil ich das alles schon lange weiß, gebe ich immer unumwunden zu, dass ich ein durchschnittlich guter/schlechter Spielleiter bin - was mich aber nicht dran hindern soll, zu schreiben/sagen, welche Dinge ich für wichig erachte.
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Offline Oberkampf

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Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #30 am: 19.04.2011 | 12:49 »
Und ich weiß, dass ich hier Dinge vertrete, die ich daheim am Spieltisch nie und nimmer oder bestenfalls ganz heimlich durchsetzen könnte  ;D
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Offline Teylen

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Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #31 am: 19.04.2011 | 15:51 »
Dass das Auftreten im Internet sich immer vom SL-Verhalten am Spieltisch unterscheidet, ist imho auf jeden Fall ein wichtiger Fakt. es muss sich nicht um eine Differenz zwischen selbstbild und Fremdbild handeln, sondern kann auch eine Differenz zwischen "Theorie" (oder Selbstanspruch) und Praxis sein.
Es kann auch eine Unterscheidung zwischen dem Selbst sein, dem was man sagen will und dem wie es verstanden wird sein.

Das heisst man schreibt sowas wie: "Ich finde das unter bestimmten Faktoren [Gruppe, Gruppenvertrag etc.] ggf. gute Gruende gibt Wuerfel zu drehen." Und gelesen wird sowas wie: "Ich drehe meine Wuerfel und dies ist meine Rechtfertigung."
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Offline Oberkampf

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Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #32 am: 20.04.2011 | 09:38 »


Das heisst man schreibt sowas wie: "Ich finde das unter bestimmten Faktoren [Gruppe, Gruppenvertrag etc.] ggf. gute Gruende gibt Wuerfel zu drehen." Und gelesen wird sowas wie: "Ich drehe meine Wuerfel und dies ist meine Rechtfertigung."

Naja, Würfel drehen ist halt so eine Sache, wo es schwierig ist, eine kognitive Dissonanz zu ertragen. Zumal es, zumindest nach meinem Eindruck, nicht schwer ist, mit dem Würfeldrehen aufzuhören und darum "Gruppenzwang" eine sehr schwache Begründung ist.

Darum werden sich, schätze ich, die Einstellungen eines Rollenspielers, der am Spieltisch die Würfel dreht, nach einiger Zeit so verändert haben, dass er Würfeldrehen als "normales" Rollenspiel (was auch immer das sein soll) ansieht. Nach dem Motto: "Es schummeln doch alle, warum nicht auch ich?" über "Regeln sind überbewertet" bis hin zu "eigentlich geht es garnicht ums Spielen, sondern um..."
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Humpty Dumpty

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Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #33 am: 20.04.2011 | 09:58 »
Willst Du jetzt Erzählspiel mal wieder als Betrug hinstellen und den Erzählspielern parallel unterjubeln, einfach nur kognitive Dissonanz zu reduzieren, weil sie die von Dir als überlegen propagierte Spielform nicht als solche erkennen und sich das quasi unter Schmerzen zurechtlügen müssen? Das ist zumindest innovativ, aber auch ein bisschen frech und ignorant ;)

ErikErikson

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Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #34 am: 20.04.2011 | 09:59 »
So innovativ ist das nicht.

El God

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Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #35 am: 20.04.2011 | 10:00 »
TAFKAKB: Er sprach von Würfeldrehen, nicht von Erzählspiel. Gehört für dich Würfeldrehen automatisch zum Erzählspiel? Du andererseits implizierst hier, dass jeder heimlich RR betreibt, Würfel dreht oder dergleichen wirres Zeug treibt, es aber einfach nicht zugeben will. Erzähl uns was von frech!

Humpty Dumpty

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Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #36 am: 20.04.2011 | 10:02 »
Den Teil mit der Dissonanzreduktion kannte ich noch nicht. Das Motto hingegen schon: "Ihr wollt eigentlich richtige Rollenspiele spielen, aber Ihr seid zu blöd/uninformiert/untalentiert/unredlich, um es umzusetzen." Ich betrachte das mittlerweile als Auswuchs mangelnder Sozialkompetenz manch traumatisierter Figürchenschubser und Dungeoncrawler 8]

El God

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Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #37 am: 20.04.2011 | 10:05 »
Zitat
Auswuchs mangelnder Sozialkompetenz manch traumatisierter Figürchenschubser und Dungeoncrawler

Wie würde es dir gefallen, wenn man sowas über dich sagen würde?

Offline Merlin Emrys

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Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #38 am: 20.04.2011 | 10:07 »
Ach wo... ich glaube, Tümpelritter wollte bloß noch einmal unterstreichen, wie recht Teylen doch hat: Man schreibt etwas und gelesen wird etwas völlig anderes... ;-)

Aber nochmal zurück zum Artikel. Da er für mich fachfremd ist, finde ich das Englisch teils schwer verständlich, und es mag sein, daß ich Dinge schlicht nicht richtig einordne. Aber ich hänge noch immer an der Beobachtung (Edit: S. 31f):
Zitat
In fact, the group effect was as strong after ten minutes as it was after nine weeks (intraclass correlation = .14 at both T1 and T2).  But what happened during those first ten minutes for individual congruence to covary within groups? ... Apparently, targets were more successful in bringing perceivers’ appraisals into line with their self views in some groups than in others.
Der Gruppeneffekt war also ungefähr gleich stark. Dafür kann es zwei Gründe geben: Die Einschätzungen der einen Gruppen haben sich relativ verbessert, die der anderen verschlechtert, oder keine Einschätzung hat sich geändert. Beides kommt mit unwahrscheinlich vor... Kann mir da jemand auf die Sprünge helfen?

Denn das finde ich insofern interessant, als man ja im letzteren Fall - okay, mit der gegebenen Vorsicht - durchaus ableiten könnte: Wenn jemand sich schon beim ersten Treffen nicht so recht mit der Gruppe anfreunden kann, sollte man es gar nicht erst weiter versuchen, weil dieser erste Eindruck sich ja doch mit hoher Wahrscheinlichkeit bestätigen wird.  
« Letzte Änderung: 20.04.2011 | 10:14 von Merlin Emrys »

Offline Oberkampf

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Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #39 am: 20.04.2011 | 10:15 »
@TAFKAKB
Nein, will ich nicht.

Ich will bloß darauf hinweisen, dass es angenehmer ist, wenn die eigene Spielleitungspraxis (z.B. "Würfeldrehen") mit der eigenen Vorstellung vom "richtigen Rollenspielen" übereinstimmt. Jemand, der Würfel dreht, und gleichzeitig glaubt, dass dies eine "Todsünde" des Rollenspiels ist, muss eine kognitive Dissonanz ertragen, die meines Erachtens schwer aufrecht zu halten ist. Deswegen ändert diese Person entweder das Verhalten (und hört auf mit dem Würfeldrehen) oder die eigene Ansicht (und sieht Würfeldrehen nicht mehr als verboten! an).

Es gibt nach meiner Meinung andere Spannungen zwischen dem persönlichen Bild von Rollenspiel und einer anderen Spielpraxis, die leichter zu ertragen sind. Vielleicht auch deswegen, weil sie keine "Entweder - Oder" Entscheidung abverlangen. Beispielsweise kann man bis zu einem gewissen Grad sich mit Dungeons anfreunden, wenn ein Teil der Gruppe Dungeoncrawling will, und man selbst lieber Detektivgeschichten. Hier ist ein Kompromiss möglich, z.B. kürzere Dungeons mit längeren Ermittlungsphasen und mehr "social encounters".
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Humpty Dumpty

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Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #40 am: 20.04.2011 | 10:33 »
@TAFKAKB
Nein, will ich nicht.

Ich will bloß darauf hinweisen, dass es angenehmer ist, wenn die eigene Spielleitungspraxis (z.B. "Würfeldrehen") mit der eigenen Vorstellung vom "richtigen Rollenspielen" übereinstimmt. Jemand, der Würfel dreht, und gleichzeitig glaubt, dass dies eine "Todsünde" des Rollenspiels ist, muss eine kognitive Dissonanz ertragen, die meines Erachtens schwer aufrecht zu halten ist. Deswegen ändert diese Person entweder das Verhalten (und hört auf mit dem Würfeldrehen) oder die eigene Ansicht (und sieht Würfeldrehen nicht mehr als verboten! an).
Ja. Nun verstehe ich Dich. Das sehe ich auch so. Ich glaube aber nicht, dass es viele aufgeklärte Rollenspieler gibt, die so ticken. Die "Dunkelziffer" besonders bei DSA mag aber bedeutsam sein. Schwer zu sagen.

Es gibt nach meiner Meinung andere Spannungen zwischen dem persönlichen Bild von Rollenspiel und einer anderen Spielpraxis, die leichter zu ertragen sind. Vielleicht auch deswegen, weil sie keine "Entweder - Oder" Entscheidung abverlangen. Beispielsweise kann man bis zu einem gewissen Grad sich mit Dungeons anfreunden, wenn ein Teil der Gruppe Dungeoncrawling will, und man selbst lieber Detektivgeschichten. Hier ist ein Kompromiss möglich, z.B. kürzere Dungeons mit längeren Ermittlungsphasen und mehr "social encounters".
Jo, auch da stimme ich Dir zu.


TAFKAKB: Er sprach von Würfeldrehen, nicht von Erzählspiel. Gehört für dich Würfeldrehen automatisch zum Erzählspiel?
Nein. Aber das Würfeldrehen ist die einfachste Methode und zudem diejenige, an der sich die Konflikte entzünden.

Du andererseits implizierst hier, dass jeder heimlich RR betreibt, Würfel dreht oder dergleichen wirres Zeug treibt, es aber einfach nicht zugeben will.
Nope. Verständnisfehlleistung. Hab ich nicht gemeint und nach meinem Eindruck auch nicht geschrieben.

Offline Teylen

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Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #41 am: 20.04.2011 | 11:07 »
Naja, Würfel drehen ist halt so eine Sache, wo es schwierig ist, eine kognitive Dissonanz zu ertragen.
Das mag, abhaengig vom Standpunkt des Betroffenen, unter Umstaenden so sein.
War allerdings nicht der Punkt den ich ansprechen wollte.

Die These die im Raum steht ist doch jene das das eigene Selbstbild eines Nutzers, mit dem was er im Forum aeussert, von Dritten dergestalt wahrgenommen wird, das sich das Fremdbild von dem Selbstbild sowie den Tatsachen unterscheidet.

Dem wuerde ich entgegen halten das die Aeusserungen in Foren, hinsichtlich der urspruenglichen Aussage beziehungsweise Intention, verzerrt wahrgenommen werden.

Das heisst eine Person argumentiert beispielsweise das es fuer einen gewissen Umstand, unter gewissen Parametern Rechtfertigungen, Begruendungen gibt oder es nicht moralisch verwerflich beziehungsweise legitim ist.
Dadurch entsteht bei dem Leser, unter Umstaenden, ein Eindruck von der Person, der besagt das sie dem Umstand der von der Person positive argumentiert wurde selbst entspricht.
Dem Selbstbild der Person entsprechend ist der Umstand auf sie nicht zu treffend, da sie zu der Bewertung dessen andere Parameter heranzieht als jene die sie zur positiven Verteidigung gebrauchte.

An einem praktischen Beispiel:
Ich habe in der Diskussion um Wuerfeldrehen dafuer argumentiert das es nicht moralisch verwerflich sei und es dafuer gute Gruende geben kann.
Dem Diskussionsverlauf entsprechend nehme ich an das aufgrund der Argumentation nun viele denken das ich im Spiel Wuerfel drehe oder zumindest ein tiefsitzendes Beduerfnis habe Wuerfel zu drehen.
Dem widerspricht jedoch das ich bisher keine Wuerfel gedreht habe, es in eigenen Runden unter Umstaenden inakzeptabel faende [kam noch nicht vor] und kein tiefsitzendes, unterbewusstes Beduerfnis waehne Wuerfel zu drehen.

Kurz, es entsteht eine Dissonanz zwischen Selbstbild und Fremdbild.
In dem Fall durch die Interpretation der Frage wieso jemand positive Aspekte fuer das Wuerfel drehen anfuehrt.
Wobei die Interpretation dann beiweilen noch staerker ist als die Behauptung der Person keine Wuerfel zu drehen.
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Offline Oberkampf

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Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #42 am: 20.04.2011 | 12:19 »
Dem wuerde ich entgegen halten das die Aeusserungen in Foren, hinsichtlich der urspruenglichen Aussage beziehungsweise Intention, verzerrt wahrgenommen werden.

Wenn ich dich richtig verstanden habe, geht es dir darum, dass vom Leser = Empfänger aus einer Äußerung des Schreiber = Senders sehr leicht eine Fehlinterpretation gezogen werden kann, wodurch ein verzerrtes Fremdbild entsteht. (So oben bei TAFKAKB und mir.)

Das Argument kann ich nachvollziehen, mit dem Beispiel (Würfeldrehen) habe ich meine Probleme. Aber erstmal schauen, ob ich das Argument richtig verstanden habe:

Beispiel: SL XYZ schreibt: "Mit meiner Gruppe spiele ich Dungeoncrawl."
Mögliche Interpretationen:
"XYZ ist ein Old Schooler."
"XYZ steht auf Hack&Slay."
"XYZ würde gerne mal Detektivabenteuer spielen, aber seine Gruppe macht das nicht mit."

SL ABC schreibt: "Bei meiner Gruppe geht es um die Story."
Mögliche Interpretationen:
"ABC leitet mit umfassenden Hintergrund der NSCs und vielen Konversationsszenen/social encounters."
"ABC ist Würfeldreher, Erzählonkel und Railroader."
"ABC hätte gern Action, aber seine Gruppe will lieber Tavernenspiel betreiben."

Jede der Interpretationen ist möglich, aber keine muss zutreffen. Bei alle Interpretationen kann ein Verständnisfehler des Empfängers vorliegen, aus dem eine Spannung zwischen Selbstbild und Fremdbild resultiert. Soweit kann ich das alles nachvollziehen (und ich hoffe, dich nicht allzu falsch verstanden zu haben).

Mein Problem mit dem Beispiel "Würfeldrehen" ist aber, dass ich glaube, dass jemand, der Würfeldrehen im Rollenspiel theoretisch als legitim ansieht (selbst unter stark einschränkenden Prämissen), dies auch in der Praxis tun wird. Vielleicht schon bei der Gefahr eines Charaktertodes oder eines TPK, spätestens aber dann, wenn ein schlecht designtes Abenteuer mit Flaschenhals droht, an einem einzigen Würfelwurf zu scheitern. Es erschließt sich mir nicht, wieso jemand, der der Überzeugung ist, ein bestimmtes Mittel fürs Rollenspiel sei legitim, dieses Mittel in einer kritischen Situation nicht einsetzt. Da kann ich - wenn man jetzt von einer ausdrücklichen advocatus diaboli Position absieht - beim Empfänger kein Missverständis erkennen. Das meinte ich mit diesem "kognitiven Dissonanz"-Problem.

Damit unterstelle ich niemandem, dass er einen Hang oder Drang zum Würfeldrehen hat oder dies bei jedem Wurf praktiziert. Allerdings glaube ich, dass man mit dem Würfeldrehen ein Fass ohne Boden öffnet. Anfangs wurde Würfeldrehen ja auch als die "Ausnahme" gekennzeichnet, die möglicherweise in einigen Spielrunden zum Regelfall wurde.
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Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #43 am: 20.04.2011 | 13:06 »
Wenn ich dich richtig verstanden habe, geht es dir darum, dass vom Leser = Empfänger aus einer Äußerung des Schreiber = Senders sehr leicht eine Fehlinterpretation gezogen werden kann, wodurch ein verzerrtes Fremdbild entsteht. (So oben bei TAFKAKB und mir.)
Richtig.
Wobei ich mehr auf die Probleme hinsichtlich des Verstaendnis einer Argumentationsweise beziehungsweise Argumentationsrichtung einging als die Probleme hinsichtlich mehrdeutiger Begriffe.

Obwohl die Problemstellung zumindest verwandt ist.
Die Hauptunterscheidung liegt hierbei darin das die Begriffe tatsaechlich in der Betrachtung durch mehrere Persone eine unterschiedliche, tatsaechliche Bedeutung haben.
Das heisst es ist legitim unter dem Begriff "Dungeoncrawl" eine Spielweise zu verstehen die als Old School bezeichnet wird, ebenso wie es legitim ist darunter eine Spielweise zu verstehen die als Hack & Slay bezeichnet wird.


Erst wenn es zu der Interpretation kommt das die Aussage: "Ich spiele mit meiner Gruppe Dungeoncrawl" eigentlich lauten sollte "Ich spiele nicht gerne mit meiner Gruppe Dungeoncrawl" respektive "Ich spiele nicht gerne mit meiner Gruppe Dungeoncrawl und wuerde bevorzugt Detektiv Abenteuer spielen, was jedoch von der Gruppe abgelehnt wird."  ist die bedeutungs Verschiebung aehnlich drastisch wie bei dem von mir geschilderten Szenario.

In diesem Fall liegt die Differenz im Selbstbild zum Fremdbild schliesslich nicht mehr darin das ein Begriff anders verstanden wurde, sondern das im Fremdbild eine ganze Reihe von Interpretationen hinzugefuegt wurden die in der urspruenglichen Aussage nicht enthalten sind.
Schliesslich steht dort nichts davon das der Schreiber Dungeoncrawls nicht mag, das die Gruppe Dungeoncrawls mag oder das der Schreiber einen Faible hinsichtlich Detektiv Abenteuer hat.
Man kann nun spekulieren wodurch diese Art der Interpretation beziehungsweise inhaltlichen Ergaenzungen kommen, durch Gefuehl des Lesers, eventuell durch die Projezierung / Transition des eigenen Selbstbild hin zum Fremdbild des Autors, allerdings ist es etwas bei dem der urspruengliche Autor, unter Umstaenden, nur schwer widersprechen kann.

Das heisst bei dem Dialog:
X: "Mit meiner Gruppe spiele ich Dungeoncrawl."
Y: "X würde gerne mal Detektivabenteuer spielen, aber seine Gruppe macht das nicht mit."
X: "Ich bin mit meiner Gruppe im reinen und spiele gerne Dungeoncrawl."

Ist es wahrscheinlich das Y die Aussage anerkennt.
Weil es sich um keine Argumentation handelt, die Komplexitaet niedrig liegt und daher die emotionale Einbindung seitens des Lesers gering ist.

In einem Dialog der sich wie folgt darstellt:
X: "Ich bin der Ansicht das die Handlungsweise unter diesen Paramtern vertretbar ist."
Y: "Du rechtfertigst die Handlungsweise weil du sie selbst vollziehst."
X: "Ich vollziehe die Handlungsweise nicht."

Ist es, imho, wahrscheinlich das Y die Aussage nicht anerkennt.
Weil es sich um eine Argumentation handelt, die Komplexitaet der Argumentation hoch ist [Vertretung einee Fremdbetrachtung durch X] und gegebenfalls eine starke emotionale Einbindung [die Handlungsweise wird als stark inakzeptabel empfunden] seitens des Leser gegeben wird.

Das heisst anstelle hinzunehmen das in der urspruenglichen Aussage keine Darstellung der eigenen Spielweise enthalten war, wird auf Basis der Korrektur der Aussage [Ich vollziehe X nicht] eher noch dazu geneigt als wahrscheinlich anzunehmen das sich dort jemand gerade selbst beluegt, zu gunsten seiner Selbstdarstellung.

Zitat
Mein Problem mit dem Beispiel "Würfeldrehen" ist aber, dass ich glaube, dass jemand, der Würfeldrehen im Rollenspiel theoretisch als legitim ansieht (selbst unter stark einschränkenden Prämissen), dies auch in der Praxis tun wird.
Insofern ist es sehr gut geeignet, da diese Spannung zu Interpretationen fuehrt die massiv das Bild verzerren. Und darueber hinaus dazu fuehren das die Diskussion an sich tendentiell auf ein niedrigeres Niveau fallen.

Zitat
Es erschließt sich mir nicht, wieso jemand, der der Überzeugung ist, ein bestimmtes Mittel fürs Rollenspiel sei legitim, dieses Mittel in einer kritischen Situation nicht einsetzt.
Weil nicht alle Parameter gegeben sind auch wenn einer oder mehrere, scheinbar gewichtige, Parameter erfuellt sein moegen.
Man koennte es als advocatus diaboli bezeichnen, allerdings trifft es das m.E. nicht, da man damit der Position gegenueber die man darstellt, eine innenwohnende, negative [teuflische] Komponente unterstellt.

Bei der Frage wieso ein Mord begangen wurde kann man, unter der Praemisse das ein Mord eine nicht einvernehmliche Gewalttat unter zwei Personen, darstellt des advocatus diaboli Gruende fuer diese Tat nennen.
Bei der Frage wieso z.B. bei einer Runde Wuerfel abseits der Regeln manipuliert werden ist meiner Meinung nach, das aufstellen der Praemisse das es eine in sich, fuer jede Runde, negative Handlung ist falsch, weshalb man es nicht unter den Aspekt des advocatus diaboli argumentieren kann.
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