Autor Thema: [Unknown Armies]Kind des schwarzen Hauses  (Gelesen 1606 mal)

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Offline Kriegsklinge

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[Unknown Armies]Kind des schwarzen Hauses
« am: 12.04.2013 | 17:39 »
Seit langem mal wieder UA, seit langem mal wieder SL. Mit von der Partie waren Hadelump, Rumpelspielstilziel und Schekel. Angesagt war ein One-Shot, die drei hatten mir Konzepte und Auslöser geschickt, aus denen ich dann Tschars gebastelt habe. Heraus kamen ein 70jähriger Witwer, früher Klavierlehrer, der an Georges aus dem Film "Liebe" angeleht war, ein verkrachter Germanistik-Doktorand, der nachts als Museumswärter jobbt und eine junge Wachfrau, die eigentlich zur Polizei möchte und mal bei DSDS in der Vorrunde rausgeflogen ist. Zum Zwecke des One-Shots mussten die drei irgendwie zusammen kommen - und da das geplante Szenario sich eh um ein Haus drehen sollte, steckte ich die Tschars per SL-Force kurzerhand in eine WG. Aus bitterer Armut mieteten sich alle in einem weit am Stadtrand gelegenen Plattenbau ein, der mit lächerlichen drei Stockwerken allein auf weiter Flur steht - außer der Bushaltestellte gab´s in der Nähe nix. Überhaupt wohnt da auch niemand; nur im Erdgeschoss ist vor nicht allzu langer Zeit mal jemand gestorben, kann man vom verschnupften Vermieter erfahren.

Ich hatte mir überlegt, dass das Haus erwacht ist - irgendwo in der Stadt gibt es ein "schwarzes Haus", das einsame, allein stehende Gebäude übernimmt und gegen Menschen anstiftet. Der  örtliche Urbanomant, der aus der Gegend seine Ladungen zieht, betätigt sich als Jäger und will das Haus zur Strecke bringen - nicht ahnend, dass inzwischen wieder jemand eingezogen ist. In guer UA-Manier geraten die Tschars zwischen die Fronten und müssen irgendwas machen.

Unsere drei lernten sich am ersten Abend kennen (eine Mischung aus in-charakter und realweltlicher Vorstellungsrunde). Alle haben beim Zubettgehen wirre Visionen von ihren Auslösern, KIndheitsgeschichten, die mit Dachböden zu tun hatten. Der Germanist steht auf und schaut mal in diesem Haus Richtung Dach; der Witwer folgt, später auch die Wachfrau. Es hat da eine Luke ganz oben, die ist eiskalt und die Haut bleibt dran kleben.

Just dann beginnt der Urbanomant, das Haus mit einer magischen Schrotflinte zu beschießen, um es rituell zu schwächen. Panik, Stresswürfe, Anrufe bei der Polizei und ein schlecht gezielter Schuss zurück von der Wachfrau. Man verbarrikadiert sich in der Wohnung. Die Stadtratte macht sich auf den Weg zum Dach. Leider oder zum Glück sucht unser Germanist in der Studienlektüre nach Antworten und da ich mit Haderlump besprochen hatte, dass bei Päschen oder anderen spektakulären Würfen rund um seine Obsession (eben die Mediävistik) schon etwas leicht magisches passiert - der Gute ist wohl auf halbem Weg zu Bibliomantie - setzt sich der Studiosus in den Kopf, es den alten Rittern nachzutun und stüßt auf Mittelhochdeutsch wüste Duellforderungen aus und setzte dem Urbanomanten nach. Als vom Dachboden auch noch ein Kinderstimmchen dringt, als Schüsse fallen, muss auch der Witwer hinterher, der ja immerhin "Ehemann und Vater" als Skill hat. Hinter der eisigen Luke findet sich ein für die Platte völlig unpassender Spukdachboden mit unklaren Dimensionen, in dem sich Urbanomant und Haus (repräsentiert durch ein nachtschwarzes Kind) herumhetzen.

Es entspinnt sich ein wirres Handgemenge im Taschenlampenlicht, bei dem sich Stresswürfe, Schüsse, Flucht, Panik und diverse Gruseldrohungen des zunehemend vom "schwarzen Haus" übernommenen Hauskindes abwechseln. Als der Staub sich legt, verblutet der Urbanomant mit einer Säge im Hals und das Hauskind ist nur noch ein halbes Hauskind, wurde es doch erst von der dem Urbanomanten entwundenen Pumpgun und dann der Pistole der Wachfrau in bloody pulp verwandelt. Was natürlich zur Konsequenz hat, dass das ganze Haus einstürzt.

Der Witwer scheucht selbstlos erstmal die anderen raus; zum Lohn hängt im der sterbende Urbanomant noch was Magisches an. Der Alte entkommt seltsamerweise kaum verletzt, die Wachfrau fällt ein paar Tage ins Koma, der Germanist ist eigentlich tot, verpfändet sich aber in einer Traumvision dem Grafen von St.Germain als Ritter gegen das schwarze Haus.

Und kaum kommt der Witwer zu sich, suchen ihn auch schon allerhand Leute auf, die rund um die nun zerstörte Platte gewohnt haben, weil sie meinen, ausgerechnet er könne ihnen bei seinen Problemen helfen ...

Tja, es war ein gelungener Abend mit viel Tempo, der trotz allgemeiner Müdigkeit noch recht rasant verlief, was man nicht zuletzt daran erkennen kann, dass wir Punkt 11 fertig waren und damit nur knapp 2 prallvolle Stündchen verbraten haben. Mit hat das Leiten viel Spaß gemacht; am besten hat mir gefallen, dass alle Spieler trotz der Kürze des Abends nicht nur viel Wind gemacht haben, sondern sogar noch ihre Tschars mit vielen liebevollen Kleinigkeiten lebendig haben werden lassen (von der Nachtwäsche bis hin zur Art, wie man sich duscht). Es herrschte bei allen der Wille zum Drama und vorsätzlicher Tscharzerstörung.

Etwas kritisch mus ich anmerken, dass es mir leider nicht gelungen ist, an passender Stelle noch etwas mehr zu den Hintergründen der Ereignisse loszuwerden. So entstand ein bisschen der Eindruck "Krasser Scheiß, der hier passiert - aber wieso eigentlich?". Das mag halb an UA, halb am Format "One-Shot", halb an mir liegen (im okkulten Untergrund hat ein ganzes ja immer mindestens drei Hälften). Aber den großen Erklär-Monolog wollte ich den sterbenden NSC auch nicht mehr in den Mund legen.

Die Spieler sprachen noch an, dass bei UA ein ganz spezieller Wille zum Abenteuer gefordert sei; statt einfach die Bullen zu rufen und abzuhauen, müsse man sich schon den ganzen Irren und Ballerfritzen an die Brust werfen, damit was passiere. Das ist sicherlich richtig, liegt zum Teil aber auch am One-Shot. Allerdings muss man ja auch im Fantasy-RSP "ja" sagen, wenn der zwielichtige Auftraggeber in der Schänke anrückt. Es ist halt eine Genre-Konvention.

Alles in allem vielleicht eher ein guter Auftakt für eine Kleinkampagne, weil doch vieles erst am Ende des Szenarios losgeht und so ziemlich alle Fragen offen bleiben. Manche mögen ja gern einen Rest Mysterium beim Grusel, ich erkläre den Spielern eigentlich immer lieber alles. Dazu kam es hier nicht. Sei´s drum - schönes Tschars und ordentlich Geschehnis ... ich leite gern mal wieder UA!

Offline Gwynplaine

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Re: [Unknown Armies]Kind des schwarzen Hauses
« Antwort #1 am: 12.04.2013 | 18:13 »
Das klingt, als hättet Ihr viel Spaß gehabt. Ich glaube genau für solche One-Shots ist UA gemacht. Danke für den Spielbericht  :d

Achamanian

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Re: [Unknown Armies]Kind des schwarzen Hauses
« Antwort #2 am: 14.04.2013 | 18:05 »
Das klingt, als hättet Ihr viel Spaß gehabt. Ich glaube genau für solche One-Shots ist UA gemacht. Danke für den Spielbericht  :d

Jau, hatten wir! Und ich fand den eingestreuten Background ganz befriedigend, da hat sich genügend zusammengepuzzelt, um einen Sinn im geschehen zu entdecken ... war eigentlich wirklich ein guter Pilotfilm für eine Minikampagne, ich fänd's ja schön, da noch mal ein bisschen weiterzumachen!

Offline Kriegsklinge

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Re: [Unknown Armies]Kind des schwarzen Hauses
« Antwort #3 am: 14.04.2013 | 18:45 »
Das können wir gern machen, die Tschars geben sicher noch ne Menge her. Und die kommenden Konflikte/Herausforderungen deuten sich ja auch schon an. Finde ich ganz nett, dass wir da noch was in der Hinterhand haben, wenn die anderen Sachen mal ausfallen oder niemand grad Bock hat, sich in ein Indie-System einzuarbeiten. Jetzt, wo die Pilotfolge was etabliert hat, kann ich da glaub ich als SL mit wenig Vorbereitung weiter Futter ranschaffen. Natürlich wär jetzt die Frage, wo ihr in Zukunft wohnen werdet :).