Autor Thema: Hierarchie und Railroading  (Gelesen 3273 mal)

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Offline Kriegsklinge

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Re: Hierarchie und Railroading
« Antwort #25 am: 12.08.2011 | 10:04 »
Verstehe das Problem auch nicht so ganz. In einem Spiel mit Spielleiter ist es doch geradezu deine Aufgabe, den Spielern Abenteuergelegenheiten zu verschaffen - und bei einer Militäreinheit gehört dazu halt auch "Begeben Sie sich nach XY und greifen Sie Dingsbums an, aber pronto!". Weshalb die Spieler dann keinen Einfluss mehr haben sollen, kapier ich nicht. Die können doch dann alles machen, bis hin zu "Höhö, der Alte spinnt wohl, wir gehen lieber wohin, wo´s ruhig ist und treten für Geld mit unseren Mechs gegen Kampfhunde an". Natürlich ist so ein Befehl ein gewissen Einfluss von SL-Seite auf den Plot, aber wie soll das denn anders funktionieren, geschweige denn: Spaß machen? Immerhin könnten die Spieler auch sagen, nee, machen wir nicht, wie haben keinen Bock auf euren doofen Krieg/wir laufen zum Feind über/wir stellen die Autorität des Kommandeurs in Frage und fordern ihn zum Duell. Wo dann aber wieder andere Elemente des Rollenspiels reinkommen: Ist es plausibel, dass sie das machen? Ergibt es sich irgendwie schlüssig (nicht unbedingt: realistisch) aus den Tschars? Und natürlich: Macht es bei einem BT-Spiel nicht eigentlich viel mehr Spaß, das zu beackern, worum sich das Spiel dreht, nämlich eben grade: Militäreinsätze? Aber damit die Spieler sich zu solchen Fragen überhaupt sinnvoll verhalten können, muss man ihnen ja erstmal was vorsetzen ...

Immerhin ist es ja schon eine gewisse Begrenzung der Plotmöglichkeiten, dass ihr BT spielt und nicht irgendwas Anderes - sie können jetzt nicht mehr den Weihnachtsmann oder die Jungfrau Maria spielen. Und auch weniger extrem angegangen, hat der Settembrini doch recht. Was und wie die Einheit dann bei ihrem Einsatz genau macht, liegt doch nur an denen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Nicht komplizierter machen, als es ist.

Oder versteh ich bloß nicht richtig, was dich eigentlich stört?

El God

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Re: Hierarchie und Railroading
« Antwort #26 am: 12.08.2011 | 10:17 »
Irgendwie vermute ich fast, dass du eher keine Lust auf ein Spiel mit einem hierarchisch vorgesetzten NSC hast. Ich kanns nachvollziehen. Einer der Gründe, warum ich reine pseudorealistische Militärsettings nicht spiele. Das benötigt, wenn überhaupt, einen SL, der mit der Verantwortung, einen solchen NSC zu führen, auch ordentlich umgehen kann - das Frustpotential ist ungemein hoch.

Offline mattenwilly

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Re: Hierarchie und Railroading
« Antwort #27 am: 12.08.2011 | 13:42 »
Der Übergang von "Auftragstaktik" (Erreichen sie Ziel x) zu "Befehlstaktik" (Gehen sie 2 rechts, 4 gerade, 1 Link und sie sind an x) ist fliessend. Es gibt Extreme (Vietnam hatte Generäle die aus dem Hubi einzelne Soldaten kommandierten) aber in der Regel löst sich auf der Ebene Zug / Lanze die Sache etwas auf. Such mal die alte Serie "Dienst in Vietnam/Tour of Duty", die ersten beiden Staffeln gelten als recht realistsch. Und die US-Army verwendet Befehlstaktik sogar noch beim Besteigen der Mutti. Damit alles auf die korrekte und vorschriftsmäßige Art und Weise geschieht(1)

Auf der Ebene der Spieler wird der Vorgesetzte, gerade bei Mechs, alle persönlich kennen und ihre Fertigkeiten einschätzen(2). Dann sollten seine Befehle grob sein. Weil "Ich weis das Sam Späher den besten Weg suchen wird, Gustav Gunbunny seinen Stalker richtig parkt und Gerd Grashüpfer seinen Grashopper effektiv einsetzen kann. Da sind zu viele Details unsinnig. Am Ende gibt das noch Diskussionen" Bei Mechs hilft es das IIRC die Piloten ja auch nicht "einfache Soldaten" sondern "Junioroffiziere" sind.

Ansonsten:

Davion: Hier macht eh jeder was er will, da kann der General noch so befehlen. Wird ignoriert, falsch verstanden etc. Im Zweifel war man nachher ein Agent von Hanse

Steiner: Da wird preussisch-korrekt das Monokel eingeklemmt und der Befehl erst mal bewertet. Wenn er falsch erscheint ignorieren, selber besser machen. Ggf. wird man nachher erschossen

Kurita: Wenn der Samurai erkennt das der Befehl falsch ist wird er dreimal darauf hinweisen. Dann wird er seine Pflicht gegen das Kombinat über alles andere Stellen, das Richtige tun und sich anschliessend entweder entleiben oder ins Kloster gehen

Liao: Der Kanzler ist allwissend. Der Kanzler lässt seinen tapferen Kriegern steht alles nötige Wissen in Form genialer und siegbringender Befehle zukommen. Somit ist der erteilte Befehl die korrekte und beste Lösung und wird vom treuen Krieger befolgt weil er keinen besseren Weg gibt

Marik: Wir betrachten den Befehl erst mal als richtig. Es sei den der Word of Blake Adept ist anderer Meinung. Oder er kommt vom falschen Thomas Marik. Oder wir gehören zu einer der anderen wichtigen Familien. Dann machen wir ggf. etwas Bürgerkrieg, spalten uns ab oder machen andere lustige Sachen. Die Feinde von aussen ignorieren wir, die werden das schon verstehen. Anschliessend saufen wir zusammen einen und verkaufen allen anderen Mechs bis wir in C-Notes Schwimmen

Peripherie: Wenn die Befehle nicht passen gründen wir nen neuen Staat. Oder wir sind mit der Herschering verheiratet, dann ignorieren wir sie. Oder wir haben eh keine Mechs.

Piraten: Wenn die Befehle nicht passen erschiessen wir den Befehlsgeber. Dann geben wir die Befehle. Wenn die jemand nicht passen erschiesst der uns. Warum sind wir noch mal erfolglos

KKKlans: Dosensuppen denken nicht! Jawohl mein F<<<Khan! Genozid mein Khan! Gut mein Khan!


(1) Es ist ironisch das die dt. Wehrmacht im Klischee die steifen Befehlsroboter und die GIs die flexiblen Wunderkinder sind währen die Realität anders herum war. Seit den 1920ern hat die dt. Armee Auftragstaktik eingeführt und das Handbuch galt als "Sammlung von Tips"
(2) Das "Nachschubsystem" ist einer der Gründe warum die US "Befehlstaktik" bevorzugt. Ersatzleute wurden einfach "in die Truppe" geworfen ohne das die Gruppe sich neu finden konnte. Ergebnis: Der Neue ist eine völlig unbekannte Größe. Also geht man auf Nummer Sicher und erklärt/befielt alles gaaaaanz genau

Manchmal kommt bei Foren der Punkt wo man einem "Diskussionsteilnehmer" mental mit einem freundliches "Ja, Ja" den Kopf tätscheln und ihn dann ganz leise auf die Ignore-Liste setzen sollte. Die gewonnene Zeit kann man dan mit interessanten Sachen verschwenden. Etwa Staubmäusen beim wachsen zu sehen