Autor Thema: Was ist Barbiespiel?  (Gelesen 17503 mal)

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Offline D. Athair

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Re: Was ist Barbiespiel?
« Antwort #75 am: 20.09.2012 | 12:32 »
+1 zu Sonnenpirat und Grimnir.

Barbiespiel sehe ich in der Nähe der Laws'schen Spielertypen.

(Wenn ich bei WFRP 2nd meine Karrieren durchplane, dann ist das Solospiel. Zum Barbiespiel wird es, wenn ich diese Planungen gegen alle Entwicklungen, die die Spielwelt - im Rahmen von Abenteuern - an meinen SC als Teil der Abenteurergruppe heranträgt, durchsetzten will. Ob es stimmig ist oder nicht. Sprich: Wenn ich diese Planungen nur deshalb umsetzten möchte, weil sie mein "privates" Bild von meinem SC wiederspiegeln.)


@ Verhältnis Lego-Spiel & Barbie-Spiel:
Der grundlegende Unterschied ist, dass es dem Lego-Spieler gleich-gültig ist, was aus seinen Bauten im Spiel wird. Vielleicht findet er gerade interessant, was die Spieler mit seiner Lego-Burg anstellen. Dem Barbiespieler geht es um seine Charakter-Vision.
Oder: Im Gegensatz zum Lego-Spieler reagiert der Barbie-Spieler schnell verschnupft, wenn andere Einfluss auf sein "Bauwerk" nehmen.
"Man kann Taten verurteilen, aber KEINE Menschen." - Vegard "Ihsahn" Sverre Tveitan

Shield Warden

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Re: Was ist Barbiespiel?
« Antwort #76 am: 20.09.2012 | 12:33 »
Wahre VorbereitungTM  ;D

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Ist angenommen ;D


Offline Nocturama

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Re: Was ist Barbiespiel?
« Antwort #77 am: 20.09.2012 | 12:35 »
Und um mich auch mal an einer Definition zu versuchen: Barbiespiel ist Beschäftigung mit dem Charakter, die zunächst einmal nicht auf die Nutzung am Spieltisch ausgerichtet ist. Deshalb sind Charakteroptimierung und Plot-Hook-NSCs kein Barbiespiel.

Entsprechend des Dollhousing-Threads würde ich auch beim Barbiespiel zwei Formen unterscheiden: Inklusives und exklusives Barbiespiel ("open and closed dollhousing").

Inklusives Barbiespiel heißt, dass der Spieler sich ein schönes Barbiehaus gebaut hat und Kleider genäht hat. Jetzt bringt er seine Barbie zum spielen mit und die anderen dürfen die auch anfassen und ihr Barbie in das Haus setzen und vielleicht sogar das tolle Barbiehaus abbrennen. So ein Barbiespieler schreibt seine extensiven Hintergründe, denkt sich seine Familienmitglieder aus und malt sein Landgut. Wenn es sich ergibt, können die in die gemeinsame Fiktion eingebracht werden und dürfen dann auch von den anderen Spielern mitgestaltet werden. Das ist aber immer noch nicht ihr primärziel.

Exklusives Barbiespiel heißt, dass man zwar ein tolles Barbiehaus und schicke Barbiekleider hat, aber die darf nur die eigene Barbie anziehen. Vielleicht lässt man die auch bei sich zu Hause in der Schublade und erzählt den anderen gar nicht von seinen Barbiesachen. Es reicht, dass man selbst weiß, dass die Barbiesachen zu der eigenen Barbie gehören. Hier sollen die Hintergründe und Landgüter nicht mit den anderen Spielern geteilt werden. Manch exklusiver Barbiespieler wird den anderen Spielern noch nicht einmal etwas von seinem extensiven Hintergrund erzählen.

Wie bei allen Spielformen werden die nicht immer in Reinform auftreten. Vielleicht will ich nicht, dass die zickige Exfrau des Charakters im Spiel vorkommt, habe aber kein Problem, dass die Burg des Charakters trotz Grundrisszeichnungen und Ausgestaltung der Gobelins gerade von einem Raubritter geplündert wird.

Nachteile können mangelnde Flexibilität sein, da man von einem festgelegten Fakten oder Charakterzügen nicht mehr abweichen will, auch wenn sie für das Spiel problematisch sind oder eine Veränderung gerade passend wäre. Ebenso kann es anstrengend werden, wenn ein Spieler einem ständig seine tolle Barbie und ihr Haus zeigt, aber einen nicht damit spielen lässt, also einem ständig von der Kusine dritten Grades seines Charakters erzählt, auch wenn die nie im Spiel auftauchen wird - oder soll.

Vorteile beim Barbiespiel sehe ich in der Fülle von Fakten, die man (zumindest beim inklusiven Barbiespieler) dann doch im Spiel auftauchen lassen kann. Barbiespielinhalte mögen nicht primär Spielangebote sein, aber sie können dazu werden. Es kann helfen, den eigenen Charakter besser in den Griff zu bekommen, ähnlich wie ein Autor, der den Hintergrund eines Charakters festlegt, ohne ihn im Roman auftauchen zu lassen. Zuletzt ist es auch ein großartiges Mittel der Motivationssteigerung, da man auch außerhalb der Sessions im Spiel drinbleibt und sich Appetit macht, was ich ja schon mal im Zusammenhang mit Bluebooking geschrieben habe.
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Offline D. Athair

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Re: Was ist Barbiespiel?
« Antwort #78 am: 20.09.2012 | 12:39 »
Sehr schön, Nocturama!
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Shield Warden

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Re: Was ist Barbiespiel?
« Antwort #79 am: 20.09.2012 | 12:43 »
Wenn die Definition auch für die anderen so hinhaut, hab' ich das dann jetzt auch endlich verstanden und gebe hiermit auch einen  :d für Nocturama!

Offline Bad Horse

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Re: Was ist Barbiespiel?
« Antwort #80 am: 20.09.2012 | 12:56 »
Für mich haut das hin, was Nocturama da schreibt.

Kurzes Anekdoten-Beispiel, wo das Barbiespiel sich dann ins Gruppenspiel übertragen hat: Mein Char in der SPN-Runde ist Halbindianer. Er hat eine Visionsqueste gemacht, um seinen Namen zu finden, den ich dann auch festgelegt habe (sogar in einer halbwegs passenden Sprache). Das war bisher ziemlich irrelevant und ist nie am Spieltisch aufgetaucht.
Gestern hatte er dann aber ein Indianergespräch mit einem anderen Char, wo es dann auch um indianische Namen und indianische Kultur ging, und da war es natürlich sehr passend, dass ich sofort wusste, wie sein indianischer Name ist - das hat ihn in seiner Position gestärkt (hatte ich zumindest das Gefühl).

Ich bringe normalerweise meinen ganzen Barbiekrempel nicht mit an den Spieltisch, weil mir irgendwo klar ist, dass sich die anderen Spieler nicht ganz so sehr für meinen Char interessieren wie ich. Klar, ich könnte sie stundenlang beschwafeln - oder mein Char könnte sie stundenlang beschwafeln -, aber ich glaube, das wird auf Dauer seeeehr langweilig.  :D (also, nicht für mich, aber für die anderen).
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Online Jiba

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Re: Was ist Barbiespiel?
« Antwort #81 am: 20.09.2012 | 13:07 »
Nocturama bringt es auf den Punkt. :)
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline Skele-Surtur

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Re: Was ist Barbiespiel?
« Antwort #82 am: 20.09.2012 | 13:07 »
Sehr schöne Beschreibung. Ich mag zwar das Wort "Barbiespiel" immernoch nicht (aus ästhetischen Gründen), aber inhaltlich ist es wenigstens schön abgegrenzt.
Doomstone ist die Einheit in der schlechte Rollenspiele gemessen werden.

Korrigiert meine Rechtschreibfehler!

Offline Feuersänger

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Re: Was ist Barbiespiel?
« Antwort #83 am: 20.09.2012 | 14:05 »
Sehr schön.
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

Kleine Rechtschreibhilfe: Galerie, Standard, tolerant, "seit bei Zeit", tot/Tod, Stegreif, Rückgrat

LöwenHerz

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Re: Was ist Barbiespiel?
« Antwort #84 am: 20.09.2012 | 14:06 »
Ich hab übrigens die ganze Zeit diese Szene hier im Kopf:

Soundgarden - Black Hole Sun (Barbiecue)

 ~;D