Autor Thema: Konflikte als Impulsgeber  (Gelesen 2447 mal)

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Offline Skiron

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Konflikte als Impulsgeber
« am: 27.03.2013 | 09:21 »
Im Rollenspiel finden sich Spieler zusammen, die unterschiedliche Erfahrungen, Fähigkeiten und Bedürfnisse haben.

Einerseits werden die Spielregeln durch das Regelwerk und das Setting vorgegeben,
andererseits durch die Spieler selbst.

1of3 vertritt hier im Tanelorn eine interessante Position, die mich zum Nachdenken gebracht hat.
Jede Regel ist verhandelbar.
Jede Aufgabe die ein Spielleiter übernimmt kann auch von Spielern übernommen werden.

Mein Eindruck ist, dass oft versucht wird über die Regeln Konflikte zu vermeiden und die Sichtweise besteht,
dass Spieler statisch sind in ihren Bedürfnissen und Spielvorlieben.
Ich denke, dass diese Positionen dazu führen, dass Konflikte sich anstauen und verhärten, weil nicht berücksichtigt wird,
dass Menschen sich verändern. Sie sind eingebettet in ein Alltagsleben, dass dazu führt, dass ihr Kapazität
die sie für das Rollenspiel haben unterschiedlich ist. Als Beispiel, man spielt anders, wenn man müde ist oder eine
Belastung im Alltag hat, die einen beschäftigt.

Eine Vorrausetzung um Konflikte konstruktiv lösen zu können ist, dass man klar artikulieren kann, was man will und was man nicht will
und die Gründe erklären kann, warum dies so ist.

Als Beispiel, zwei Personen möchten eine Orange haben, es gibt aber nur eine Orange.
Normalerweise würde man sagen, die Orange wird geteilt, das ist gerecht.

Reden die Personen allerdings darüber warum sie die Orange haben möchten, dann kann sich
herausstellen, dass die eine Person nur die Schale haben möchte zum Backen, die andere die Orange
selbst essen möchte. Es besteht hier also die Möglichkeit, wenn man offenlegt, was die eigenen Beweggründe
sind zu einer Einigung zu kommen, in der beide Personen bekommen, was sie möchten und zwar zu 100%.

Dies wird natürlich nicht bei allen Konflikten der Fall sein.
Der Nebeneffekt sich über Konflikte auseinanderzusetzen ist, dass man sich besser kennenlernt,
und dadurch das man aufeinander eingeht auch die Sympathie steigt.

Aufs Rollenspiel bezogen erlebe ich es so, dass wenn Wünsche und Bedürfnisse angesprochen werden, dies
einen kreativen Schub auslöst an dem sich meist alle aus der Runde beteiligen.
Ich denke, dass liegt daran, weil man gerne anderen "hilft" oder auch gerne etwas für einen anderen macht,
wenn man sich von diesem respektiert fühlt oder denjenigen mag.
Umgekehrt ist es natürlich auch wichtig, dass man den Eindruck hat, dass auch die eigenen Wünsche berücksichtigt
werden und auch Bedenken geäußert werden können und auf diese eingegangen wird.

Als konkretes Beispiel, ein Spieler wünscht sich für seinen Charakter mehr Möglichkeiten diesen im Kampf glänzen zu lassen,
bei unterschiedlichen Spielern kommen dann "Hilfestellungen" auf ganz verschiedenen Ebenen zustande, einerseits
werden Vorschläge gemacht, wie man den Charakter optimieren kann oder es werden Vorschläge gemacht, wie man
im Kampf mit diesem Charakter zusammenarbeiten kann, oder Vorschläge, wie Fähigkeiten des Charakters eingebracht werden
können.

In dieser Hinsicht erlebe ich Konflikte als Impulsgeber, die dafür sorgen, dass neue Aspekte ins Spiel eingebracht werden
können, die das Spiel spannend machen, die dafür sorgen, dass Regeln, die sich als "spielbremsend" erweisen verbessert oder
verändert werden oder auch, dass Aufgaben umverteilt werden.

Wie seht ihr das?

« Letzte Änderung: 27.03.2013 | 09:24 von Skiron »

Offline Maarzan

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Re: Konflikte als Impulsgeber
« Antwort #1 am: 27.03.2013 | 11:00 »
Natürlich ist alles verhandelbar.
Die Frage ist wann und wie oft und auf was sich jemand dann als für die Zukunft gültig verlassen kann um darauf dann Entscheidungen basieren lassen zu können - inklusive der sich die passende Runde aussuchen zu können. 
Formelle Regeln (inkl. vorabv geklärter Hausregeln)  sorgen dafür, dass so etwas einigermaßen vorher bekannt ist udn nicht ständig wieder Diskussionen aufkommen.

In einem gewissen Rahmen ist das Gerüst sowieso flxibel und mit dem Grundgoodwill in einer Gruppe ist so einiges noch einpflegbar. Nach meinem Erleben wird an dem Grundgerüst als Ganzem dann von denen gewackelt, welche nie vor hatten die Wünsche oder Spotlights anderer selbst zu akzeptieren -"Mein Spaß".
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Offline Skiron

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Re: Konflikte als Impulsgeber
« Antwort #2 am: 27.03.2013 | 11:11 »
Guter Punkt.

Ich denke, dass betrifft die Erwartungshaltung mancher, dass sie 100% Spaß in allen Bereichen haben wollen,
ohne Rücksichtnahme auf den Spaß anderer.

Das ist dann aber oft kein Verhandeln, sondern meine Beobachtung ist, dass diese Personen nonverbale Manipulation
betreiben, indem sie Stress machen und versuchen ihre Wünsche ohne das gesamte Spiel zu betrachten durchzusetzen.
Ein Indiz hierfür ist für mich inzwischen auch die Verweigerung (oft auch indirekt) zu reden oder sich mit anderen Wünschen auseinanderzusetzen.

Ich denke Konflikte werden gerne unter den Teppich gekehrt, weil wenn man sie offen aushandelt, dies
zu Veränderungen führt. Es kann sein, dass man dann auf etwas was einem Spaß macht verzichten muss,
oder bereit sein muss sich zumindest auf Dinge einzulassen von denen man denkt, dass sie einem keinen Spaß machen.
Ebenso kann es bedeuten, dass man "Vorteilsstellungen" aufgeben muss.

Eine weitere Schwierigkeit ist, nach meiner Beobachtung, Konflikte, die sachbezogen sind, lassen sich meist sehr gut
verhandeln und besprechen. Sobald es aber emotional wird ist dies ein Indiz, dass ein "Grundbedürfnis" betroffen ist
und dann wird es persönlich. Was natürlich dann auch eine Gefahr für das Weiterbestehen der Gruppe bedeutet.

Zusatz, ich denke, dass Rollenspiel ein System ist, d.h. Veränderungen in einem Punkt können Veränderungen am ganzen System
bewirken.
« Letzte Änderung: 27.03.2013 | 11:14 von Skiron »

Offline Maarzan

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Re: Konflikte als Impulsgeber
« Antwort #3 am: 27.03.2013 | 11:16 »
Ich sehe ein Problem darin, dass viele ihre Inspiration aus Medien nehmen, welche eben einen Protagonisten kennen und dieses dann umgesetzt sehen wollen, ohne zu reflektieren, dass die anderen eben nicht Sidekicks und
Nebendarsteller sind.
Dazu gibt es eben unterschiedliche Belastungsgrenzen was Diskussionen und zum Teil absurde, repetierende Diskussionen angeht (wie kleine Kinder und deren Quengeln). Man könnte glauben manche Leute nutzen reine Erschöpfung- und Abnutzungstaktiken um am Ende rein durch Nervenschwund der Gegenüber ihre Wünsche erfüllt zu bekommen. Festgeschriebene Regeln auf deren Basis ein Weiterdiskutieren akzeptabel abgelehnt werden kann, sind da natürlich Gift für.
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Offline Skiron

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Re: Konflikte als Impulsgeber
« Antwort #4 am: 27.03.2013 | 11:23 »
Ebenfalls guter Punkt.

Hier kann helfen, wenn man einfordert, dass das Problem konkret benannt wird und man auch die Erwartung stellt,
dass derjenige der eine Veränderung möchte sich Gedanken macht, wie man diese Veränderung erreichen kann.
Und bei Diskussionen ist es sinnvoll sich dann auch Zeit zu nehmen und diese Zeit aber auch zu begrenzen.

Das was Du beschreibst kenne ich -leider- inzwischen auch sehr gut und hier hilft denke ich alles nichts,
man sollte das Kind beim Namen nennen, also jemandem direkt sagen, dass man findet, dass diese Person sehr viel
Zeit und Aufmerksamkeit für sich beansprucht ohne diese auch anderen zukommen zu lassen.

Allerdings kann das alles nichts nützen und ich denke hier muss man dann für sich selbst überlegen ob einem dieser Aufwand
und die mangelnde Bereitschaft Rücksicht zu nehmen und sich selbst Gedanken zu machen es wert ist, oder ob man dann nicht lieber
mit anderen spielt, die diese Bereitschaft aufbringen.

Offline Maarzan

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Re: Konflikte als Impulsgeber
« Antwort #5 am: 27.03.2013 | 11:36 »
Genau so einen Stoppunkt zu setzen habe ich schon einmal als "unsozial", "nicht einmal bereit sich anderen Leute Gedanken und Bedürfnisse anzuhören" bezeichnet gehört. Ich fürchte ein guter Teil hat modernerweise mit dem Gefühl für die Limits welche sie von anderen abfordern können auch die Limits, wo sie aufhören sollten diese einzufordern verloren.

Ich vermute das liegt in der Kindererzeihung und mangelnden Stops in selbiger. Die eigene Priorität wird als unteilbares Grundrecht angesehen, dessen Durchsetzung dann natürlich nur angemessen und gerecht ist. Entsprechend wird dann aber auch um den Punkt rumgedruckst, denn das Ganze wirkt ja nur, solange sich das politisch korrekt anhört.

Man denke doch nur an die ganzen Diskussionen mit "Spielspaß" als Kronzeugen. Dass es andere Vorstellungen von "Spaß" geben könnte, kommt bei vielen gar nicht vor.
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Offline Skiron

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Re: Konflikte als Impulsgeber
« Antwort #6 am: 28.03.2013 | 12:25 »
Vielleicht liegt dem der Grundgedanke oder die Grunderwartungshaltung zugrunde, dass man "alles" haben kann
und für die Erfüllung von "allem" die Anderen zuständig sind?

Deine Argumentation geht in die Richtung, warum es so schwer ist "gemeinsam" Konflikte zu lösen, bzw. was Gründe
dafür sind, die Konfliktfähigkeit entgegenstehen?

Finde ich interessant, auch was Du schreibst, aber gehört glaube ich in einen anderen Thread.

Meine Beobachtung ist, dass auch wenn sozusagen die "Zusammenarbeit" verweigert wird, sich trotzdem
-zumindest für mich- Konflikte als Impulsgeber erwiesen haben.

Unter anderem wie wichtig es ist manchmal auch "Stop" zu sagen.

Oder das mich die Konflikte im Rollenspiel zum Nachdenken gebracht haben und ins Tanelorn und ich zumindest den Eindruck habe,
dadurch Erkenntnisse gewonnen zu haben, die sich hilfreich für mich im Rollenspiel (und interessanterweise nicht nur dort)
erwiesen haben. Mein Eindruck ist, dass die Auseinandersetzung mit diesen Konflikten mir auch Handwerkszeug für zukünftige
Konflikte und deren Lösungen gegeben haben.

Zum Spaß, ich halte den Spielspaß für das wichtigste Argument und es auch sinnvoll und notwendig,
darüber zu sprechen, was einem konkret Spaß macht, weil dies die innere Motivation ist, überhaupt Rollenspiel zu betreiben.
Die innere Motivation ist die stärkste Triebfeder um auch Phasen der "Arbeit" auf sich zu nehmen oder "Stress" oder auch "Langeweile".
Leider ist die für einen selbst auch so selbstverständlich, dass sie einem meist nicht bewußt ist und damit schwer greifbar oder konkret in
Worte zu fassen.

Das meinst Du natürlich nicht, Du meinst, dass manche ihren Spielspaß über den Spielspaß von anderen stellen.
Oder nicht das Einfühlungsvermögen oder die Bereitschaft haben auch dem Spielspaß von anderen Platz einzuräumen?

Im Grunde ist man hier wieder beim Thema Balance.
Gemeinsam zu spielen bedeutet auch bereit zu sein, sich auf Dinge einzulassen oder sie zumindest zuzulassen,
die einem keinen Spaß machen.

Die andere Seite ist, dass man dies meist gut akzeptieren kann, wenn man selbst eben auch Spaß hat und
einem dabei keine Bedingungen zugemutet werden, die man nicht erfüllen kann oder will.

Für mich ist es so, dass ich gut Momente die Langweilig sind oder Öde akzeptieren kann, inzwischen merke ich sogar,
dass das manchmal auch nicht das verkehrteste ist um sozusagen "Luft zu holen" und wieder voll konzentriert zu sein.
Inzwischen glaube ich sogar, dass dies dazu gehört in gewisser Weise. Also das es eine unmögliche Erwartungshaltung ist
den totalen Spaß immer zu haben.

Was für mich eine Bedingung ist, die ich nicht akzeptieren kann und will, ist, wenn Rollenspiel in negativer Weise über längere Dauer stresst,
und eine Konfliktlösung nicht möglich ist.
Also mir etwas abverlangt wird, was ich nicht erfüllen kann oder will und sich dann in negativer Weise sich auf meinen Alltag auswirkt.
Das macht mir dann nämlich nicht nur keinen Spaß, sondern belastet mich dann.
« Letzte Änderung: 31.03.2013 | 18:52 von Skiron »

Offline Skiron

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Re: Konflikte als Impulsgeber
« Antwort #7 am: 28.03.2013 | 13:00 »
Um das ganze Mal konkret auf das Rollenspiel zu beziehen folgendes Beispiel.

Es gibt klassische Konflikte im Rollenspiel, die sich unversöhnlich gegenüberzustehen scheinen:

- Spielt man mit oder ohne Charaktertod?

Ist diese Frage innerhalb einer Gruppe unterschiedlich und berührt ein grundlegendes Bedürfnis um im
Rollenspiel Spaß zu haben dann hat man einen Konflikt.

Versucht man den Konflikt dadurch zu lösen, dass man einen Weg durchsetzt, dann wird das auf Dauer dazu führen,
dass man immer wieder Stress hat, weil Grundbedürfnisse nicht gleichermaßen berücksichtigt werden.

Man kann natürlich dem Konflikt auch aus dem Weg gehen, wenn man mit Leuten spielt, die in der Hinsicht genau dasselbe
wollen wie man selbst.

Setzt man sich mit diesem Konflikt auseinander, dann wird man eine unendliche Anzahl von Möglichkeiten haben
diesen Konflikt zu lösen. Oder erkennen, dass man den Konflikt gemeinsam nicht lösen kann. Wobei ich die Erkenntnis
dass es eben gemeinsam nicht möglich ist inzwischen auch als sehr hilfreich empfinde, weil dies ermöglicht Stop zu sagen
anstatt sinnlos Kapazitäten zu verschleudern.

Die Grundvorraussetzung ist, dass offengelegt wird, was die Gründe für die eigenen Vorlieben oder Abneigungen sind
und man ausbalanciert wie sozusagen die unterschiedlichen Positionen ausgewogen im Spiel integriert werden können.

Dies ist in meinen Augen ein Moment der anstrengend ist, aber sich lohnt und auch Kreativität erzeugt.
Vorausgesetzt die Bereitschaft dazu ist vorhanden.

Und es gibt anderen die Möglichkeit die Lösungen die Gruppen für sich gefunden haben zu übernehmen oder zu erweitern.
Und das dies möglich ist, habe ich hier im Tanelorn schon in unterschiedlichen Variationen gelesen.

Das interessante für mich ist, dass wesentliche Konflikte in jedem Fall zu Veränderungen führen,
es ist also mehr eine Frage ob dies auf die "harte" Tour stattfindet, indem versucht wird, sie zu ignorieren oder auf die "sanfte" Tour
in dem man sich mit ihnen befasst.

Ich denke es gibt auch Unterschiede zwischen inneren und äußeren Konflikten.
Ein innerer Konflikt bestand in meinen Augen bei den Leuten, die sich ein anderes Rollenspiel gewünscht haben
und damit Wege bereitet indem sie einfach "Glaubenssätze" dass Rollenspiel nur auf eine Weise stattfinden kann
in Frage gestellt haben und hierbei neue Möglichkeiten und Wege gefunden haben, wovon wir jetzt profitieren.
« Letzte Änderung: 28.03.2013 | 14:06 von Skiron »

Offline Oberkampf

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Re: Konflikte als Impulsgeber
« Antwort #8 am: 28.03.2013 | 16:31 »
Der schwierige Punkt ist mMn: Vielleicht hat sich sogar außerhalb des  :T: schon herumgesprochen, dass mache Fragen oder "Probleme" im Rollenspiel eine Sache des Gruppenvertrages und der Absprachen sind (ich würde noch Spieltradition ergänzen). Was ich persönlich aber ein bisschen vermisse, ist die Frage, wie man so eine Metadiskussion lösungsorientiert führt.
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Offline Maarzan

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Re: Konflikte als Impulsgeber
« Antwort #9 am: 28.03.2013 | 17:23 »
Ich sehe für mich die Lösung in dem Konzept der Spielleitervorgabe:
Er hat in den mir vorschwebenden klassischen Spielen die Arbeit und muss das Spiel am Funktionieren halten.
Also macht er nach den notwendigen Vorgedanken quasi eine Ausschreibung in welcher er klar erklärt, was für ein Spiel er spielen will, bekommt Feedback, welches er auf Einbaubarkeit prüft und macht anschließend einen finalen Spielvorschlag.
Dann kann jeder vorzugsweise gut informiert entscheiden, ob er an dem Spiel teilnimmt oder nicht.
Kommt für den einen oder anderen kein Spiel zu Stande, liegt es an ihm was Neues zu finden oder einen Alternativvorschlag zu machen (und für die Spielleitung zu sorgen!) welcher eine im Sinne der Abbildung der Spielinteressen der Beteiligten bessere Lösung/Kompromiss darstellt.
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Re: Konflikte als Impulsgeber
« Antwort #10 am: 30.03.2013 | 10:04 »
Also,

Meine Hypothese ist, Konflikte innere und äußere (unabhängig von einer konstruktiven Lösung) führen zu Veränderungen im Rollenspiel.
Sie wirken als Impulsgeber um Harmonie herzustellen.

Wenn man sich Balance im Rollenspiel als Wippe vorstellt, und Harmonie als gleichmäßige Bewegung dieser Wippe,
dann zeigen Konflikte in meinen Augen an, dass die Wippe zum Stillstand gekommen ist, oder ein Ungleichgewicht
entstanden ist. Konflikte geben den Impuls diese Wippe wieder zu einer ausgewogenen gleichmäßigen Bewegung zu veranlassen,
also die Harmonie (wieder) herzustellen. Stellt man sich Harmonie als Bewegung vor, zeigen Konflikte Veränderungen an
und führen sie herbei.

Meine Frage ist, was haltet ihr von dieser Hypothese?

(Text verändert ums mehr auf den Punkt zu bringen)
« Letzte Änderung: 31.03.2013 | 10:51 von Skiron »

Offline Maarzan

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Re: Konflikte als Impulsgeber
« Antwort #11 am: 1.04.2013 | 16:41 »
Ich sehe Harmonie als ein seltenes, vielleicht sogar nur theoretisch erreichbares Ideal.

Metakonflikte stören aber bei der Ausübung des eigentlichen Prozesses des Spielens. Deshalb geben feste Regeln, Spielleitervorgaben und Hausregeln und die mit dem Spielbeitritt erklärte "Unterwerfung" unter diese transparente Grundstruktur zu einer "eingefrorenen Harmonie", welche so lange konfliktfreies Spiel ermöglicht, bis etwas angesprochen wird, was nicht ausreichend abgeklärt war oder jemand diese Kompromissordnung aufkündigt udn das Spiel sprengt, wenigstens bis eine neue Ordnung gefunden worden ist.

Deine Bewegungen können meines Erachtens keine Harmonie sein, denn sie stellen genau die sichtbaren Auswirkungen  der Konflikte dar, also das Gegenteil von Harmonie. Harmonie wäre im Waagenbeispiel das Gleichgewicht, welches aus einem Ungleichgewicht erst einmal durch Bewegung/Korrekturen erreicht werden muss, aber durch neue oder zu viel Korrekturbewegung zerstört wird.
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Re: Konflikte als Impulsgeber
« Antwort #12 am: 2.04.2013 | 09:30 »
Definition von Harmonie:

"Die Harmonie (griech. harmonia = (Zusammen)fügung, Silbe ar oder har: indogerman. Herk. = Vereinigung von Entgegengesetztem zu einem Ganzen) bezeichnet:allgemein die Übereinstimmung, Einklang, Eintracht, Ebenmaß;" Wiki

Der Grund warum ich Harmonie im Rollenspiel als Bewegung bezeichne, liegt darin begründet,
dass es Interaktionen zwischen verschiedenen Menschen sind.

In der Balance dieser Bewegung in Harmonie werden die Gegensätze von Spaß und Nicht Spaß, Handeln & Nicht Handeln,
usw. ausgewogen innerhalb eines bestimmten Zeitraumes in einer Gruppe von Menschen zusammengefügt.

Da nicht nur Menschen sich verändern, sondern auch die Umstände (Rahmenbedingungen) denke ich, dass es normal ist,
dass diese Bewegung der Balance sich von Zeit zu Zeit verändert. In diesem Sinne denke ich auch, dass Konflikte normal sind
und den Sinn haben eine (oder wieder eine) harmonische Bewegung herzustellen.

Konflikte zeigen in meinen Augen an, dass sich hier innerhalb der Gruppe ein Veränderung aufgetreten ist.
Dies kann innerhalb einer Person entstanden sein (z.B. eine Motivation ist entstanden, die man im Rollenspiel einbringen möchte)
oder innerhalb der Gruppe, zwischen zwischen zwei oder mehreren Personen (Person A hat Spielzeit die ihr viel Spaß macht,
Person B hat zwar auch Spielzeit, aber die macht ihr nicht soviel Spaß) oder aus anderen Gründen.
« Letzte Änderung: 2.04.2013 | 10:03 von Skiron »

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Re: Konflikte als Impulsgeber
« Antwort #13 am: 2.04.2013 | 09:56 »
Ich sehe es nicht als Unterwerfung, wenn man sich freiwillig entscheidet gemeinsam ein Spiel nach bestimmten Regeln zu spielen.
Man kann nur nicht absehen, wie das Spiel sein wird.

Die meisten Rollenspielregelwerke sind sehr komplex, d.h. in den meisten Fällen ist es so, dass diejenigen, die
gemeinsam spielen nicht den selben Regelstand haben. Diese Bedingungen einer Runde können äußerlich begründet sein
(Regelwerk ist nicht allen zugänglich, oder man hat die Zeit nicht es sich komplett anzulesen), oder in inneren Faktoren
(man interessiert sich besonders für bestimmte Aspekte des Spiels, oder für bestimmte Aspekte weniger).

Alleine im Anfang liegen also Entscheidungen die jeder einzelne trifft und Entscheidungen, die man gemeinsam trifft im Rollenspiel, die Konsequenzen haben.

"Entscheiden bedeutet verzichten."

Welche Entscheidungen bewirken welche Konflikte? Welche Entscheidungen entstehen aus Konflikten?
Und welchen positiven und/oder negativen Effekt haben Konflikte?

Offline Skiron

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Re: Konflikte als Impulsgeber
« Antwort #14 am: 16.09.2013 | 10:10 »
Hier mal ein Link zu einer Unternehmensberatung über Konflikte.
Ich fand die Ausführungen gut verständlich zu lesen und hilfreich, was die Kommunikation anbelangt oder einfach um
Mechanismen in Konflikten zu verstehen.
Ich denke, dass man diese Ausführungen auch gut auf das Rollenspiel
übertragen kann, oder allgemein auf Konflikte, die man so hat.

http://www.umsetzungsberatung.de/konflikte/konflikte.php

Momentan habe ich nicht so viel Zeit um etwas dazu zu schreiben oder zu antworten,
aber über Gedanken, Ausführungen, Kritik usw. freue ich mich natürlich weiterhin.