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[MERS/Rolemaster/Hausregel] Die Isengart-Gruppe

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torben:
Die Familiensaga geht weiter - Seit 1999 bespielt unsere kleine Gruppe (SL und zwei Spieler) in Mittelerde die Geschicke einer verschworenen Gruppe und deren Nachkommen über mehrere Generationen. Dieses Diary handelt von der aktuellen, vierten Kampagne, die wir im Januar begonnen haben. InGame Spielstart ist im Jahr 2780 3Z. Wenn gewünscht, kann ich im Laufe der Berichte weitere Hintergrundinfos zur Geschichte und Regeltechnischem geben.

Wir spielen sehr starke und herausragende Charaktere mit hohen Stufen, Helden mit Verbindungen zu den Mächtigen von Mittelerde des 3. Zeitalters. Dabei achte ich als SL einerseits darauf, dass die "historischen" Ereignisse stattfinden, dass die Charaktere aber trotzdem viel Handlungs- und Einflussraum haben und die historischen Ereignisse auch mitprägen... ich erachte dabei die in den Büchern festgehaltenen Ereignisse als das, was von den Geschichtsschreibern in Gondor aufgeschrieben wurde, aber mal ehrlich, denen ist auch nicht alles bis ins letzte Detail übermittelt worden...  ;)
Die Spieler spielen jeweils 2-3 Charaktere parallel und ich führe als SL eine Heilerin mit.

Regeltechnisch benutzen wir grösstenteils MERS 1. Edition, erweitert um die Waffen- und Kampftabellen (mehr Vielfalt) und die Zauber von Rolemaster. Dieses Gemisch haben wir um viele Hausregeln erweitert, um ein für uns stimmiges Spielgefühl in Mittelerde zu erreichen. Zauber gibt's zum Beispiel praktisch nur noch bei Heilern und einigen (untoten) Bösewichten.

Worum geht es in dieser Kampagne: ACHTUNG SPOILER, Liebe Spieler, Finger weg!  ;)
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)Meine Intention beim Kampagnenstart war, früher oder später eine Suche nach den Palantiri des Nordens zu initieren.
Ich hatte dabei daran gedacht, dass König Arvedui aufgrund des Erbfolgetwists mit Gondor (Gondor verweigerte ihm 1944 3Z die Anerkennung als König von Arnor und Gondor) den Untergang der Palantiri vorgetäuscht haben könnte, damit sie nie in Gondors Hände fallen.
Dabei besteht aber das Problem, dass in den LotR-Annalen, welche wohl aus der Zeit Aragorns stammen, steht, dass die Palantiri in der Bucht von Forochel untergingen. Aragorn hätte nach seiner Krönung keinen Grund gehabt, die Geschichte falsch wiederzugeben.

Nach der ursprünglichen Idee hätte die Gruppe einen Palantir aufgespürt, der aus dem Meer zurückgekehrt ist und der von Sauron benutzt wird, um Wesen, die in ihn hineinsehen, zu korrumpieren und so eine neue Bedrohung aus dem Norden zu schaffen. Um diese Geschichte mit den Annalen noch in Einklang bringen zu können,  dürfte die Gruppe den Palantir aber nicht in ihre Gewalt bringen, sondern er müsste am Ende eben doch in der Bucht von Forochel landen, oder aber die Gruppe hätte einen Grund, den Dunedain des Nordens den Verbleib des Palantirs zu verheimlichen - nur was könnte das sein.

Jedenfalls habe ich mich nun (in der langen Pause nach Session 3) umentschieden und die Kampagne soll nun darauf hinauslaufen, dass die Gruppe herausfinden soll, was mit König Arvedui überhaupt geschehen ist.
Hintergrund: Seit Arvedui 1974 3Z vor dem Hexenkönig nach Norden geflohen ist, sind keine Nachrichten mehr über seinen Verbleib zu den Dunedain und Elben gelangt. Das von Cirdan geschickte Hilfsschiff ist spur- und nachrichtenlos verschwunden. In den Annalen heisst es hierzu nur, dass die Dunedain erst viel später Barahirs Ring von den Lossoth zurückholten.
Dieses "viel später" lege ich in die Zeit unserer Kampagne nach 2780 3Z und es soll die Gruppe sein, die den Barahirs Ring beschafft (da Arrohir dunedainischer Abstammung ist, würde es mit dem Annalentext vereinbar sein) oder die Dunedain zu den Lossoth führt.
Die Spieler gehen aufgrund ihres Wissens über die Geschichte bis jetzt aber sicher davon aus, dass Barahirs Ring schon lange wieder (nämlich eben schon seit kurz nach der Vertreibung des Hexenkönigs) bei den Dunedain des Nordens ist, und es wird daher hoffentlich eine grosse Überraschung und Ehre für sie sein, dieses wichtige Artefakt bergen und zurückbringen zu können.

Hintergrund für das Spiel:
Nachdem 1975 3Z der Hexenkönig aus dem Norden vertrieben worden war, hat man natürlich nach Arvedui und dem elbischen Rettungsschiff gesucht, doch ohne Ergebnis. Denn die Lossoth, welche Barahirs Ring haben, hatten nach dem Untergang des Schiffs ihr Lager weit in den Norden verlegt, weil sie Angriffe von fliehenden Orkscharen befürchteten.

Was mit den Lossoth inzwischen alles geschehen ist und was die Gruppe auf dem Weg zu ihnen alles erlebt, das wird sich im Laufe der Kampagne zeigen, da bestehen erst rohe Ideen.

Alternativenbrainstorm ab Session 11:
Die Gruppe kreuzt in Ithilien die Pläne des Hexenkönigs (oberster Nazgûl und Herr von Minas Morgul) oder seines Statthalters Gothmog (von dem erwähnt Tolkien nicht was er für ein Wesen ist). Der Olog Hackfras sollte nach Minas Morgul gerufen werden. Wofür? Vielleicht soll er was aus dem hohen Norden beschaffen? Einen Angriff auf verbliebene Menschen in Ithilien anführen? oder oder oder. Verküpfung zum Urspungsthema: Der Hexenkönig war der Grund für Arveduis Flucht 1974 3Z, 2050 3Z hat er dann König Eärnur, vor dem er 1975 3Z noch aus dem Norden geflohen war, zu sich gelockt und keiner weiss, was mit ihm geschehen ist. Bei Eärnur war eine kleine Reitereskorte... was ist aus denen geworden? Schwächere Diener, eine Art Gegengruppe?



Hier die Helden:


* Arrohir von Zadan n'Bawâb (S1), Dunadan-Rohirrim-Ritter, geboren und aufgewachsen in Isengart. Er ist der Sohn von Caedmon und Evin und der jüngere Bruder der adoptierten Maira. Sein Pferd Windraes oder auch Alagos, was beides Sturmwind bedeutet, ist der Nachkomme von Anuring und Steorra.
* Tinulin (S1), Sohn des Noldo-Schmieds Elvëanwe und der Sinda Nenwen, geboren in Imladris. Er tritt in die Fussstampfen seines Vaters und zieht mit dessen Schwert Luinmacil in die Lande ausserhalb der Elbenreiche.
* Khufur (S1), Zwergen-Kämpfer aus der Schar von König Thrór. Nachdem Smaug über Erebor gekommen ist, zog Thrór mit seiner Familie und seinen Getreuen nach Dunland. Als Bóin II. König Thrór aufsucht, begegnet er dem jungen Khufur, welcher sich ihm zur Ausbildung anschliesst.
* Bóin II. (S2), Zwergen-Kämpfer aus den Malachithöhlen im Eisengebirge. Er ist der Ziehvater von Uunukka und bildet sie zu einer Zwergin und Kämpferin aus. Sein Onkel ist Cóin, der Zwergenkämpfer aus der Zadan-Gruppe (frühere Generation).
* Calendin (S2), Waldelben-Waldläufer aus Imladris, treuer Weggefährte von Tinulin. Er ist ein sehr guter Waldläufer und begleitet ihn auf all seinen Wegen.
* Gwen (S2), Waldmenschen-Glücksritterin, deren ganzer Clan von Orks ausgelöscht wurde. Sie hatte sich in der letzten Kampagne Caedmon und seinen Begleitern angeschlossen, um eine neue Familie zu finden.
* Fairin Heimdall (SL), Rohirrim-Wasa-Heilkundige aus den Druedain-Wäldern. Sie wurde als Kind von Dunländern entführt und von den Wasa befreit und aufgezogen.
* Maira von Zadan n'Bawâb (SL), Rohirrim-Heilkundige, Adoptivtochter von Caedmon und Evin, ältere Schwester von Arrohir. Sie wurde von Tinulin gerettet, als Dunländer im Jahre 2758 3Z ihr Dorf überfielen und auslöschten. Seither ist er ihr "Traumengel".
Kommentare und Fragen willkommen.

Viel Spass.

torben


Luxferre:
Oh, mich interessieren allem voran Eure Hausregeln. Hintergrund: ich bastel gerade an meinem System, basierend auf HARP (Rolemaster light). Spiel- und Erfahrungsberichte lese ich natürlich auch gern ;)

torben:
Spielzeit: 2780 3Z, Sommer (Beginn um den 10. Juli 2780 3Z)

Vorgeschichte (das war Teil der letzten Kampagne):

Caedmon von Zadan n'Bawâb, ein Dunedain-Rohirrim-Mischling, hatte im Jahr 2758/59 3Z mit seiner Familie und seinen Weggefährten Tinulin (Noldo-Elb), Calendin (Waldelb), Bóin II. (Zwerg), Gwen (Menschenfrau), Uunukka (Hobbitfrau, die sich für eine Zwergin hält) und Fairin (Menschenfrau) sein Heim Zadan n'Bawâb (das Haus des Windes) den Langen Winter über gegen die Horden von Ostlingen, Dunländern, Orks und Wölfen verteidigt, die Rohan überfielen. Ein schwarzer Schatten, Morgam, die schwarze Hand, Erzfeind der Gruppe hatte den Langen Winter aus dem Norden gebracht und wollte Caedmon zu seinem Untergebenen machen. Es gelang Morgam zu besiegen und der Winter wich. Das Haus des Windes war zerstört und weil Caedmon einem Befehl von König Helm Hammerhand nicht Folge geleistet hatte, wurde seine Familie des Landes verwiesen. Herr Saruman war der Gruppe zu Hilfe gekommen und hatte grossen Anteil an der Heilung der Verletzten gehabt. Der Truchsess von Gondor, dem Caedmon ebenfalls unterstellt ist, ordnete an, dass Caedmon sein Heim in Isengart unter Herrn Saruman neu errichten und ihm zu Diensten sein solle.


2780 3Z
•   Im Januar machte sich Bóin II. von den Malachithöhlen aus alleine auf den Weg nach Dunland, wo sich, wie man im Norden vernommen hatte, Thrórs Schar niedergelassen hatte. Er hatte von Fürst Grar von den Malachithöhlen den Auftrag erhalten, Thrór seiner Verbundenheit zu versichern und ihn zu den Malachithöhlen einzuladen. Bóin II. liess Uunukka nur ungern alleine zurück, doch ihr war die Lust auf Abenteuer nach den vielen Jahren in der Gesellschaft der Zwergenfrauen vergangen. Bóin II. beschloss, nach Ablieferung der Nachricht von Grar nach Isengart zu gehen, um seinen alten Freund Caedmon wiederzusehen.
•   Tinulin hatte schon längere Zeit den Entschluss gefasst, sich wieder auf Wanderschaft in den Landen ausserhalb der Elbenreiche zu begeben. Nach vielen Gesprächen mit seinen Eltern Elvëanwe und Nenwen machte er sich im Frühsommer in Begleitung seines Freundes Calendin auf den Weg Richtung Isengart. Dort möchte er Caedmon, Evin, Maira, Gwen und Fairin treffen.

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Session 1:
Mitte Juni-22.8.2780 3Z
Isengart - Minas Tirith

Im Juni des Jahres 2780 3Z gelangt Bóin II. mit seinem Esel Horst III. nach Dunland und erreicht die Schar von Thrór, dem ehemaligen König unter dem Berg. Er überbringt ihm die Grüsse von Fürst Grar von den Malachithöhlen und versichert ihn seiner Treue und Verbundenheit. Die Einladung von Grar, Thrór sei ihm mit seiner Schar in den Malachithöhlen willkommen, lehnt Thrór dankend aber bestimmt ab. Nachdem der offzielle Teil des Treffens hinter Bóin II. liegt, lässt er sich mit einem grossen kühlen Bier an einem der hinteren Tische in Thrórs Halle nieder, wo sich schon bald ein jüngerer Zwerg an ihn wendet. Er stellt sich ihm als Khufur vor. Der junge Zwerg ist von Bóins II. Erscheinung sichtlich beeindruckt und er sagt ihm, dass er in der Ausbildung zum Kämpfer gewesen sei, um eines Tages in der Vorhut des Königs zu dienen, als sie von ihrem Heim vertrieben wurden. Seither habe er stets mehr Zeit mit dem Schmiedehammer oder dem Meissel verbracht, als mit der Axt zu üben. Gerne würde er wie Bóin II. umherziehen und sich einen Namen als Kämpfer machen. Als Bóin II. erzählt, dass er vorhat nach Isengart zu gehen, ist er erstaunt zu hören, dass Khufur diesen Ort gut kennt. Caedmon von Zadan n'Bawâb sei im Jahr 2774 3Z zu Thrórs Schar gekommen und habe im Namen von Herrn Saruman viele von ihnen mit der Erneuerung des Ringes von Isengart beauftragt. Vier Jahre habe er mit seinen Brüdern an der Befestigungsanlage gearbeitet und in dieser Zeit auch dort gewohnt. Schliesslich fasst sich Khufur ein Herz und fragt Bóin II., ob er ihn als seinen Schüler aufnehmen und ihn darin unterrichten könne, ein richtiger Kämpfer zu werden. Bóin II. ist einverstanden, die Zustimmung von Fürst Thrór vorausgesetzt. Gegen ein Ausbildungsgeld - denn immerhin würde der Schar eine arbeitende Hand fehlen -, das Khufur aus der eigenen Tasche aufbringt, gibt ihn Thrór frei und wünscht den beiden eine gute und erfolgreiche Reise, als sie bald danach in Richtung Isengart aufbrechen.
Die beiden Zwerge wandern den südlichen Ausläufern des Nebelgebirges entlang durch Dunland und Bóin II. erfährt von Khufur, dass sich die Dunländer den Zwergen gegenüber grösstenteils friedlich verhalten haben und dass man in einigen Gasthöfen sogar gutes Bier erhalten könne. Bóin II. erzählt Khufur von seinen Abenteuern mit Caedmon und der Respekt des jungen Zwergen für den Ritter wächst mit jedem Schritt.

Als Bóin II. und Khufur am 31. Juli 2780 3Z ins Tal von Isengart kommen und in der Ferne schon den mächtigen Turm von Isengart, den Orthanc, sehen, der wie eine gewaltige schwarze Nadel in die Höhe schiesst, hören sie mit einem Mal das Geräusch von zwei Reitern, die sich ihnen von hinten nähern. Bóin II. beobachtet die schlanken und hochgewachsenen Reiter und meint mit einem Mal, seinen Augen nicht trauen zu können, denn die Reiter scheinen vom Volk der Elben zu sein. Noch grösser werden seine Verwunderung und Freude, als sie sich nähern und er seine alten Weggefährten Tinulin und Calendin erkennt. Khufurs Besorgnis wandelt sich in schiere Sprachlosigkeit, als er erfährt, dass auch diese beiden Elben schon viele Kämpfe an Bóins II. Seite miterlebt haben.
Tinulin und Calendin waren Anfang Juni von Imladris aus nach Isengart aufgebrochen, um Caedmon, Evin, Maira, Gwen, Fairin und Herrn Saruman wiederzusehen. Sie hatten Bóin II. und seinen Begleiter schon lange erkannt, bevor diese sie überhaupt bemerkt hatten. Tinulin und Calendin fassen es als gute Fügung des Schicksals auf und alle begrüssen sich freudig. Gemeinsam legen sie die letzten Kilometer bis zum Ring von Isengart zurück und treffen dort auf den Cairl Horing, der bei diesem Anblick glaubt, seine Augen würden ihm einen Streich spielen. Er öffnet ihnen das Tor und führt sie gleich zum Haus von Caedmon und Evin, das an der südwestlichen Wand des Verteidigungsringes erbaut wurde. Die Wiedersehensfreude nach 20 Jahren ist bei allen grenzenlos und es fliessen viele Freudentränen. Schnell sind die wichtigsten Neuigkeiten ausgetauscht, etwa dass Horing im Jahr 2764 3Z Gwen geheiratet hat. Caedmon und Evin stellen den Ankömmlingen ihren Sohn Arrohir vor, der im Jahre 2761 3Z zur Welt gekommen und somit grade seinen 20. Sommer erlebt. Der Cairl Kara hatte im Jahr 2763 3Z Seora, die Tochter von Thane Sear von Dunlostir, geheiratet und sie wohnt seither an seiner Seite in Isengart. Während Caedmon zum Orthanc geht um Herrn Saruman über die Ankunft von Tinulin, Calendin, Bóin II. und Khufur zu unterrichten, erfahren diese von Evin, dass ihre Tochter Maira nicht mehr in Isengart lebe. Caedmon und Evin hatten Maira, die als kleines Mädchen ihre Eltern in den Schlachten des Langen Winters von 2758/59 3Z verloren hatte, noch vor ihrem Auszug nach Isengart adoptiert. Zur Sommersonnenwende 2778 3Z habe Maira mit 24 Jahren in Minas Tirith Herrn Ivradil, den Gesandten des Fürsten von Dol Amroth Imradir und dessen Vertreter in der Hauptstadt, geheiratet. Tinulin spürt, dass sich Stolz und Schmerz über Mairas Schritt in Evins Herz die Waage halten. Die Heilerin Fairin, die Maira in der Jugend viel über Heilkräuter gelehrt hatte, habe sich auf dem Rückweg von Mairas Hochzeit überraschend im Firienwald verabschiedet und gesagt, sie kehre nun zu ihrem Stamm zurück und werde fortan bei den Wasa leben. Schliesslich erfahren sie auch, dass Caedmons Grosseltern Atar und Froa im hohen Alter von 90 und 85 Jahren gestorben waren. Tinulin lässt sich von Evin zum Hügel am Westrand des Ringes führen, wo Caedmons Vorfahren in einem Hügelgrab ruhen.
Nach einer Weile kommen Caedmon und Herr Saruman beim Haus an und nachdem sich alle ausgiebig begrüsst haben, setzen sie sich in der grossen Halle zu einem gemeinsamen Festessen zusammen. Schon bald zieht sich Herr Saruman zum arbeiten wieder in den Orthanc zurück und Tinulin verkündet, dass er am kommenden Tag im engeren Kreis den Grund für seinen erneuten Auszug aus den Elbenreichen besprechen möchte. Arrohir hat die Neuankömmlinge während des Essens genau beobachtet und beginnt, Calendin mit Fragen zu löchern. Der Elb merkt rasch, dass Arrohir auch dunedainisches Blut in den Adern hat, denn trotz seinen 19 Jahren ist er zeitweise noch immer sehr jungenhaft und übermütig. Er gibt dem jungen Menschen bereitwillig Auskunft und Arrohir lässt sich nicht davon abbringen, mit Calendin am nächsten Morgen auf die Jagd gehen zu wollen.

Am nächsten Morgen begeben sich Calendin und Arrohir gemeinsam auf die Jagd im Tal des Isen.
[Arrohirs erster Wurf in der Kampagne ist ein Reitmanöver. Er möchte so richtig prahlen und macht... einen Patzer.]
Arrohir ist von Calendins Schleich- und Jagd-Fähigkeiten sehr beeindruckt, hält sich selbst aber auch für äusserst jagdgewandt, zumal ihm das auch schon von Gwen bestätigt wurde. Als sie gegen Mittag mit zwei Auerhähnen zurückkehren, treffen sie auf Saetar, den Bruder von Cairl Karas Frau Seora, der von Dunlostir hergeritten war. Saetar war schon mehrfach in Isengart, weshalb Arrohir dem Besuch keine besondere Aufmerksamkeit beimisst. Dies ändert sich jedoch schlagartig, als ihm Saetar sagt, er habe eine geheime Botschaft für, die für niemandes Augen als jene von Arrohir bestimmt sei. Als die beiden unter sich sind, übergibt Saetar Arrohir eine Pergamentrolle, die ein Reiter aus Gondor nach Dunlostir gebracht habe. Er habe ihm Gold gegeben und verlangt, dass niemand ausser Arrohir von der Nachricht erfahre. Kaum ist Arrohir alleine, bricht er das Siegel aus weissem Wachs, in das der geschwungene Buchstabe "D" eingedrückt wurde. Der Text lautet:

"Geschätzter Arrohir
Ich schreibe Euch in einer familiären Angelegenheit von äusserster Wichtigkeit und Dringlichkeit. Diese Nachricht sowie ihr Inhalt ist für niemand anderen als Euch bestimmt, keinesfalls für die Augen Eures Herrn oder Vaters. Vernichtet sie im Feuer, sobald Ihr sie gelesen habt.

Kommt unverzüglich nach Minas Tirith, erwähnt aber niemandem gegenüber, aus welchem Grund und auf wessen Veranlassung. Begebt Euch zum Gasthaus "Zum alten Wachturm" auf der Nordseite des vierten Ringes. Gebt diese Münze dem Wirt Curin und erwartet mich eine Stunde nach Sonnenuntergang auf Eurem Zimmer.
Ich vertraue auf Eure Loyalität zum Haus des Truchsessen von Gondor.
Dionor"

Arrohir erkennt, dass die Nachricht von Dionor, der Ehefrau von Truchsess Berendil von Gondor stammt. Eine kleine Goldmünze mit einer speziellen Prägung auf dem Rand ist dem Brief beigelegt. Er ist hin- und hergerissen, denn einerseits möchte er dem Vertrauen, welches sie ihm offensichtlich entgegenbringt, entsprechen, andererseits weiss er nicht, was er von den Worten halten soll und würde sich gerne mit seinen Eltern oder sonst jemandem beraten. Wieso nur darf es ausgerechnet seinen Eltern und seinem Herrn nichts von dieser Nachricht erzählen?

Nach einem schmackhaften Abendmahl setzen sich Tinulin, Calendin, Caedmon, Evin, Bóin II. und Gwen zusammen, um Tinulins tags zuvor angesprochene Idee eines Ordens zu besprechen. Der Noldo möchte einen Orden von Leuten gründen, welcher sich dem Kampf gegen die Dunkelheit und die Bewahrung des Lichts widmet. Ziel des Ordens sei es, Dinge in Erfahrung zu bringen und diese Informationen mit den Mächtigen zu teilen, auf dass diese die richtigen Entscheidungen zu treffen vermögen. Der Orden soll eine feste Anzahl von Mitgliedern aufweisen und ein Mitglied soll grundsätzlich frei sein, seinen Nachfolger zu benennen. Die Idee wird angeregt diskutiert, auch wenn vorerst noch nicht ganz klar scheint, wer diesem Orden, der auch eine feste Basis haben sollte, angehören soll.

Kaum ist die Besprechung beendet, bittet Arrohir Calendin, ihn auf einen Spaziergang zu begleiten. Unterwegs verplappert sich der Junge und erzählt dem Waldelben nach einigem Zögern und nachdem ihm dieser versprochen hat, Arrohirs Eltern nichts zu verraten, von Dionors Brief. Calendin ist höchst misstrauisch und er versucht Arrohir dazu zu bewegen, sich seinen Eltern anzuvertrauen, denn er sagt, es gebe niemanden, dem er mehr vertrauen könne. Arrohir will es sich eine Nacht lang überlegen. Zurück beim Haus informiert Calendin als erstes Tinulin über die Nachricht von Truchsess Berendils Frau Dionor.

Am nächsten Morgen unternehmen Caedmon, Evin, Arrohir, Tinulin und Calendin einen Ausritt ins Tal des Isen. Unterwegs sagt Calendin, Arrohir sollte seinen Eltern etwas anvertrauen, sonst werde er es tun. Evin sieht ihren Sohn interessiert an, worauf dieser sein Schweigen bricht und von Dionors Brief erzählt. Er vermutet, seine Halbschwester Maira könne in Gefahr sein. Allen ist rätselhaft, weshalb Caedmon und Evin, aber auch insbesondere Herr Saruman nichts von der Nachricht erfahren sollen. Sie beraten eine ganze Weile und die Elben überlegen, wie weiter vorzugehen ist. Da sagt Evin:

"Arrohir ist mein Sohn und ein Nachkomme eines Heah-Thanes von Rohan. Es ist seine Entscheidung, ob und was er wem mitteilt und ob und was er unternimmt. Und es ist an ihm, die Konsequenzen seiner Entscheidungen zu tragen."

Da fasst Arrohir den Entschluss, nach Minas Tirith zu gehen, um Dionor zu treffen und auch seine Halbschwester Maira zu sehen. Ebenfalls beschliesst er, dass Herrn Saruman bis auf weiteres nichts über Dionors Nachricht erzählt werden soll.
Wieder zurück in Isengart werden Bóin II., Khufur und auch Gwen über die neusten Geschehnisse in Kenntnis gesetzt. Seoras Bruder Saetar war bereits am Morgen wieder nach Dunlostir aufgebrochen. Die Elben und auch die Zwerge beschliessen, Arrohir nach Minas Tirith zu begleiten und ihn zu beschützen. Herrn Saruman teilen sie lediglich mit, dass Arrohir zusammen mit den Elben und auch Bóin II. nach Minas Tirith reite, um Maira einen Besuch am Hof abzustatten, schliesslich habe man sich schon lange Zeit nicht mehr gesehen. Herr Saruman hält dies für eine gute Idee und bittet darum, Maira seine Grüsse auszurichten. Caedmon und Evin und auch Gwen verfassen Briefe an Maira, welche die anderen mitnehmen sollen.
Den Rest des Tages verbringt Evin damit, Khufur die Angst vor Barufax, dem Hengst, der Bóin II. und ihn nach Minas Tirith tragen soll, zu nehmen. Die ersten Reitversuche des Zwergen deuten auf eine sehr langwierige Reise hin, denn so sehr sich auch das Pferd um einen ruhigen Gang bemüht, ist Khufur doch meist ausser Stande, das Gleichgewicht zu halten. Arrohir ist sehr ungehalten, als er Kenntnis von der zu erwartenden Reiseschwierigkeit erhält, denn ihm hatte ein schneller Ritt über Rohans Ebenen vorgeschwebt. Evin gibt ihm zu verstehen, dass er es sei, der die Entscheidungen treffe, dass er dabei aber die Ratschläge seiner Begleiter einbeziehen solle und dass es die Aufgabe des Schnellen sei, den Langsamen zu unterstützen, damit die ganze Gruppe vorwärts komme.

Am 3. August 2780 3Z reiten Arrohir, Tinulin, Caedmon, Bóin II. und Khufur von Isengart fort nach Süden bis zur Isenfurt und folgen dann der Hauptstrasse nach Edoras. Die Reise verläuft abgesehen von Khufurs reiterischem Unvermögen problem- und ereignislos. Da Arrohir so rasch wie möglich nach Minas Tirith gelangen will, verzichten sie auf einen Abstecher zur Ruine von Zadan n'Bawâb, dem ehemaligen Familiensitz von Artemain dû Anduin, dem Ahnen von Arrohir. Auch den Firienwald an der Grenze zu Gondor durchqueren sie, ohne nach den Wasa und Fairin Heimdall, der heilkundigen Lehrerin von Maira und ehemaligen Gefährtin von Tinulin, Calendin und Bóin II. Ausschau zu halten.

Am 22. August 2780 3Z erreicht die Gruppe den Rammas Echor, den äusseren Wall, der Minas Tirith umgibt. Da sie nicht wissen, was sie erwartet, beschliessen sie, sich aufzuteilen und die Zwerge alleine vorauszuschicken. Sie sollen sich im Gasthaus "Zum alten Wachturm" ein Zimmer nehmen und sich am mutmasslichen Treffpunkt von Arrohir und Frau Dionor umsehen.

// Die Spieler waren zu Beginn der Kampagne schon mal schockiert, dass sie ihre Basis in Isengart unter Saruman haben würden... schliesslich wird der ja mal bösetm  >;D und sie haben nicht den geringsten Grund, ihm gegenüber misstrauisch zu sein.  :D
Sie dachten zuerst, sie würden von ihm vielleicht auf die Suche nach dem Einen Ring geshickt werden.
Umso schockierter waren sie, als klar wurde, dass der Wind auch aus einer anderen Richtung wehen könnte...  >;D

torben:
@Luxferre:
Ja also wir haben ausgehend von MERS 1. Edition sehr viele Hausregeln aufgestellt und Vieles wird (halb-handwedelnd) auch durch einen Wurf auf der Bewegungsmanövertabelle (MT1 bei RM) abgehandelt. Da erhält man auf einfache Weise eine Prozent-Angabe, wie gut ein Manöver geschafft wurde. Liegt das Ergebnis unter 100, wird in der Regel ein zweiter W% fällig und wenn der unter dem Prozent-Ergebnis liegt, ist das Manöver zumindest bis zu einem guten Teil geschafft.

Ich habe keine fertig zusammengestellte Hausregelsammlung, Vieles hat sich über die Jahre organisch ergeben und eingefügt. Wenn Dich was Spezielles interessiert, kann ich Dir's rausschreiben.

Hier mal einige der Anpassungen.

* Wir haben spezielle Krit-Tabellen für Treffer gegen Gruppenmitglieder, die erst ab sehr hohen Würfen tödlich werden. Dabei haben wir bei den normalen Tabellen die Würfelergebnisse nach oben versetzt, um einen schweren Treffer landen zu können.
* Wir haben eine neue Abhandlung der Benommenheit bei den Gruppenmitgliedern eingeführt, die ihnen ab Stufe 16 ermöglicht, trotz Benommenheit noch mit einem gewissen Prozentsatz zu handeln und z.B. zu kämpfen.
* Wir haben für die Gruppenmitglieder eine "Aura" eingeführt, die den DB beeinflusst, abhängig von den Eigenschaftswerten. So soll der recht starre DB-Wert erhöht werden können, wenn der Held denn auch ein Held ist.
* Wir haben eine schildlose Verteidigung eingeführt, damit ein Held auch ohne Schild einen höheren DB haben kann, der "schildlose-Schildwert" wird jede Runde gewürfelt und kann daher recht variieren.
* Behandlung von Blutungen haben wir geregelt, um die Treffer pro Runde bei längeren Kämpfen in den Griff zu bekommen.
* Dann haben wir auch einige Fertigkeiten aus Mers 1 gestrichen und durch andere ersetzt.

torben:
Session 2: Teil 1
23.8.-11.9.2780 3Z
Minas Tirith - Firienwald

Khufur ist beeindruckt, als er kurz vor Mittag zusammen mit Bóin II. Minas Tirith durch das grosse Stadttor betritt. Von der Torwache konnten sie in Erfahrung bringen, welches Gebäude im vierten Ring auf der Nordseite das Gasthaus "Zum alten Wachturm" ist. Sie wandern durch die unteren Ringe der Stadt hinauf bis zum Gasthaus und lassen sich ein nach ihrem Dafürhalten strategisch günstig gelegenes Zimmer im ersten Stock geben. Schon kurz darauf setzen sie sich in die Gaststube und ergattern sich schliesslich einen Tisch, der es ihnen ermöglichen sollte, Arrohir in kürzester Zeit zur Seite zu stehen, sollte er in Schwierigkeiten kommen. Nun ist es für die Zwerge erstmal an der Zeit, das Bier der Stadt zu testen, wobei die Herausforderung unter anderem darin besteht, soweit nüchtern zu bleiben, dass man Arrohir beistehen kann.

Inzwischen erreichen Tinulin, Calendin und Arrohir das Stadttor von Minas Tirith, wo sie von der Torwache gefragt werden, was sie nach Minas Tirith führt. Arrohir versteht die Frage als Anmassung und erklärt lauthals, er sei Arrohir aus Isengart, Sohn von Caedmon von Zadan n'Bawâb, und er sei gekommen, um seine Schwester Maira, die Frau von Fürst Ivradil, dem Gesandten von Dol Amroth, zu besuchen. Die Wache gibt kleinlaut bei, sich entschuldigend und erklärend, dass man nur etwas leichte Unterhaltung habe führen wollen. Die Elben sind wenig begeistert darüber, dass Arrohir seine Ankunft in Minas Tirith und seine Absichten so gar nicht geheim zu halten weiss und sie für zahlreiche Ohren bestens hörbar herausposaunt hat, aber getan ist getan. Sie begeben sich zum Gasthaus "Zum Burghof" im vierten Ring auf der Südseite und nachdem sie die Pferde dem Stalljungen übergeben und ein Zimmer bezogen haben, durchschreiten sie kurz vor Einbruch der Dunkelheit den Tunnel zur Nordseite des vierten Rings. Arrohir geht mit Tinulin voraus, während Calendin etwas zurückbleibt und das Gasthaus "Zum alten Wachturm" von aussen beobachtet. Arrohir übergibt dem Wirt Curin die Goldmünze aus Dionors Brief und setzt sich mit Tinulin an einen Tisch nahe beim Eingang, gleich neben demjenigen zweier angeheitert wirkender Zwerge, die grimmige Waffen bei sich führen. Kurze Zeit später kann Calendin draussen feststellen, dass in einem Zimmer im oberen Stockwerk des Gasthauses offenbar vergessen wurde, eine an einem Fenster stehende Lampe zu löschen, oder sollte das ein Signal sein?
Einige Zeit später fährt eine herrschaftliche Kutsche heran, flankiert von 11 Wachen in der Rüstung der Towerguard mit Helmen aus schimmerndem Mithril, und hält direkt vor dem Stall auf der Rückseite des Gasthauses. Calendin kann von seiner Position aus nicht viel erkennen, meint aber eine Frau austeigen zu sehen, die sich mit den Wachen ins Innere des Gebäudes begibt. In der Gaststube kommt der Wirt zu Arrohir und bittet ihn, ihm zu folgen, da seine Kutsche vorgefahren sei. Die Tür eines Hinterzimmers öffnet sich und einige Wachen der Towerguard kommen herein, um Arrohir zu empfangen. Tinulin und die Zwerge sind nun in höchster Alarmbereitschaft und folgen Arrohir auf Schritt und Tritt. Als sie dem jungen Mann mit den Worten "Wir kommen mit." durch die Türe folgen wollen, versuchen die Wachen die Reihe zu schliessen und sagen, nur Arrohir sei es bestimmt, mit ihnen zu gehen. Es entbrennt ein kleines Wortgefecht und die Gemüter beginnen schon zu kochen, als die Wachen beiseite treten und im hinteren Zimmer eine hochgewachsene Frau erscheint, die Arrohir sofort als Dionor, Frau des Truchsessen Beregond, erkennt. Mit ruhiger und freundlicher Stimme begrüsst sie Arrohir und gibt ihm zu verstehen, dass er sie alleine begleiten solle, wie es schon im Brief geschrieben worden sei. Den Elben und Zwergen dankt sie für seine Begleitung, welche an dieser Stelle aber enden müsse. Sie besteht darauf, dass er nun alleine mit ihr mitkommen müsse. Im Wissen darum, dass er nur dann Klarheit über die Sache erhalten wird, wenn er Dionor folgt, sagt Arrohir zu. Da lenken seine Begleiter schliesslich ein und Arrohir folgt Frau Dionor in die Kutsche. Calendin versucht der Kutsche zu folgen, doch sie ist zu schnell und verschwindet schliesslich im Durchstich zum siebten Ring, welcher von Wachen der Towerguard bewacht wird.

Im siebten und höchsten Ring von Minas Tirith angekommen führt Frau Dionor Arrohir zu einem prächtigen Zimmer in einem grossen Gebäude, wo sie sich mit ihm unter vier Augen unterhält. Sie gibt sich enttäuscht und macht Arrohir mit ihren Vorwürfen, er habe das Geheimnis des Briefes offenbar nicht gehalten, sondern andere eingeweiht, ein schlechtes Gewissen. Sie wisse nicht, ob er unter diesen Umständen der richtige Mann für eine wichtige Mission sei. Arrohir gibt sich schuldbewusst und stellt das Ganze als unglückliches Ausplaudern und Versehen seinerseits dar, welches er aber gutmachen möchte. Als er sich nach seiner Schwester Maira erkundigt, legt sich ein Schatten auf Frau Dionors Gesicht und sie eröffnet ihm:

"Deine Schwester Maira muss den Verstand verloren haben, denn sie hat zur Sommersonnenwende erst ihren Mann Ivradil vergiftet und sich danach mit dem jüngeren Bruder des Truchsessen Berendil in einem Bordell getroffen. Sie hat ihn erstochen und wurde am nächsten Morgen noch mit der Mordwaffe in der Hand neben seinem Körper im von Innen verschlossenen Zimmer von der Stadtwache überrascht. Es sieht leider gar nicht gut aus für Maira. Der Truchsess ist ausser sich vor Zorn und hätte Maira noch am gleichen Tag dem Scharfrichter vorführen lassen, hätte ich mich nicht für sie eingesetzt. Da Berendil von Maira in einem Bordell erstochen wurde, ist das ganze ein ziemlicher Skandal, in den der Truchsess keinesfalls hineingezogen werden darf. Ich habe daher vom Truchsess die volle Handlungskompetenz für diese Angelegenheit erhalten und möchte herausfinden, was die Hintergründe für Mairas Taten sind. Wir haben am Hof natürlich sofort Stillschweigen über die Sache verfügt und konnten dies bis jetzt auch gut durchsetzen, aber es machen sich natürlich alle so ihre Gedanken. Beregond ist aus diesem Grund auch für niemanden aus dem Haus Caedmons oder seinem Umfeld zu sprechen. Fürst Imradir von Dol Amroth habe ich inzwischen über den Tod von Ivradil informieren müssen, dies aber unter Hinweis darauf, dass die Untersuchungen zum Hergang noch andauern. Maira geht es den Umständen entsprechend und sie befindet sich an einem sicheren Ort."

Arrohir ist fassungslos und kann nicht glauben, was seiner Schwester vorgeworfen wird. Auch wenn Maira am Tatort mit dem blutverschmierten Dolch gefunden wurde und es an sich keine Zweifel an ihrer Täterschaft zu geben scheint, will Frau Dionor nicht glauben, dass Maira, diese anmutige junge Frau, all das, was sie offensichtlich getan hat, aus freien Stücken getan hat. Sie vermutet, dass Maira in irgendeiner Weise beeinflusst wurde und als willenloses Tatwerkzeug den teuflischen Plan von jemand anders ausgeführt habe, der es darauf abgesehen habe, den Truchsess zu schwächen oder gar zu stürzen. Jedenfalls habe man aber versucht, dem Ansehen des Hofes schweren Schaden zuzufügen, indem man den jüngeren Bruder des Truchsessen in eine Affäre verstrickt und ihn in einem Bordell umgebracht habe. Für so etwas komme in ihren Augen nur eine ganz bestimmte Person in Frage, jemand, der Maira lange und ganz genau gekannt und die Möglichkeit gehabt habe, sie am Hof von Minas Tirith einzuschleusen: Herr Saruman von Isengart.
Hierin liegt schliesslich auch die Antwort für die ganze Geheimniskrämerei um Frau Dionors Brief an Arrohir. Herr Saruman müsse ein dunkles Gelüst nach Gondors Macht hegen oder dem Truchsessen und damit Gondor schaden und das Land schwächen wollen und zu diesem Zweck Maira auf irgendeine Weise verhext haben. Er sei nicht nur ein Mann von grosser Weisheit, sondern er sei auch mindestens so schlau, gerissen und beredsam, wenn nicht gar noch mehr. Er müsse Maira auch über diese Entfernung irgendwie dazu gebracht haben, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Um Genaueres über Herrn Sarumans Pläne zu erfahren und Beweise für seine Urheberschaft an dem Mordplan zu sammeln, benötige sie einen integren und seinem Truchsess und Herrn ergebenen Mann, der sich in Isengart auskennt und dort kein Misstrauen erweckt. Sie habe Arrohir schon bei der Hochzeit seiner Schwester Maira als einen dem Truchsessen treu ergebenen Mann kennengelernt habe, einen Mann, zu dem sie Vertrauen haben könnte. Da sie nicht gewusst habe, ob Saruman Arrohirs Eltern Caedmon und Evin ebenfalls beeinflusst hat, habe sie das Risiko eingehen müssen und Arrohir bitten, nach Minas Tirith zu kommen, um ihren Auftrag entgegen zu nehmen: Arrohir soll nach Isengart gehen und herausfinden, ob und wie Herr Saruman Maira zu der Tat verleitet hat. Sie vermutet, er müsse sie irgendwie aus der Ferne gesteuert und mit ihr in Kontakt gestanden haben. Er soll in Erfahrung bringen, wie das möglich war. Und sie heisst ihn, dieses Mal wirklich zu niemandem ein Wort über seinen Auftrag zu verlieren, besonders nicht gegenüber Herrn Saruman und seinen Eltern, da nur so Sicherheit bestehe, dass Herr Saruman nichts von der Sache mitbekomme. Es sei seine heilige Pflicht, Gondor auf diese Weise zu dienen. Und es sei die einzige Möglichkeit, wie Arrohir seiner Schwester zur Zeit beistehen und ihr eine Hilfe sein könnte. Auch über die Ermordung Ivradils und Berendils dürfe kein Wort nach aussen dringen, da sonst das Ansehen des Truchsessenhauses Schaden nehmen könnte. Arrohir nickt hierzu mit schuldbewusst gesenktem Kopf. Dionor verlangt, dass Arrohir ihr die Treue schwört, was der junge Mann tunlichst zu vermeiden versucht. Er bekräftigt aber seinen Treueschwur gegenüber dem Truchsess und dem Land Gondor. Frau Dionor sagt, da sie in dieser Sache für den Truchsessen spreche, gelte Arrohirs Schwur auch ihr gegenüber und sie ist damit zufrieden. Sie gibt ihm die kleine goldene Münze zurück und sagt, sobald er etwas herausgefunden habe, solle er wieder zum Gasthaus "Zum alten Wachturm" kommen und dem Wirt die Münze geben. Arrohirs Wunsch Maira zu sehen, muss Frau Dionor ausschlagen. Sie sagt, es sei zur Zeit ganz ausgeschlossen, dass irgendjemand Maira sehen dürfe. Je schneller er aber seinen Auftrag erledige, desto schneller könne er auch seiner Schwester helfen.

Niedergeschlagen und den Kopf voll wirrer Gedanken begibt sich Arrohir nach dieser Unterredung zum Gasthaus "Zum Burghof", wo er bereits von den Elben und Zwergen, letztere hatten inzwischen ihr Quartier hierher verlegt, erwartet wird. Das Erstaunen und die Fassungslosigkeit sind grenzenlos, als Arrohir erzählt, dass Maira die Vergiftung ihres Ehemannes Ivradil und die Ermordung von Berendil, dem jüngeren Bruder des Truchsessen Beregond, mit einem Dolch in einem Bordell zur Last gelegt worden sind und dass es unmöglich sei, sie zu sehen oder zu sprechen. Über Dionors Verdacht betreffend Sarumans Täterschaft und seinen Auftrag zur Spionage in Isengart erzählt Arrohir nichts. Die Elben und Zwerge sind aufgebracht und Tinulin ahnt, dass sie gerade dabei sind, sich tief in ein politisches Ränkespiel der Menschen zu verstricken, etwas, was er ganz explizit hatte vermeiden wollen. Da es aber um das Wohl von Maira geht, bleibt ihm keine andere Wahl, als gemeinsam mit den anderen nach einer Lösung dieses Rätsels zu suchen, denn alle sind der festen Überzeugung, dass Maira unschuldig ist.

Noch am gleichen Abend beginnt die Gruppe damit, Informationen darüber einzuholen, was um die Sommersonnenwende in Minas Tirith vorgefallen ist. Auf der Suche nach dem letzten den Elben bekannten Anführer der Towerguard Hildir erzählt ihnen die bereits in den Ruhestand getretene Wache Arphalos, dass Hildir schon vor einiger Zeit zu seiner Nichte nach Siriant gezogen sei. Von Arphalos erfahren sie auch, dass Beregond mit Dionor einen 28-jährigen Sohn namens Belecthor II. hat. Als sie dies später Arrohir erzählen, glaubt er, sich von der Hochzeit seiner Schwester her an ihn zu erinnern. Berendil war gemäss Arphalos ein Mitglied des Truchsessenrates und ihm unterstanden die Towerguard und die Cityguard. Da Berendil seit einiger Zeit nicht mehr auf dem Posten stehe und unklar sei, wo er sich befinde, sei Herrn Farahil, dem Bruder von Frau Dionor, dessen Position übertragen worden. Diese Information ist neu für die Elben und sie finden sie sehr interessant. Schliesslich sagt ihnen Arphalos auch, dass Beregond neben Berendil noch einen zweiten Bruder namens Boronas hat, dem die Waldläufer von Ithilien unterstellt sind. Die Elben vermuten, dass Boronas durch den Tod seines älteren, unverheirateten und kinderlosen Bruders Berendil in der Nachfolge des Truchsessen auf den zweiten Rang hinter Beregonds Sohn Belecthor II. vorgerückt sein könnte, was ihn in den Augen der Elben verdächtig macht. Boronas ist verheiratet und hat eine Tochter, die nach Dol Amroth geheiratet hat. Angesprochen auf die Mitglieder des Truchsessenrats sagt Arphalos, dass seien neben Truchsess Beregond Fürst Falathor, der Herr und Admiral von Pelargir, welcher sich, wie es heisst, des öfteren durch seine Nichte Dionor vertreten lässt. Ihr Vater, Herr Faraval ist im hohen Rat von Pelargir. Des Weiteren gehört Fürst Imradir von Dol Amroth dem Truchsessenrat an. Er wird am Hof oft von seinem Gesandten, Herrn Ivradil, vertreten. Daneben ist Herr Berendil, der Herr der Tower- und der Cityguard, Mitglied des Rates, wobei sein Platz nun eben Dionors Bruder, Herrn Farahil, erteilt wurde. Auch dem Rat angehört Herr Diar, der vertretende Heerführer des Truchsessen Beregond. Die weiteren Mitglieder sind schliesslich Fürst Mardal von Lossarnach, der Schatzmeister von Minas Tirith, Herr Hamril, der Herr der Häuser der Heilung und Fürst Aragond, der Herr der Bücher und Wissenschaften.

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