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[Changeling: The Dreaming | Ironsworn] Dunkelblaue Teestunde der Seele
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Aus diesem Weg mache ich keinen weiteren Reise-Move, sondern einfach den Move Face Danger. Die Wanderer müssen nur das Wirrwar aus Zweigbrücken passieren. Ein Strong Hit: Hoppi, wie munter sie zu sechst durch die Labyrinthe aus Geäst und hohlen Bäumen eilen, dass es nur so eine Freude ist! Die schwindelerregenden Tiefen sausen nur so unter ihnen hinweg.
Die Lichter der weiten Baumhaus-Terrasse kommen immer näher in den Nebelschlieren. Schließlich balancieren Til und die fünf Kaninchen im Gänsemarsch von einer Astbrücke hinab, und setzen Fuß auf die Planken der Plattform. Das Schloss ist gänzlich aus Holz, und meisterhaft und organisch in den Baumgiganten hinein gebaut, viele Kilometer über dem Waldboden. Bioluminiszente Blätter erhellen die Szenerie ebenso wie zahllose orange und goldene Laternen. Til und seine Freunde sehen sich staunend um. Einige der feingliedrigen, silberhäutigen Aevalori kommen auf ihn zu, etwas misstrauisch, aber ihre Gesichter spiegeln eine klare Vermutung wieder, was es mit seinem Erscheinen auf sich hat.
„Seid uns willkommen, Reisende, am Hofe der Hohlkrone!“, sagt einer von ihnen, ehrerbietig, aber vorsichtig. Hier immerhin scheint man Englisch zu sprechen.
„Habt Dank! Ich, äh …?“
„Auch Dich schickt der Setzling, nicht wahr? In dieser Gewandung darfst Du nicht vor die hohe Dame treten, Pooka.“
„Öhm, ja. Fein. Wenn Ihr mir eine Tüte gebt für meinen Klee, dann kann ich meinen Proviant umfüllen, und mein Pyjamaoberteil wieder anziehen ...“
„Es scheint wahr zu sein, Du bist ein Geschöpf der Herbstwelt. Ein Wechselbalg. Sind dies etwa Menschenkleider? Dies ist entgegen der Bräuche. Wir werden Dich neu einkleiden müssen, bevor wir Dich der hohen Dame vorstellen können.“
„Äh, das ist mein zweitliebster Schlafanzug! Aber gut, wie Ihr meint.“
Ein anderer der Höflinge sagt, „Du hast bereits einen Teilsieg errungen gegen einen Späher aus Grimgoromn! Unsere Geschwister wussten eben davon zu berichten, und die hohen Bäume tragen die Kunde davon bereits weiter. Kommt, werte Gäste, sicher begehrt Ihr Speis' und Trank.“
„Klasse. Die Bunnies haben bestimmt auch schon wieder Appetit. … Hof der Hohlkrone, ja? Regiert hier Aelhunara?“
Die ätherischen Gestalten ziehen überrascht die haarlosen Augenbrauen hoch: „Aber nein! Aelhunara ist die Schutzherrin unserer Art, Fremder. Du solltest ihren Namen besser nicht leichtfertig aussprechen! Du bist ein Pooka, Du hast nichts mit ihr zu tun. Den Hof der Hohlkrone regiert unsere hiesige Fürstin, Ysandra!“
Ein anderer fügt hinzu, „Du wirst eine Audienz mit der gnädigen Dame Ysandra bekommen, Fremder. Später.“
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In einem der Zimmer ist Til mittlerweile neu eingekleidet, in ähnlichen, handgewebten Sachen wie die Aevalori sie tragen. Jetzt, in der Kleidung der hiesigen Ureinwohner, kommt ihm das Geschehen mit einem Mal wirklicher vor, weniger wie ein abstrakter Traum. In ihm mischen sich Beklemmung und gleichzeitig Faszination, als er bemerkt, dass dies so ist. Die Bunnies spielen verstecken auf der langen Tafel, zwischen den Resten des Mahls.
Zwei der Höflinge treten ein, mit leichten Bewegungen und ernsten Gesichtern. Es sind ein Mann und eine Frau (wie man auf zweiten Blick sieht; ihre Spezies ist ziemlich androgyn).
„Die Herrin ist bald bereit dazu, Dir eine Audienz zu geben!“, sagt die eine leise. Sie hat ein Sonnensymbol auf der Stirn aufgemalt.
Der andere fügt hinzu, „Wie ist Dein Name, Reisender? Zu welchem Herren gehörst Du?“
„Til Haselberger! Ich bin für mich allein unterwegs, quasi auf eigene Faust!“
Die beiden ätherischen Figuren nehmen still auf einem der Diwane Platz.
„Es heißt, Du habest dem Setzling geschworen, Aevalorn zu helfen“, sagt der eine von ihnen, „Du seist einer, der jene von Grimgoromn kennt, und sie zu bekämpfen weiß. Du kenntest deren Schwachstelle, heißt es.“
Til setzt sich im Schneidersitz dazu, „Ja, mag schon sein. Wobei, ehrlich gesagt bin ich Pazifist. Aber bei dem Spion vorhin hat ein billiger Trick geholfen. Haben Eure Wächter den mittlerweile dingfest machen können?“
„Die Bäume berichteten, dass der schwarze Ritter sich geschlagen geben musste, und nun auf der Flucht ist. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis unsere Geschwister ihn endgültig niederjagen.“
„Immerhin! Aber Euer Problem hier ist irgendwie zweierlei, oder?“, fragt Til vorsichtig, „Ihr habt Angst vor Grimgoromns Zugriff … besonders deswegen, weil es Euch gleichzeitig an innerer Stabilität fehlt. Oder?“
„… Die hohen Bäume sind in schrecklicher Aufruhr, Fremder. Wir fühlen ihr Leid. Ihre Stimmen sind zu Klageliedern geworden, und ihr Harz zeigt schmerzliche Erinnerungen.“
Til legt den Kopf schief, und muss an das denken, was der Everreach ihm gezeigt hatte. Diese Erinnerung war ja wohl alles andere als schmerzlich! Er würde gerne noch viele weitere davon gezeigt bekommen. Nur zu gerne. Kurz fragt er sich, was es wohl war, das der schwarze Ritter entdeckt hatte.
„Hm, ich hatte auch irgendwie den Eindruck, draußen im Labyrinth … dass ihre Stimmen etwas verdrängen. Irgendeine größere Wahrheit. Aber ich verstehe ihre Sprache nicht. … Aber wie kann ich Euch helfen? Kann Eure Herrin mir sagen, was zu tun ist?“
„Ysandra ist unsere Fürstin, eine der mächtigsten Herrscherinnen des Labyrinths von Aevalorn. Sie wird Rat wissen ...“
☀
„Der Hohlkronen-Hof begrüßt seinen weitgereisten Gast aus anderen Teilen der Ewigen Wälder! Neiget das Haupt vor der Herrscherin, Ysandra Alrya!“, verkündet ein schmuckbehängter Herold von den anmutigen Ureinwohnern.
Lady Ysandra ist eine astrale Erscheinung, eine Fee mit blassblauer Haut und einer aus magischem Holz geschnitzten Krone. Sie schreitet erhoben den Hauptes heran, umringt von einer kleinen Entourage aus Gestalten. Diese sind keine Aevalori, sondern Traumgestalten, die aus lebendigen Schatten und durscheinenden Spiegelbildern bestehen, und sich trotzdem aufrecht im dreidimensionalen Raum bewegen.
Lady Ysandra Alrya von der Hohlkrone
Die Hohe ergreift ohne weitere Umschweife das Wort: „… Du weißt Mittel und Wege, um die Schergen vom düsteren Herrscherreich Grimgoromn zu bekämpfen, Pooka! So heißt es über Dich! Sag' an, ist das die Wahrheit?“
„Ich habe den schwarzen Ritter aus dem Everreach vertrieben, oder etwa nicht? Aber, äh, Mylady, mir scheint, das Labyrinth hat ein ganz anderes Problem! Was ist mit den Bäumen selbst?“
„Sie legen uns den eigentlichen Grund ihres Kummers nicht offen, Fremder! Meine Untertanen die Aevalori leiden schrecklich darunter. Aber auch sie wissen nicht die Ursache! Und dabei sind sie die Wesen, die bereits am längsten Aevalorn bevölkern, und am tiefsten im Einklang sind mit seinen Gesetzmäßigkeiten. Möglicherweise kann uns nun also jemand helfen, der eigentlich ganz fremd in unseren Landen ist! Wir lassen nichts unversucht. Darum hat die große Aelhunara den Setzling ausgeschickt, als ihren Herold, um Weise aus anderen Teilen des Träumens zu holen. Wechselbälger wie Du sind nun unsere Hoffnungsträger! Vielleicht hält ja sogar die Herbstwelt, in die Ihr Euch wagen könnt, die Antwort bereit — paradoxerweise.“
„Ich wurde schon mal ein Wechselbalg genannt! Bitte sagt mir, Mylady: Was hat es damit auf sich?“
Ysandra hebt das Kinn und schmunzelt mitleidig, „Das weißt Du nicht mehr, nicht wahr? Ja, es heißt, die Changelings verlören die meisten Erinnerungen an ihre wahre Natur in ihrem sterblichen Schein. Die Nebulae des Vergessens trennen Euereins vom Träumen. Eine schreckliche Halbexistenz in den Schatten, nicht ganz Feen, nicht ganz Sterbliche!“
„Äh. Weiß nicht, ehrlich gesagt!“
„Ja“, lacht Ysandra hochmütig, „Du kannst natürlich auch dies nicht mehr beurteilen! So höre: Das Nahen der Verheerungen des Winters ohne Ende hat die Kithain zu manch einer verzweifelten Tat gebracht. Oh wie gut weiß ich dies, denn keines der Kith ist davon so sehr betroffen wie wir Sidhe! Außerhalb dieser Ländereien sind Kithain meines Blutes fast vollständig ausgedünnt. Wir müssen uns seit Langem verbarrikadieren, an Orten wie diesem. Welche Schmach, als Wechselbalg umgehen zu müssen, in der Herbstwelt — am Ende aller Zeiten und allen Gelächters!“
„Aber, aber, Hoheit … äh … so schlimm ist das gar nicht …“
„Und warum sind dann jene wenigen Sidhe, die in die Welt der Sterblichen zurückgekehrt sind, nur Schatten ihrer einstigen Noblesse, oh Fremder?“
„Sind sie das? Äh, ich kenne ehrlich gesagt keine … anderen … Feen … in der Welt, aus der ich komme, Hoheit …!“
„Und doch wird die Herbstwelt von den Sidhe-Häusern beherrscht, Pooka.“
„Oh? Soso!“
„Sie sind für uns hier in Aevalorn unerreichbar geworden! Du, Fremder, bist derzeit unser einziger Kontakt!“
„Was ist mit diesen anderen Changelings, die der Setzling angeblich angeschleppt hat?“
„Oh, die Verwerfung! Wohl haben jene Aevalorn betreten, aber den Hof der Hohlkrone haben sie nie erreicht. Wahrscheinlich sind sie nunmehr verloren im Labyrinth. Ihre Klugheit und Determination war nicht groß genug … oder sie sind tatsächlich hierher gekommen, um uns Einheimische zu betrügen! Ich weiß es nicht zu sagen! Du, Til Haselberger, Du bist vorläufig der letzte, auf den wir unsere Hoffnungen setzen können. Denn die stampfenden Schritte der Grimgoriminatori sind bereits in anderen Teilen der Ewigen Wälder zu vernehmen. Sie sind erste Vorboten des Winters ohne Ende. Aufgescheucht von seiner Kälte, und kalt sind auch ihre Herzen und ihre Kriegswaffen.“
Til läuft unwillkürlich ein Schauder über den Rücken. Die melodramatische Stimme der Hohen ist äußerst klangvoll, und eindringlich.
„Du wirst nun in meinem Namen ausziehen müssen, und Deinen Schwur dem Setzling gegenüber erfüllen! Zum Ruhme der Hohlkrone! Ich gebe Dir überirdisches Leuchten, Til Haselberger; einen faustgroßen Ball aus reinem Kristall; und das Schwert von Yvamore! All dies sollst Du zum Lohn erhalten, wenn Du Deine Suche vollendest, und das Banner meiner Regentschaft im Labyrinth hisst!“
Til zögert. Etwas in Lady Ysandras Ton ist zu sehnsüchtig, beinahe lauernd. Misstrauen regt sich in ihm, wie ein bimmelndes Alarmglöckchen.
„Sagt, Mylady …? War es nicht das Wesen namens Aelhunara, welche den Setzling ausgeschickt hat?“
„Die Urmutter der Aevalori, gewiss! Was spielt das für eine Rolle? Was lässt Euch zögern?“, verlangt Ysandra gestreng zu wissen.
„Nichts, nichts. Aber warum habe ich dann Euer Banner zu hissen?“
„Der Hohlkronen-Hof ist der mächtigste Herrschersitz im Labyrinth von Aevalorn, und noch dazu eine der letzte Bastionen des hohen Volks der Sidhe in diesen Teilen des Träumens! In wessen Namen sollten Deine großen Taten vollbracht werden, Weiser aus der Herbstwelt, als im meinigen! Ich gebe Dir die versprochen Stücke aus meiner Schatzkammer, und ich lasse Deine Taten besungen werden in herzzerreißenden Liebesliedern, welche die Sterblichen noch auf ihren Lippen haben werden, bis der Winter ohne Ende sie hinweg wischt!“
Til schaut Ysandra ernst und traurig aus seinen schwarzen Hasenaugen an, und sagt, leise aber fest, „Ich brauche bitte Bedenkzeit, Mylady. So gern ich mein Tun in Eure Dienste stellen will — und das will ich, ehrlich! — ich habe mich vorerst mit meiner Kaninchen-Sippe zu beraten. … Was die Natur meines Eides gegenüber dem Setzling betrifft!“
„Es sei! Du scheinst dem Lichten Hof aufrichtig zu dienen, Pooka. Vergiss' nie eine Schuld, das sagt unser Gesetz! Sehr wohl. Wir ziehen uns zurück! In sieben Stunden erwarte ich Deine endgültige Antwort, Changeling. Und dann wirst Du ausziehen gen dem geheiligten Harzherz!“
„Sieben Stunden? Das … scheint weit mehr Zeit als nötig, Mylady.“
„Nimm' Dir die Zeit, alles reiflich zu überdenken, und dann schlaf', Ihr seid unsere Gäste. Wenn Du immer noch ungenutzte Mussestunden übrig hast, so überlege Dir ein paar Lieder und Legenden, die Du dem Hohlkronen-Hof darbieten kannst, oh Weitgereister! Ich schätze es, von meinen Untergebenen unterhalten zu werden. … Sieben Stunden, vergiss' nicht! Auf bald!“
Damit macht sie ihren Abgang, gefolgt von ihrer kleinen, phantomhaften Entourage.
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Gedankenvoll eins der Bunnies streichelnd geht Til daraufhin neben den Aevalori-Höflingen her, die ihn zu seinem Gastgemach zurück eskortieren. Die restlichen Kaninchen tollen um sie herum.
„… Ist die Lady Ysandra die einzige vom Volk der Sidhe in diesem Reich?“
„Ja, Freund“, sagt eine der dünnen Stimmen, „Nur sie ist übrig. Einst gab es einen ganzen Hofstaat von Sidhe in Aevalorn. Einige sind vor langer Zeit geflohen, als erste Zeichen des Winters kamen. Andere sind verschollen gegangen im Labyrinth. Die Wälder sind schließlich über alle Besitzungen der Sidhe hinweg gewachsen. Nur der Thronsaal bleibt heutzutage, in großer Höhe, unter der Hohlkrone des hohlen Baumes in dem wir uns befinden.“
Andächtig und gehorsam neigen die Aevalori die kahlen Häupter, als von der Geschichte ihrer Regentin gesprochen wird.
„Also existiert diese Provinz nur noch als ein Überbleibsel?“
„Sie existiert ja kaum überhaupt, Freund“, sagt leise und furchtsam die Hofdame mit dem Sonnensymbol auf der Stirn, „Der Glanz der Sidhe verlischt allmählich in allen Gegenden des Träumens.“
„Sie sagte aber, ihr Kith regiert die Herbstwelt! Die normale Welt, aus der ich komme!“
„Auch dort verblasst ihr Glanz, heißt es …“
„Also ist das hier alles nur so eine Art Schmierenkomödie?!“, entfährt es Til, „Sollte nicht einer von Euch Eurer Herrin mal sagen, dass dies hier nur noch Mummenschanz ist?! Sie wäre woanders besser aufgehoben! … Und vermutlich auch sicherer, sollte wirklich Grimgoromn hier einfallen, um zu versuchen, Euch sein Gesetz aufzuzwingen!“
„Wir würden niemals die Dreistigkeit besitzen, einer Sidhe derartiges zu sagen, Freund Pooka. Sie ist unsere Herrin und Regentin, nach wie vor!“
„Aber eigentlich gehört Ihr doch zu Aelhunara, oder? Aelhunara ist von Eurem Volk!“
Die Aevalori schweigen betreten, während sie weiter durch die Gänge laufen. Offensichtlich geziemt es sich nicht, so zu reden, und ganz besonders nicht, die Herrschaftsansprüche der Sidhe anzuzweifeln ...
Als die Höflinge Til in seinem Gästezimmer abgeliefert haben, hält er die Frau mit dem Sonnensymbol noch einmal auf.
Halblaut sagt er, „Ist das nicht womöglich das Falsche, bei diesem Mummenschanz weiterhin mitzuspielen? Von mir wird das ja offensichtlich auch erwartet! Gibt es keinen Rat von Eurer eigentlichen Schutzpatronin, Aelhunara?“
Sie raunt zurück, „Aelhunara lebt tief ins Labyrinth zurückgezogen, Fremder! Ihr Rat hat uns schon lange nicht mehr erreicht. Uns bleibt wenig anderes zu tun, als weiterhin aufrichtig zu dienen. Obschon wir keine Kithain sind, binden unsere Loyalitäten uns doch an den Lichten Hof!“
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Til grübelt eine Weile in dem Gästegemach. Schließlich sieht er draußen in dem ewigen Zwielicht zwei andere Gestalten in den Ästen des Baumlabyrinthes umher trotten. Diese sind keine Aevalori, eher das genaue Gegenteil: Muskelbepackt, grobschlächtig, und bullig. Sie scheinen fieberhaft etwas zu suchen: Einer hat eine Wünschelrute in den Pranken, der andere ein Pendel!
„Schaut mal, Bunnies! Glaubt Ihr … das sind vielleicht die vermissten anderen Changelings aus der Herbstwelt, die der Setzling angeworben hatte, noch vor uns? Die, die angeblich im Labyrinth verloren gegangen sind!“
Die Bunnies postieren sich neben Til, und spähen neugierig in dieselbe Richtung.
„Lasst mich mal machen … ich sehe mir die mal aus der Nähe an!“
Er geht durch den Raum zurück, fasst angespannt die Anlaufbahn bis zum Balkon ins Auge. Rennt dort entlang — aber bleibt dann im letzten Moment ängstlich stehen, schaut hinab. Unter ihm gähnen unermessliche Tiefen, nebelverhangen. Er geht zurück, holt noch einmal Anlauf, rennt los, und springt.
Das Anlaufnehmen ist dann wieder mein Schelmenspiel für Hopscotch, um magisch bis rüber in den nahen Nachbarbaum zu springen. Die Kaninchen hüpfen auf und ab und scheinen quiekend anfeuern zu wollen. Drei Erfolge bei einem Wurf auf Wayfare+Fae! Til schnellt in die Luft, und wird von der Kraft seines Sprunges davon getragen …! Er reißt vor Überforderung den Mund auf um zu schreien, als er den Wald unter sich hinweg ziehen sieht, aber er bringt keinen Ton hervor.
In den verzweigten Ästen hinter den beiden großen Gestalten setzt er schwerelos auf.
„Hui! Na, das war ja was“, sagt er keuchend.
Die beiden Lulatsche fahren erschrocken herum. Aus der Nähe betrachtet sind sie ganz bestimmt nicht die Art von Kreaturen, von denen man will, dass sie die Nerven verlieren! Til blinzelt sie perplex an, und macht vorsichtshalber einen Schritt rückwärts. Es sind zottige Ungeheuer mit geschwungenen Hörnern und mächtigen Zähnen.
Zwei andere Changelings: Finstere Trolle
„Na guck“, grollt einer der beiden, und lässt sein Pendel sinken, „es wird Regen geben, die Mümmelmänner fliegen so tief!“
Er hat Englisch geredet, aber mit einem deutlichen Ami-Akzent.
Der andere trägt eine Wünschelrute vor sich her, und fletscht grimmig seine großen, weißen Zähne.
„Verzeiht bitte mein plötzliches Erscheinen, meine Herren! Ich war gerade in der Gegend, und dachte, ich komme kurz auf einen Sprung vorbei!“
„Lüg' nicht!“, knurrt der eine Hüne angepisst, „Du kommst direkt von dort hinten, aus dem Thronsaal der Hohlkrone! Dann bist Du der neueste Duckmäuser an Ysandras Hof!“
„Und wer sagt Dir, dass ich die feine Herrin nicht vielmehr einfach genasführt habe, und meine Loyalität nur vorgegaukelt ist? Hm? Um vielleicht an ihre Geheimnisse ran zu kommen …!“
„Das sieht jemandem wie Dir ähnlich! Niemals in klaren Sätzen antworten! Immer rumlabern!“
„Rumlabern?“
„Du bist doch ein Pooka! Oder?“
„Nein, wieso? Was seid Ihr denn für welche?“
„Wir sind Trolle!“
„Ja, so seht Ihr aus. Wie einer finnischen Sage entsprungen! Und Ihr seid zufällig auch die anderen aus der normalen Welt, die der Setzling hierher geholt hat! Stimmt’s oder habe ich Recht?“
„Die anderen? Du bist also auch ein Wechselbalg! Du kommst aus der Herbstwelt.“
Til setzt sich im Schneidersitz auf einen Ast, und sagt, „Die Lady Ysandra hat Euch schon vermisst, Leute! Die hat sich schon Sorgen um Euch gemacht. Es wär' bestimmt echt nett, wenn Ihr mitkommen würdet an ihren Hof. Der Beerenkompott ist wirklich saulecker. Und dann könnten wir drei ja vielleicht zusammenarbeiten!“
Ich mache mal für den weiteren Verlauf der Unterredung den Move Gather Information. Vielleicht nützt Til obendrein auch sein Pooka-Geburtsrecht namens ‚Vertrauter‘? In seinen melancholischen Hasenaugen erscheint eine ganz tiefe Empathie, welche instinktiv Zuhörer dazu bringt, mehr zu sagen als sie ursprünglich vorhatten.
Ich würfle daher für den Move zweimal Charisma+Empathie, als Extended Action. Ein Strong Hit ist das Resultat:
„Wir geben aber nichts auf die Sidhe, und auf die Aevalori-Langhälse auch nicht! Wir sind nur wegen dem Harzherz hier!“
„Aber das hieße ja, dass Ihr den Setzling verarscht hättet! Dass Ihr Euch nur hierher führen lassen habt, um Eure eigene Sache zu verfolgen, oder? Das ist doch nicht die feine, englische Art! Von uns Erdlingen erwartet man hierzulande doch mehr, oder etwa nicht?“
„Du laberst immer noch rum, Hase“, knurrt der größere Troll, „Laber, laber, sülz! Merkst Du das selber eigentlich? Wir sind vom Finsteren Hof. Wir können tun und lassen, was uns gefällt.“
„Jau. Wir haben vor Wochen den Eid geschworen, das Harzherz von Aevalorn zu finden. Uns blieb wenig anderes übrig als den Setzling auszutricksen. Wir müssen das Herz des Waldlabyrinthes finden. Koste es, was es wolle!“
„Was wollt Ihr denn dort? Wollt Ihr womöglich einen Schatz klauen oder so?“, fragt Til befremdet.
„Sehen wir für Dich aus wie Plünderer, Hase?“, grinst einer der beiden, äußerst hämisch.
„Ähm.“
„Recht hättest Du! Aber diesmal nicht. Diesmal wollen wir nichts wegholen, wir wollen beide etwas dalassen. Das Plündern, das werden die Grimgoromn-Truppen übernehmen, und zwar bald genug, wenn sie hier einfallen! Dies ist die vielleicht letzte Chance, noch einmal das zu tun, was wir zu tun geschworen haben.“
„Die alten Legenden aus Aevalorn besagen es, Fremder! Und Du — Du bist ein Narr, hierher gekommen zu sein, ohne die vorher studiert zu haben! Das Harzherz hat eine Reihe wundersamer Fähigkeiten. Es ist der Urgrund für das Leben der Bäume im Labyrinth, von ihm gehen die goldenen Harze aus, und die Kraft der Erinnerungen. Und es vermag noch eine weitere Sache, die manchem nützlich sein kann. Es kann einen nämlich im Gegenteil auch vergessen machen.“
„Wer würde etwas vergessen wollen?“, fragt Til verdutzt.
„Wir beide, Du Narr! Darum haben wir uns zusammengeschlossen. Wir sind fast am Ziel unserer Suche.“
„Wir sind hierher gekommen, um Ballast abzuwerfen“, grunzt der andere.
Beide sehen plötzlich kummervoll aus, als würden diese grobschlächtigen Kerle insgeheim schwer tragen zu haben an etwas Bestimmtem, wie ein Schatten ihrer jeweiligen Vergangenheit. Was auch immer dieser Dunkle Hof ist, seine Mitglieder scheinen nicht böse zu sein, nur skrupellos, vermutet Til.
„Aber sagt doch mal? Wie kann man denn freiwillig etwas vergessen wollen?“, hakt der Pooka nach.
Die beiden Trolle haben widerwillig auch Platz auf den Ästen genommen, und der eine füllt ihre beiden Trinkhörner mit Brandy aus seiner Pulle.
„... Das begreifst Du nicht, was? Du ringst noch darum, jede Erinnerung zu bewahren, wann immer Du das Träumen wieder verlässt! Ist Dir überhaupt jemals etwas Schlimmes zugestoßen in Deinem Leben?“
„Nein, mir ist im Leben noch nie etwas Schlimmes passiert“, entgegnet Til prompt.
„Nun, uns schon, Jungspund. ... Du kennst mich vielleicht unter dem Namen Erynn Cloudstride! Ich war ein berühmter Pilot in den Luftboot-Rennen von Vondarswarad! Ich und … mein Bruder. Wir waren für unsere halsbrecherischen, tollkühnen Flugmanöver bekannt, eine Weile lang ungeschlagene Champions. Zwei völlig unbedeutende Autoschrauber in unseren sterblichen Leben in Wisconsin, drüben in der Welt der Menschen … aber ruhmreiche Flieger-Asse im legendären Vondarswarad! Damals haben wir nicht geahnt, dass hier im Träumen der schimärische Tod auch das Ende des Lebens in der Herbstwelt bedeutet! Wir dachten, wir sind unauslöschlich, und all dies sei letztlich nur ein Traum. Ich habe unsere letzte Bruchlandung überlebt, aber mein Bruder hat es nicht. Allein die Erinnerung an die Geräusche schon gereichen dazu, um mich durch meine Albträume zu verfolgen. Das Jaulen der Antriebe, das Geschrei, das mir in den Ohren gellt, das Krachen und Scheppern. ... Oh, wie gern würde ich diesen Tag ungeschehen machen, Fremder! Aber das ist unmöglich, denn so große Kontrolle über die Zeit hat niemand, nicht einmal die mächtigsten der Sidhe. Aber ich kann vergessen, das allein bleibt mir, und im Vergessen liegt vielleicht Vergebung. Das Mittel zu diesem Zweck liegt im Labyrinth von Aevalorn versteckt. Ich kann mein Leben retten, sowohl hier als auch daheim in der Herbstwelt, indem ich diese Suche beende.“
„Das tut mir Leid, das zu hören“, sagt Til, diesmal ohne zu lügen, „Kann ich vielleicht etwas für Dich tun?“
„Gesprochen wie einer vom Lichten Hof, fürwahr!“, knurrt der Troll grimmig, „Dabei wüsstest Du, dass es manchmal keine Lösung gibt, wenn Du den Codex des Finsteren Hofes begriffen hättest; und auch, dass sich manchmal einfach jeder selbst der nächste ist! So will es die Natur wirklich, denn die Natur ist wild und grausam. Ich helfe mir schon selber, Pooka. Unsere Queste ist beinahe abgeschlossen.“
„Und Dein Kumpan hilft Dir ebenfalls“, stellt Til fest.
Dieser meldet sich zu Wort, „Was weißt denn Du schon! Wir verfolgen dieselbe Suche, ja, aber aus unterschiedlichen Gründen! Wenn Du glaubst, das Geschick des Erynn Cloudstride, dieses ‚Gevatters Autoschrauber’ aus Wisconsin hier, das kümmere mich großartig, dann hast Du Dich aber geirrt! Ich bin Norgri Frostglow. Bei mir sind's die Gesichter meiner lebendigen Verwandten, die mich verfolgen. Ich hatte nicht das Glück, Changelings unter meinen Familienmitgliedern zu haben, sie alle sind Herbstmenschen. Ich bin durch mein Erwachen etwas geworden, das sie niemals werden begreifen können. Sie können mich ja nicht einmal sehen als das, was ich wirklich bin, mit ihren Herbstmenschen-Augen! Fliehen musste ich aus meinem damaligen Leben, und alle Spuren verwischen in der banalen Welt, um als Troll leben zu können! Immer noch fahnden sie mir nach, sie durchkämmen die Herbstwelt in eben diesem Moment, während wir hier sitzen und miteinander sprechen. Ihre Gesichter sind's, die ich vergessen muss. Erst dann kann ich wirklich frei sein, und meinen Platz unter meinesgleichen gänzlich einnehmen.“
„Kommt Dir das nicht falsch vor?“, fragt Til verblüfft, „Was ist, wenn Du irgendwann doch zurück willst zu ihnen?“
„Ihr vom Lichten Hof seid zu weichherzig“, erwidert Frostglow, „Manche Entscheidungen hat ein Wechselbalg zu treffen, die dann lebenslang zu gelten haben. Ich gedenke, ein großer Held zu werden in meiner Troll-Sippe! So eine Inkarnation als Wechselbalg ist nicht lang! Da ist keine Zeit, die ich mit einem halben Leben in einer falschen, bürgerlichen Existenz vergeuden dürfte, unter Herbstmenschen, die glauben, ich sei nach wie vor einer von ihnen!“
Die zwei Trolle sehen sich gegenseitig in die Augen, ihre Blicke wirken hart und bitter, aber determiniert.
„Der Codex der Finsteren!“, knurrt der eine.
„Der Finst'ren Codex!“, grollt der andere.
Mit diesem Trinkspruch hauen sie ihre Trinkhörner aneinander, und saufen aus.
Beide lachen rau.
„Wir haben nur begrenzten Proviant dabei, inklusive Brandy, deshalb haben wir nix für Dich übrig!“, erklärt der eine Til.
„Das macht gar nichts. Ich bin Früchtetee-Trinker“, sagt Til, und lächelt die beiden traurig an.
Eigentlich mag er sie irgendwie, aber mit einer Zusammenarbeit wird das wohl tatsächlich nichts. Er hat auch keine Lust, zu versuchen, sie aufzuhalten; vielleicht ist es nicht recht, was sie da vorhaben, aber für sie ist es womöglich das richtige. Jedenfalls wirken sie überzeugt von ihrer Sache, der Queste, die sie für sich gewählt haben.
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Mit einem neuerlichen Hopscotch-Zauber katapultiert sich Til zurück auf den Freibalkon seines Gästezimmers in dem Baum mit der Hohlkrone. Die Kaninchen umschwärmen ihn aufgeregt, und er berichtet.
„… Das bringt mich darauf, Bunnies: Vielleicht können wir Lady Ysandra tatsächlich helfen, aber anders, als sie denkt? Was bringt ihr das, an dieser Besitzung hier festzuhalten, wo deren Bedeutung für das Reich doch eigentlich bereits geschwunden ist? Habt Ihr gesehen? Selbst ihre persönliche Leibgarde besteht nur aus Schatten und Spiegelbildern! Wenn wir ihren ganzen Firlefanz mitmachen, und unsere Aufgabe in ihrem Namen verfolgen und all das, dann bestätigt sie das doch nur darin, sich weiter an ihrem Irrglauben festzuklammern. … Sollten wir vielleicht versuchen, sie dazu zu bringen, das einzusehen?“
Die Bunnies gucken unbestimmt, eins gähnt schläfrig. Das wird Til wohl selbst entscheiden müssen! Erstmal sollten sie tun wie geheißen, und etwas Schlaf nachholen. Das Schlafgemach ist sauber, und nicht unbequem.
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Til wird von einem der Aevalori-Höflinge geweckt, wahrscheinlich ist es bald Zeit für seine nächste Audienz mit der Herrscherin.
Ich hole mir ein neues Stichwort vom Orakel: Locate Structure. Hä, das soll Til doch sowieso tun, eine Struktur lokalisieren, nämlich das Harzherz. Aber vielleicht geht’s bei diesem Orakelspruch gar nicht um ihn! Uh, dazu weiß ich was Gutes:
„Du musst sofort aufbrechen auf Euren Weg zum Harzherz, Herr!“, raunt der Höfling.
„Was'n los …?“, fragt Til schlaftrunken.
„Die Struktur ist bereits entdeckt worden! Unsere Geschwister, die Kundschafter, haben unserem Hofe die entsetzliche Kunde gerade zugetragen!“
„Ach so, nee, keine Bange. Das sind diese beiden Trolle, die wollen was ganz anderes dort, die sind keine Gefahr für Eure Sache.“
„Trolle? Nein, Herr, keine Trolle! Der geharnischte Spion aus Grimgoromn ist's, der dem Harzherz näher kommt!“
„Aber ich dachte, die Kundschafter hätten den dingfest gemacht!“
„Er ist ihnen im letzten Moment entkommen! Nur Du kannst jetzt durchgreifen … Du kennst als einziger die Schwachstellen jener aus Grimgoromn! Du musst ihn stellen, und erneut aufhalten!“
Til grimassiert. Diese leichtfertige Flunkerei hat ihn in ganz ordentliche Schwierigkeiten gebracht! Aber irgendetwas an seiner Natur lässt ihn widerstreben, jetzt noch zu versuchen, das Ganze aufzuklären. Könnte schon sein, dass er Mittel und Wege findet, erneut mit dem Späher fertig zu werden, sagt er sich, wenn schon nicht aus tatsächlicher Gewieftheit, dann vielleicht einfach wieder spontan!
Jedenfalls ist gar keine Zeit, zu versuchen, bei einer Audienz die Sidhe von ihrer Selbsttäuschung abzubringen: Til muss sofort losziehen. Er bekommt etwas Gepäck und Proviant, und joggt wenig später aus dem Baum mit der Hohlkrone hinaus, über die Astbrücken hinweg, weiter auf das Zentrum des Reiches zu. Die Kleinen Bunnies hüpfen ihm prächtig gelaunt hinterher. Sie werden flankiert von drei der Aevalori-Scouts, die ihnen helfen sollen, das sagenhafte Harzherz zu lokalisieren.
Dies wird ein weiterer Delve, mit dem Ziel, das Harzherz im Zentrum diesen Teils des Labyrinths zu erreichen. So tief in Aevalorn ist es alles andere als ungefährlich, und außerdem ist der Delve ein Wettrennen gegen die Zeit, um den Geharnischten aus Grimgoromn rechtzeitig zu stellen. Ich stufe die Aufgabe als Formidabel ein. Habe ich sie gelöst, ist das gleichzeitig ein Milestone für meine laufende
Queste (Gefahrvoll): Versuchen, den Bäumen von Aevalorn zu helfen, gegen die Grimgoriminatori, und mit ihrem eigenen Kummer.
Entsprechend machen wir als erstes den Move Discover a Site: Das Labyrinth von Aevalorn bekommt wie alle Sites zwei Delve-Karten, und zwar als Theme ‚Ancient‘ und als Domain ‚Tanglewood‘.
Los geht’s, der Move zum Vorrücken namens Delve the Depths wird gemacht. Bisher geht’s weitgehend geradeaus, und Til und seine Begleiter joggen und hüpfen durch das immense, dichte Zweigwerk. Wir bewegen uns also mit Hast, und Til würfelt dafür Geschick+Athletik, mit dem Balancieren-Bonuswürfel. Neun Erfolge, aus denen die Challenge Dice aber nur einen Weak Hit machen. Das lässt mich auf der Tabelle des Move Delve the Depths würfeln, und beschert mir den ersten Punkt Fortschritt, und obendrein den Folge-Move Find an Opportunity (als wäre es ein Strong Hit gewesen).
‚An aspect of the history or nature of this place is revealed‘, sagt die dazugehörige Tabelle. Das klingt nach dem magischen Baumharz, oder dem Flüstern der Bäume. Die Waldläufer durchqueren also eine Baumreihe, wo üppige, goldene Harzbäche fließen, in denen es verdächtig schillert: Im Harz sammeln sich Visionen und Erinnerungen. Daran darf ein Folge-Move hängen. Ich würfle für Til Geistesschärfe+Enigmas, und die Aevalori unterstützen ihn. Gemeinsam schaffen sie aber nur vier Erfolge, und laut den Challenge Dice ist das dann auch ein Fehlschlag. Also noch ein Folge-Move, nämlich Pay the Price: Das muss wohl bedeuten, dass zwei der Jäger sich in den schmerzlichen Erinnerungen verlieren! Machen wir das so:
Vor Tils geistigem Auge geistern immer wieder Eindrücke von damals, von einzelnen der Charaktere, welche in Vährwerder bei der Gruppe dazu gekommen waren, die ihren Stadtteil schützen wollte. Ihnen durch das goldene Harz in die Gesichter zu sehen ist wie ein belebtes Fotoalbum anzuschauen. Aber Til kann leider nicht bei einzelnen verweilen, er muss doch etwas über das Harzherz selber herausfinden! So etwas scheinen auch zwei seiner Aevalori-Begleiter entdeckt zu haben, sie stehen vor einem der Harz-Bäche, wie sie an den uralten Stämmen hinab fließen, wie reglos. Und als Til näher heran tritt, sieht er, dass auch an den Wangen der beiden Tränen hinab fließen.
„Was seht Ihr?“, fragt er leise, „Etwas über den Wald? Etwas über die Gründe seines Kummers?“
Leider kann er nicht sehen, was sie sehen. Sie berühren leicht die Finger des jeweils anderen, wie sie da so Seite an Seite stehen, und sind gelähmt vor Mitgefühl.
Ihre dritte Mitstreiterin redet leise auf sie ein, aber sie sind gebannt von der Vision. Dann wenden sie sich ab, folgen suchend dem Harzstrom, um die Baumrinde herum.
„Wie können wir ihnen helfen?“, fragt Til ratlos.
„Gar nicht, Fremder. Wir müssen sie gewähren lassen. Sie sind gerade völlig von der Erinnerung des Waldes ergriffen.“
„Wie lange kann das dauern, was glaubst Du?“, fragt Til, und sieht die andere Kundschafterin an, „Wir müssen uns doch beeilen?“
„Es dauert zu lange“, sagt sie, „Wir gehen allein weiter. Die Visionen werden sie nicht in Gefahr bringen, aber sie sind offensichtlich auch gerade unwiderstehlich für die beiden.“
Mit klopfendem Herzen folgt Til weiter seiner Führerin, jetzt ist ihre Gruppe schlagartig kleiner geworden. Ich würfle erneut für Delve the Depths, jetzt mit Geschick+Enigmas, um den Visionen und Harzströmungen zu folgen (hoffentlich, ohne selbst auch davon fortgelockt zu werden!). Wieder nur vier Erfolge, und das wird laut den Ergebnissen der Challenge Dice ein Fehlschlag. Das zieht den Folge-Move Reveal a Danger nach sich!
Ich habe Bock auf eine ordentliche Konfrontation, also würfle ich gar nicht erst, sondern wähle direkt solch eine Begegnung. Eine Weile pirschen sich Til und die Jägerin, gefolgt von den Kaninchen, jetzt etwas langsamer über die Astbrücken voran, während sie versuchen, sich einen Reim auf die Eindrücke im fließenden Harz zu machen. Vor ihnen wird der Wald plötzlich ganz still. Nicht nur die klagevollen Vogellieder verstummen, sondern auch das Blätterrauschen, und das Gewisper der Stämme.
Tils Hasenlöffel zucken, und richten sich höher auf, er fragt alarmiert, „Was ist los?!“
„Still!“, haucht die Aevalori, wendet sich in einer fließenden Bewegung ab und kauert sich zusammen, „Macht Euch klein, keinen Laut, nicht bewegen!“
Til wirft sich ins Moos auf seinem Ast, und die Bunnies huschen lautlos in Astlöcher und sind verschwunden.
„Was ist denn …?!“, zischt Til.
„Düsterzirp-Schwarm! … Keinen Laut! Versuche zu machen, dass Dein Herz nicht allzu schnell schlägt!“, zischt die Frau.
Na ja, letzteres klappt umso weniger bei dieser Ansage!
Die Stille vor ihnen wird drückend. Ganz in Tils Nähe landet ein einzelner, handtellergroßer Insektenkörper auf dem Ast. Es ähnelt einer Motte und einem Käfer, hat aber durchscheinende Flügel. Sein gesamter Torso ist ein ringförmiges Maul! Til unterdrückt ein angewidertes Geräusch.
Ich mache mal einen schnellen Geschick+Heimlichkeit-Wurf für ihn, ganz ohne Move, und er erreicht drei Erfolge, das ist ordentlich. Das insektoide Ding entdeckt ihn nicht, und es zerstäubt daraufhin zu gräulichem Dunst, der wieder geisterhaft hinweg schwebt!
Dann ist wieder etwas zu hören, ein Summen und Brummen, als würden die Bäume sich gegenseitig Warnungen zuflüstern. Ein wirbelnder, graublauer Nebel erscheint, der mal hierhin, mal dorthin getragen wird. Bei näherem Hinsehen flattern in ihm die zahllosen durchscheinenden Flügel dieser Kreaturen! Es wird dunkel, als wenn ihre Leiber das Licht absaugen würden!
Ein Willenskraft-Wurf muss gelingen, um bei diesem Anblick reglos zu verharren, mal sagen gegen Achter. Til schafft das nicht, seine Führerin nur ganz knapp. Aber damit ist es gelaufen, dann folgt unweigerlich eine Konfrontation:
Til springt auf, und wetzt wie von Sinnen davon, die Arme um den Hasenkopf geschlungen! Er kann vor Angst keinen klaren Gedanken mehr fassen!
Die Jägerin hinter ihm reagiert sofort, sie greift einen großen, losen Ast und schleudert ihn davon, krachend fällt er in die Tiefe.
Der Düsterzirp-Schwarm macht kurz eine Bewegung in Richtung Til, dann aber schnellt er brausend und tosend dem herab polternden Ast nach.
„Lauft so schnell Ihr könnt!“, hört Til die Aevalori keuchen, während sie ihm hinterher rennt. Ja, aber das macht er doch schon! Gehetzt sieht er sich nach den Kaninchen um, die ihnen alle fünf ebenfalls nachspringen. Der Düsterzirp-Schwarm steigt hinter dem Baum, von dem aus sie losgerannt sind, wieder auf, und ballt sich bedrohlich zusammen!
Schalter:
Daraus mache ich keinen Kampf-Move, denn niemand außer der Aevalori hat Waffen, hier heißt es einfach wegrennen! Also ist der Move schlicht Face Danger. Ich würfle Geschick+Athletik für Til, unterstützt von der Jägerin. Dabei sind die beiden richtig gut, zehn Erfolge. Ein Strong Hit! Das gibt einen dringend benötigten Willenskraft-Punkt zurück und sorgt dafür, dass die Fliehenden entkommen:
Bestimmte Bäume bieten Schutz gegen den Düsterzirp-Schwarm
Die Kundschafterin lotst sie in einen der hohlen Bäume hinein. Hier pressen sie sich gegen die Innenwände, und halten die Luft an. Das Dröhnen des Düsterzirp-Schwarms kommt zwar heran, aber umrundet nur mehrmals den Baum, dann verschwindet es schlagartig. Nur etwas von dem blaugrauen Dunst ist noch zu sehen, der sich verflüchtigt.
Til folgt der Aevalori nach draußen, mit zitternden Knien. Er hat alle fünf Bunnies auf dem Arm, die sich schutzsuchend an ihn pressen.
„Was war das? Sind sie weg? Warum sind sie abgehauen?“
„Der Düsterzirp-Schwarm will durch seine Opfer hindurch fliegen, und ihre Gedanken stehlen, und das Gefühl aus ihren Fingern und Zehen. Sie hören und sehen nicht, aber sie spüren Bewegungen! Dieser Baum jedoch ist geschützt! Eine der alten Runen ist in seine Rinde geschnitzt, siehst Du?“, raunt sie, und deutet über die Öffnung des hohlen Baumstamms. Tatsächlich ist dort ein kompliziertes, ornamentales Zeichen unter dem Moos zu sehen.
„Danke, Du hast uns gerettet!“, haucht Til, „Sag' mal, wie heißt Du überhaupt?“
„Jinva, Fremder. Der Baum war es, der uns gerettet hat!“, und ihre langen Finger streichen dankbar über seine Borke. Til tut es ihr nach, immer noch perplex.
Die Charaktere sind dem Harzherz dadurch immer noch nicht viel näher gekommen, aber immerhin sind sie noch am Leben, das ist schon mal ein Pluspunkt! Den nächsten Delve-the-Depths-Move mache ich mit Geschick+Heimlichkeit, um schnell — aber nun vorsichtig — voran zu kommen. Til und Jinva erreichen gemeinsam neun Erfolge. Das ist dann auch ein Strong Hit! Also bekommen sie ihren zweiten Punkt Fortschritt, und außerdem den Folge-Move Find an Opportunity. Dieser soll an der jetzigen Stelle bedeuten, dass Jinva im nahen Harzstrom eine Ahnung erhält von einem ihr bisher unbekannten Weg, der auf das Harzherz zu führt.
Sie klettern jetzt durch das Geäst abwärts, immer tiefer; und tiefer wird dabei auch das Dunkel des Waldes.
„Warst Du schon einmal beim Harzherz, Jinva?“, fragt Til im Klettern.
„Ich war schon in unmittelbarer Nähe. Es gibt viele Wächter dort, von meinem Volk!“
„Aber Du kennst trotzdem den Weg nicht mehr genau?“
„Das Labyrinth ändert sich, so wie die Nebelschleier, die hindurch wandern … oder, Fremdling Til, das Harzherz ist es, das seine genaue Position verändert. Niemand weiß es zu sagen!“
„Wow …!“, macht Til leise.
Ich schließe dadurch wieder einen Move an, Delve the Depths, und da dieser als automatischer Folge-Move von Find an Opportunity ermöglicht wird, sinkt die Schwierigkeit dabei um eins. Ich würfle Geschick+Athletik für Til (der klettert einfach nur), und Geschick+Enigmas für Jinva (die folgt nebenher ihrer Interpretation der Erinnerungen des Waldes). Acht Erfolge, und ein Weak Hit wird daraus. Dies bringt obendrein einen Punkt temporäre Willenskraft zurück. Ich würfle auf der Tabelle des Moves, und laut dem Resultat darf ich den dritten Punkt Fortschritt markieren, aber muss erneut den Move Reveal a Danger folgen lassen. Der Abstieg führt sie direkt in Richtung ihres Ziels, aber durch eine weitere Gefahr hindurch.
Die Tabelle des Moves Reveal a Danger gibt eine Begegnung mit einer einheimischen Kreatur an, und das wiederum bedeutet wohl, dass der Düsterzirp-Schwarm seine Beute abermals aufgespürt hat!
Das leise Brummen und Dröhnen setzt wieder ein, direkt über ihnen, und es wird noch dunkler. Jinva und Til wechseln gehetzt einen stummen Blick. Zurück zu dem hohlen Baum mit der Schutzglyphe geht längst nicht mehr. Jetzt müssen sie hinab klettern so schnell sie nur können!
Dafür mache ich wieder den Move Face Danger. Beide würfeln Geschick+Athletik, um zu klettern wie verrückt, und sich teilweise durch Sprünge oder Hangeln auf niedrigere Äste fallen zu lassen. Für Til fallen drei Erfolge. Ich bringe für Jinva ihren Aspekt ‚Leidet, wenn die Bäume von Aevalorn Kummer haben‘ ein, das scheint dramaturgisch passend (was bedeutet, dass diesmal die ‚Regel der Eins’ für sie gilt), und tatsächlich fallen vier Einser bei diesem Wurf, was ihren einzigen Erfolg negiert. Die Aevalori fletscht angestrengt die Zähne beim Versuch, das gepeinigte Knarren und Murmeln der Baumgiganten zu ignorieren, aber sie ist völlig abgelenkt davon, ihre Bewegungen werden zitterig und übereilt.
Die Challenge Dice sind uns jedoch gnädig, und machen immerhin einen Weak Hit aus dem Fluchtversuch. Das bedeutet, dass den sieben ihre Flucht glückt, aber mit einer Negativkonsequenz, und für diese wähle ich Endure Harm aus der Liste.
Der Düsterzirp-Schwarm braust eine Weile hin und her über ihnen, einzelne Insektenmonster umschwirren sie und versuchen, sich an sie zu heften. Schließlich entfernt sich das Dröhnen. Auf den letzten Metern jedoch macht die reizüberflutete Jinva einen falschen Schritt, der Ast an dem sie hängt splittert, und sie taumelt gegen Till, beide stürzen ab. Unsanft prallen sie auf dem nächsttieferen großen Ast auf. Ich würfle Schaden, und beide müssen daraufhin zwei Wundlevel absorbieren, Til schafft es, Jinva nimmt eins hin. Beide haben sich mehr oder weniger fiese Abschürfungen und Prellungen zugezogen. Die Kaninchen umringen sie besorgt (die sind mit zielsicheren Sprüngen hier angekommen wie schwerelos.)
„Was ist mit Dir?“, fragt Til verdattert.
Jinva presst hervor, „Das Klagelied des Waldes klingt mir in den Ohren …! Kurz war mir schwindlig davon … hier unten ist es noch viel stärker als höher in den Wipfeln! Oh … Wir müssen ihnen unbedingt helfen …!“
Sie helfen sich erstmal gegenseitig auf, lauschen reglos auf den Düsterzirp-Schwarm, aber er scheint verschwunden. Hastig schleichen sie weiter.
Die Aevalori-Kundschafterin namens Jinva
Also wieder Delve the Depths, jetzt durch die Dunkelheit in Sichtweite des Waldbodens. Ordentliche neun Erfolge bei Geschick+Heimlichkeit: Dennoch nur ein Weak Hit. Das bedeutet einen Tabellenwurf, und aufgrund von dem dürfen wir einen vierten Punkt Fortschritt markieren, die Schleichpfade bringen uns also dem Ziel näher.
Jetzt sind wir seit Stunden unterwegs, und obendrein angeschlagen. Als Jinva schließlich eine weitere der moosbewachsenen Glyphen im Holz entdeckt, scheint dies wie ein guter Rastplatz. Til und Jinva nehmen ihre handlichen Rucksäcke ab, die sie bei Hofe bekommen haben und holen den Proviant hervor, zuerst werden damit natürlich die fünf Bunnies gefüttert. Die haben auch mittlerweile offensichtlich gehörigen Kohldampf.
Dafür mache ich den Move Make Camp, und würfle dafür Konstitution+Supply. (Supply ist ein Ironsworn-Spielwert für Proviant und Ausstattung, und nachdem wir am Hof der Hohlkrone ausgerüstet wurden, ist der standardmäßig auf fünf.) Das wird ein Strong Hit, Til bekommt erneut einen Punkt Willenskraft zurück und Jinva erholt sich von ihrem erlittenen Wundlevel. Wenn der Move namens Undertake a Journey läuft, darf außerdem ein Bonus dafür ausgewählt werden als Effekt der Rast; wir machen zwar gerade einen Delve, aber der ist in seiner Natur einer Wanderreise so ähnlich, dass ich uns den Bonus hierfür ebenfalls gönne.
Während Til und die Bunnies sich noch etwas erholen, klettert Jinva schon wieder in den Ästen über ihnen, gewandt wie ein langgliedriger, silberner Gecko, und hält Ausschau.
Dann kommt der nächste Move zum Vorrücken, Delve the Depths, jetzt mit Bonus. Frisch ausgeruht heißt es, wieder Tempo machen, also eilen wir mit Geschick+Athletik dahin. Maximale Erfolge, diese Truppe ist so gut zu Fuß im Astwerk wie Eichhörnchen. Eine Zehn bei den Challenge Dice vereitelt dennoch einen Strong Hit, also wieder auf der Tabelle gewürfelt: Weil wir uns mit Hast bewegen, bedeutet das Resultat, es gibt einen fünften Punkt Fortschritt, und den Folge-Move Find an Opportunity.
Die Tabelle von Find an Opportunity gibt an, dass wir einen spezifischen Hinweis finden, das ist willkommen für die Suche nach dem Harzherz. Dies bedeutet den Move Gather Information. Also würfeln wir Wahrnehmung+Enigmas. Jinva macht weiterhin ihr Aspekt zu schaffen, und abgelenkt vom Kummer der Bäume zieht sie die Einser von ihren Erfolgen ab. Ein Weak Hit wird insgesamt aus dem Move. Erneut gibt’s einen Punkt Willenskraft zurück, und einen Hinweis, aber der verkompliziert auch unsere Suche, laut Spielregel des Move:
Die Wanderer balancieren an Baumstämmen vorbei, an denen besonders viel Harzströme entlang fließen. Im Vorüberlaufen versuchen sie, die Eindrücke, die der Strom in ihnen auslöst, richtig zu deuten. Jinva stehen mittlerweile die Tränen in den Augen dabei, mit ihren hypersensiblen Handflächen streicht sie ganz vorsichtig über die Baumborke und das Moos, wie um zu versuchen, die Pflanzen zu trösten.
Eins der Bunnies derweil patscht mit seinem Vorderpfötchen in die goldene Masse, und guckt dann ungläubig darauf hinab, damit hätte es nicht gerechnet, dass das so klebrig ist! Es jagt die anderen vier damit umher, um seine Pfote an ihnen abzuputzen, aber die wollen auch nicht klebrig werden!
Schließlich beginnt es leise zu plärren, und Til nimmt es auf den Arm.
„Du hast Dich eingesaut, was? Das solltest Du doch nicht!“, sagt er beschwichtigend.
Das Bunny nickt einsichtig und beruhigt sich. Dann wischt es seine harzige Pfote still und dankbar an Tils Fell ab. (Der ist etwas weniger dankbar dafür.)
Und hier kommt der erwürfelte Hinweis:
Jinva beschleunigt ihr Lauftempo jedenfalls.
„Der schwarze Ritter ist hier entlang gekommen! Unten, auf dem Waldboden! Die Bäume haben ihn entdeckt, und es mir gesagt! Das ist aber schon lange her — er hat einen großen Vorsprung vor uns, Til!“
„Ich frage mich die ganze Zeit, was der Kerl dort will? Okay, er ist ein Scout seiner Streitmacht, er will kundschaften … aber Du sagtest doch, niemand könne sich den Weg zum Heiligtum merken! Vielleicht, weil es seine Position verändert! Es nützt ihm also überhaupt nichts, die jetzige Lage auszuspionieren!“
„Ich vermag nicht zu sagen, was die aus Grimgoromn für Mittel und Wege haben! Und vielleicht wird er versuchen, im Alleingang etwas zu unternehmen. Versuchen, Schaden anzurichten womöglich!“
Til schluckt. Ja, der Kerl schleppt ja ein absurd großes Schwert durch die Gegend …!
Schalter:
Also wieder Delve the Depths: Diesmal ein Strong Hit! Das erhöht den Fortschritt auf sechs und lässt mich den Move Find an Opportunity hinterher schieben, diesmal darf ich dessen Resultat frei wählen. Und bei solch einem Delve können ja klassischerweise auch Schätze gefunden werden, darauf habe ich Bock! Das bedeutet als Folge-Move wiederum Secure an Advantage. Irgendwas glitzert bläulich zwischen den Zweigen, und das sind keine luminiszenten Blätter oder Pilze …!
Ich würfle Wahrnehmung+Aufmerksamkeit, um das Glitzern genauer zu lokalisieren. Ein Strong Hit! Dafür bekomme ich Willenskraft zurück und bin endlich wieder voll. Denn hier steckt ein moosüberzogenes Objekt im Holz, das unter dem Bewuchs noch leicht glänzt. Es stellt sich aus der Nähe als ein schlankes, verziertes Schwert heraus!
Jinva zieht die Augenbrauen hoch: „Sieh'! Das Schwert von Yvamore!“
„Ja, hier steckt es, man hörte natürlich schon so einiges darüber. Halt, Moment mal, Schwert von Yvamore? Das hatte mir Lady Ysandra doch als Lohn versprochen, wenn ich im Namen ihres Hofes auf dieses Abenteuer ausziehe! Und dann ist es gar nicht in ihrer Schatzkammer?“
„Es gehörte einst zum Schatz des Hohlkronen-Hofs, dies ist nicht gelogen. Aber es wurde vor langer Zeit im Labyrinth verloren. Die Lady … hätte Dir als Belohnung eben nur die Ansprüche auf dieses Stück vermacht, nicht mehr, nicht weniger …“
„Na, jetzt haben wir es ohnehin gefunden!“
„Nimm' es an Dich, Pooka Til! Du wirst eine Waffe brauchen, wenn wir erneut einen Düsterzirp-Schwarm aufscheuchen, oder für die Konfrontation mit dem schwarzen Ritter!“
„Nee, ich bin Pazifist.“
„Nimm' es! Wir können es nicht hierlassen.“
„Nimm' Du es! Du bist die Kriegerin von uns beiden!“
„Es gehört in Kithain-Hände. Die Tradition verlangt es.“
„Also gut.“
Til zieht das Schwert von Yvamore vorsichtig aus dem Holz und Moos. Sie meinen, ein Wehklagen des uralten Baumes zu hören, dann einen Laut der Erleichterung.
Til befreit das Schwert vorsichtig von den gröbsten Moosen. Es ist erstaunlich leicht, und liegt ausgezeichnet in der Hand. Das Zwielicht von hoch oben, das durch das Astwerk fällt, glimmt verheißungsvoll auf der bläulichen Klinge. In Tils Hasenaugen reflektiert das Schimmern, es kommt ihm vor, als wolle die Klinge erneut geführt werden, fast als hätte sie einen eigenen Willen, einen eigenen Kampfesmut.
„Zumindest zum Parieren kann ich es sicher nutzen“, sagt er.
Das geheimnisvolle Schwert von Yvamore
☀
Evolution: Diese Gelegenheit nutze ich natürlich, um mir für EXP den Hintergrund Schatz zu kaufen, um das magische Schwert zu repräsentieren. Es hat seine volle Macht längt noch nicht wiedererreicht, also kaufe ich den Hintergrund auf Level eins. Das gibt mir (via meiner Hausregel) auch automatisch einen Aspekt-Punkt, den ich dem Schatz verleihen darf. Das mache ich so:
Schatz: Das Schwert von Yvamore
Ein Schwert der Sidhe, das lange Zeiten im Labyrinth von Aevalorn im Träumen verloren war. Es ist ein Erbstück des Lichten Hofs und will in heroischen Angriffen geführt werden.
Aspekte:
• Eignet sich auch hervorragend zum Parieren +1
Das runde ich ab, indem ich Til einen neuen eigenen Aspekt verleihe, als Erweiterung seines bestehenden Aspekts ‚Überzeugter Pazifist‘, der bisher keine Punkte bekommen hatte. Der liest sich künftig so:
• Überzeugter Pazifist, kämpft nur defensiv +1.
Damit geben Til diese kombinierten Aspekte +2 Bonus-Würfel für alle Würfe auf Geschick+Nahkampf, mit denen er das Schwert von Yvamore führt, und zu Parieren oder zu Blocken versucht.
(Tils Pazifismus gilt gleichzeitig natürlich als nachteiliger Aspekt in Kämpfen, was all seine Nahkampf-Würfe nachteilig beeinflusst. Wenn er seine beiden neuen Aspekte ausbaut und obendrein die Nahkampf-Fertigkeit lernt, führt das zu der Situation, dass er sehr viele Würfel hat beim Fechten, aber nur um sich und seine Freunde zu verteidigen; aber gleichzeitig auch die Regel der Eins gilt. Dies wird seine Ambivalenz mit solchen Situationen sehr gut darstellen.)
☀
Dann sollten wir noch einen siebenten Punkt Fortschritt reinholen, ab dann könnte man daran denken, zu versuchen, den Delve abzuschließen. (Ich muss dafür ja die gesammelten Fortschritt-Punkte mit den Challenge Dice unterwürfeln.)
Also abermals Delve the Depths: Ich verwende Geschick+Athletik für Jinva, die macht die Vorhut dabei, um noch tiefer hinab zu klettern, und Wahrnehmung+Aufmerksamkeit für Til, der lauscht und späht unterwegs vor allem auf den schwarzen Ritter, der dabei möglicherweise in Reichweite kommt. Aus meinen sieben Erfolgen wird ein Strong Hit, und zwar mit Pasch: Ein extremes Resultat.
Durch den Strong Hit bekomme ich einen Fortschritt-Punkt und bin beim Delve damit auf sieben, und für das extreme Resultat geben wir uns großzügig selber einen weiteren Punkt obendrauf. Und den Bonus-Move Find an Opportunity kann ich laut Spielregel außerdem machen. Da wähle ich aus den möglichen Tabellenresultaten einen weiteren Hinweis: Das ist dann eine frische Fährte des schwarzen Ritters!
Soundtrack: Filip Lackovic, Forest Dance
https://www.youtube.com/watch?v=5OXetSj_FMU
Wenige Meter über dem Waldboden sehen die Reisenden schließlich die vielen, vielen Aevalori, die überall umher in den Zweigen versteckt sind. Sie haben ihre Langbögen im Anschlag, und koordinieren ihre Bewegungen am Knarren und Rauschen der Bäume. Der Waldboden ist von einem Paar von schweren, metallenen Stiefeln zertreten …
„Meine Geschwister haben den Eindringling eingekesselt!“, raunt Jinva Til zu, nachdem sie eine Weile auf das geisterhafte Baumächzen gelauscht hat, „er hat sich dort hinten verschanzt!“
„Ich rede mit ihm!“, flüstert der Pooka.
„Unmöglich, das ist zu spät! Er hat bereits den Ring der Wächter durchschritten, um seinen Frevel zu begehen! Er ist des Todes!“
„Nein, Jinva! Ihr könnt den nicht einfach mit Pfeilen spicken. Erstmal müssen wir erfahren, was er überhaupt will! Sag' den Bäumen, dass ich zu ihm gehe. Und es soll mich ja keiner abschießen wenn ich da unten bin!“
Jinva zögert, und ist dann einverstanden.
Til macht einen großen Satz (via Hopscotch) und setzt leichtfüßig auf dem Waldboden auf, gefolgt von den Bunnies. Vorsichtig nähert er sich der Stelle im Unterholz, auf welche die vielen Bögen gerichtet werden.
„Heda, hallo, Grimgoromn-Scout! Entschuldige bitte die Sache mit dem Streich gestern! War ja nicht so gemeint, das war alles ein Missverständnis“, ruft er unsicher. Das Schwert von Yvamore hat er vorhin in Tücher gewickelt und provisorisch hinten an seinem Gürtel befestigt, und er meint zu spüren, wie dringend es gezogen werden will; wie es danach begehrt, herausfordernd auf den Gegner zu deuten! Aber Til verwahrt sich dagegen, diesem Impuls zu folgen, das Schwert ist nur seine Lebensversicherung, wenn’s keinen anderen Ausweg gibt, um die Schimäre abzuwehren.
„Wechselbalg!“, dröhnt die Stimme aus dem Dunkel, anklagend, aber kraftlos.
„Sehr richtig! Lass' uns reden! Keine Gewalt, okay?“
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