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<Philosophie> Waffenstile und was der Spieler erwartet

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Anro:
Waffen, Kampf und Tod.
Nichts, was wir im Rollenspiel nicht kennen würden und Medien uns nicht mit zuwerfen würden.
Der Realismus schwankt in der Medien- und Rollenspielwelt von realistisch hin zu Komödie.

Wir sehen im Großen und Ganzen folgende "Kampfstile":

* Einhandwaffen (1HW)
* Zweihandwaffen (2HW)
* Doppelte Einhandwaffen (2*1HW)
* Eine Einhandwaffe mit einem Schild (1HWS)
Dinge die ich gerne erst später gesondert anschauen würde wären Zweihandwaffen, die eher defensiv als offensiv sind (Kampfstäbe und Zweihandäxte wirken einfach nicht in der gleichen Kategorie, Ebenso sind Stichzweihandwaffen problematisch mit Äxten zu kombinieren).
Doppelte Einhandwaffen, die deutlich unterschiedliche Längen haben. Es ergibt einen anderen Kampfstil, auf den ich vorerst nicht eingehen will.

Als Maßstab/ Zielgruppe wählen wir die Gleiche, die sich die "Game of Thrones"-Serie gewählt hat, mit ruhig ein wenig mehr Wissen über das Mittelalter, aber bei weitem keine realistische Vorstellung sondern eher einer romantische Vision.

Kommen wir zu meiner Frage.

Wenn ein Spieler vor der Frage steht, welche Waffenart er nimmt - was würde der Spieler zu jeder Variante erwarten? - Ohne im Moment von den Möglichkeiten eines Systems auszugehen.

z.B.
Einhandwaffen lassen mehr Beweglichkeit und Freiheit noch anderes zu machen, von Zaubergesten über Tränke werfen bis hin zum klassischen Kronleuchterschwingen, ohne großartige Einbußen in Zeit oder Verteidigung.
Zweihandwaffen würden mehr Wumms haben und mehr Schaden reindrücken. Wären vielleicht langsamer und nebenbei etwas machen würde heißen, man könnte die Waffe für diese Zeit schlechter führen. Enge Gänge wären problematischer. Vielleicht einen Vorteil beim Drohen, aber weniger Möglichkeit, sie zu verbergen.
Doppelte Waffen wären schneller im Angriff und schwerer zu handhaben. Sähen cool aus und es wäre noch problematischer etwas zu tun, was eine freie Hand benötigt.
Waffe mit Schild hätte mehr Verteidigung, wäre vielleicht in der Sicht etwas eingeschränkt, wäre sehr gut im Abblocken von Fernkampf. Vielleicht etwas langsamer oder schwächer im Angriff.

Das sind die ersten groben Gedanken, ich will nichts weiter vorgeben und mir erstmal anschauen, was von euch so kommt.
Vielen Dank.

Quaint:
Naja, gute Frage, was "die Leute" so erwarten. Meine Einschätzung, also eher was ich erwarte

Einhandwaffe mit nix;  Nonsense, macht man nur, wenn sonst gerade nix zur Hand ist, oder vielleicht in Duellen. Wobei man über eine gesteigerte Präzision streiten könnte (man muss sich ja nur um die eine Waffe kümmern und kein Schild und keine Zweitwaffe lenken ab).
Einhandwaffe mit Schild: da würde ich starke defensive Vorteile erwarten sowie evtl. so Sachen wie jemanden mit dem Schild umzuhauen oder sonstwie den Angriff zu unterstützen
Zwei Waffen: Hier erwarte ich eine hohe Angriffsgeschwindigkeit, wenn auch möglicherweise reduzierte Präzision. Evtl. noch die Möglichkeit mit der Nebenhandwaffe eher abzuwehren anstatt alles in die Offensive zu buttern.
Zweihandwaffe (offensiv): Hier erwarte ich einen hohen Schaden pro Treffer (Rüstung durchschlagen und so) sowie auch einen tendentiell höheren Schaden pro Zeit als mit Einhandwaffen. Aber das die ggf. langsamer sind, ja, würde ich ok finden.

nobody@home:
"Realistisch" betrachtet sind "Einhandwaffe" und "doppelte Waffen" historisch keine besonders populären Stile, zumindest, was das eigentliche Schlachtfeld angeht. Im offenen Kampf bedeutet "ich habe nur eine Einhandwaffe" meist "ich habe meinen Schild verloren oder sonstwie gerade nichts Besseres", und mit zwei Waffen herumzufuchteln macht schnell nur beide weniger effektiv.

Im Alltag, wo ich normalerweise nicht ständig in voller Rüstung herumlaufe, auch wenn ich eine habe, sieht's gegebenenfalls anders aus. Da haben speziell Schwerter und Messer aller Art den Vorteil, daß man sie beispielsweise auf dem Marktplatz immer noch bequem mit sich herumtragen und so für den Notfall eine Selbstverteidigungswaffe dabei haben kann, also sind das dann auch eher die Waffen, die in Seitengassen oder bei Duellen zum Einsatz kommen -- und da geht dann, da der Gegner wahrscheinlich selbst ungerüstet ist, auch mal Schwert und Dolch zusammen. Wobei dann der Vorteil eher darin besteht, daß ich die Klinge meines Gegners mit meinem eigenen Schwert binden und dann immer noch mit dem Dolch zustoßen kann, als in "ich habe zwei Attacken pro Runde und er bloß eine".

Ich gebe allerdings offen zu, daß meine Denkweise da in den letzten ein, zwei Jahren von YouTube-Postern wie Skallagrim und Lindybeige mitgeprägt worden ist und daß die (von richtigen Experten mal ganz zu schweigen) wahrscheinlich immer noch locker ein Stück mehr Ahnung haben als ich. ;)

Chruschtschow:
Möchtest du dich darüber unterhalten, welche Klischees diese Waffen erfüllen oder wie sie realistisch zu betrachten sind. Das sind sehr unterschiedliche Dinge.

Schönes Beispiel ist dabei die Hellebarde. Als Klischee ist die gerne eine Axt mit langem Stiel. In engen Gängen wegen der weiten Schwünge kaum zu gebrauchen. Realistisch haben Hellebarden aber primär erst ein Mal einen langen, spitzen, harten Metalldorn von gerne mal 30 bis 50 cm Länge vorne drauf, mit dem sich durch schnelle Stiche ein enger Gang quasi nach Gusto gegen Feinde mit kürzeren Waffen kontrollieren ließe. Und wenn ich das Ziel verfehle? Schaut mal auf den Winkel der Schneide historischer Hellebarden. Am besten werden die beim Rückholen der Waffe nach dem Stoß schneiden!

Anderes Beispiel: Der Dieb mit dem Dolch geht ja bekanntlich ganz nahe an den schwer gerüsteten Feind, manövriert ihn aus und attackiert Schwachstellen. In der Realität wird das kurz und blutig, weil der Rittersmann neben der eigentlichen Waffe noch folgende Dinge hat, um den Dieb in roten Matsch zu verwandeln: stahlummantelte Ellebogen, stahlummantelte Knie, Fäuste in gepanzerten Fäustlingen, einfach mal einen stahlummantelten Körper, den man in den Spacken mit dem Zahnstocher reinrammen kann, Parierstange in die Fresse tut auch weh, ebenso der Griff. Wenn ich weniger Rüstung habe, nehme ich einen Spieß oder renne weg.

Und immer so weiter. Nur ist die taktische Überlegenheit des spitzen Stocks gegen so viel anderen Kram einfach langweilig für dramatisches Kampfgeschehen.

Auch empfehlenswert ist noch Scholaria Gladiatoria, weil der Matt halt auch HEMA betreibt und da mit reichlich Stahl in der Hand runfuchtelt. Und nebenher zieht er gerne los, stellt sich freundlich lächelnd mit einem freundlich lächelnden Historiker in ein Museum und plaudert mit dem darüber, wie wenig wir eigentlich über europäische Kriegsführung im Mittelalter wissen.

Buddz:
Aber Achtung! Wenn man einmal anfängt Scholaria Gladiatoria, Lindybeige, Skallagrim und co. zu schauen ist man schnell mal ein paar Studen, Tage oder Wochen beschäftigt  >;D

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