Das Tanelorn spielt > [Cthulhu] Spawn of Azathoth

[SoA 2. Akt] Am Kaiserdamm - Fr., 16.09.1927

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Katharina:
Ich werfe dem Kind ein gezwungenes Lächeln zu, bevor ich mich von der Frau verabschiede. "Ich verstehe, danek trotzdem. Und passen Sie auf sich auf!"
Dann begebe ich mich zu dem Auto, wobei ich diesmal zumindest kurz nach links und rechts blicke, ob bevor ich die Straße überquere. Ich sehe, wie Herr Hempel den Verletzten fachmännisch versorgt und versuche, meinen Blick von dem Blut fernzuhalten. Stattdessen umrunde ich das Auto und betrachte die Schäden, in der Hoffnung, so mehr über den Unfallhergang sagen zu können. Dass der Nieselregen allmählich durch meine dicke Kleidung dringt, nehme ich dabei nur am Rande wahr.

Der Läuterer:
AM KAISERDAMM

Als Du die Strasse überquerst sind die Autofahrer rücksichtsvoller als sonst. Auf allen Spuren verlangsamen die Automobile ihre Geschwindigkeit, so dass Du fast wie Moses nach der Teilung des Roten Meeres, von der einen auf die andere Seite kommst.
Als Du drüben angekommen bist, nehmen die Autos ihre ursprüngliche Geschwindigkeit wieder auf.

Du erreichst den verunfallten Wagen, blickst Anton an und nickst ihm zustimmend zu.

Ein Blick auf das Tuch am Verletzten zeigt Dir, dass er unter Blutverlust leidet.

Dann nimmst Du ein leises metallisches Knirschen wahr und siehst, dass sich der Kotflügel zurück zu verformen scheint. Nur ein wenig aber auffallend als Du es betrachtest.

Katharina:
AM KAISERDAMM

Verwirrt wandert mein Blick zwischen all den seltsamen Details hin- und her. Es scheint, als wäre die Zeit stehen geblieben und verschwimmt nun, wie in einem einzigen Traum. Es ist fast schon kindliche Neugier, die mich ein verbeifahrendes Auto aufmerksam betrachten lässt, nur um mich im nächsten Augenblick fast schon traumwandlerisch zu dem geborstenen Autospiegel gehen zu lassen. Meine Finger bewegen sich sanft über das Glas, das sich unter meiner Berührung wieder zusammensetzt. Zumindest wirkt es für einen Augenblick so. Doch nicht nur die Umwelt ist langsamer geworden, auch die rote Flüssigkeit tropft nur erstaunlich langsam auf das Auto und die Glasscherben hinab. Es ist meine Flüssigkeit, wie ich weiß, auch wenn es sich nicht so anfühlt. Es ist mehr ein seltsames Phänomen, das nichts mit mir zu tun hat.

"Schau mal, Hans!", mache ich meinen Gatten auf meine Entdeckung aufmerksam. "Schau, wie langsam das Blut doch tropft."

Joran:
Am Kaiserdamm

Ich bin so überrascht über Agathes Worte, dass ich einen Augenblick verwirrt zu ihr aufblicke. Dann weicht der Ausdruck der Verwirrung einem seligen und zugleich verschwörerischen Lächeln, das auf meinem Gesicht vermutlich - wie so oft - eher dümmlich wirkt. Ich suche in Agathes Gesicht nach einer Bestätigung für die vermeintlich geteilte Faszination ... für das Blut ... das langsam tropfende, sich verbreitende Blut ...

"Ich hätte nie gedacht, dass jemand diese Faszination mit mir teilen könnte!"

"Ja, faszinierend ... jedesmal von neuem!", bestätige ich knapp und wende meinen Blick eilig wieder dem Gemälde unter meiner Hand zu.

Der Anblick des Mannes auf der Kühlerhaube erfüllt mich mit innerer Ruhe und Glück. "Die Kameraden an der Front und die Kollegen auf der Ambulanz hielten das für eine professionelle Gelassenheit und damit für eine besondere Qualität zum Nutzen der Verletzten. Niemand von Ihnen hat die Wahrheit erkannt ... dieses Gefühl ... tiefer ... spiritueller ... Befriedigung! ... Keiner außer mir hat die Schönheit des Sterbens sehen können, nur den Schmutz, den Gestank, die Angst ... Ich dachte immer, niemand sonst könnte das verstehen!"

"Natürlich darf ich Agathe Lohenstein nicht darauf ansprechen. Aber vielleicht gibt es eine stumme Übereinkunft ... einen unausgesprochenen Pakt ... ein tieferes wortloses Verstehen?", hoffe ich. Nach außen flüchte ich mich wieder in meine geistlose Miene, aber innerlich sauge ich das Bild vor mir in mich auf: der Mann, die Wunde, das Blut, die messergleiche Scherbe ... "Ein Anblick wie er sich einem Aztekenpriester vor dem Opferaltar geboten haben muss. ... Kann es verwundern, dass die Azteken überzeugt waren, mit einem solchen Bild die Götter zu erfreuen?"

Mondsänger:
Am Kaiserdamm

Ich komme wieder aus dem Haus, nachdem ich die Ambulanz verständigt habe. Geraden Schrittes gehe ich zu Agathe und dem Auto.

*Sehe ich auch die merkwürdig langsamen Bewegungen?*

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