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[Year Zero] Smalltalk

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Sarastro:

--- Zitat von: HEXer am  2.11.2022 | 10:13 ---Mir gehen sie mit dem Bloodmarch (wie ja auch nicht anders zu erwarten) zu deutlich in die Horror Richtung. Das ist nichts für meinen Fantasy Geschmack. Ich finde es ja ab und an in dem "normalen" Forbidden Lands schon ein bisschen "drüber", was Weirdness und Horror angeht.

--- Ende Zitat ---
Ich bin zwar nur teilweise an Forbidden Lands, Vaesen etc interessiert, aber auch hier scheinen gewisse Free League "Mechanismen" zu greifen:
Erst kommt ein nettes Produkt raus mit einer sehr interessanten Hintergrundwelt (in meinem Fall vor allem Tales from the Loop und Coriolis) und dann gehen ihnen anscheindend die Ideen aus und/oder sie versuchen, möglichste viele andere Rollenspiele mit abzudecken. Vor allem wenn es dann zu Cthulhu lastig wird oder die besonders dunkle Seite der "World of Darkness" (Vampire, Werewolf, Changeling, Mage etc) noch einmal extra betont wird.

Beispiel Tales from the Loop: Die futuristische 80er Jahre Retrospektive und der Fokus auf Kinder/Jugendliche, die nicht sterben können, das war mal was komplett neues (zumindest für mich). Aber beim Nachfolger Things from the Flood muß man nur einen Blick aufs Cover werfen und sieht, daß dieses "Maschinen-Monster mit Tentakeln" auch aus Cthulhu stammen könnte - nur halt die 90er Jahre statt den 20er Jahren plus mehr High-Tech. Ich finde das nicht sehr originell. Außerdem stellt sich die Frage, warum man nicht lieber gleich das Original (Cthulhu oder Wolrd of Darkness) spielen will. Egal ob heute oder in den 90ern.

Und so ähnlich stelle ich es mir bei Forbidden Lands und Bloodmarch vor: Da lassen sie, so vermute ich, sehr viele Elemente aus "Dark Ages" (-> World of Darkness im Mittelalter) mit einfließen. Aber dann kann man eben auch gleich Dark Ages spielen. Weniger ist manchmal mehr.
::)

P.S: Trotzdem wünsche ich allen Käufern/Lesern/Spielern/Meistern viel Spaß mit den entsprechenden Year Zero Kampagnen.

Waldviech:

--- Zitat ---Aber beim Nachfolger Things from the Flood muß man nur einen Blick aufs Cover werfen und sieht, daß dieses "Maschinen-Monster mit Tentakeln" auch aus Cthulhu stammen könnte - nur halt die 90er Jahre statt den 20er Jahren plus mehr High-Tech. Ich finde das nicht sehr originell. Außerdem stellt sich die Frage, warum man nicht lieber gleich das Original (Cthulhu oder Wolrd of Darkness) spielen will. Egal ob heute oder in den 90ern.

--- Ende Zitat ---

Interessante Betrachtung - ich hätte Things from the Flood nun irgendwie so garnicht mit Cthulhu oder der WoD in Verbindung gebracht. Es ist ja im Grunde "nur" die chronologische Weiterfügung von Tales from the Loop und ist nach wie vor die selbe nostalgische Sci-Fi, nun eben nur mit Teenagern (die sterben können) und nicht mehr mit Kindern. Es geht weiterhin um seltsame Maschinen, mysteriöse Zeitphänomene, geheimnisvolle Wissenschaftsprojekte und schwebende Containerfrachter und nicht um staubige Folianten und spitzzahnige Nuckelmonster.

sma:
Für mich richtet sich das in den 90er Jahren spielende TftF hauptsächlich an eine andere Zielgruppe, nämlich Leute (um die 40), die zu jung für nostalgische Gefühle aus den 80ern sind, sondern eher mit den 90ern connecten können – die ja auch schon 30 Jahre her sind. Zudem eröffnet es die Chance, nach dem Durchspielen der Kampagne aus TftL mit älteren Charakteren quasi eine Anschlusskampagne zu spielen.

Ich habe besagte Kampagne gespielt und auch wenn die "Troubles" tatsächlich etwas dunkler sind, hatte ich so überhaupt keine Cthulhu-Vibes und auch nix, was an WoD-artige Urban Fantasy erinnert hat. Vielleicht hat unser SL die sagen entschärft, aber das krasseste war, dass vor unseren Augen Harold Steiner ermordet wurde und wir hilflos waren. Oder das wir es nicht geschafft haben, die Frau mit dem Roboter aufzuhalten. Einiges hat sich eher wie Buffy angefühlt, anderes wie fünf Freunde, und außerdem war für unsere Jugendlichen immer wichtig, für den Samstagabend etwas klar zu machen. Die Abenteuer haben wir als Ausbruch aus dem tristen und zum Teil traurigen Leben der Charaktere begriffen, den keiner hatte eine heile Familie. Da lag mehr Schwermut und "Dunkelheit" drin, als in der latenten Gefahr, das jetzt die Charaktere sterben. So hat uns dann am meisten bewegt, dass Sunshine nach unseren kruden Versuchen, über sie etwas herauszufinden, den kleinen Bruder eines SC dermaßen eingeschüchtert hat, dass dieser nicht mehr sprechen wollte und wir durch unsere Handlungen uns daran die Schuld gegeben haben - bis dann die Erkenntnis reifte, dass die Schuld immer der Täter hat und nicht das Opfer und das es nun persönlich wird... und trotzdem noch Kassenarbeiten geschrieben werden müssen, Schuhlbullies in ihre Schranken verwiesen werden müssen, die Freundin zu ihrem eigenen Schutz weggestoßen werden muss, und alle Register in Form von labilen Nerds, erpressten Rektoren, Roboterfreunden und einem DJ, der uns noch was schuldig war, gezogen werden müssen, diesmal nicht zu versagen.

Sarastro:

--- Zitat von: Waldviech am  3.11.2022 | 09:54 ---Interessante Betrachtung - ich hätte Things from the Flood nun irgendwie so garnicht mit Cthulhu oder der WoD in Verbindung gebracht. Es ist ja im Grunde "nur" die chronologische Weiterfügung von Tales from the Loop und ist nach wie vor die selbe nostalgische Sci-Fi, nun eben nur mit Teenagern (die sterben können) und nicht mehr mit Kindern. Es geht weiterhin um seltsame Maschinen, mysteriöse Zeitphänomene, geheimnisvolle Wissenschaftsprojekte und schwebende Containerfrachter und nicht um staubige Folianten und spitzzahnige Nuckelmonster.

--- Ende Zitat ---
Man kann bzw könnte Things from the Flood in beide Richtungen spielen:
A) Entweder als Teenager oder Kinder in den 90er Jahren. Dann ist Things from the Flood nur ein Supplement für Tales from the Loop. Das wäre auch meine Variante.
B) Oder die Loops haben Tore in andere Dimensionen geöffnet. Aus diesen Toren kommen dann diverse Monster (analog zu kleinen und großen Alten). Und "Machine Cancer" sorgt dafür, daß Roboter und Maschinen mutieren. Das wäre dann Cthulhu in den 90ern. Oder der (technik-mutierte) "Wyrm" aus World of Darkness.

Zitat auf Seite 18:
[...] The alternate explanation with the most traction claims that the machine cancer comes from the distant planet 51 Pegasi B, and that it’s connected to the Mälarö Leak. Scientists at the Swedish Loop are blamed for having opened a portal to another planet. 51 Pegasi B is an ocean planet where life exists as single molecules forming larger organisms via telepathic communication. A portal allows the water from Pegasi to enter the Loop, bringing with it the parasitic molecules. Machines and robots become their perfect host bodies.

So stelle ich mir High-Tech Cthulhu mit passenden Schlagwörtern in fünf Sätzen vor. ;)
Passend dazu das Bild vom "blutigen" Kassettenrecorder auf Seite 19.

Verschiedene Alternativen gibt es auf Seite 98:
[...] Krafta Corp flooded the tunnels to displace the population of the northern Black Lake Lands in order to hide their illegal biological experiments involving both humans and animals. Some of the test subjects have escaped, and are what’s behind the monster rumors.
[...] Multiple dimensional portals have opened in the tunnels underneath the northern Black Lake Lands, allowing creatures from across time and space to pass freely to and from our world. Government agents flooded the tunnels to avoid a full-scale invasion, and are now trying to find a way to control the portals, or close them. The machine cancer is a side effect from a biological weapon used by the government to fight the alien invaders.

Das geht dann in Richtung Wyrm (Werewolf), wie finstere Technik die Natur schändet.

Waldviech:
Schon ein guter Punkt - allerdings mit einem, zumindest meines Erachtens nach SEHR wichtigen Unterschied: Das Fehlen von "magischem Mumpitz". Das macht stilistisch schon einiges aus und färbt auch die möglichen Handlungen entsprechend. In TftL oder Tftf brauche ich die Esoterik- und Okkultismus-Abteilung der örtlichen Bibliothek erst garnicht zu betreten, denn dort werde ich nur abergläubisches Gewäsch finden, das bei der Lösung der vorliegenden Sci-Fi-Probleme gerade mal nullkommanix hilft. Und auch auf den Beistand irgendwelcher mystischen Naturgeister sollte ich besser nicht hoffen.

Darüber hinaus würde zumindest ich persönlich den Stalenhag-Kram von TftL und TftF nicht NUR an Horror festmachen. Ein für meine Sicht wichtiger Teil des Loop-Settings ist auch, das immer mitschwingt, dass man voller Nostalgie auf eine Zeit voller Wunder zrückblickt. Sicher - einige dieser Wunder sind sackengruselig. Aber es ist eben auch viel Phantastisches dabei!
Vielleicht löst sich das Alienproblem dadurch, dass man doch friedlich mit den Aliens kommunizieren kann, wenn man erst einmal weiß wie. Vielleicht verschwinden die Biowaffen-Produzenten letztlich im Knast, weil jemand die Sache der Presse zuspielt. Vielleicht ist eine der Erfindungen aus dem Umfeld der Loop wirklich der Schlüssel zu einer lebenswerteren Zukunft - und man war in den 1990ern einfach nur noch nicht reif dafür. Das sind Hergänge, die in der WoD oder bei Cthulhu aufgrund der "überfinsterten" Grundmaximen kaum machbar sind, im Stalenhag-Universum IMHO aber schon.

Da steckt für mein Dafürhalten potentiell schon mehr drin als "nur" "Tentakelviech ekelig und böse" oder "Technik böse".

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