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The Boys

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Alexandro:
Es gäbe reichlich Möglichkeiten, Superhelden zu hinterfragen und zu dekonstruieren:
- ihre Tendenz dazu, Probleme immer mit Gewalt zu lösen
- ihre Verteidigung des "Status Quo"
- der Umgang der Öffentlichkeit mit "celebrities" (i.e., dass sie ziemlich schnell wieder fallen gelassen werden)
- wie doof hautenge Trikots für tatsächliche Kampfsituationen sind
usw. usf.

The Boys...tut nichts davon. In dieser Welt ist Gewalt immer das richtige Mittel, der Öffentlichkeit werden ihre Helden niemals langweilig und den Superhelden könnte es (nüchtern betrachtet) eigentlich egal sein, was die Öffentlichkeit von ihnen denkt, aber dann würde der Plot nicht mehr funktionieren, deswegen bleibt das so.

Eine weitere Möglichkeit einer guten Dekonstruktion wäre es, dem Leser einen Spiegel vorzuhalten, als "cool" empfundenes Verhalten aus Superhelden-Comics zu nehmen und das weiterzudenken ("Wäre ziemlich creepy, wenn jemand so etwas wirklich machen würde.") - z.B. ein Milliardär, der sich nachts verkleidet aus dem Haus schleicht, um psychisch labile Obdachlose (die durch ein kaputtes Pflegesystem viel zu früh aus der Behandlung entlassen wurden) zu verprügeln. Da hätte man was draus machen und den Zuschauer zum Nachdenken bringen können. Leider ist The Boys auch dafür nicht intelligent genug: stattdessen zielt man auf den "kleinsten gemeinsamen Nenner" und gibt den Superhelden einen Sack voller "Perversionen" (welche im Kern auf kleinbürgerliche Ängste vor dem "Anderen" zielen), damit der typische BILD-Leser sagen kann "Höhö, schau dir mal diesen Freak an!" und lässt es damit gut sein. Schade.

Als Kontrastprogramm empfehle ich Strong Female Protagonist, welches wesentlich mehr mit dem Konzept macht.

Antariuk:
Nur weil die Dekonstruktion der Superhelden innerhalb der Serie größtenteils hinter den dortigen Kulissen passiert, ist das also feige? Aha, OK... wtf?

Alexandro:
Nein, es ist feige, weil nichts am Genre hinterfragt wird. Alles an den Superhelden ist genauso, aber jetzt sind sie halt zusätzlich Menschen, die man nicht mag* (was absolut nichts mit ihrer Superheldenrolle zu tun hat - daher keine Dekonstruktion).

Stell dir vor, jemand macht einen Film wie "Training Day", aber statt Denzel Washington dabei zu zeigen, wie er als Cop korrupt und brutal agiert, agiert er wie ein ganz normaler Cop, nur zwischendrin sind halt noch ein paar Szenen drin, wo er in einen Bondageclub geht (oder irgendwas in der Art), um zu zeigen, dass er ein ganz, ganz mieses Schwein ist. Das ist "The Boys" in a nutshell.

* Im Gegensatz zu den Boys selber, welche genau das gleiche machen wie die Helden, aber dabei positiv (oder zumindest gerechtfertigt) dargestellt werden.

takti der blonde?:

--- Zitat von: Alexandro am 21.08.2019 | 19:15 ---Nein, es ist feige, weil nichts am Genre hinterfragt wird. Alles an den Superhelden ist genauso, aber jetzt sind sie halt zusätzlich Menschen, die man nicht mag* (was absolut nichts mit ihrer Superheldenrolle zu tun hat - daher keine Dekonstruktion).

Stell dir vor, jemand macht einen Film wie "Training Day", aber statt Denzel Washington dabei zu zeigen, wie er als Cop korrupt und brutal agiert, agiert er wie ein ganz normaler Cop, nur zwischendrin sind halt noch ein paar Szenen drin, wo er in einen Bondageclub geht (oder irgendwas in der Art), um zu zeigen, dass er ein ganz, ganz mieses Schwein ist. Das ist "The Boys" in a nutshell.

* Im Gegensatz zu den Boys selber, welche genau das gleiche machen wie die Helden, aber dabei positiv (oder zumindest gerechtfertigt) dargestellt werden.

--- Ende Zitat ---

Ist halt eher Kritik des Military-Industrial-Complex, von Celebrity Culture und am Rande auch des Superhelden Genres (Translucent auf Toilette, Homelanders Verhalten bei der Flugzeugentführung). Die Supes sind im Wesentlichen arme, arme Schweine.

Grüße

Hasran

Scurlock:

--- Zitat ---* Im Gegensatz zu den Boys selber, welche genau das gleiche machen wie die Helden, aber dabei positiv (oder zumindest gerechtfertigt) dargestellt werden.

--- Ende Zitat ---
Mal abgesehen davon, dass Deine allgemeine Analyse von "The
Boys" weit hergeholt  ist, ist zumindest dieser Part einfach falsch. Gerade im letzten Drittel der Staffel wird deutlich, dass die Jungs alles andere als positiv dargestellt werden und die Unterschiede zwischen Supes und den Vigilanten sich zunehmend auflösen. Insbesondere die Handlungen von Butcher unterscheiden sich in ihrer Skrupellosigkeit nicht mehr von denen Homelanders, was dieser ja auch am Ende selbst erkennt. Einzig und allein Hughie und Starlight besitzen noch so etwas wie einen intakten moralischen Kompass, Starlight dabei noch eher als Hughie.

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