Pen & Paper - Spielsysteme > Systemübergreifende Themen
(gibt es ...) Amoklauf des Guten als Setting ?
Supersöldner:
hab mir das in den letzten Tagen noch ein Paar mal durchgelesen. und Frage mich nun wie Hält man die für dieses Setting beschreibende Situation (sieh auch den Titel ) eigentlich auf? Wie stoppt man die Armen der Ordnung/Licht Leute ?
Maarzan:
Am ehesten würde mir noch Watchmen: Ozymandias einfallen. Aber das ist an sich eben ein einzelner, wenn auch schwerwiegender Amoklauf und keine bespielbare "Serie"
Aber Religion geht auch immer um im Namen des Guten (tm) abzudrehen - und die Gegenseite ist dann natürlich wenigstens intolerant und achtet die Religionsfreiheit nicht - was das Abdrehen dann ja weiter rechtfertigt .
Oberkampf:
Ein Amoklauf des Guten erscheint mir eine Sache zu sein, die ein bisschen widersprüchlich in sich selbst ist, wenn man annimmt, dass ein Merkmal des Guten die Wahl der angemessenen und gewaltfreiesten Mittel zum Erreichen eines Ziels ist. Möglich ist aber die Option, dass die Guten korrumpiert sind und zu blind sind, um wahrzunehmen, was sie anrichten. Aber im Grunde kannst du da jedes Setting nehmen, in dem das Böse eine einigermaßen rationale Begründung für seine Handlungen hat.
In 13th Age gibt es z.B. die Dämonenanbeterin (Chaotisch Böse) und den Kriegsherrn (Rechtschaffen Böse). Das ist natürlich stark an den Krieg auf den unteren Ebenen bei D&D angelegt: Dämonen vs. Teufel. Die Dämonenanbeterin tut alles, um die dämonischen Horden aus dem Abgrund auf die Welt loszulassen. Der Kriegsherr tut alles, inklusive eines Paktes mit Teufeln, um sie davon abzuhalten. Der Kriegsherr sagt, er sei der (verkannte) Gute, weil er die Welt vor der Verwüstung durch Dämonen rettet, auch wenn die Maßnahmen etwas ...unappetitlich sind (zumindest bei meiner letzten Kampagne). Die Dämonenanbeterin ist aus ihrer Sicht die Gute, weil die Welt früher oder später sowieso ins Chaos abdriftet und sie so wenigstens einigen ihrer Kultisten die Chance gibt, das Beste daraus zu machen.
Also zwei knuffige, gute Personen, die ihr Bestes zum Wohle Aller geben.
Boni:
--- Zitat von: Supersöldner am 28.03.2020 | 17:21 ---Wie stoppt man die Armen der Ordnung/Licht Leute ?
--- Ende Zitat ---
Krieg kostest Geld, also sollte sich das kurzfristig selbst erledigen.
Irian:
Ich würde sagen, die einzige Chance, es so zu drehen, dass eine so extremistische/brutale Fraktion die "Guten" sind, ist das Bezugssystem gewaltig zu verschieben:
In einer Welt, die auch nur annähernd irgendwie ist wie unsere, klappt das mit einem (halbwegs) modernen Verständnis von "gut" nicht so wirklich. Egal wie man es dreht, sowas wäre einfach eine arrogante Fraktion, die sich für "gut" hält, nicht mehr.
Deshalb muss, damit so etwas denkbar ist, vermutlich die Welt extrem abgefuckt sein, vermutlich in sich selbst "böse", so dass die extremen Taten der (vergleichsweise) Guten das rechtfertigen.
Mal irgendwas doofes aus den Fingern gesaugt:
Die Welt ist eine Maschine, von einem uralten Gott erschaffen, die nur dazu da ist, Seelen zu produzieren, denen in einem (vergleichsweise) kurzem Leben in einem menschlichen Körper "Substanz" zu geben damit sie nach dem Tod jenes Körpers im Kern der Welt der Maschine Energie zuführen können. Wenn die Maschine jemals genug Energie erlangt, wird sie sämtliche Universen auslöschen, weil der uralte Gott nur nach dem Ende seiner Existenz strebt.
Man könnte(!) nun argumentieren, dass die Fraktion, welche sich selbst (und davor erstmal alle anderen) opfern will, um millionenfach größere Vernichtung zu verhindern - indem ALLE Menschen auf dieser Welt ausgelöscht werden, so dass keine Nachkommen mehr da sind, in welchen die Seelen Substanz gewinnen können - tatsächlich die "Guten" sind, vergleichsweise. Die "Bösen" sind nun die egoistischen Menschen, welche das nicht so toll finden - von harmlosen Passanten bis zu aktiven Paktiereren des genannten uralten Gottes.
Das Setting definiert also Menschen quasi als Batterien des Todessterns, so dass die Auslöschung selbiger als "gut" zählen könnte, wenn man beide Augen zudrückt und ignoriert, dass die Batterien völlig unschuldig sind und Familien haben.
Ich vermute, wenn man in Richtung eines solchen extrem in eine Richtung verschobenen Settings denkt, mag es leichter sein, wie gesagt, mit zudrücken beider Augen, eine solche extreme Fraktion als "gut" zu rationalisieren.
Natürlich darf man nicht genau hinschauen, weil sich dann natürlich gut und böse in grau aufzulösen beginnen und die Sache nicht mehr annähernd so einfach ist. Gut und Böse sind einfach völlig blödsinnige und subjektive Konzepte, die objektiv (also von außen) gesehen, keinerlei Sinn ergeben und nur innerhalb einer Gruppe benutzt werden können.
Navigation
[0] Themen-Index
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln