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Was wäre wenn: Bundestagswahl 1969 POD, NPD, deutsche Einheit, ...

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Pyromancer:

--- Zitat von: Lord Verminaard am 16.06.2019 | 11:53 ---Hm, ich weiß nicht, ob da nicht eine andere Herleitung besser funktioniert? Eine, in der es keinen Bundeskanzler Willy Brandt gibt und keine Entspannungspolitik?

--- Ende Zitat ---
In der Realität war das halt genau die Bundestagswahl 1969, die uns Willy Brandt als Bundeskanzler gebracht hat, d.h. da muss etwas anders verlaufen. Ein etwas weniger "schlimmer" POD wäre, dass NUR die FDP rausfliegt. Die lag damals bei 5,8%, das ist also nicht so schwer vorstellbar. Dann gäb's eine CDU/CSU-Alleinregierung unter Kiesinger.
Als Symbol des Bösen wäre eine offene Nazi-Partei im Bundestag (die sich dort auch bis 2019 hält, wenn die SCs dort aufschlagen) zwar reizvoll, muss aber auch nicht sein.

6:
Wie wäre es mit einer "kleinen" vorherigen Geschichtsänderung: Der Naumann-Kreis ist nicht in den 50-er aufgeflogen und die FDP hätte sich nach deren Vorstellungen entsprechend entwickelt. Plötzlich hättest Du dann mit der FDP eine verdeckte Nazi-Partei, die so lange sie nicht aufgeflogen ist als etablierte Partei für die CDU als Mehrheitsbeschaffer hätte fungieren können.

Pyromancer:
Die Idee ist zwar gut, aber mir passte ein späterer POD besser ins Konzept. Eigentlich ist 1969 auch schon zu früh. Deshalb erweitere ich die Frage: Wo könnte man denn die Abweichung von der realen Geschichte ansetzen, die halbwegs glaubwürdig zu einer insgesamt rechtskonservativeren, leicht faschistoiden, verstaubt-miefigen BRD-Gesellschaft führt? Wo auch 2019 noch Sekundärtugenden hochgehalten werden, Kriegsdienstverweigerung ein Makel im Lebenslauf ist, linksradikale Lehrer mit Berufsverbot belegt werden etc.
Und auch da wieder die Frage: Wie schaut's insbesondere mit der DDR und Wiedervereinigung aus?

Chaos:

--- Zitat von: Pyromancer am 21.06.2019 | 19:13 ---Die Idee ist zwar gut, aber mir passte ein späterer POD besser ins Konzept. Eigentlich ist 1969 auch schon zu früh. Deshalb erweitere ich die Frage: Wo könnte man denn die Abweichung von der realen Geschichte ansetzen, die halbwegs glaubwürdig zu einer insgesamt rechtskonservativeren, leicht faschistoiden, verstaubt-miefigen BRD-Gesellschaft führt? Wo auch 2019 noch Sekundärtugenden hochgehalten werden, Kriegsdienstverweigerung ein Makel im Lebenslauf ist, linksradikale Lehrer mit Berufsverbot belegt werden etc.
Und auch da wieder die Frage: Wie schaut's insbesondere mit der DDR und Wiedervereinigung aus?

--- Ende Zitat ---

Vielleicht eine stärkere Gegenreaktion auf die RAF?

Vielleicht ist der RAF-Terror blutiger, mehr normale Leute anstatt nur VIPs und deren Personenschützer sterben, so dass die allgemeine Stimmung mehr in Richtung Repression gegen alles, was zu links ist, umschwingt - und die rechtskonservativeren Teile der politischen Landschaft nutzen das nach Kräften aus?

Was die DDR angeht, vielleicht kommen da Ende der 70er, Anfang der 80er moderatere Kräfte an die Macht, die dann schließlich parallel zu Gorbatschow ihre eigenen Reformen beginnen. Die DDR wird offener, weniger repressiv, steht wahrscheinlich auch wirtschaftlich etwas besser da als historisch, und gerade im Kontrast mit der nun viel weniger attraktiven Bundesrepublik ist der Bedarf "rüberzumachen" längst nicht mehr drängend, wie er historisch war. Deshalb auch nix Wiedervereinigung, weil die DDR nicht mehr so schrecklich ist, dass man sie unbedingt abschaffen müsste, um dann stattdessen unter der Fuchtel von "denen da rechts" zu leben. Je kleiner die "Demokratielücke" und die "Wohlstandslücke" zwischen beiden Staaten, desto weniger wahrscheinlich die Wiedervereinigung. Je nachdem, wie faschistoid und miefig die Bundesrepublik sich entwickelt, wäre eine derartige überlebende DDR vielleicht sogar Ziel für auswandernde Linke aus der Bundesrepublik.

General Kong:
Das Problem der DDR war (rückblickend auf der 19. Tagung des SED-Zentralkomitees vom 8-10. November 1989 so festgestellt vom Leiter der Abteilung Planung und Finanzen beim ZK der SED, Günther Ehrensberger), dass sie seit 1973 über ihre Verhältnisse gelebt hat.

Grund dafür war dei Umstellung der Wirtschaftsplanung unter Erich Honecker: War bei Ulbricht noch dei Schwerindustrie im Vordergrund (bei einer gelichzeitigen Vernachlässigung der Konsumgüterindustrie), so wollte Honecker eben die Wohlstandslücke zum Westen schließen.

Das ging nur zu höheren Kosten, da man z.B. in der Computertechnologie von Importen aus dem Westen (Halbleiter usw.) weitgehend ausgeschlossen war. Diese brauchte man aber, wollte man profitable werden und den Leuten was bieten. Man bekam sie aber entwedre nicht oder nur für Divisen - und davon hatte man zu wenig.

Ende vom Lied: Man musste die BRD um Kredite anpumpen (z.B. über die Verbindung von Schalk-Golodkowski zu Franz-Joseph Strauß!), die man auch bekam und bediente. Was auch nicht wieder dazu führte, dass man den Rahm der eigenen Entwicklungen abschöpfen konnte.

Ergebnis: Man meierte technologisch immer weiter ab - der Trabant ist davon ein beredte Beispiel, aber auch die Chip-Entwicklung, die am Ende der DDR so ins Hintertreffen kam, dass man "neueste" Chips entwickelte, die mit denen im Wesen gleichziehen konnten - aber zum Zehnfachen des Stückpreises, was der Ankauf schon produzierter West-Chips gekostet hätte.
Also viel Geld für praktisch schon veraltete Technologie.

Das heißt, die DDR würde in unserem Beispiel eher die "Kommt ins sozialistische deutsche Vaterland!"-Karte spielen, mit mehr politischen Freiheitsrechten (z.B. keine Verankerung der "führenden Rolle der Partei" in der Verfassung von 1968) und mehr Spielraum der Blockparteien (im Rahmen der sozialistischen Ordnung natürlich).
Der Wohlstand des Westens wäre weniger anziehend, wäre doch der Makel des Revanchismus/ Neo-Faschismus/ Alt-Nazismus an ihn geknüpft und die politische Unterdrückung in der BRD größer.

Dies gäbe der DDR mehr Luft ihre industrielle Basis auch mit Konsumeinschränkungen zu entwickeln, so dass man sich vielelicht in den 80er Jahren den Anstieg des Volkswohlstandes tatsächlich Schritt um Schritt hätte leisten können.

Und wer mehr Freiheit als im Westen hat UND Bananen und Bohnenkaffee, der ruft nicht "Die Mauer muss weg!" - zumal dahinter tatsächlich der Faschismus die Säbel wetzt.

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