Pen & Paper - Rollenspiel > Pen & Paper - Rollenspiel- & Weltenbau
Ein Rollenspiel in verschiedenen Zeiten - Wie kann das funktionieren?
Uebelator:
Nur mal eine Gedankenspielerei...
Es gibt ja diverse Rollenspiele, die einem Spieler unterschiedliche Zeit-Epochen anbieten, aber grundsätzlich in der gleichen Welt spielen. Ich denke da zum Beispiel an Vampire: Dark Ages und Vampire: The Masquerade. Und wenn ich mich recht erinnere, waren ja auch Earthdawn, Shadowrun und Equinox ursprünglich mal so angelegt.
Hier bieten einem die einzelnen Bücher ja das Spiel in der jeweilgen Zeit an, stehen dabei aber quasi als eigenes Rollenspiel für sich.
Aber gerade wenn man tendenziell unsterbliche Wesen wie Vampire (oder Highlander oder anderweitig unsterbliches Gesocks) verkörpert, finde ich die Idee ganz spannend, einen und den selben Charakter in unterschiedlichen Zeit-Epochen zu spielen. Und das nicht, indem man quasi zwei voneinander getrennte Spielrunden für die jeweilige Epoche hat, sondern eine Mischung von beidem. In etwa so, wie das auch im ersten Highlander-Film (und ich glaube auch der Serie) stattfindet, der ja hauptsächlich in der Gegenwart spielt, aber ganz viel mit Flashbacks aus anderen Zeiten arbeitet.
Grundsätzlich sind Flashbacks in Rollenspielrunden ja nix neues, aber zumindest mir ist kein Spiel bekannt, das Flashbacks quasi im großen Stil, über viele hundert Jahre und als zentralen Kern präsentiert. Spiele, bei denen man in verschiedenen Welten/Dimensionen unterwegs ist, gibt es ja durchaus einige, aber dort spielt man den Charakter in der Regel zeitlich linear.
Regeltechnisch ist sowas sicherlich gut mit universellen Systemen wir GURPS oder Savage Worlds abbildbar. Die Frage wäre hier jedoch, inwieweit man einen Charakter, der z.B. im Hinblick auf die Gegenwart erstellt wurde unkompliziert "downgraded" bzw. umgestaltet, wenn man ihn in einem Flashback spielt, dass 2.000 Jahre zuvor stattfindet.
Und darüberhinaus könnte man ja auch überlegen, ob derartige Flashbacks einfach ein Teil der vom SL vorgegebenen Handlung darstellen, oder ob es sie auch irgendwie spielmechanisch relevant sind bzw. für die SCs eine Funktion haben. In "Leverage" konnten Flashbacks ja z.B. vom Spieler ausgelöst werden, um zu zeigen, wie sich die Charaktere auf die Mission vorbereitet haben.
Könnte man sowas nutzen, um den Spielern ein bissl mehr Erzählrecht zu geben wie zum Beispiel... "Ich weiß, dass Imhotep allergisch gegen Erdnüsse war, denn wisst ihr noch damals, im Jahr 54 v. Chr., als wir dieses große Festessen am Nil hatten...?"
Insgesamt fänd ich den Gedanken daran, unsterbliche Wesen zu spielen, die quasi in der gesamten Menschheitsgeschichte ihre Finger mit drin hatten (und das dann auch in unterschiedlichen Epochen auszuspielen), ziemlich reizvoll. Ich bin mir nicht so ganz sicher, wie und ob das praktisch funktionieren kann. Habt ihr da Ideen oder irgendwas, bei dem ihr sagt: "Mensch, das gibts doch schon längst und zwar in System XYZ."?
YY:
--- Zitat von: Uebelator am 26.02.2020 | 16:35 ---Die Frage wäre hier jedoch, inwieweit man einen Charakter, der z.B. im Hinblick auf die Gegenwart erstellt wurde unkompliziert "downgraded" bzw. umgestaltet, wenn man ihn in einem Flashback spielt, dass 2.000 Jahre zuvor stattfindet.
--- Ende Zitat ---
Da wird man sich von einer sehr kleinteiligen Aufteilung der Spielwerte und/oder einer kontinuierlichen Weiterentwicklung über XP wohl verabschieden müssen.
Das funktioniert entweder, indem man ein eher grobkörniges System nutzt und die Charaktere recht statisch ausrichtet oder - wenn die Spieler dann doch zu sehr an XP-Progression hängen - eine statische "Vergangenheitsversion" erstellt. Die kann auch mit dem Charakter zu Spielbeginn in der Gegenwart identisch sein, das wäre dann nur eine Frage der Buchhaltung in Sachen Steigerung.
Oder man pfeift einfach drauf und macht sich klar, dass über solche Zeiträume immer ein Haufen Veränderung nach oben und nach unten drin ist. Mit diesem Blickwinkel im Hinterkopf kann man wie gewohnt vor sich hin steigern und das auch in den Flashbacks entsprechend nutzen, solange Fertigkeiten usw. allgemein genug gehalten sind.
Dann war der Charakter eben früher mal stärker oder geschickter oder konnte besser häkeln als zu Spielbeginn (weil man es im Nachgang gesteigert hat und in zukünftige Flashbacks "mitnimmt") - na und?
Es ist doch nicht so, als ginge es nur stetig aufwärts; das ist immer Ergebnis von Lebensumständen und der Antwort auf die Frage, womit man seine Zeit verbringt.
Die einzige Maßgabe in Sachen Erhöhung der Glaubwürdigkeit wäre dann, möglichst nicht zwei mal in großen Abständen realer Spielzeit an den weitgehend gleichen Zeitpunkt zurück zu springen. Aber da reichen ja schon 10 Jahre Versatz, von daher ist das mMn kein großes Problem.
First Orko:
Eine der Kernfragen, die den Spielstil und damit System und Umsetzung bestimmt, dürfte hier sein: Dramatik oder Ressourcen?
Dramatik
Wie YY schon andeutet fokussiert man sich dabei auf den aktuell gespielten Zeitraum, die großen Entwicklungen zwischen den Epochen werden aus den Aktionen der früheren Charaktere eher frei abgeleitet, sofern diese genug Einfluss gehabt haben. Je weiter man in der Historie voranschreitet, desto bedeutungsvoller müssen ihre Rollen in der Welt gewesen sein, um noch einen Einfluss auf die Gegenwart zu haben.
Generell ist das aber eher der Spielmodus, in dem Soziales im Vordergrund steht: Wenn man seine Gegener einfach überleben kann werden Kämpfe unwichtig. Wichtiger ist, wer seine Ressourcen über die Zeiten erhalten und mehren kann. Alte Fehden, Bindungen, Feindschaften usw. spielen mit rein, Intrigen usw.
Fragen wie "Was macht die Zeit mit den Figuren" stehen im Vordergrund.
Ressoucen
Will man aufs Handwedeln verzichten und das ganze anfassbar machen, wird man langfristig nicht umhin kommen, Fraktionen, Ressourcen, Politische Entwicklungen usw. in Werte zu fassen. Statt in Tagen spielt man in Wochen/Monaten/Jahren und sammelt Einfluss, der sich auf Ressourcen stützt, die sich die Figuren erarbeiten müssen. Das kann dann in Proben für ganze Jahrhunderte münden, in denen sämtliche vorher etablierten Faktoren zusammenfallen. Die Kunst hierbei ist wohl, die Grenze zwischen Rollen- und Brettspiel für sich sinnvoll zu ziehen.
Die Frage: "Wer ist am Ende übrig" ist hier möglicherweise tonangebend.
Neightmaehr:
Das Konzept gefällt mir. Ich denke am ehesten lassen sich solche Flashbacks als feste Punkte der Handlung umsetzen. Die Begegnung eines wichtigen NSCs könnte damit z.B. beeinflusst werden. Vor der Interaktion mit dem NSC haben die Charaktere einen Flashback über ihr erstes Treffen mit diesem NSC. Je nachdem wie sie sich damals verhalten haben, könnte ihnen in der Gegenwart der NSC freundlich oder feindlich gesonnen sein und dementsprechend auf die Charaktere reagieren.
Dem Flashback würde ich auch einiges an Spielzeit geben. Der NSC könnte die Charaktere angeheuert haben und man spielt dann den Auftrag richtig aus. Erfolg oder Misserfolg beeinflussen dann die Haltung des NSCs gegenüber den Charakteren.
Uebelator:
--- Zitat von: YY am 26.02.2020 | 16:49 ---Oder man pfeift einfach drauf und macht sich klar, dass über solche Zeiträume immer ein Haufen Veränderung nach oben und nach unten drin ist. Mit diesem Blickwinkel im Hinterkopf kann man wie gewohnt vor sich hin steigern und das auch in den Flashbacks entsprechend nutzen, solange Fertigkeiten usw. allgemein genug gehalten sind.
--- Ende Zitat ---
Das stimmt, man kann natürlich drauf pfeifen und die Charaktere steigern wie gewohnt und einfach in jeder Zeit so spielen.
Dachte gerade über irgendeine Variante nach, die es erlaubt, ein bissl an den Werten zu drehen. Nicht spruchreif, aber irgendwas in der Richtung "Pro 100 Jahre Unterschied darfst du 2 Punkte bei Attributen und 5 Punkte bei Fertigkeiten umverteilen." Und wenn man Bock hat, könnte man dann irgendwo festhalten, zu welcher Zeit man welche Werte hat, so dass man dann nachvollziehen kann, dass man im Mittelalter vielleicht ein Womanizer war, während man in den frühen 1980er Jahren eher ein Schlägertyp ist. Oder so...
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
Zur normalen Ansicht wechseln