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[Pavillon Noir] Master and Commander 1790-1815
ghoul:
Bengalengold
Ein Admiral schickt die HMS Epée du Peuple weiter nach Pondicherry und Madras, mit Befehlen, die ihm 1/8 der eventuellen Prisengelder sichert.
Pondicherry: Kapitän und Offiziere werden sehr freundlich von den Ostindien-Kompagnie-Leuten empfangen, man schwärmt ihnen von den Möglichkeiten in der Kompagnie als Anteilseigner und als Karrieresoldaten vor.
William McDonald und Wulf Ragnarsson treiben sich in den Kneipen rum und erfahren: Während die Kompagniesoldaten einen Aufstand von Tuchmachern, Schustern und Schneidern niederschlugen, konnten zwei französische Fregatten mit exzellenter Ortskenntnis dieser ehemals französischen Kolonie einen Korsarenstreich durchführen, bei denen sie die Lohnkisten für 5000 Mann erbeuten konnten – Gold und Silber im Wert von etwa 50‘000 Britischen Pfund! Die niederen Ränge erwarten erhebliche Verzögerungen ihrer anstehenden Lohnauszahlungen!
Kapitän Thornton erhält ein unmoralisches Angebot: Den Schatz soll er rückerobern, als Blei deklarieren und der Kompagnie wieder zuführen, ihn also der Navy und seiner eigenen Mannschaft unterschlagen, für wertvolle Kompagnie-Anteile und jährliche Dividenden! Die Koromandel-Jahresbilanz, die Karrieren vieler feiner Herrschaften, mit denen er eben diniert und angestoßen hat, stehen auf dem Spiel! Thornton lässt sich aber nicht korrumpieren.
Die HMS Epée jagt nun die Franzosen in Südostasien. In der Straße von Malakka kommt es zu einem Sturm. Da werden Segel zweier Fregatten gesichtet, luvseitig! Battlemat-Aufstellung: Sturmwind aus Nordwest, Inseln im Osten und Süden, eine Passage im Südosten zur offenen See, die fremden Fregatten (Lance du Peuple und Rapière du Peuple) im Norden.
Der weitere Plan des Spielleiters:
• Verfolgungsjagd durch den Sturm, die Schiffe verlieren Kontakt.
• Später: Die Lance ist auf Grund gelaufen, die Schiffbrüchigen auf einer Insel werden von einer Überzahl einheimischer Piraten belagert, ihr Teil des Schatzes ist vergraben.
• Die Rapière mit ihrem Teil des Schatzes wird irgendwann auch gestellt. An Bord herrscht eine Typhusfieber-Epidemie.
• Heimfahrt: Begegnung mit der Javelot du Peuple. Zuhause stellt sich aber heraus, dass zu dem Zeitpunkt der Friede von Amiens bereits unterzeichnet war.
Planungsfehler des Spielleiters:
• Bei einer feindlichen Überlegenheit von nur 2:1 plus Windvorteil des Feindes werden meine Spieler selbstverständlich die Konfrontation suchen. Hätte ich ja wissen müssen!
• Die Franzosen wissen nicht, dass die Epée du Peuple in britischer Hand ist. Das nutzen meine Spieler wie gewohnt mit der alten Falsche-Flagge-Taktik aus.
Es geschieht also folgendes. Die Spieler lassen unter französischer Flagge die Lance du Peuple in ihre Nähe kommen, bevor sie sich zu erkennen geben und unter den schweren Bedingungen im Sturm das Feuer auf den nicht gefechtsklaren Feind eröffnen. Als diese an ihnen vorbeigetrieben wird, gelangen sie hinter ihr Heck und feuern eine zweite Breitseite aus nächster Nähe. Die Lance sinkt. Mit dem Schatz!
Die Rapière hat sich der halben Stunde (Zeit im Spiel) bedrohlich angenähert und hat noch immer den Windvorteil. Die Schiffe befinden sich etwa in der Passage zwischen den Inseln. Thornton wählt einen taktisch brillanten Kurs: auf halbem Wind nach Südwesten, knapp an der Insel vorbei zielend. Die Rapière muss, um den Windvorteil zu halten, die Verfolgung auf einem Parallelkurs aufnehmen. Sie ist aber schwer beladen (Schatz!) und kann nicht aufholen, bis die Insel in den Weg gerät. Sie geht auf Südkurs, kreuzt den Pfad der HMS Epée und verliert den Windvorteil. Jetzt will die Epée unter den erscherten Sturmbedingungen zuschlagen, doch der Rapière gelingt es, in einer Seekampfrunde beizudrehen und eine Breitseite aus kurzer Distanz zu feuern. Die Bordkanonen beschädigen die Epée, aber die Karronaden verfehlen! Das hätte das Ende der Epée sein können. Nun aber ist die Rapière in einer ungünstige Lage zwischen Wind und Feind. Die Spieler lassen voller Elan die Kanonen sprechen – und die Rapière sinkt. Mit ihrem Schatz.
Zwei taktische Siege, zweimal der leichtfertige Verlust eines beträchtlichen Schatzes. Die Spieler haben nicht nur sich und ihre Mannschaft der Reichtümer verlustiert, sondern auch den Admiral um seinen Anteil gebracht. Die Heimfahrt findet unter geschwächter Moral statt, die Berichte des Admirals sind verheerend, und zuhause steht Thornton sowieso schon in Nelsons Missgunst.
Damit endet im Jahr 1803 die Kampagne.
ghoul:
Gründe für das Kampagnen-Ende (1803 statt erst 1815):
* Immer neue Fregattenaktionen ausdenken ist mir mittlerweile etwas anstrengend. Nach 1805 (Trafalgar) läuft alles relevante nur noch mit Fregatten und kleinen Seefahrzeugen.
* Wir haben längst die spielmechanischen Grenzen des Systems erreicht. Nominell deckt Pavillon Noir die Jahre 1530-1815 ab, Kanonen und Rumpffestigkeit werden nach Epoche angepasst. Ab dem Jahr 1800 wird die historische Feuerkraft der Schiffe jedoch ins Extrem getrieben, die spieltechnischen Schiffe halten das nicht aus und sinken viel schneller als die historischen. Auch das System mit seinen Gloire-Stufen, heroischen Talenten und verfügbaren Bonsuwürfeln für die Mannschaft hat für extrem hohe Schadenswürfe der Breitseiten gesorgt. Ich habe versucht, dem entgegenzusteuern, indem ich Razée-Fregatten mit den stabilen Rümpfen von Linienschiffen eingeführt habe, aber es hat nicht geholfen. Auch die Spieler hätten mit einem unglücklichen Wurf ihr Schiff verlieren können, durch hohes taktisches Geschick haben sie aber öfter ihre Feinde in nachteilige Positionen gebracht als sich selbst und immer triumphiert. Das ändert aber nichts daran, dass eine Fortsetzung dieser Kampagne nicht mehr sinnvoll ist.
Meine Take-aways:
- In der letzten Sitzung habe ich nicht nur die Verfolgungs-Skala (in Stunden und Seemeilen) und die Seekampfskala (2min-Runden und 50m-Hexfelder) benutzt, sondern auch die Annäherungs-Skala (8min und 200m-Hexfelder) gebraucht. Ich dachte vorher, letztere sei überflüssig.
- NSCs durch Persönlichkeit erfolgreich interessant gemacht, bis zu Heiratsanträgen durch Spieler. Das hat mich sehr gefreut.
- Aber bei NSCs und Plots habe ich gedanklich zu viel in der High Society geschweift (Keppler-Schwestern). Ich muss auch Plot für die Personnagen in den Mannschaftsrängen anbieten! Teilweise habe ich das auch gemacht, aber nicht im gleichen Verhältnis (McDonald's Jocelyn und die Ballonfahrt; Ragnarssons Hure und ihr Auftrag). Der später eingestiegene O'Tadgh kam sowieso zu kurz.
Insgesamt war die Kampagne ein Erfolg, ich habe viel dabei gelernt und viele positive Rückmeldungen aus der Spielerschaft erhalten.
Jiba:
Kannst auch stolz sein. Nach dem, was man hier liest, war es ein tolles Ding. :d
Aber warum wechselt ihr nicht einfach das System und macht einfach auf anderer Regelbasis weiter?
ghoul:
Danke, und danke fürs interessierte Lesen und Kommentieren!
--- Zitat von: Jiba am 29.12.2021 | 11:52 ---Aber warum wechselt ihr nicht einfach das System und macht einfach auf anderer Regelbasis weiter?
--- Ende Zitat ---
Weil:
--- Zitat ---Immer neue Fregattenaktionen ausdenken ist mir mittlerweile etwas anstrengend. Nach 1805 (Trafalgar) läuft alles relevante nur noch mit Fregatten und kleinen Seefahrzeugen.
--- Ende Zitat ---
Und weil ich dann lieber PN in einer anderen Epoche starte (aber erstmal habe ich eine Spielgruppenbestellung für HOMEKA), etwa 1600, da habe ich Inspiration, oder 17xx, da gibt es Kaufkampagnen.
Das System ist genial und ziemlich mächtig, aber: Nach 1800 sollte man es besser nicht mehr verwenden.
Lichtschwerttänzer:
Gilt das allgemein oder nur für die Seefahrt
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