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Reading Challenge 2021

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Swafnir:
Lesen fürs Hirn:

1. Roger Caillois - Die Spiele und die Menschen
2. Johan Huizinga - Homo Ludens
3. Johannes Merkel: Spielen, Erzählen, Phantasieren
4. Maryanne Wolf: Schnelles Lesen, langsames Lesen
5. Maryanne Wolf: Das lesende Gehirn
6. Günter Grass - Die Blechtrommel
7. Alexander Solschenizyn - Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch
8. Anton Szandor LaVey - Die Satanische Bibel
9. Max Frisch - Homo faber
10. Erich Maria Remarque - Im Westen nichts neues
11. -
12. -



Lesen fürs Herz:
1. R.A. Salvatore: Brüder des Dunkels
2. R.A. Salvatore: Die Küste der Schwerter
3. Friedrich Dürrenmatt - Der Richter und sein Henker & Der Verdacht
4. Gustav Wiederkehr - Mannheim in Sage und Geschichte
5. Erich Kästner - Drei Männer im Schnee
6. -
7. -
8. -
9. -
10. -
11. -
12. -
13. -


Epochen:

Aufklärung:
Sturm und Drang:
Weimarer Klassik:
Frühromantik: Ludwig Tiek - Der gestiefelte Kater
Hoch/Spätromantik:
Vormärz:
Realismus: Theodor Storm - Der Schimmelreiter

Am Freitag hat ein Bagger unsere Internetleitung gekappt, also hab ich am Wochenende (fast) fünf Bücher gelesen. Meine letzten würde ich gerne kurz bewerten.
Die Blechtrommel halte ich für sehr überbewertet. Immer wieder schreibt Grass sehr feinsinnig und einige Teile sind sehr stark. Aber dann wieder gibt er sich verschiedenen Gedankenflüssen hin und wir schwafelig. Das ist auch ein Grund, warum das Buch viel zu lange ist. Und was Reich-Ranicki auch schon bemerkt hat: "Der Grass kann keine Sexszenen schreiben!". Die sind wirklich furchtbar. Und das weiß Grass auch selbst, denn er stellt immer im nächsten Kapitel klar, dass es sich um Sex gehandelt hat.
Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch ist kein spannendes Buch. Dennoch ist es sehr interessant wie Solschenizyn einen Tag im Leben einen Zwangsarbeiter in einem russischen Gulag schildert. Auf jeden Fall lesenswert.
Den Schimmelreiter hab ich 1997 in der Schule gelesen. Jetzt hab ich ihn mir nochmal vorgenommen. Liest sich gut, allerdings find ich das Ende jedes mal wieder arg unrealistisch. Elkes Motiv für das was sie tut, ergibt einfach keinen Sinn. Das stört mich auch 24 Jahre später noch.
Als verschwendete Zeit würde ich das Lesen Der Satanischen Bibel von Anton Szandor LaVey bezeichnen. Das Buch ist so infantil wie die Texte der Böhsen Onkelz und so geistreich wie eine Abrissbirne. Sie soll ja in einer Walpurgisnacht 1968 geschrieben worden sein. Und genauso liest sie sich auch, als solle sie fundamentalistische Christen der späten 60er trollen. Dabei ist sie allerdings immerhin unfreiwillig komisch. Als Satire würde ich ihr 4/5 Punkten geben. Außerdem hab ich noch nie sonen exzessiven gebrauch von Ausrufezeichen gesehen!
Friedrich Dürrenmatt finde ich ja genial. Der Verdacht hab ich damals auch in der Schule gelesen und fand den Roman klasse. Vor zwei oder drei Jahren hab ich den nochmal gelesen und letzte Woche mitbekommen, dass Der Richter und sein Henker ja die Vorgeschichte ist. Nun hab ich die Doppelausgabe am Freitag bei meiner Tante im Regal gesehen, und das Ding gleich durchgelesen. Die Sprache ist toll und Kommissär Bärlach eine wunderbar bärbeißige Hauptfigur. Demnächst muss ich mir mal "Das Versprechen" schnappen.
Und wenn ich schon gerade bei Schweizer Autoren war, hab ich mir dann den Homo faber von Max Frisch geschnappt. Ich mag seinen minimalistischen Stil, aber den Roman dann doch etwas dünn. Weder die Hauptfigur noch die "Handlung" konnten mich fesseln und die immer beschriebene Wandlung seines Weltbildes konnte mich auch nicht überzeugen.
Gerade bin ich mit Im Westen nichts neues fertig. Das ist ein wirklich starkes und bedrückendes Buch. Es fesselt ungemein und das Lesen ist nicht unbedingt vergnüglich. Ich kann sagen, dass es eines der besten Bücher ist die ich bisher lesen durfte.

 

Menthir:
#15

Roy F. Baumeister & John Tierney - Willpower - Rediscovering Our Greatest Strength

Ich bin ja normalerweise nicht so der Leser von Büchern, die sich als Ratgeber gerieren oder versuchen Ratgeber und Sachbuch zu vereinigen, aber dieses Werk war verblüffend unaufdringlich.
Das Thema Willenskraft ist zudem bei mir im Freundes- und Bekanntenkreis zuletzt ausführlich diskutiert wurden, sodass die Lektüre letztlich interessant klang.

Baumeister und Tierney unternehmen den Versuch, anhand von psychologischen Experimenten, diverse Sachverhalte zum Thema der Willenskraft plastisch darzustellen, ohne sich zu sehr auf die wissenschaftliche Nüchternheit zu verlassen, sie werden dabei erzählerisch, ohne zu entspannt zu werden; und von mir sehr geschätzt: sie vermeiden es, belehrend zu werden und zu behaupten, dass sie den einzig wahren Weg gefunden hätten.

Letztlich ist das Buch mehr eine Zusammenfassung von vielen, kleinen Versatzstücken zum Thema Willenskraft, die man entweder aus eigener Anschauung oder aus dem common sense kennt, dazu ein paar Zusätze und das Aufräumen mit ein paar Missverständnissen. Beispielsweise zu den Jojo-Phasen von Diäten wird da etwas gesagt, oder es werden Querbezüge zum Getting Things Done von David Allen gezogen. Und es ist gefällig genug geschrieben, um nicht zu langweilen.

Es bleibt am Ende vor allem hängen, dass es eigentlich falsch ist, von blanker Willenskraft zu sprechen. Zumindest ist in der Art und Weise wie Baumeister und Tierney es verstehen, vielmehr ist von einer Willensausdauer zu sprechen, die zwar trainiert werden kann, aber allen voran ähnlich des Ausdauersports vor allem eine Mischung aus Training der eigentlichen Willenskraft und aus geschicktem Ressourcenmanagement ist. Und unabhängig davon, welche individuellen Maßnahmen man findet (lediglich vor Prokrastination warnen sie - bis auf in Ausnahmen - ansonsten stellen sie unterschiedliche Möglichkeiten und Ansätze frei), letztlich bleibt alles davon abhängig, wie gut man seine Ressource Willensausdauer verwalten kann.

7 von 10 Punkte

#16

Max Weber - Politik als Beruf

In Webers nachträglich bearbeiteten Vortrag zum Thema der Politik als Berufung ist sicher viel reininterpretiert, viel ausgelegt und viel debattiert wurden. Ich kann und will die Breite gar nicht weitergeben, weshalb ich zuvorderst meinen eigenen Eindruck schildern möchte.

Der Vortrag ist meines Erachtens vor allem als strukturalistischer Beitrag zur Thematik des Berufspolitikers zu lesen, da er dort seine Stärken hat. Zwar debattiert Weber auch die Dimensionen unterschiedlicher ethischer Ansätze (vor allem setzt er sich mit dem Gegensatz von Gesinnungs- und Verantwortungsethik), aber tatsächlich hat er zum ethischen Anspruch oder zur Motivation eher wenig zu sagen.

Die Analyse der Herrschaftstypen und der darin strukturell handelnden Personen hingegen ist das Kernstück dieses Vortrags.
Die Rechtfertigung eigener politischer Ambition und auch eine gewisse Hoffart wird hier und da deutlich, wenn man das Buch liest, und besonders deutlich wird es, wenn man bedenkt, dass Weber ihn nur hielt, damit Kurt Eisner ihn nicht hält, aber das schmälert nicht die strukturelle Leistung des Beitrages.
Diese zeichnet sich durch die konzise Beschreibung von Herrschaftstypen und ihren jeweiligen Bedingungen aus und ist nach wie vor ein hervorragender Einstieg in das Thema. Häufig wird das Werk ja vor allem wegen Webers Beschreibung des charismatischen Führungstypus - des Demagogen - herangezogen und dann wegen des Zeitpunktes des Vortrags (1919) als Prophezeiung des Aufstiegs Hitlers herangezogen, aber damit wird man dem Werk und seiner Aussage wohl kaum gerecht.

Insgesamt kann der Vortrag - der nichts an struktureller Aktualität verloren hat - immer noch mit großem Gewinn gelesen werden.

8 von 10 Punkte

#17

Umberto Eco - Der Name der Rose

Der Ruf dieses Werkes durfte den meisten bekannt sein, aber ich will sein Loblied dennoch auch nochmal singen. Welch ein gutes Werk! Und auf wie vielen Ebenen.
Es ist eine kleine Einführung in die Logik, in die Philosophie, in die Semiotik und in die Mediävistik, es ist ein Detektivroman nach klassischem Stil (Sherlock & Watson = William von Baskerville & Adson), es ist ein Sittengemälde, es ist ein historischer Roman, es ist einfach ein gelungenes Potpourri aus allen möglichen Einflüssen, und natürlich bedeutungsschwanger ohne Ende.

Das Sujet im Bereich der Mönchskopisten zu suchen, dort dann viele Einflüsse zu kopieren (Sherlock = Baskerville, auch in der Beschreibung bspw. oder die Bedeutung Borges verglichen mit dem Autoren Borges), und ihnen doch mit eigenen Zeichen und Wegen eigenes Leben zu geben, ja, all die Logik und das Lesende in dem allgemeinen Chaos abbrennen zu sehen, und damit die Themen des Werkes zu unterstreichen, ist in seiner Konstruktion schon ein ganz besonderes Werk.
Ein Werk, in dem Konstruktion, Beschreibung, Modell und Wirklichkeit Hand in Hand geht und irgendwas zwischen Roman, Mockumentary, philosophisch-theologischer Vorlesung und
Gewölbekunde bildet (für die D&D-Freunde ist es sogar ein gelungener Dungeoncrawler in einigen Szenen), ist außergewöhnlich.
Besonders außergewöhnlich, wie Eco alles in seinem Werk spiegelt; in der Handlung, sei es die kirchenmittelalterliche Architektur, sei es der Diskurs über das Lachen und Komödiantische, etc.

Und jetzt mag es am Anfang so sein, dass die ein oder andere Erklärung zu lang und zu nichtig erscheine, ist dem nicht so, denn Eco begegnet diesem damit, dass jede seiner gelehrten Diskurse - sei es über Brillen, über das Küchenlatein, über Häresie, Architektur, Essenskultur etc. - eine immanente Rolle in seinem Stück spielt und somit nicht einfach der Beschreibung, sondern auch immer der Handlung gilt.

Und so ist es letztlich folgerichtig und befriedigend, dass selbst Sherlocks - verzeiht, Baskervilles - Logik nicht reicht, um alles zu erfassen und zu verhindern. Dass alle künstlich erzeugte oder verstandene Ordnung nur eine unzureichende und doch notwendige Verkürzung, ja beinahe Skizze der Wirklichkeit ist, in der alles wohlgeordnet werden kann und doch stets darüber hinausweist, darüber hinausweisen muss.

Bei allem theoretischen Salbadere, bei allem Aufguss, bei allem Konstrukt bleibt es zudem noch immer ein lesenswertes und gar nicht mal knöchernes Werk.

Ja, ein wirklich befriedigender Lesegenuss. Ein Werk, welches zurecht zu den Großen der Weltliteratur zählt.

9 von 10 Punkte.

Huhn:

--- Zitat von: Swafnir am 18.04.2021 | 22:44 ---Am Freitag hat ein Bagger unsere Internetleitung gekappt, also hab ich am Wochenende (fast) fünf Bücher gelesen.

--- Ende Zitat ---

Oh, so einen Bagger bräuchte ich auch!

Swafnir:

--- Zitat von: Huhn am 20.04.2021 | 00:02 ---Oh, so einen Bagger bräuchte ich auch!
--- Ende Zitat ---

Für mich wars gut, weil ich frei hatte und nichts vor. Meine Frau (und diverse Nachbarn) war aber im homeoffice und die Nachbarskinder im homeschooling. Die dürfen jetzt alles nachholen. Heute hat uns der Bagger übrigens den Hauseingang weggebuddelt. Wir dürfen jetzt durch den Keller und den Hinterausgang gehen. Keine Ahnung wie die Post kommen soll. Wenn ich jetzt aber meine Lieferung vom Roland bei der Post abholen muss, dann platz ich  >:(

Swafnir:
Lesen fürs Hirn:

1. Roger Caillois - Die Spiele und die Menschen
2. Johan Huizinga - Homo Ludens
3. Johannes Merkel: Spielen, Erzählen, Phantasieren
4. Maryanne Wolf: Schnelles Lesen, langsames Lesen
5. Maryanne Wolf: Das lesende Gehirn
6. Günter Grass - Die Blechtrommel
7. Alexander Solschenizyn - Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch
8. Anton Szandor LaVey - Die Satanische Bibel
9. Max Frisch - Homo faber
10. Erich Maria Remarque - Im Westen nichts neues
11. -
12. -



Lesen fürs Herz:
1. R.A. Salvatore: Brüder des Dunkels
2. R.A. Salvatore: Die Küste der Schwerter
3. Friedrich Dürrenmatt - Der Richter und sein Henker & Der Verdacht
4. Gustav Wiederkehr - Mannheim in Sage und Geschichte
5. Erich Kästner - Drei Männer im Schnee
6. Bernhard Schlink - Der Vorleser
7. -
8. -
9. -
10. -
11. -
12. -
13. -


Epochen:

Aufklärung:
Sturm und Drang:
Weimarer Klassik:
Frühromantik: Ludwig Tiek - Der gestiefelte Kater
Hoch/Spätromantik:
Vormärz:
Realismus: Theodor Storm - Der Schimmelreiter


Drei Männer im Schnee von Erich Kästner fand ich lustig und gut zu lesen, allerdings schon etwas sehr albern. Aber der Schreibstil von Erich Kästner hat einfach irgendwie was heimeliges.

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