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Reading Challenge 2021

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Huhn:
#6
Kerstin Gier: Silber - Das erste Buch der Träume

Die 15-jährige Liv Silber hatte sich sehr darauf gefreut, demnächst mit ihrer kleinen Schwester Mia, dem Kindermädchen Lotti und ihrer zerstreuten Mutter in einem heimeligen Cottage in England zu leben. Doch als die beiden Schwestern am Flughafen in London ankommen, hat ihre Mutter "Mr. Planänderung" dabei und statt des gemütlichen Cottages wartet das Leben als Patchworkfamilie mit "Mr. Planänderung" Ernest und seinen beiden Kindern, den 17-jährigen Zwillingen Grayson und Florence, im großen London auf sie. Kein Wunder, dass Liv bei all dem Chaos so merkwürdige Träume hat. Dass sich Grayson und seine gutaussehenden Freunde mitten in der Nacht auf dem Friedhof treffen, um einen Dämon zu beschwören, wäre ja auch zu absurd - und dass Liv die vom Dämon auserwählte Jungfrau sein soll, die den Kreis vervollständigt, wohl erst recht. Richtig gruselig wird es aber, als sich die Anzeichen dafür häufen, dass die Jungs denselben Traum hatten und sich daran ebenso gut erinnern können wie Liv. Was hat es mit diesen Klarträumen, den Türen und dem schaurigen Dämon auf sich?

Ich habe das Buch als Hörbuch gehört und hatte es ausgewählt, weil ich die Edelsteintrilogie der Autorin mochte und das hier irgendwie so ähnlich sein soll. Ist es auch - die Geschichte teilt sich wieder auf zwischen einem magisch-mystischen und einem romantischen Subplot. Mir hat dennoch die Edelstein-Trilogie besser gefallen. Irgendwie hat "Silber" so seine Längen, wenn immer und immer wieder beschrieben wird, wie unfaaaassbar gut Henry, der schmucke Bursche, doch aussieht. Und Grayson. Und Arthur. Und Jasper. Und wie hässlich andere Jungs sind (was sie automatisch auch immer zu charakterlich schlechten Personen macht, sodass es dann auch gerechtfertigt und nicht oberflächlich wirkt, wenn die Protagonistin sie beiläufig abkanzelt).

Die Hauptfigur ist mir recht unsympathisch. Irgendwie soll man Mitleid mit ihr haben, weil sie wegen des Jobs ihrer Mutter so oft umziehen müssen. Aber am Ende bleibts dabei, dass sie recht wohlhabend sind und über den neuen Freund ihrer Mutter so richtig in der Londoner Oberschicht ankommen, in einem riesigen Haus mitten in der Stadt leben und auf eine angesehene Schule gehen dürfen - und alles, was ihnen dazu einfällt, ist rumzujammern, wie schlecht es ihnen doch geht. Hat mich nicht so abgeholt. Ich persönlich mag auch Geschichten nicht, in denen Kinder und Jugendliche den neuen Partner eines Elternteils von vorneherein nicht leiden können und sich dann erstmal total daneben benehmen, um den wieder loszuwerden. Das ist so ein Storyelement, das soll wohl voll nachvollziehbar sein - nervt mich aber einfach nur, weil ich sowas albern finde.

Richtig creepy fand ich eine Szene, in der Liv von zwei der Jungs auf ner Party in nen abgelegenen Kinoraum geführt wird, wo sie ihr dann irgendwas von einem "Spiel" erzählen, für das Liv dringend Jungfrau sein müsse und ob sie mitmachen wolle, während ein dritter Junge gerade mit alkoholischen Getränken reinkommt ... und Liv bleibt tatsächlich dort und sagt JA?! WTF. Ich weiß, sie vermutet schon, dass es um diese Traumsachen geht und um den Dämon und weiß nicht was. Aber diese Szene ist, Fantasy außenvorgelassen, einfach nur schaurig. Hätte ich nicht gewusst, dass das ein friedliches Jugendbuch ist und die Jungs alle ganz nett sein sollen - ich hätte schwören können, dass das der Auftakt zu ner grauenhaften Vergewaltigungszene sein soll. Ich mein, da schrillen doch bei jedem denkenden Menschen alle Alarmglocken! o.O Wie kann man das in einem Jugendbuch für junge Mädchen als ne sinnvolle Entscheidung von Liv darstellen?

Unabhängig davon macht aber auch viel an dem Buch Spaß. Der Schreibstil der Autorin ist gewohnt routiniert, die Sprecherin des Hörbuchs hat eine angenehme Stimme und die Geheimnisse um die Traumwelten und ihre Funktionen machen Laune. Zugegebenermaßen - die Idee, wie Träume sich zusammensetzen, find ich doch recht oberflächlich (meist sind sie durchschaubare Zusammensetzungen von Elementen aus den Tagen davor und ganz einfach zu deuten), aber hey - es ist eben auch keine Abhandlung über Träume, sondern eine nette Fantasystory für, wie ich schätze, 13-15-jährige Mädchen. Um es nebenher beim Puzzeln zu hören, wars unterhaltsam genug und ich werd mir auch den zweiten Band mal noch anhören, auch weil die wirklich spannenden Rätsel noch nicht gelöst wurden (Wer ist denn nun Secrecy, die/der den Lästerblog der Schule betreibt und scheinbar ALLES weiß? Hab Vermutungen ...)  ;D

Menthir:
#18

Sten Nadolny - Die Entdeckung der Langsamkeit

Dieser Roman über den Polarforscher John Franklin, der bekannterweise auf der Fahrt der Schiffe Erebus und Terror in der Arktis auf der Suche nach der Nordwestpassage sein Ende fand, folgt der Lebenslinie dieses Mannes im halb faktischen, halb fiktiven Gewand. Eigentlich folgt es der Langsamkeit der Figur.

Nadolnys Franklin ist dabei ein angenehmerweise etwas anderer Held, der die Welt anders und langsamer versteht, sich dafür aber mit Beobachtungsgabe und Beharrlichkeit der Welt nähert, seine Nachteile und seine gesellschaftliche Ächtung in Achtung verwandelt. So lässt sich der Roman sicher positiv beschrieben.

Man könnte aber auch sagen, dass er in seinem Tempo, nach seinen Stärken lebt und mit seiner störrischen Art seinen Weg ein Stück erzwingt und vielen Menschen Tod und Verderben bringt, in einer spannenden, langsamen Form des Egoismus, denn obwohl viele John Franklin, seinen Ideen und seiner Art Tür und Tor öffnen, scheint er es nur in wenigen Ausnahmesituationen, ja, eigentlich gar nicht zurückzugeben und nur indirekt zu fordern.

Es wird die Lust am Entdecken beschrieben, aber auch, dass die Welt für John Franklin um John Franklin kreist. Das Schnelle wird abgelehnt, das Langsame wird emporgehoben, und Nadolny verarbeitet seine Erfahrungen als Lehrer und als Literatenkind ausreichend in diesem Buch.

Leider kann Nadolny zudem die "graziöse Schwere" bezeichnete Langsamkeit nicht halten, und je weiter das Buch fortschreitet, desto mehr eilt er durch die Lebensstationen Franklins, bemüht alle Winkelzüge dieses wuchtigen, einflussreichen Lebens zu betrachten und die Bewunderung dafür auszudrücken. Dadurch ist das Ende etwas leidlich eilig im großen dritten Part des Buches.

Dennoch bleibt, dass es ein spannendes Unternehmen ist, die Langsamkeit des Protagonisten und die Andersartigkeit in den Fokus zu setzen, leider bleiben die Nebenschausteller dadurch etwas binär zurück und wir entdecken deren Motivation immer nur oberflächlich. Der Schreibstil ist einfach und gefällig. Wirkliche Spannung entwickelt das Buch allerdings nicht, sodass es tatsächlich eher etwas für eine lauere Lesestimmung ist, wenn man sich selbst etwas der Langsamkeit hingeben will.

Die letzte Darstellung von Franklin, die ich fiktiver Art las, war die in Terror von Dan Simmons, in der als egoistischer, pseudopompöser Snob und Hanswurst dargestellt wurde, der nochmal Glorie erreichen wollte, nachdem seine vorherigen Expeditionen scheiterten und er als Gouverneur des Van Diemen's-Landes (Tasmanien) abkommandiert wurde. Insofern war der Vergleich in der Charakterisierung spannend.

Insgesamt ein brauchbares, aber trotz des Bestsellerstatus für mich nur durchschnittliches Buch. 

5 von 10 Punkte.

Swafnir:
Lesen fürs Hirn:

1. Roger Caillois - Die Spiele und die Menschen
2. Johan Huizinga - Homo Ludens
3. Johannes Merkel: Spielen, Erzählen, Phantasieren
4. Maryanne Wolf: Schnelles Lesen, langsames Lesen
5. Maryanne Wolf: Das lesende Gehirn
6. Günter Grass - Die Blechtrommel
7. Alexander Solschenizyn - Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch
8. Anton Szandor LaVey - Die Satanische Bibel
9. Max Frisch - Homo faber
10. Erich Maria Remarque - Im Westen nichts neues
11. -
12. -



Lesen fürs Herz:
1. R.A. Salvatore: Brüder des Dunkels
2. R.A. Salvatore: Die Küste der Schwerter
3. Friedrich Dürrenmatt - Der Richter und sein Henker & Der Verdacht
4. Gustav Wiederkehr - Mannheim in Sage und Geschichte
5. Erich Kästner - Drei Männer im Schnee
6. Bernhard Schlink - Der Vorleser
7. Cormac McCarthy - Die Abendröte im Westen
8. -
9. -
10. -
11. -
12. -
13. -


Epochen:

Aufklärung:
Sturm und Drang:
Weimarer Klassik:
Frühromantik: Ludwig Tiek - Der gestiefelte Kater
Hoch/Spätromantik:
Vormärz:
Realismus: Theodor Storm - Der Schimmelreiter

Blanchett:
Meldung April:

#17 Wolfgang Hohlbein - Schattenchronik Band 3 - Die Kinder der fünften Sonne von Marc Alastor E.-E.
Dilara erzählt ihrem Gefährten Calvin von ihrer Reise im ausgehenden 19. Jahrhundert, in der sie weltweit Informationen
für Antediluvian sammelt. Längst weiss sie, daß der Ur-Nosferatu mehr über die mysteriöse Herkunft der Vampire weiß,
und um seine Macht zu sichert, diese Kenntnisse für sich behält und Beweise vernichtet.
Als Dilara in Avignon den Auftrag erhält, ein uraltes Dokument aus den geheimen Archiven des Vatikans zu stehlen, und
zugleich erfährt, daß offenbar die Rosenkreuzer ebenfalls an dem Manuskript interessiiert sind, ahnt sie, daß es ein
letzter Schlüssel zu allen Geheimnissen sein könnte.
Nicht ganz freiweiliig steht ihr die bezaubernde Rosenkreuzerin Gelophee Roche zur Seite, und so beginnt eine unweigerliche
Irrfahrt, die Dilara durch Zweifel, Lug und Trug geradewegs zu einer unliebsamen Gewißheit führt...

Fazit: Wie bereits in meiner Meldung von März geschrieben: Band 1 habe ich vor einigen Jahren gelesen. Fand die Geschichte gut;
aber nicht soo fesselnd wie die Folgebände 2 & 3... Jetzt muss ich mich erstmal wieder in Geduld üben, bis weitere Bände den Weg
in meinen Besitz finden.


#18 James O'Barr - The Crow - Ultimate Edition
Als James O'Barr den Schmerz und die Qual einer persönlichen Tragödie in die Zeichnungen von The Crow einfließen ließ, fand
seine äußerst kathartische Geschichte von Eric - der von den Toten aufersteht, um den brutalen Mord an sich und seiner Verlobten zu
rächen - bei Lesern auf der ganzen Welt Anklang. Mit The Crow: Ultimate Edition liegt die illustrierte Erzählung, die die Grundlage
für den "überwältigenden" (Roger Ebert) Kinoerfolg voller "unauslöschlicher Bilder" (Rolling Stone) bildete, nun erstmals nach über
25 Jahren wieder auf Deutsch vor.

Fazit: Ein sehr beeindruckendes Buch. Bis ich die Werbung aus dem Rollenspielladen meines Vertrauens gesehen habe, wusste ich
nichtmal das einer meiner Lieblingsfilme auf einem Comic basiert.


#19 Die Wahrheit über Katzen
Die Wahrheit über Katzen - was Sie schon immer über die flauschigen Mitbewohner wissen wollten!
Zitate, Sprüche und Witziges über all die positiven und negativen Eigenschaften, die eine Katze so ausmachen.

Fazit: Eigentlich ist mit dem Einband schon alles wichtige gesagt. Für mich als Forenkatze defintiv ein Must-Have


#20 Cherry Gilchrist - So werde ich Alchimist
Alchemie ist nicht nur eine mittelalterliche "Wissenschaft", mit deren Hilfe man angeblich Blei in Gold verwandeln konnte. Alchemie
war darüber hinaus schon immer eine magische Lehre, die vor allem die Spiritualität und Sinneserfahrungen der Menschen anregte.
Cherry Gilchrist beschreibt und lehrt, auf welche Art und Weise jeder seine verborgenen Fähigkeiten ans Licht holen und zur Entfaltung
bringen kann.
Die beschriebenen Übungen bilden die Schlüssel zu Kräften, die jeder von uns auf den Gebieten der Kunst, der Musik, der Heilkunde,
der Psychologie und der Spiritualität, aber auch für die Problemlösung im Alltag in sich zu wecken vermag.

Fazit: Ein interessantes Buch. In den Kapiteln sind Aufgaben aufgeführt, die man (wenn man möchte) abarbeiten kann. Darauf habe ich
aktuell verzichtet.

Samael:

--- Zitat von: Samael am 21.02.2021 | 15:22 ---#8
Zelazny, Guns of Avalon.

#9
Zelazny, Sign of the Unicorn.

Band 2+3 des ersten Amber-Zyklus. Wenn ich mit Band 5 durch bin, schreibe ich noch ein paar Takte mehr zur Buchreihe, habe ich mir vorgenommen.

--- Ende Zitat ---

#10 Roger Zelazny, The Hand of Oberon
Das wäre Band 4/5 des ersten Amber-Zyklus. In Band 5 bin ich vor Wochen stecken geblieben. Ärgerlich!

#11 Simenon, Maigret und das Verbrechen in Holland
Ganz ordentlich. Das alte Simenon-Thema katholische vs protestantische Lebensart wird mal wieder aufgegriffen.

#12 Bruno Bleckmann, Die Germanen
Lesenswerter Überblick über die Geschichte der germanischen Völker von den ersten Erwähnungen in antiken Quellen bis zu den Wikingern. Wobei letztere nur sehr weit ausgegriffen behandelt werden und der Fokus, getreu des akademischen Hintergrundes des Autors, auf der Antike und Spätantike liegt.

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