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[2D20] Threat, Doom, etc. - welchen Sinn macht die SL-Ressource?

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Prisma:
Ich lese mich gerade in Star Trek Adventures ein und frage mich warum "Threat" für mich als SL wichtig sein soll.

Threat ist im Prinzip das "Momentum" des SLs. Also Gummipunkte die ich ausgeben kann, um die Würfe der feindlichen NSCs zu verbessern, Verstärkung auftauchen zu lassen oder bestimmte Meta-Effekte - z.B. eine "Complication" - in die Szene einzufügen.

Nun bin ich aber der SL und kann das alles auch ohne Gummipunkte machen. Einfach so. Die NSCs können in einer Anzahl auftauchen die ich frei Schnauze bestimmen kann. Ebenso ihre Kompetenz. Complications kann ich auch einfach so deklarieren... und nicht mal Q könnte mich aufhalten.

Einzig den Wurf zu pushen könnte, je nach Runde, unethisch sein. Aber auch dazu habe ich als SL die de facto die Macht, wenn ich will. Und zwar einfach so.

Was soll ich also mit Threat, wie es in STA heißt oder mit Doom aus Conan 2d20?

Nun habe ich noch keine Spielerfahrung mit 2d20 und kann da vielleicht etwas wichtiges übersehen. Hat jemand diese und kann erhellende Erkenntnisse betreffend der SL-Ressource teilen?



Weitere Überlegungen:
- Threat macht nur als Momentum-Spender für die Spieler einen Sinn: Wenn die Spieler kein Momentum zur Verfügung haben oder keines ausgeben wollen, aber dennoch Momentum nutzen möchten. Dann können sie rules-as-written einfach Threat generieren. Allerdings sind die Möglichkeiten der Spieler Momentum zu erhalten schon sehr großzügig - zumindest liest es sich so. Also ist das vielleicht gar nicht nötig. Außerdem, wieso sollte den Spielern absolut immer eine Gummipunktressource zur Verfügung stehen? Das senkt den Wert von Momentum.

- Prinzipiell gefällt mir die Idee, dass man die Steigerung der allgemeine Gefahr spielmechanisch abbilden möchte. Aber das ist doch sowieso immer gegeben. Warum brauche ich als SL dafür eine Gummipunktmechanik? Vielleicht ist der Gedanke dieser, dass die Spieler wissentlich in den Threat-Pool einzahl und dies als Risiko ansehen und Spannung entstehen soll, weil sie denken "ui... das wird uns fertigmachen, aber ich nehm den Punkt trotzdem". Doch das geht auch so. "Ich haue dem Klingonen auf die Fresse" funktioniert sehr gut um die Gefahr im Raum zu steigen, ganz ohne Threat zu produzieren. "Ich haue dem Klingonen besonders gut auf die Fresse und nutze Threat für extra Würfel." Dann kommt eben ein weiterer Klingone in den Raum und beteiligt sich am Kampf (Threat-Einsatz des SLs). Aber das kann ich als SL wiederrum auch einfach so entscheiden.

- Ich glaube, bei Dishonored ist eine Meta-Ressource am Ende der Session dafür verantwortlich, wieviel chaotischer die Spielwelt wird. (Wer das PC-Spiel gespielt hat, dem ist diese Mechanik bekannt.) Aber auch hier können die Spieler dies automatisch mit ihren Handlungen herstellen, in dem sie ganz klassisch Leute töten anstatt sie nur zu besiegen, für Chaos und Elend sorgen, etc. Eine Meta-Ressourse ist nicht wirklich erforderlich.

- Threat, etc. fühlt sich für mich wie eine Brettspielmechanik an, bei dem der SL kein echter SL sein soll, sondern ein Mitspieler mit etwas höheren Spielrechten. Oder aber die Designer bei Modiphius folgen einer Doktrin bei der sie den SL als Gegner der Spieler ansehen, bzw. Spieler und SL in einer Art kompetitiven Verhältnis stehen und es gilt dem SL Grenzen zu setzen. (Beides halte ich für ein Rollenspiel für nicht sinnvoll.)

Xemides:
Hallo Prisma,

natürlich kannst du das als SL in jedem System frei Schnauze entscheiden.

STA und die anderen 2D20-Systeme wollen es halt geregelt haben.

Das ist ja auch nicht unbedingt ne neue Erfindung, auch die YZE kennt ja zum Beispiel bei Coreolis was ähnliches.

Die Systeme setzen halt auf Regelung und Berechenbarkeit statt auf "Willkür".



Leonidas:
Also, in meiner Runde (A!C) könnte ich Complications nicht einfach so deklarieren, ohne dass mir die Spielrunde zerbröseln würde.
 
„Klar bekommst du mit deinem absolut erfolgreichen Wurf das Schloss auf, aber dabei zerbricht dein Dietrich“, sowas ginge bei uns nicht mit bloßer willkürlicher SL-Ansage durch. Und genau an der Stelle kommt dann eben Threat ins Spiel.

Complications und NSC-Bonuswürfel, für was anderes benutze ich Threat kaum, dafür dann aber auch mit Freude.

Ludovico:
Ich denke, das Thema gehört in den allgemeinen Teil des Forums. Wie Xemides schrieb, haben auch andere Spiele diese Mechanik.

Insgesamt bietet die Mechanik einige Vorteile ggü ad hoc-Anpassungen:
a) Es ist berechenbar. Gerade bei Anpassungen von Encounter ad hoc fehlt eine Guideline, die es ermöglicht, die Schwierigkeit gezielt auf das richtige Niveau zu heben oder zu senken. Der SL ist auf sein Bauchgefühl und seine Erfahrung angewiesen.
Und das kann in die Hose gehen.
b) Die Spieler können durch ihr Spiel umgehen, dass die Encounter schwieriger werden. Oder aber sie können es sich auch schwieriger gestalten.
c) Bei Dishonored bietet die Meta-Ressource eine objektive Messung für den SL, der ansonsten ja auch nur auf seine (subjektive) Sichtweise zurückgreifen kann, um die Runde zu bewerten.

Prisma:
(Hinweis: Mir geht es übrigens nicht darum Threat schlecht zu reden oder sowas. Ich will die Mechanik verstehen und sie für meine Anwendung bewerten können.)

"Willkür" ist ja das böse Wort.  Das Dietrichbeispiel wäre auch in meinem Verständnis unethisch. Ist Threat dann eine Währung mit dem sich der SL "unethische", oder besonders fiese Entscheidungen kaufen kann? Das würde Sinn machen und Threat als Gefahr und Risiko aufwerten. (Gul Dukats Spieler hat dem SL jede Menge Threat zugespielt. Der SL lässt daraufhin Dukats Tochter Ziyal von Damar bei der Evakuierung von DS9 erschießen. Eine besonders fiese Aktion, die Dukat in den Wahnsinn treibt. Noch schlimmer: Ein weiterer Threat-Einsatz und Dukat glaubt wahnhaft, Sisko sei daran schuld.)

Xemides und Ludovico, ihr habt Berechenbarkeit erwähnt. Die Spieler wissen aber doch gar nicht was sie erwartet, also wie "schlimm" es ohnehin wird. Mit Threat-Einsatz wissen sie nur dass es "noch schlimmer" werden kann. Aber sie haben keinen Maßstab. Wo ist die Berechenbarkeit?

Ludovicos Punkt b) ist zwar valide, aber dies lässt sich doch auch so in jedem Spiel gestalten. "Sag deinen Freunden, wir warten auf sie im Saloon." "Ich schalte die Sicherheitsvorkehrungen des Holodecks grundsätzlich aus, wenn ich Kampfsimulationen durchführe." "Phaser? Benutze ich nie, nur Bathlet oder Fäuste!"

zu Punkt c)
Ich denke, dass lässt sich schon objektiv bewerten: Wieviel Mayhem haben die SC hinterlassen? Daran kann bewertet werden, wie im PC-Spiel halt. Aber grundsätzlich passt es, es ist eine Regelmechanik die funktioniert (zu mindest von meinem Leseverständnis her - habe Dishonored 2d20 noch nicht gespielt).
Strenggenommen, könnte man Threat auch weglassen, oder? Oder würde das System dann nicht mehr funktionieren?

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