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Alte Kampagne nach 20 Jahren Rollenspielpause fortführen

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Namo:

--- Zitat von: Zed am 23.06.2025 | 20:22 ---Hm, ich höre widersprüchliches heraus.  :)

Ja, Kämpfe kosten Zeit. Aber sind sie ein Zeit - V e r l u s t ? Nicht, wenn sie allen soviel Spaß machen, wie dieser Kampf Euch Spaß gemacht hatte.

Wenn Ihr auf dieser Schiene bleibt, dann wird sich Eure Kampagne etwas strecken, weil Ihr mehr Spielzeit in Kämpfe investiert. Ihr werdet "etwas langsamer in der Geschichte vorankommen". Aber das scheint mir gar nicht schlimm: Schließlich sind Dir (und sicher auch Deiner Gruppe) die SCs und die Kampagne ans Herz gewachsen. Dann werdet Ihr halt nicht in drei Jahren fertig, sondern in viereinhalb.

Es folgt ein Plädoyer für schnell dahingekritzelte Karten:

Ich drucke ab und an entweder eine coole Karte aus dem Fundus aus - unsere vorletzte "Kampf"-Karte war diese hier:


Ursprünglich bei Reddit gefunden, jetzt hier.

Oder ich skizziere spontan eine Karte, während die Gruppe ihren genauen nächsten Plan bespricht. Die sieht dann entsprechend ... skizziert aus.



Ja, der dahingeskribbelten Karte fehlen Details und jede Schönheit, aber die Details zumindest kann ich bei Bedarf hinzuerfinden.

Aber sie tut ihren verdammten Job hervorragend: Der taktische Unterschied zwischen einer dahingeskribbelten Karte und einer hübschen ausgedruckten ist nur der zwischen 97% und 100%.

Ich habe sogar die Vermutung, dass die Skizzenhaftigkeit die Vorstellungskraft eher anregt als die schicke Detailkarte von einem Profi oder Deiner Dungeon-Tiles. Vielleicht trägt sie in ihrer Abstraktheit sogar die Vorteile des "Theater of Mind" mit sich.

Meine Gruppe jedenfalls mag vielleicht mal einen Blick auf ein Bild eines Monsters werfen wollen, sie will es dauerhaft konkreter aber gar nicht haben: Miniaturen, die ich ihnen mal geschenkt habe, haben sie eingemottet, sie wollen immer nur ihre schlichten Stecknadeln nutzen.

Solltest Du Dich mit dahinskizzierten Karten anfreunden, dann schlägst Du noch eine Fliege mit der Klappe: Das verlangsamte Voranschreiten der Kampagne gibt Dir etwas mehr Zeit, über die großen Fragen der Kampagne nachzudenken (darüber hattest Du neulich geschrieben), und diese "schnelle und dreckige" Art der Kartenerstellung frisst den Zeitvorteil nicht wieder auf.

--- Ende Zitat ---

Interessante Ansätze. Ich bin bei dem Thema ja auch bei weitem noch nicht am Ende. Die Verwendung der Loke Bücher sorgt ja dann auch für ein übersichtlich abgegrenztes Areal. Was aber wenn ich mal ein größeres Areal benötige (z.B. wenn mal ein Kampf gegen einen großen Gegner mit großer Bewegungsreichweite kommt, der die Spieler vor die Problematik stellt, wie sie ihn erreichen können?)? Dann werde ich ja wieder umdisponieren müssen.

Aktuell gefällt mir die Wertigkeit und grafisch wirklich tolle Aufbereitung. Das sieht echt toll aus. Allerdings habe ich gerade auch an einem weiteren Thema diesbezüglich herum gearbeitet. In den Büchern sind ja auch Blankountergründe und hier habe ich dann mal geschaut wie es ist wenn ich da Dungeons herein male. Denn Dungeons hatte ich ja bisher auch nur beschrieben und die Spieler haben mitgezeichnet. Nach dem Input hier im Forum will ich mich auch diesem Thema annehmen und überlege wie ich das Umsetze. Kleine Karten ausdrucken und Bereiche zudecken und die Spieler erkunden halt nach und nach und wenn es zu einem Kampf kommt eben Kopfkino oder extre Battlmap. Oder eben große Dungeontiles malen/nutzen auf denen sich die Charaktere bewegen können und so bei einem Kampf schon direkt im Raum stehen bzw. der Umgebung. Das benötigt dann aber natürlich wieder mehr Platz. Und riesige Dungeons werden sehr umständlich damit. Aber die haben wir auch nur sehr wenig. Aber die Sorge bleibt, dass es zu Brettspielig wird.

Von daher habe ich den ersten Link zu reddit von dir Zed ohnehin schon gespeichert. Denn gerade für größere Umgebungen würde ich vielleicht Übersichtskarten ausdrucken ohne dass wir damit groß mit Minis spielen - eher mit den Miniklötzchen aus terraforming Mars wie wir damals auch unsere Zombieabenteuer auf einem Dina4 Blatt dargestellt haben. Und auch eine Handzeichnung einer BM auf nem Raster ist für mich Thema. Denn es gibt ja auch nicht für jedes Situation eine gedruckt BM in den Büchern. Das wird auf Sicht nicht anders gehen. Das ist ja wirklich insgesamt ein neues Thema für mich. Aber ich finde das durchaus spannend. Wobei ich da aufpasse nicht abzudriften. Ich hätte gestern beinahe schon ein Lolth "Mini" bestellt, weil ich mir so auch die Spinnenform meiner drei Schattenweberinnen vorstelle  ~;D

Namo:
Wir hatten mittlerweile unseren 17. Abend (wie krass eigentlich - muss immer noch an den Januar letzten Jahres zurück denken). Ich hatte ja verschiedene Gedanken dazu schon geschrieben, die aber durch den "Erfolg" des Kampfes auf der BM oben überlagert wurden. Aber jetzt war es endlich soweit. Die weitere Positionierung meines aktuellen "Lieblings NSCs". Und da ging es in mir wirklich drunter und drüber. Das Setting sollte ja so aussehen: Ein großer Reichsrat in dem alle Fürsten, Edelmänner und vermögenden Männer und Frauen des Landes vertreten sind und die mangels König (das Land ist seit 80 Jahre ohne König) über die wichtigen Dinge das Land betreffend beratschlagen und zu entscheiden versuchen. Überlagert ist dies oft durch die Zwistigkeiten der beiden größten Adelshäuser im Land. Ich wollte ja ursprünglich eine Situation schaffen wie in Amerika - kurz vorm Bürgerkrieg wegen Demokarten und Republikanern. Zwischen den beiden Häusern existieren aber viele kleinere Fürstentümer und Grafschaften - vor allem im Norden und Süden. Die Spieler wollten nun vor der Gefahr durch die Arakniden warnen, zeigen und berichten, dass der Fluch des Landes zurück ist und gehandelt werden müsse. Je nachdem wie das laufen würde, kam mir vor einiger Zeit die Idee, das mein Drecksack von Antagonist diese Gelegenheit vielleicht für sich nutzen wollen würde - insbesondere, da er viele Adelshäuser umgarnt und auf seine Seite gezogen hat. Das hatte also Potential eine ziemliche coole Szene zu werden.

Und dadurch, dass ich mich so auf die Szene gefreut habe, hat meine Körper echt ein wenig gesponnen. Das ist total verrückt, aber ich war schon zwei Stunden vorher total aufgeregt. Fast wie Lampenfieber. Das war kein wirklich schönes Gefühl für einen Event in der Freizeit. Aber gut, so war das halt.

Aber wie sehr da alles zusammengelaufen ist kann ich überhaupt nicht sagen. Der Paladinspieler hatte ja eine Rede vorbereitet, in dem er auch intensiv um Einheit des Volkes und der Häuser warb etc. Und das war natürlich echt eine Steilvorlage. Irgendwann im Tumult des Ratssaals ergriff dann der Antagonist, der ja auch Onkel des Paladins ist und Entführer des Bruders einer der Charakter, das Wort. Bedankte sich in seiner aalglatten Art beim Paladin, seinem Neffen, für seine Ausführungen und da dieser ein Mann des Glaubens sei gäbe es ja auch überhaupt keinen Grund diesen keinen Glauben zu schenken. Er griff alle Worte des Spielers auf, insbesondere was die notwendige Einheit des Landes angehen würde die ja auch den Dauerkonflikt der beiden großen Häuser nicht möglich ist. Und es bräuchte nun doch jemanden der die Verantwortung für das Land übernimmt, das zu lange ohne Krone und Führung war. Etc blabla - er bietet dem Rat und dem Reich also seine Dienste als König an. Und ich kann nicht anders als diese Szene zu feiern. Der Gesichtsausdruck der Spieler, die sich ja sonst nicht häufig in die Karten schauen lassen bzw. selten emotional reagieren war einfach verdammt cool. Erst interessiertes zuhören, was der Mann da erzählt und dann siehst du nach und nach bei jedem Spieler im Blick dass sie zu verstehen beginnen was da gerade passiert und das entsetzen darüber: "Was geschieht hier gerade, ich glaube das ist nicht gut, ohhhhh sshiiittt" Ich hatte eigentlich noch gehofft und erwartet dass sie mich mit irgendetwas bewerfen, aber soweit ist es dann doch nicht gekommen.

Nach dieser Erfahrung kann ich mich daher nur immer wieder wiederholen: wenn man eine Umgebung schafft in der der Antagonist nicht einfach mit Waffengewalt umgehauen werden kann, ermöglicht das häufig erst richtig coole NSC zu schaffen. Es ist mir in meiner Laufbahn selten gelungen einen solchen NSC zu schaffen wie diesen hier. Insbesondere da er sich eigentlich immer weiter organisch entwickelt. Passend dazu hatte mir der Paladinspieler auch gesagt, wie gut das gelungen wäre ihm ein Theme zu geben. Immer wenn bei der Hintergrundmusik "rains of castemere" läuft, denkt er immer direkt, dass der NSC irgendwo ist oder gleich auftaucht.

Apropos Erfahrung, zum Abschluss auch eine wichtig Erkenntnis: Ich muss mehr in Urlaub fahren bzw. andere Eindrücke aufnehmen. Es ging in dem Abenteuer später auch noch um eine Entführung die in die Slums der Stadt führen sollten. Diese hatte ich vorher nicht wirklich ausgearbeitet und nannte sie dann auch nur Dunkelviertel. Warum? Klingt halt nach zwielichtig und runtergekommen. Als wir dann dort spielten und es ans beschreiben ging, hatte ich plötzlich eine Eingebung (und ich halte mich nicht wirklich für gut in Spontanität). Auf einmal fiel mir ein wie meine Frau und ich zum Jahresanfang in Hamburg waren und uns dort das Gängeviertel angesehen haben. Plötzlich beschrieb ich das Dunkelviertel als Gängeviertel - enge Gänge, hochragende Häuser so dass im ganzen Viertel die Sonne wenig Licht spenden kann und das Viertel dadurch eher im Schatten liegt etc. Und deswegen wird es Dunkelviertel genannt. Bumm, nichts von wegen zwielichtig (okay, im wahrsten Sinne des Wortes dann schon  ~;D) oder so.

Das war auch eine interessante Erfahrung. Eigentlich das 1x1 eines SL - eigene Erfahrungen einfließen zu lassen. Aber so wie hier habe ich das eigentlich selten benutzt. Das nicht nur ich das so wahrgenommen habe, kam dann in einem Gespräch mit einem Spieler nach der Runde raus. Durch genau die Beschreibung ist die Stadt nochmal lebendiger und einprägsamer für ihn geworden, weil er sich das Dunkelviertel dann auch so gut vorstellen konnte und das einfach im Kontrast zum Rest der Stadt steht. Natürlich habe ich den Schein gewahrt, als wäre das immer so von mir geplant gewesen.

Irgendwann muss ich hier vielleicht mal eine Zusammenfassung meiner internen SL Tipps machen, die ich für mich führe. In der stehen Dinge die sehr gut funktionieren und die ich mir immer wieder vor Augen halten mag und eben Dinge die nicht so funktioniert haben. Im Übrigen führe ich noch immer nach jeder Runde eine Feedbacktagebuch mit mir selbst, in dem ich stichworthaft direkt aufschreibe was gut und was nicht gut an dem Abend war. Ganz Buchhalter eben. Aber dadurch kann ich eine gewisse Entwicklung sehen. So hatten wir jetzt nun wieder einen Abend ganz ohne Kämpfe und mit wenig Fähigkeitenwürfen. Was nicht so optimal war. Zumal der Paladin Story bedingt ziemlich viel Spotlight hatte, was ihm selbst auch aufgefallen ist. Der nächste Abend wird dann aber dafür dann wieder ein "normales" Abenteuer.

gunware:

--- Zitat von: Namo am 17.07.2025 | 11:18 ---Erst interessiertes zuhören, was der Mann da erzählt und dann siehst du nach und nach bei jedem Spieler im Blick dass sie zu verstehen beginnen was da gerade passiert und das entsetzen darüber

--- Ende Zitat ---
Genial. Einfach nur cool.

gilborn:
Hallo Namo,

ich wollte mal Danke sagen für deinen letzten Post, den Twist finde ich absolut toll und richtig gut ausgeführt!

(Nach deiner Geschichte mit dem Notizbuch kannst du vielleicht etwas Aufmunterung gebrauchen  ;))

Namo:
Ja danke, das hilft tatsächlich  :)

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