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[TTWLB] "I Want To Play" Kapitel III "Auf der Spur des Bären"
Outsider:
The Things We Leave Behind
- Herbst 2022 –
I Want To Play
Let us meet beside the field
That stretches across the nightmare world
There it rains the coldest rain
But there we'll meet again, again
Those Poor Bastards
Kapitel III -Auf der Spur des Bären-
Die News am nächsten Tag waren voll von den Ereignissen des Abends. Seit der Drogenrazzia im Sommer war der Tod der Familie West die einzig wirkliche Story der Gegend. Die Version welche die Zeitung druckte und welche auf den Nachrichtenkanälen lief unterschied sich jedoch erheblich von dem was ihr gesehen hatte. Das Ganze lief unter der Überschrift „Einbruch lief schrecklich schief! Familie Opfer von Einbrechern!“. Doch wie ein Einbruch sah das für euch nicht aus, außer die Einbrecher wären mit einer Kettensäge auf die Familie losgegangen und kamen von innerhalb des Hauses. Vielleicht hatte die Polizei nicht alle Details rausgegeben und die Presse reimte sich die Lücken, welche so groß wie der St. Clair River sein mussten, zusammen. Dean hatte jedoch den dumpfen Verdacht, dass das APD mit derlei mehr als überfordert war. Das Morddezernat hatte faktisch nie etwas zu tun und sprang bei Raub und Diebstahl mit ein, die ebenfalls kaum etwas zu tun hatten und so kümmerten sich alle mehr oder weniger um die Kriminalität welche Touristen mit in den Ort brachten. War man doch hier um die Zustände in Detroit hinter sich zu lassen. Müsste Dean wetten würde er sagen, was die Presse druckte war die Version der Polizei welche selbst keine Ahnung hatte was da gestern passiert war oder was auch immer die Familie West angegriffen hatte.
Das roch danach, das der Fall, trotz seiner Tragik und Reichweite, weder die Aufmerksamkeit noch die Expertise bekommen würde die er verdiente, immerhin waren Menschen gestorben. Laut den Nachrichten waren Mrs. und Mr. West Tot und eines der Kinder schwebte in Lebensgefahr. Wie und wo die Leiche von Mr. West aufgetaucht ist stand nicht in dem Artikel, gestern Abend jedenfalls hattet ihr von ihm keine Spur gesehen.
Die Spurensuche am Strand nach dem Bären verlief ereignislos. Die Polizei hatte den Fundort von Lucy nicht abgesperrt und so waren hier am Morgen schon Leute gewesen. Vielleicht die Presse, vielleicht Frühaufsteher. Hundespuren deuteten darauf hin, dass hier jemand seine Vierbeiner ausgeführt hatte. Es war unmöglich die Spuren eines Spielzeugbären zu finden welcher, so verrückt es auch klang, hier am Strand herumgelaufen sein könnte. Das war zum Beispiel ein Detail das die Presse gänzlich unerwähnt ließ. Genauso wie die Anrufe beim APD am Vortag des Überfalls.
Ein paar Pressewagen standen vor dem APD als ihr euch dort traft, doch die Reporter einer lokalen Radiostation und eines kleineren Fernsehsenders beachteten euch nicht. Sie warteten wohl darauf, dass das APD irgendein weiteres Statement zu dem Vorfall in der Nacht veröffentlichte.
Das Wetter an diesem Tag war erneut grau und trüb mit einem Hochnebel der sich vielleicht am späten Nachmittag noch mal lichten könnte. Alles war nass, die Feuchtigkeit des Nebels perlte auf dem Autolack und hing in tropfen an den Ästen von kahlen Bäumen.
Katharina:
Casey - Am Strand und vor dem APD
Mit einer Mischung aus Neid und Sehnsucht blickt Casey einem Jogger hinterher, der hier am Strand seine morgendliche Laufrunde dreht. "Der nutzt seine Zeit wenigstens sinnvoll.", murmelt sie, unzufrieden über den ausbleibenden Ermittlungserfolg, aber auch über den Umstand, dass sie in den letzten Wochen ein paar Kilo zugelegt und ein paar Muskeln verloren hat. Ein letztes Mal lässt Casey dann ihren Blick über die Szenerie schweifen, bevor sie sich ohne neue Erkenntnisse gewonnen zu haben abwendet und auf den Weg zum APD macht.
Unterwegs besorgt sie noch Kaffee und steht schließlich in einen schwarzen Parka gehüllt und mit 2 Kaffeebechern in der Hand vor dem APD. Einer davon wird Dean zur Begrüßung hingestreckt. "Bittesehr. Wenn ich den Fernsehkrimis glauben darf, sind bei der Polizei ja immer alle Kaffeeautomaten kaputt." Mit ernsterer Stimme fügt Casey dann hinzu: "Denkst du, ich kann zur Aservatenkammer mitkommen? Oder soll ich besser hier draußen warten?"
Outsider:
Dean nimmt den Kaffee dankend an, schlürft an dem Becher und atmet dann langsam aus.
„Das belebt den Geist und den Körper! Danke Casey.“
Dann blickt er zu dem Polizeigebäude herüber und nicht. „Klar ich nehme dich einfach mit rein, die kennen mich und dich aus dem Sommer. Vielleicht gibts ein Bisschen Getuschel, aber wen stört das schon!“ Grinsend zwinkert er Casey zu.
Es stellt sich in der Tat deutlich unproblematischer heraus als gedacht. Die Asservatenkammer ist einer ungeschriebenen Regel folgend im Keller. Auf dem Weg nach unten könnt ihr sehen, dass das Polizeirevier nur dünn besetzt ist. Wahrscheinlich feiern die Kollegen Überstunden ab um nicht der Presse in die Arme zu laufen. Mit einem lässigen Nicken grüßt Dean den Captain welcher sich stoisch hinter Akten an seinem Schreibtisch verbarrikadiert hat um wohl ebenfalls nicht mit der Presse reden zu müssen.
Mac ist nirgendswo zu sehen, daher geht Dean voran gleich in den Keller. Das Untergeschoss ist ein hell erleuchteter langer Gang, mehrere Türen gehen davon ab. Heller Linoleumboden, weißgestrichene Wände, alle paar Meter eine Lampe an der Decke. Casey kann erkennen, dass hier unten die Waffenkammer des APD´s ist, ein Fitnessraum der nicht so aussieht als wenn er oft verwendet wird, die Duschen und die Spinde der Polizisten. Gegenüber der Waffenkammer befindet sich die Asservatenkammer in der ein älterer Mann in ziviler Kleidung seinen Dienst versieht. Ein Namensschild auf der Kleidung weist ihn als „P. Bishop“ aus.
Old Pete wie ihn alle nennen. Sein zerfurchtes Gesicht die schütter gewordenen Haare und wässrige, blaue Augen deuten an das er sich hier neben der Pension etwas dazu verdient. Tatsächlich war Old Pete als er noch Officer Bishop hieß, lange Zeit beim APD. Zwei Herzinfarkt in folge disqualifizierten ihn jedoch vom aktiven Dienst. Nachdem er genesen war kam er zurück und übernahm die Leitung der Asservatenkammer und nachdem er seine Jahre bis zur Pension voll hatte ist er einfach geblieben. Der Stadt kam das zugute, es musste niemand neues eingestellt werden.
Nach ein paar freundlichen Worten und Austausch von Angelgeschichten wurde schnell klar, dass der Bär nie in der Asservatenkammer angekommen ist. Die Fundstücke von dem Boot waren auf ein paar wenige Kisten verteilt aber weder im Verzeichnis noch in den Kisten selbst ließ sich der Beutel mit dem Bären finden. Das der Bär irgendwo anders hineingekommen sein konnte war ausgeschlossen. Die Asservatenkammer war ein kleiner Raum mit ein paar eisernen Regalen welche nicht mal zur Hälfte gefüllt waren. Anders ausgedrückt, die Asservate waren so übersichtlich, dass ein Bär in jedem Fall aufgefallen wäre.
Was auch immer der Deputy mit dem Fundstück gemacht hatte, nachdem es Fotografiert wurde, es war nicht beim APD.
Wenig später standet ihr wieder draußen, weiterhin ignoriert von der Presse, mit dem unguten Gefühl das der Teddybär bereits ein zwei Tatorten gewesen war. Dem Boot und dem Massaker bei der Familie West, wie ein böses Ohmen schien Gewalt dem Tier zu folgen wo auch immer es auftauchte.
Katharina:
Casey - Beim APD
Mit erhobenem Haupt und zurückgezogenen Schultern folgt Casey Dean möglichst selbstbewusst durch die Gänge des Reviers, so als wäre es ganz selbstverständlich, dass sie sich hier aufhält. Sie versucht auch ihre Neugier nicht allzu deutlich zur Schau zustellen, kommt aber trotzdem nicht umher, immer wieder einen Blick in die offenen Büros zu werfen und ein paar Wortfetzen der Polizisten aufzuschnappen, die plaudernd am Gang stehen oder in Gruppen irgendwohin eilen. Casey nimmt all die Eindrücke kommentarlos zur Kenntnis, fragt sich innerlich aber dennoch, wie Leute es schaffen, über Jahrzehnte hinweg tagein und tagaus in diesem tristen Gebäude Dienst nach Vorschrift zu schieben. Sie nimmt sich vor, Dean beizeiten darauf anzusprechen, was Leute dazu bringt, selbst ihre Pension im Keller einer Polizeistation zu verbringen, anstatt angeln zu gehen, mit den Enkeln zu spielen oder das Land zu bereisen.
In der Asservatenkammer angekommen, lässt Casey ihren Blick über die Regale streifen, sagt aber kein Wort zum verschwundenen Bären. Offenbar leisten hier doch nicht alle Dienst nach Vorschrift., schießt es ihr durch den Kopf, wenngleich sie es sich verkneift, inmitten des Polizeireviers Kritik an der Polizeiarbeit zu üben. "Gibt es denn sonst irgendwelche Fundstücke von dem Vorfall?", erkundigt sie sich stattdessen nur bei Old Pete.
Erst als sie wieder vor dem Gebäude stehen, spricht Casey Dean auf den verschwundenen Bären an. "Das verheißt überhaupt nichts Gutes. Ich schlage vor, dass du einmal den Deputy anrufst, der den Bären zuletzt hatte. Ich arbeite mich in der Zwischenzeit durch die Online-Zeitungen und schaue, ob es in der Zwischenzeit irgendwelche Bärensichtungen gab oder andere Vorfälle, die mit dieser Kreatur zutun haben könnten. Vielleicht gibt es mittlerweile auch neue Berichte zum gestrigen Abend."
Outsider:
Während Dean sich etwas abseits hinstellt um zu telefonieren sichtet Casey alles was sie zu Bären oder ähnlichen Vorfällen finden kann.
Zu Bärensichtungen in Nordamerika, an der Grenze zu Kanada und den großen Seen ist viel zu viel zu finden. Egal wie die Ermittlerin versucht die Ergebnisse einzugrenzen es ist ein wildes Durcheinander. Bei Überfällen auf Familien bietet sich ein ähnliches Bild. Was sie aber sagen kann ist, dass was sie zu Bärenüberfällen findet keinerlei Ähnlichkeit mit dem hat was der Familie West passiert ist. Weder in der Brutalität noch in dem Ausmaß mit mehreren Toten. Neue Berichte zu gestern Abend gibt es ebenfalls noch nicht. Die Presse streut weiter das Narrativ eines Hauseinbruchs der schiefgegangen ist und mehreren Familienmitgliedern das Leben gekostet hat. Das ist wohl etwas was den Horizont der Leser erreicht.
Fast will Casey schon aufgeben, da fällt ihr ein Eintrag auf, welcher aus dem Jahr 2017 stammt und auf den ersten Blick nicht danach aussieht als hätte es etwas mit den Ereignissen von gestern Abend zu tun. Der Titel lautet „Drogendealer verhaftet, Boot trieb herrenlos vor Port Austin“ das Wort welches den Treffer ergeben hat war „Dunkelheit“.
Der Artikel einer Lokalzeitung aus Port Austin, einer Kleinstadt nördlich von Algonac, berichtete, dass eine führerlose Yacht, die „Mako“, an die Port Austin Light Station getrieben wurde. In der vorherigen Nacht hatte die Küstenwache einen Mann aus dem Lake Huron gerettet welcher als der Drogenschmuggler Henry B. identifiziert wurde. Aufgrund eines noch offenen Haftbefehls wurde er kurz nach seiner Rettung verhaftet und zu der Yacht befragt. Er hatte zugegeben das die Mako sein Schiff war und er dies mit zwei weiteren Personen deren Namen er nicht nennen wollte zum Schmuggeln verwendet hat. Was er dann erzählt beschrieben die Ermittler, so zitierte die Zeitung, als schaurige Gruselgeschichte welche allein dazu diente seine Hintermänner auf der kanadischen Seite nicht zu verraten. Angeblich hätte Henry B. auf dieser Fahrt nicht nur Drogen geschmuggelt, sondern auch ein Kind das ihm in dem kleinen kanadischen Ort Thessalon übergeben wurde welches er nach Amerika bringen sollte. Auf der Überfahrt hätte sich dann aber eine schreckliche Dunkelheit des Schiffes bemächtigt ein Schatten mit unstillbarem Durst nach Blut. Henry B. habe sich nur durch einen Sprung ins Wasser retten können. Auf dem Schiff welches an dem Leuchtturm gestrandet war befanden sich keine weiteren Personen. Weder konnten die zwei Komplizen von Henry B. gefunden werden noch ein Mädchen. Es sah ganz danach aus, als wenn es an Bord eine „blutige“ Auseinandersetzung gegeben hatte, was nach Aussage der Ermittler im Drogenmilieu nicht unüblich war.
Was der Artikel nicht erwähnt ist ein Teddybär, aber bis auf dieses Detail ähnelt der Vorgang sehr dem Bootsfund am Str. Clair River vor ein paar Tagen.
Bei einem paar weitern Suchen zu dem Artikel, der Gegend oder dem Drogendealer hält Casey den Atem an.
Henry B. wurde aufgrund seiner Vorstrafen, dem Umstand das man Kinderkleidung auf seinem Schiff gefunden hatte und das seine beiden Helfer verschwunden waren wegen dreifachen Mordes, Menschen- und Drogenhandels angeklagt. Gerade die Morde machten einfach keinen Sinn da augenscheinlich nie Leichen gefunden wurden, schienen aber Ausdruck dessen zu sein, dass die Staatsanwaltschaft hart durchgreifen wollte nachdem Henry B. weder seine Komplizen noch seine Auftraggeber verraten wollte. Nach dem Prozess kam er ins Bay County Jail…
…aus dem er laut eines öffentlichen Fahndungsaufrufs und Warnung an die Zivilbevölkerung vor zehn Tagen ausgebrochen war und weiter flüchtig ist.
Deans Telefonat mit dem Deputy brauchte drei Ansätze bevor der Mann ranging. Mit verschlafener Stimme und sichtlich verwirrt beteuerte er, dass er sich nicht daran erinnern konnte was mit dem Bären geschehen war. Er konnte sagen, dass er zu dem Boot gerufen wurde, die Stelle abgesperrt hatte, den Bären nahe der Brandungslinie gefunden hatte und dann nichts mehr. Auf Deans Nachfragen konnte er noch sagen, dass Mac ihn angewiesen hatte das Stofftier als Beweis zu sichern, dass er es auch in eine Tüte getan hatte und dachte er hätte es zu den anderen Beweismitteln getan.
Der Mann schien nicht zu lügen, soviel konnte Dean sagen. Was auch immer an dem Strand passiert war, der Deputy wusste es schlicht und ergreifend nicht mehr. Seine Erinnerungen setzen erst wieder ein als er im Streifenwagen und auf dem Rückweg zum APD gewesen war.
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