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[Hard SF] Redshift - Redux
Feuersänger:
Noch ein Setting-Tidbit, das die aktuelle Diskussion im Habitate-Thread tangiert:
Um etwas Spannung und Konflikt ins Setting zu bringen, wird es einen Staat geben, den ich jetzt einfach mal "New Empire" nenne. Tendenziell denke ich da an das British Empire, da einige Muster aus dessen Kolonialzeit gepflegt werden, es könnte aber auch ein anderes Land dahinterstecken. Also:
Während die meisten der anderen Blocks einigermaßen progressiv bis idealistisch gestaltet sind, gibt es auch ein paar eher rückwärtsgewandte Staaten, die sich nur schreiend und kratzend vom Abgrund wegzerren ließen. Staaten wie unser New Empire spielen auf der Erde soweit nötig nach den neuen Regeln, weil sie es sich nicht leisten können sich international zu isolieren. Aber es werden eben Spielräume ausgenutzt, die den alten Eliten zugute kommen. Da gibt es dann eben kein Bedingungsloses Grundeinkommen sondern eine deutlich kargere Sozialhilfe, während man bei den Reichen so lang wie möglich wegguckt wenn diese ihr Wealth Cap sprengen, all sone Sachen. Gesellschaftsmodell ist eher Neofeudalismus.
Die "Logic of Empire" zeigt sich dann insbesondere bei der solaren Expansionsstragie:
Es ist explizit nicht gewünscht, dass die Kolonien autark werden und sich Gott behüte irgendwann vom Mutterland unabhängig erklären könnten.
Darum werden die Kolonien so spezialisiert wie möglich aufgezogen. High-Tech Produktionsmittel werden den Kolonien vorenthalten -- diese sollen letztendlich Rohstoffe ans Mutterland liefern und die benötigte High-Tech von der Erde importieren. (Vergleiche Indien - Baumwolle - Textilien)
Kern dieser Strategie ist ein Dreieckshandel Erde - Mars - Belt: auf dem Mars werden Lebensmittel produziert und zu den Bergwerkskolonien im Belt exportiert. Der Belt liefert hochwertige Rohstoffe (seltene Erden, Edelmetalle, Uran/Thorium) ans Mutterland auf der Erde. Das Empire versorgt Mars und Belt mit Industrie- und Konsumgütern.
Neue Siedler werden mit großen Versprechungen angeworben, und in Abhängigkeitsverhältnisse gelockt aus denen sie sich kaum wieder befreien können. "Ja natürlich kannst du einen Rückflug buchen. Nachdem du deine Prämie zurückgezahlt hast. Wie, ohne Prämie kannst du dir den Rückflug nicht leisten? Tja dann musst du wohl nochmal einen Vierjahresvertrag dranhängen."
Dies ist dann auch der Stoff, aus dem die Unabhängigkeitserzählungen gewebt sind. Da sich das Empire absichtlich auf so zweitklassige Grundstücke wie Mars konzentriert, mischen sich die anderen Staaten da auch kaum nennenswert ein - zumindest offiziell. Inoffiziell kann es freilich schon sein, dass ein anderes Bündnis solche Freiheitskämpfer heimlich unterstützt, aber natürlich nur über freie Agenten, die nicht offiziell mit dem Staat in Verbindung gebracht werden können...
Wohlgemerkt ist das Empire natürlich nicht die einzige Faction mit Kolonien im Hauptgürtel. Da dürfte jeder mitmischen, der es sich irgendwie leisten kann. Für Ceres, Vesta und Psyche gelten hier allerdings besondere Regeln: die ersten beiden sind für supranationale Erschließung reserviert, auf Psyche läuft bereits ein solches Projekt.
Eine interessante Schnittstelle wird da vielleicht noch das Verhältnis zum Saturn. So ziemlich alle brauchen He-3. Wie verhält sich der Ring zu den verschiedenen Erdnationen? Wer übt hier wieviel Druck auf wen aus? Kann das Empire es sich leisten, eine eigene 3He-Operation auf Saturn laufen zu lassen, ohne auf die Infrastruktur des Rings zurückzugreifen (und diesem somit zu nichts verpflichtet zu sein)?
Feuersänger:
Neue Baustelle, über die ich gerade erst angefangen habe nachzudenken:
Jupiter
Bislang hatte ich den Dicken Jupp übersprungen, da er für eine Solare Ökonomie mehr Probleme als Möglichkeiten bietet. Insbesondere:
- absurde Schwerkraft, riesige Gravitationssenke,
- gewaltiger, tödlicher Strahlungsgürtel, der auch die ersten 3 Galileischen Monde einschließt.
--> 3He-Abbau zB ist viel schwieriger als von Saturn, da wir an der "Oberfläche" eine Fallbeschleunigung von 2,5G haben und zum Aufstieg in einen niedrigen Orbit grob 35km/s delta-V nötig sind.
Selbst mit einem (mit großem Aufwand zu installierenden) Roto-Tether würden wir das Problem nur verlagern, denn das Ding müsste wiederum so stark sein, dass es eine hochgehobene Nutzlast sofort quer durchs Sonnensystem pfeffert.
Das können wir also vergessen, bzw macht keinen Sinn sich das anzutun wenn es Saturn gibt.
Dennoch habe ich mir Gedanken gemacht, wozu man Jupiter vielleicht doch nutzen könnte.
Idee: wir machen aus der Not mit der Strahlung eine Tugend und erzeugen daraus per Direktkonversion Strom. Das kann man sich so etwa als große Ringkonstruktion vorstellen, die durchfliegende geladene Teilchen einfängt und wie ein Dynamo Strom erzeugt. Selbst bei wenigen % Wirkungsgrad käme da gewaltig was zusammen.
Diesen Strom beamen wir als Mikrowellen- oder Laserstrahl aus dem Strahlungsgürtel hinaus, etwa in den Orbit von Callisto (wo es einigermaßen erträglich ist). Dort können wir ihn u.a. nutzen um aus Callisto-Eis Wasserstoff und Sauerstoff zu erzeugen.
Denkbar wäre sogar, hier über radioaktive Prozesse Helium-3 herzustellen, d.h. durch Tritiumzerfall.
--> Jupiter als interplanetare Tankstation.
Ist allerdings dann die Frage, wozu man hier eine Tankstation braucht. Die meiste Zeit wird Jupiter für Saturn-Transfers nicht als Zwischenstation nötig oder möglich sein. Noch weiter draußen gibt es eigentlich auch erstmal nichts Interessantes. Bliebe vielleicht noch eine potentielle Bedeutung für den Belt.
Vielleicht hat man diesen Ansatz auch nur einmal vor 80 Jahren verfolgt und das Projekt irgendwann für gescheitert erklärt.
Seitdem schwirrt all diese Infrastruktur noch um den Jupiter herum, teils zerfallen, teils noch einsatzfähig.
Vielleicht dienen diese Ruinen heute als Zuflucht und Versteck für Piraten und ähnliche Elemente. Schlicht weil niemand Bock hat, sie in diese Todeszone zu verfolgen. Die Piraten wiederum haben sich dort mit viel Mühe einigermaßen eingerichtet, und müssen eben die Kröte schlucken, dass sie allmählich verstrahlt werden (leichte Reaver-Vibes).
Gedanken dazu?
Chaos:
Es könnte dort auch, wie auf dem Mars, die eine oder andere Gruppe geben, die dort ist, gerade weil das Jupitersystem nicht der begehrenswerteste Ort im Sonnensysten ist. Vielleicht nicht unbedingt Piraten, aber alle möglichen anderen kauzigen Figuren. Es gibt, wie du sagst, im Jupitersystem nichts, was man nicht woanders besser/günstiger/einfacher herbekommen könnte, aber es gibt diese Sachen, und man könnte genug davon herstellen und exportieren, um im Gegenzug zu importieren, was man nicht selbst herstellen kann - nicht genug, um damit massiv Geld zu machen, aber genug für die Selbstversorgung.
Es dürfte generell überall im Sonnensystem so sein, dass die Einflussreichen und Mächtigen sich die Sahnestücke heraussuchen, und der Rest sich so gut dort einrichtet, wo man irgendwie einigermaßen zurechtkommen kann.
nobody@home:
--- Zitat von: Chaos am 29.06.2025 | 13:41 ---Es dürfte generell überall im Sonnensystem so sein, dass die Einflussreichen und Mächtigen sich die Sahnestücke heraussuchen, und der Rest sich so gut dort einrichtet, wo man irgendwie einigermaßen zurechtkommen kann.
--- Ende Zitat ---
Wozu der besagte Rest natürlich selbst erst mal die Mittel und Wege braucht, aus dem Einflußbereich der Mächtigen zu entkommen. Das geht auf Erden noch vergleichsweise einfach (notfalls vielleicht sogar schlicht mit genügend unauffälliger Beinarbeit, um nicht erwischt zu werden, während man versucht, ausreichend Kilometer hinter sich zu bringen) -- aber über interplanetarische Entfernungen an Orte, die die Leute mit dem Geld und der Macht normalerweise gar nicht erst anfliegen lassen? :think:
Mit anderen Worten, wenn um den Jupiter herum überhaupt jemand wohnt, dann werden das in erster Linie Menschen sein, die sich die Reise und das Herrichten eines Refugiums entweder selbst leisten konnten oder aber von anderen dorthin verschifft worden sind. Möglich also, daß da beispielsweise das eine oder andere Gulag für Individuen existiert oder zumindest mal existiert hat, die man einerseits auf der Erde (oder wo auch sonst immer) definitiv nicht mehr haben, andererseits aber auch nicht kurzerhand selbst umbringen wollte...
Quaint:
Ich kann mir beim Jupiter auch gut vorstellen, dass sich dort irgendwelche Schwurbler und so angesiedelt haben, da gibts immer mal wieder Leute die bissle Balla Balla sind aber Geld haben. Und mit denen als Grundlage wohnen da dann auch paar andere Leute, die vielleicht nicht gerne gesehen oder hoch angesehen sind. Vielleicht gibts da dann auch ne etwas wunderliche Kirche (oder einen Kaiser). Und der Rest des Sonnensystems verdreht die Augen, hat aber nicht genug Motivation, da mal aufzuräumen.
Ich fand ja bei Privateer die "Retros" schon nicht ganz schlecht als Antagonisten.
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