Pen & Paper - Spielsysteme > Weitere Pen & Paper Systeme

Charaktererschaffung im Vergleich: D&D, Daggerheart, Draw Steel & andere Systeme

(1/5) > >>

Runenstahl:
Vielleicht interessiert es ja wie die Charaktererschaffung in den beiden D&D Alternativen im Vergleich zu D&D aussieht.

Zielcharakter: Ein altes Wesen einer langlebigen Spezies. Er hat viel erlebt und weiß insbesondere viel über die Geschichte weil er live dabei war. Von den Fähigkeiten her schwebt mir jemand vor der selbst Kämpfen kann aber auch über Magie verfügt. Cool wäre auch wenn er andere mit seiner Erfahrung unterstützen kann.

Spezies
D&D - Ich entscheide mich für Elf, Subklasse Hochelf. Als Elf darf ich mir noch eine von drei Fertigkeiten aussuchen und entscheide mich für Wahrnehmung weil das nie verkehrt ist. Als Hochelf bekomme ich auch den Prestidigitation Cantrip den ich jedoch nach einer langen Rast (oder mit SL Entscheidung sofort) gegen einen anderen Magier-Cantrip austauschen darf. Magier haben dabei 20 Cantrips und ich werde vermutlich auf "Fire Bolt" umstellen.

Daggerheart - Ich entscheide mich für Elf. Fertig.

Draw Steel - Auch hier nehme ich letztlich den Hochelfen. Nun darf ich drei Punkte für Eigenschaften ausgeben. Ich nehme Revisit Memory (gibt mir einen Bonus auf alle Wissenswürfe) und Otherwordly Grace (er bekommt einen Bonus auf Rettungswürfe, das soll simulieren das er soviel erlebt hat das ihn so schnell nichts aus der Bahn werfen kann).

Hintergrund
D&D - Nach einigem Hin- und Her und entscheide ich mich für "Noble". Das gibt mir mögliche Attributsboni auf Stärke, Intelligenz und Charisma sowie die Fertigkeiten History und Persuasion sowie 3 weitere frei wählbare Fertigkeiten (ich nehme Arcana, Religion und Nature). Paßt für mich weil der Charakter somit einen gewissen Rang hat. Er muß nicht zwangsweise Adlig sein aber als ein alter Elf wird ihm ein gewissen Respekt gezollt. Dazu kommt noch kleinkram wie Extrasprache, ein Spiel und ein bißchen Ausrüstung.

Daggerheart - Bei "Community" entscheide ich mich für Loreborn um sein Wissen zu repräsentieren. Highborn wäre auch eine Alternative gewesen.
Nun gilt es noch "Experiences" zu formulieren. Ich nehme "Erlebte Geschichte" (soll mir einen Bonus bringen um sich Wissen in Erinnerung zu rufen) und "Besonnen" (was ich vor allem Einsetzen möchte wenn es darum geht auch in Krisensituationen einen kühlen Kopf zu bewahren).

Draw Steel - Hier wählt man eine Extra Sprache, eine Umgebung in der man aufgewachsen ist (Ich nehme "Rural" was mit eine Wissensfertigkeit gibt wo ich mich für "History" entscheide), die Art der Orginisation (ich nehme Bürokratisch was mir wahlweise eine Interpersonal oder Intrigue Fertigkeit gibt, ich entscheide mich dabei für "Alertness"). Nun noch das Upbringing festgelegt (ich nehme Noble was mit eine Interpersonal Fertigkeit gibt bei der ich mich für "Lead" entscheide).
Zuletzt wird noch festgelegt wie der Charakter in dieser Kultur aufgewachsen ist. Ich nehme hierbei "Aristocrat" was ihm weitere Fertigkeiten (ich nehme Society und Brag) und eine Sprache gibt sowie seine Bekanntheit und seinen Wohlstand verbessert und ihm einen Perk gibt bei dem ich mich für "Specialist - History" entscheide.

Klasse
D&D - Ich überlege eine Weile ob ich den Charakter als Fighter (später dann Eldritch Knight) umsetze, entscheide mich aber lieber für den Barden. Zunächst mit dem Gedanken ihn später zum Valor-Barden zu machen, doch letztlich werde ich wohl eher auf Lore gehen weil selbst die Cantrips letztlich den Waffenangriffen den Rang ablaufen werden. Der Barde kann dann flexibel Zaubern sowie andere mit "Ancient Wisdom" (aka Bardic Inspiration) unterstützen. Der Barde bekommt außerdem einen hohen Bonus auf ausgewählte Fertigkeiten sowie einen kleinen Bonus auf einfach alles was sehr gut einen langlebigen Charakter wiederspiegelt wie ich finde.
Ich darf 3 beliebige Fertigkeiten wählen (dabei nehme ich Insight, Athletics und Investigation). Zuletzt wählt man noch Zauber aus. Dabei wählt man 2 aus 13 Cantrips (ich entscheide mich bewußt gegen Vicous Mockery weil er kein Standardbarde sein soll und nehme lieber Light und Mending) sowie 4 Zauber des ersten Grades die man aus einer Liste von 23 Zaubern auswählt. Hier nehme ich Faerie Fire, Identify, Healing Word und Thunderwave was mir ein gutes Spektrum an Möglichkeiten bieten sollte.

Daggerheart - Hier entscheide ich mich schließlich für den Wizard mit der Subklasse "Knowledge". Dieser kann bis zu 3 Karten (Fähigkeiten) aus den Gebieten Splendor und Codex wählen. Dabei gibt es jeweils 3 Möglichkeiten. Ich entscheide mich für Mending Touch (Heilung), Reassurance (gibt Verbündeten einen Reroll) und das Book of Ava was drei kleinere Zauberfähigkeiten gibt die Fernkampf, Nahkampf und Verteidigung abdecken.

Draw Steel - Hier wähle ich den Tactician mit der Subklasse Vanguard. Nun wählt man noch 2 Fähigkeiten aus jeweils 3 Möglichkeiten aus. Ich nehme Battlecry (was Verbündete stärkt) und Mind Game (was mir erlaubt einen Gegner mit einem Angriff zu schwächen was gleichzeitig Verbündete stärkt die diesen Angreifen).

Attribute
D&D - Mit Pointbuy entscheide ich mich dafür die Attribute recht ausgeglichen zu machen. Zusammen mit den Boni durch den Hintergrund komme ich auf Stärke 8, Geschick 12, Konstitution 14, Intelligenz 14, Weisheit 12 und Charisma 16.

Daggerheart - Man verteilt +2, 2x+1, 2x +0 und einmal -1 auf die Attribute. Ich nehme Agility +1, Strength -1, Finesse und Instinct +0, Presence +1 und Knowledge +2.

Draw Steel - Die Klasse gibt Might 2 und Reason 2 vor. Man darf nun wahlweise 2,-1, -1 oder 1,1,-1 oder 1,0,0 auf die anderen drei Attribute verteilen. Ich entscheide mich letzteres und nehme Agility 0, Intuition 0 und Presence 1.

Ausrüstung
D&D - Man kann hier wahlweise Geld oder Vorgefertigte Ausrüstung nehmen die durch Hintergrund und Klasse bestimmt wird. Letzteres ist einfach und keine schlechte Wahl.

Daggerheart - Man wählt wahlweise eine Zweihandwaffe oder eine Einhändige sowie eine Sekundäre Waffe. Nun noch eine Rüstung. Der Rest der Ausrüstung ist vorgegeben (Fackel, Proviant, Seil etc.) und man kann noch wählen ob man mit einer Healing oder einer Stamina Potion anfängt. Hierbei gibt es Waffen für jedes Attribut. Ich stehe dabei mit dem Charakter ein wenig auf dem Schlauch. Mit Knowledge +2 bietet sich erstmal der Greatstaff an. Dessen einziger Vorteil gegenüber meinem Fernkampfzauber ist jedoch ein minimaler Schadensbonus und eine erhöhte Reichweite. Ich entscheide mich letztlich für das Langschwert. Das geht auf Agility was bei mir nur einen Punkt schlechter ist und richtet dafür einen Schaden mehr an als mein Nahkampfzauber. Als Rüstung wähle ich den Gambeson. Die schlechteste Rüstung, aber sie erhöht meinen Evasion-Wert um 1 der als Magier eh schon einer der besseren Werte ist.

Draw Steel - Hier wählt man ein "Kit" aus was verschiedene Modifikatoren mit sich bringt. Wie das Kit letztlich aussieht ist mehr Fluff. Als Tactician kann ich hier sogar 2 Kits wählen und mir jeweils die besten Boni rauspicken. Macht also Sinn 2 möglichst unterschiedliche Kits zu nehmen. Ich nehme "Shining Armor" und "Swashbuckler" was mir gefühlt gute Boni auf alles mögliche gibt.

Einfachheit der Erschaffung
D&D - Das System spiele ich seit Jahren so das mir die Erstellung hier recht leicht fällt. Auffällig: Für Neulinge dürfte die Wahl der Zauber eine große Hürde / Zeitaufwand sein da es hier viel zu lesen gibt bevor man sich entscheiden kann. Eine weitere Hürde ist das man eigentlich schon bei der Erschaffung überlegen muß wo der Charakter später hin möchte (Subklasse oder sogar Feats) da man dies bei den Attributen berücksichtigen sollte. Bei der Auswahl der Attribute werden einem zwar Tipps gegeben aber man kann theoretisch einen relativ unfähigen Charakter bauen. Grundsätzlich ist es aber schwer einen wahrlich unfähigen Charakter zu bauen.

Daggerheart - Auch als kompletter Neuling geht eine Charaktererschaffung hier recht schnell von statten. Klar will man erstmal alle Klassen bzw Klassenfähigkeiten lesen aber das ist im Vergleich zu den beiden Mitbewerbern recht überschaubar. Wie bei D&D kann man theoretisch seine Attribute ungünstig verteilen aber ähnlich wie bei D&D muß man sich schon echt anstrengen um einen unfähigen Charakter zu bekommen.

Wovon ich kein Fan bin sind die frei wählbaren "Experiences". Ich vermeide gerne Regeldiskusionen und derartige Regelmechanismen können leicht dazu führen. Es gibt keine feste Liste sonder nur Beispiele und vage Richtlinien ("Glück" ist zu breit anwendbar) und somit kann es ungerecht werden bzw zu Diskussionen führen wenn Spieler A "Soldier" nimmt, Spieler B hingegen "Battle-Hardened" (beides Beispiele aus dem Regelwerk) und die Situation aufkommt das man übel zugerichtete Leichen sieht und Spieler A diskutiert das Soldier darauf anwendbar ist nicht Schockiert zu sein weil er ja Soldat ist. Da guckt Spieler B dann blöd aus der Wäsche, sollte der SL das zulassen, denn plötzlich ist Soldier schlicht viel breiter Anwendbar. Das ganze ist nicht so dramatisch weil der Bonus eher gering ist und der Einsatz stets eine Ressource kostet aber dennoch... deratig "Weiche" Mechanismen mag ich nicht so gerne.

Davon ab finde ich die Charakter Erschaffung aber sehr gelungen. Sie mit Abstand die Einsteigerfreundlichste der drei ohne das man mMn dabei Abstriche in der Umsetzung machen muß.

Draw Steel - Wirkt im Vergleich zu Daggerheart recht aufwendig, berücksichtigt man aber die Auswahl von Zaubern bei D&D ist es immer noch weitaus schneller und leichter für Einsteiger als der derzeitige König des RPG Marktes. Die Attribute sind durch die Klasse weitestgehend vorgegeben was es praktisch unmöglich macht einen unfähigen Charakter zu bauen.

Was mir weniger gefällt: Das sehr kleinteilige Fertigkeitssystem trifft nicht meinen Geschmack. Das Layout wirkt nicht gerade einladend und Hintergrund / Kultur / Karriere sind nicht sehr elegant gelöst. Hier trifft man jeweils eine Auswahl die meist nur festlegt aus welcher Kategorie man eine Fertigkeit auswählen kann. Das hätte man geschickter zusammenfassen können wie ich finde.

Fazit
Ohne Daggerheart oder Draw Steel gespielt zu haben kann ich noch nicht sagen welches System mir am besten Gefällt. Die Erschaffung gefällt mir derzeit bei Daggerheart am besten und sie ist mit Abstand die Einsteigerfreundlichste. Mit allen drei Systemen konnte ich Wege finden mein Konzept umzusetzen. Ob die Charaktere dann im Spiel funktionieren kann ich derzeit nur bei D&D wirklich einschätzen, aber ich habe nicht den Eindruck das meine Charaktere schlecht sind.

Edit - Dieses Konzept in anderen Systemen:
Beyond Time (Zed) https://www.tanelorn.net/index.php/topic,131135.msg135298541.html#msg135298541
Feenlicht (Yney) https://www.tanelorn.net/index.php/topic,131135.msg135298600.html#msg135298600
Dragon Bane (Raven Nash) https://www.tanelorn.net/index.php/topic,131135.msg135298616.html#msg135298616
Rolemaster (Maarzan) https://www.tanelorn.net/index.php/topic,131135.msg135298649.html#msg135298649
Against the Darkmaster (klatschi) https://www.tanelorn.net/index.php/topic,131135.msg135298667.html#msg135298667
DuoDecem (flaschengeist) https://www.tanelorn.net/index.php/topic,131135.msg135299210.html#msg135299210

klatschi:
Sehr cool, danke für die Arbeit und dass du deine Eindrücke mir uns teilst.

Ich frage mich ein bisschen wie krass am Ende die spielerischen Unterschiede zwischen draw Steel und 13th Age sein werden. Von den Designüberlegungen wirken sie für mich sehr ähnlich, aber vielleicht täuscht mich da auch mein Eindruck von DS

Runenstahl:
Dazu kann ich nicht mal Vermutungen anstellen weil ich 13th Age nur dem Namen nach kenne.

PS: Habe völlig vergessen das man bei Draw Steel noch eine Complication auswählt. Eine Charaktereigenschaft die Vor- und Nachteile mit sich bringt. Da gab es einige die zum Konzept passten (Getting Too Old for This, Ivory Tower oder Shattered Legacy) aber letztlich fand ich "Ward" ganz passend. Man bekommt Vorteile auf soziale Würfe mit hochrangigen NPCs aber es gibt eine Chance das man sich bei einer "Downtime" um den Ward kümmern muss. Das würde ich so umfluffen das man sich um alte Freunde oder deren Nachfahren kümmert die der Charakter im Laufe der Zeit angesammelt hat.

Edgar Allan Poe:
Cool! Vielen Dank. Vom Lesen her spricht mich bisher Draw Steel am meisten an. Daggerheart knapp dahinter.

D&D ... is mir egal ;)

Zed:
@Runenstahl
Das ist ein sehr schönes Charakterkonzept. Ich fände sehr interessant, nach Deinen Vergleichen D&D, Daggerheart und Draw Steel noch Dein Konzept umgesetzt zu sehen von Herzensprojekten wie

• Heroen von Grey
• DuoDecem von flaschengeist
• Keys von Metamorphose
• Feenlicht von Yney
• und von meinem Projekt "Beyond Time" (in Progress).

Habe ich ein System vergessen? Star Reeves ist ja eher kein Fanatsy-Rollenspiel, sondern ein Western-SF-Rollenspiel...

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

Zur normalen Ansicht wechseln