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Hot Take: Der DCC-Funnel ist Quatsch!

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Skaeg:

--- Zitat von: tartex am 16.09.2025 | 17:44 ---Die Frage ist halt - jetzt konkret zu AD&1:
1.) Soll es Charakterspiel geben - im Gegensatz zu klar erfolgsorientierem Spiel? (Spoiler: ich meine ja, deshalb gibt es ja die 9 Gesinnungen und Einschränkungen z.B. für den Paladin)
2.) Wo fängt das Taschenlampenfallenlassen an?

Wenn der Spieler ein Buch über militärische Kriegsführung gelesen hat, soll er so tun als hätte er keine Ahnung davon, wenn er nicht gerade einen Kämpfer spielt?
Wenn der Spieler eine Falle dank Wissen über Hebelgesetze aushebeln kann, sollte man da prüfen, ob der Charakter dieses Wissen auch besitzt. Oder wenn er z.B. brennendes Öl NICHT mit Wasser löschen will?
--- Ende Zitat ---
Natürlich gibt es da Abwägungen. Ich denke mal, für die meisten Rollenspieler wird die Antwort auf die Frage "Wie viel Spielerwissen sollte man auch IC nutzen" weder "alles" noch "gar keins" sein, sondern irgend etwas dazwischen.

Aber in Bezug auf diese spezifische Passage ist es halt so, dass man die schon direkt gegen ihre Aussagen lesen muss, um zu "alles" zu gelangen.

Alexandro:

--- Zitat von: tartex am 16.09.2025 | 09:55 ---Für mich spielt sich Low-Level-OSR (natürlich mit Spielleiter) aber deutlich eher wie die frühen Text-Adventure-Spiele. Die sind ja auch direkt von D&D abgeleitet.

--- Ende Zitat ---

Ja, in dem Kontext "Computerspiel" ist Quatsch wie "Du siehst einen Brunnen im Dungeon. Trinkst du daraus? Evtll steigt dadurch deine Stufe um W6, oder du lernst alle Grad 9 Zauber die es gibt - es könnte aber auch sein, dass alle deine Attribute auf 3 gesenkt werden, oder du direkt tot bist. Du hast keine Möglichkeit das herauszufinden, außer du versuchst es.", wie er in zahlreichen alten D&D-Abenteuern vorkam, noch vertretbar.

Aber mir kann keiner erzählen, dass man da nicht mit einer gewissen Distanziertheit an den eigenen Charakter herangegangen ist.


--- Zitat von: Sashael am  9.09.2025 | 07:20 ---"Build-Mentalität" ist doch eine Nebelkerze (und nebenbei in meinen Augen auch stark abwertend).
Wenn ich einen Kämpfer spiele, dann möchte ich auch, dass der das auch rüberbringt und nicht einen Hänfling mit dürren Armen spielen müssen, der um 20% schlechter trifft und merkbar weniger Schaden macht, als eine Figur, die hier als "Build" verunglimpft wird.
In Film und Literatur (und das ist nunmal die Inspiration für SC) kommen solche schwachbrüstigen Protagonisten in zwei Varianten vor:
Als Parodie oder als "das gewitzte Kerlchen", der mit seiner Schlauheit seine stärkeren Gegner austrickst.
Das ist dann nach so ziemlich sämtlichen Regeln halt keine Kämpferklasse, deren regeltechnischer Unterbau auf "Brute Force" aufsetzt. Der schwache Schlaumeier ist nicht das, was ich spielen will, wenn ich einen "Kämpfer" spiele(n muss).
Für alle anderen Klassen gilt das Gleiche.
--- Ende Zitat ---
Und wo ist bitte der Unterschied, zu Magiern die auf Stufe 1 nur einen einzigen Zauber haben? (ich hatte auf einer Con eine S&W-Runde, wo ein Spieler sich die ganze Runde nur darüber aufgeregt hat, und gesagt hat „Ich kann mich nicht als Magier fühlen, wenn ich nur einmal pro Abenteuer etwas zaubern kann“). Das was du beschreibst ist nicht der „regeltechnische Unterbau“, sondern die Erwartung, was die Figur in der Fiktion machen soll (jedes Problem mit einem Cantrip ausschalten, bzw. auf jedes Problem mit gezogener Waffe zustürmen). Und das ist halt nicht die einzige Möglichkeit, das „gewitzte Kerlchen“ ist als Kämpferklasse genauso möglich, wie der tumbe Haudrauf, es gibt ABSOLUT NICHTS an den Werten, welches das eine oder andere nahelegt.
Ein Kämpfer mit niedriger Stärke mag weniger häufig treffen, als ein Kämpfer mit hoher Stärke… aber er trifft immer noch deutlich besser, als ein nicht-Kämpfer mit niedriger Stärke (und mit steigender Stufe wird das Attribut auch deutlich weniger wichtig, und der Kämpfer mit niedriger Stärke steckt mühelos nicht-Kämpfer mit deutlich höherer Stärke in die Tasche). Solange die Bedrohungen nicht "mitleveln" kann auch ein Kämpfer mit niedriger Stärke, wenn er sich schlau genug anstellt und lange genug überlebt, in der Spielwelt durchaus etwas reißen.

korknadel:

--- Zitat von: tarinyon am  3.09.2025 | 16:11 ---Mein Punkt ist, dass das Funnel-System total losgelöst von dem Rest des Regelwerks ist. Da gibt es z.T. krasse Brüche, wenn beispielsweise der elfische Level-0-Anwalt aufsteigt, spawned ein Silberschwert in seiner Hand oder der Scheißefarmer kann auf einem Zaubern und hat ein Zauberbuch. Das sind nämlich alles Mechaniken, die in den Klassenregeln fixiert sind. Sie werden aber vom Funnel, der ja angeblich ach so wichtig ist, null unterstüzt. Klar, das könnte man leicht in einen Funnel einbauen, aber 1) wird das von den offiziellen Abenteuern bis auf eine einzige Ausnahme nicht unterstüzt und 2) widerspricht das dem Random-Auswürfeln der Charaktere, weil man ja beim Funnel-Design nicht weiß, wer antritt.

--- Ende Zitat ---

Ich musste kürzlich eineinhalb Stunden in einem Arztwartezimmer verbringen und habe mangels anderer Lektüre im Tanelorn gestöbert und bin als DCC-Fan deshalb auf diesen Thread gestoßen (den ich nicht bis zu Ende gelesen habe). Was hier auf den ersten zwei, drei Seiten steht und was Du hier geschrieben hast, reizt mich zur Darstellung meiner Sichtweise, und auch wenn das Thema nun schon älter ist, bitte ich, mir nachzusehen, dass ich da so spät noch mal einen Kommentar dranklatsche (und womöglich Dinge erzähle, die längst schon vorgebracht wurden).

Ich habe den Funnel nie als Teil des Charakterhintergrunds verstanden. Zwar lässt sich manchmal vom Funnel aus eine Kampagne weiterspinnen und man übernimmt natürlich die Überlebenden des Funnels als PCs, aber gleichzeitig -- und diesen Widerspruch kann ich wunderbar aushalten -- sollte allen Beteiligten klar, dass an dem Übergang vom nullten ins erste Level geretcont werden muss, denn der Funnel ist, so man ihn überhaupt spielen möchte und nicht gleich einen Erstlevelchar auswürfelt, in erster Linie eine zusätzliche Randomisierung im Prozess der Chargenerierung. Der Funnel ist quasi eine (meist, bzw auch) witzige Art der Zufallsgenerierung. Es würde eben niemand, der für Int eine 5 würfelt, einen Elfen als Klasse wählen. DCC verhindert hier das bisschen Minmaxing, das in anderen OSR-Spielen wenigstens noch möglich ist (teilweise natürlich nur, denn menschliche Occupations haben ja immerhin die freie Wahl). Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass vor allem diejenigen Nullstufler, die etwas taugen, in den Funnels draufgehen und am Ende die Luschen übrigbleiben.

Klar, da gehen viele Rollenspielende an die Decke, wenn sie gezwungen werden, einen Halbling mit schlechtem Luck zu spielen, das ist für manche ein ebenso krasses Nogo wie für mich DSA4 und aufwärts. Den Effekt kann man natürlich auch in Systemen erzielen, wo man nicht nur die Attribute der Reihe nach auswürfelt, sondern auch die Klasse. Aber der Funnel fügt dann auch dem gegenüber noch eine Schippe Chaos hinzu, weil es natürlich viel vom Zufall abhängt, welche Nullstufler das Teil überleben. Von daher ersetzt der Funnel für mich eher das Würfeln auf zwei, drei weiteren Zufallstabellen und ist nicht so sehr Mittel eines konsistenten Hintergrundkonzeptes.

Und klar ist der Funnel an das restliche Regelwerk drangeflanscht. Ich habe das tatsächlich von Anfang an so verstanden, dass man sich einen Erststufler auswürfeln kann, das Regelwerk aber empfielt -- zwecks Spaß und zusätzlicher Randomisierung (ich hoffe, ich verwende den Begriff hier nicht falsch) --, die Chargenerierung mit einem Funnel abzuschließen. Und genau, erst wenn klar ist, welche Klasse der Erststufler hat, spawnen die Silberschwerter und Zauberbücher. So wie sie in anderen Spielen während der Charerschaffung auch plötzlich spawnen, wenn man auf der entsprechenden Tabelle würfelt oder Punkte von der Klassenbeschreibung auf den Charbogen überträgt.

Ich würde übrigens auch alle überlebenden Funnel-Chars als PCs im ersten Level übernehmen, nicht nur jeweils einen pro spielender Person. Dann stellt sich zuweilen heraus, dass der Halbling mit schlechtem Luck doch ganz schön was reißen kann, vielleicht sogar mehr als die krasse Magierin.

Und noch eine Anmerkung: Ich finde es bedauerlich, dass der Funnel anscheinend so als Aushängeschild von DCC gehandelt wird. Ich finde mercurial magic und Sachen wie mighty deeds of arms, patrons, spellburn etc machen DCC viel mehr aus. Der Funnel ist nur ein in meinen Augen passendes und charmantes Mittel, um dort hinzukommen, wo diese Dinge eine Rolle spielen.

tartex:

--- Zitat von: Skaeg am  4.09.2025 | 10:06 ---Das wirst du in der Tat nicht tun. Du wirst wie erwähnt Elf als Klasse "wählen", weil die Regeln dir das verbindlich vorschreiben.

--- Ende Zitat ---

Ein wenig Rumkeppeln nur zum Spass: bei der Interpretation kommt man AD&D1 auch nicht an den niedrigeren Stärkewertbegrenzungen von Frauen herum und OSRIC/ALRIK ist total unauthentisch das wegzulassen.

Mouncy:
Hat mal jemand Funnel Abenteuer mit Stufe 1 SC bespielt, und möchte von seinen Erfahrungen berichten? Ich denke die taugen auch wunderbar als stink normale low level Dungeons.

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