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[System] Diskussion über ein einfaches, kartenbasiertes und wertefreies System
Schwules Lesbenpony:
--- Zitat ---Aber nochmal: Es ist nicht meine Absicht, den Zufallsmechanismus abzuschaffen.
--- Ende Zitat ---
Ich meinte nicht Spiele ohne Zufallsmechanismen. Davon fallen mir beim Rollenspiel spontan überhaupt keine ein (zumindest keine, die gar keine Zufallselemente hätten). Ich meinte Systeme, die andere Dinge abbilden, als die Frage, wie gut ein Charakter irgendetwas kann.
Ich wollte - wie schon oben gesagt - nur darauf hinaus, dass Dein System eine Verminderung der Werte- und Regelflut ist, diese aber nicht abschafft oder den Focus irgendwie verschiebt.
Daher also nochmal die Frage: Welche Regeln gibt es für die Charaktergeschichte?
Parcival:
--- Zitat von: Maarzan am 4.03.2005 | 15:39 ---
--- Zitat von: Parcival am 4.03.2005 | 15:33 ---
Sprichst du jetzt von CF oder von meinem System? Ich habe nirgendwo geschrieben, dass in der Charakterbeschreibung Begriffe wie "formidabel" vorkommen. Wenn wären das auch nur wieder Werte, da hast du Recht.
Nein, in der Charakterbeschreibung beschreibst du, was du gelernt hast. Das ist alles. Solche "Begriffswerte" sind überflüssig. Wenn ich weiß, dass du fünf Jahre als Bibliothekar gearbeitet hast, weiß ich, dass du besser lesen kannst, als der Krämergeselle von nebenan. Das reicht vollkommen.
--- Ende Zitat ---
Da sind mir dann zwei Systeme zusammengeraten.
Aber das Problem bleibt ja wenn man zwei nicht so deutlich differentierte Personen vergleichen will und die Einteilung des Problems zu den Stapeln ist ohne ein Grundgerüst auch sehr problematisch.
--- Ende Zitat ---
Es ist anfällig für Willkür, ja. Es geht halt schon stark in Richtung reines Erzählspiel. Vielleicht ist das nicht jedermanns Sache.
Parcival:
--- Zitat von: Caynreth am 4.03.2005 | 15:56 ---Daher also nochmal die Frage: Welche Regeln gibt es für die Charaktergeschichte?
--- Ende Zitat ---
Sorry, so viele Antworten in so kurzer Zeit. Hätte ich nicht mit gerechnet...
Es gibt keine Regeln für die Charaktergeschichte. Die Geschichte besteht wie jede Geschichte aus Worten und Interpretation. Was nicht da steht muss vom Spieler oder Spielleiter plausibel dazugedichtet werden. Es ist ähnlich wie mit einem schwammig formulierten Gesetztext, der vom Richter ausgelegt werden muss. Es gibt auch keine Regeln dafür, wie gut oder schlecht ein Charakter sein darf. Das muss die Gruppe untereinander ausmachen.
Persönlich finde ich es aber immer schön, zu wissen, wo der Charakter her kommt, wer seine Freunde und Verwandten sind. Welche Ängste er hat, welche Ziele er verfolgt. Was er wo gelernt hat. Wie er so aussieht. Wie seine Denke ist. Und viele viele Kleinigkeiten, die man nicht tabellarisch auflisten kann, dem Charakter aber Tiefe verleihen. Die Geschichte sollte aber unbedingt plausibel sein. Meistens sage ich den Spielern, dass ihre Charaktere schon von der Hintergrundgeschichte her einige Gemeinsamkeiten haben sollten. Es muss schließlich einen Grund geben, warum sie eine "Gruppe" bilden.
Maarzan:
--- Zitat von: Parcival am 4.03.2005 | 15:54 ---
Hmm... ja, ich weiß nicht, ob es außerhalb des Freundeskreises auch funktionieren würde. Man muss sich schon irgendwie vertrauen. Der Spielleiter sollte auch nicht ganz unerfahren sein.
--- Ende Zitat ---
Ich habe eine Gruppe wo wir regelarm spielen können, aber hier haben alle denselben Spielgeschmack und wir haben jahr(fast zehnte) gemeinsame Speilerfahrung. Es geht also prinzipiell.
Aber ich habe auch ein paar Gruppen, zum Teil mit individuell besseren Spielern, wo es einfachnicht geht, weil es zu viele Mißverständnisse gab, was nun möglich war oder nicht. Es ist nicht einmal in böses Blut umgeschlagen, aber es gab einfach zu viele Szenen, welche rediviert werden mußten, da es ein Vorstellungsproblem gab.
Von den vielen Runden auf Cons oder öffentlichen Spieletreffen oder Gruppen mit erklärt unterschiedlichen CA´s ganz zu schweigen.
Erstaunlicherweise war bei letzteren der Drang frei zu spielen bei einigen am stärksten ausgeprägt, mit den entsprechenden Argumenten von wegen gesunden Menschenverstand, gutem Rollenspiel und Story. Und es waren diejenigen, welche von den wenigsten anderen noch in ihren Runden geduldet wurden und statt dessen rumstänkerten.
-> was einen sehr vorsichtig macht, wenn man wieder etwas in der Art hört.
Aber Systeme sollten ja gerade helfen Probleme zu lösen, denn Leute ohne Probleme kommen auch ohne Systeme aus.
Coyote:
Ich will auch mal meinen Senf abgeben. Allerdings ohne dein System zu kritisieren Parcival, weil ich mich generell der letzten Meldung von Boba dahingehend anschließe!
Ich für meinen ganz persönlichen Teil bin kein echter Freund dieses Wegfalls aller Regeln. Den gesamten Bereich meiner Spielererfahrungen lasse ich jetzt mal ebenso außen vor wie allgemeine Aussagen über Rollenspieler. Ich beschränke mich auf meine SL-Erfahrungen:
Bislang war ich immer derjenige (zumindest in dauerhaften Konstellationen) der sich am besten im jeweiligen System auskannte. Daher konnte ich viele Situationen leicht in meinem Kopf bewältigen.
Wenn es sehr wahrscheinlich ist, daß jemand eine komplexere Aktion mit mehreren inbegriffenen Würfelwürfen schaffen wird lasse ich ihn nur einmal die Würfel schwingen um das Zufallselement zu bewahren. Denn es könnte immerhin ein Patzer oder ein kritischer Erfolg entstehen. Derartige Würfe laufen ebenso wie meine SL-Würfe im Hintergrund ab. Mit einer Geste kann ich einem Spieler bedeuten zu würfeln und ihn trotzdem weiter erzählen lassen. So entsteht eine durchaus realistische Spannungssituation, die vergleichbar ist mit dem realen Moment einer Handlung, in dem man erfährt ob etwas funktioniert oder eben nicht. Das Geklapper der Würfel hat dann durchaus etwas 'Schicksalhaftes' und trägt eher zur Stimmung bei, als das es sie zerstört.
Ebenso verhält es sich im Prinzip in Kämpfen. Aufgrund meiner profunden Regelkenntnisse kann ich einen Spieler seine Aktion in aller Farbigkeit schildern lassen und im Kopf einen angemessenen Modifikator vergeben, den ich dann auf seinen Würfelwurf anwende. Das stört nicht den Ablauf und erhöht durchaus die Stimmigkeit, denn anhand des Würfelergebnisses schildere ich danach die Auswirkungen der Handlung.
Situationen in denen jemand fragt wieso er getroffen wurde oder nicht getroffen hat entstehen so überhaupt nicht, denn es liegt ja ein Würfelergebnis vor. Andererseits würden solche Situationen bei meinen Spielern durchaus entstehen, wenn kein 'Vertreter de Schicksals' in Würfelform dabei wäre. Denn meine Spieler gehören zu den Menschen, die auch im wirklichen Leben dem Schicksal von Zeit zu Zeit die Frage stellen, warum etwas nicht funktioniert hat obwohl es doch hätte klappen müssen... ;)
Ich habe sehr komplexe Regeln nie als Stimmungskiller empfunden, weil ich nie verlangt oder erwartet habe, daß meine Spieler sie anwenden. Der SL wendet sie an. Und er tut das im Kopf. Und da es für meine Spieler nachvollziehbar (und in besonders wichtigen Situationen auch nachlesbar) ist vertrauen sie meiner Kenntnis und Auslegung. Sie haben nicht das Gefühl willkürlich behandelt zu werden, weil ich mich nach einem System richte, in dem SC's und NSC's gleich sind. Jede der Regeln betrifft jeden und niemand wird bevorzugt oder benachteiligt.
Würde ich aber rein willkürlich entscheiden und es gäbe keine detaillierten Regeln, würden sich meine persönlichen Gefühle darin niederschlagen. Kein Mensch kann zu 100% objektiv sein und ich würde es den SC's wahrscheinlich zunächst zu leicht machen und die Situation dann zu stark erschweren um das wieder auszugleichen... Oder etwas in der Art.
Eine Anmerkung noch zu einer deiner Eingangs gemachten Kernaussagen: Du meintest, daß selbst ein hochdetailliertes System nicht jede Situation regeltechnisch erfassen könne. Ich stimme dir zu.
Aber komplexe Systeme schaffen Präzedenzfälle, die mir bei Entscheidungen in Zweifelsfällen helfen. Ich war mit meinem aktuellen System noch nie in einer Situation ohne Regeln oder einen Präzedenzfall.
Aber das alles bitte nicht als Kritik verstehen, sondern als persönliche Sichtweise des Rollenspiels. Als Schilderung meiner Erfahrungen zur Bereicherung deines Wissensschatzes, ebenso wie ich deine Ausführungen meinem Wissensschatz hinzufüge… ;)
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