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[Tag 3] Raumstation Bazaar
Megan:
Quartier Megan Lindsey
Orange leuchtend schob sich Thetys vor das Panoramafenster und schickte seinen schwachen, warmen Schimmer über das glatte Laken. Ein Großteil des Raumes lag im Dunkeln, nur an der Wand neben der Schleuse blinkte konstant ein rotes Licht. Als Megan die Augen aufschlug fehlte ihr zunächst jede Orientierung. Es war ihr, als hätte sie sich seit Stunden keinen Millimeter bewegt. Ohne sich zu rühren starrte sie zu den metallenen Lamellen über ihr, dann wanderte der Blick hinaus zu dem Planeten, der dort wie eine überreife Frucht im Schwarz des Raumes hing - an diversen Stellen schon mit blaugrauen Druckstellen bedacht.
Wie ein zaghaftes Rinnsal strömten die Erinnerungen an den Vortag in ihr Gedächtnis. Enkidi - der Kossacke - Hawkins - die Azara - die Leiche - das Messer - Itaru - Enkidi. Enkidi! Mit einem Satz fuhr sie hoch. Sie hatte sich nicht mehr um ihn gekümmert. Wieviel Uhr mochte es sein? Der Blick auf den Raum unterdrückte den immitierten Tag-Nacht-Rhytmus der Station - sie konnte ihn sowieso nicht leiden.
Das Kunstlicht blendete sie selbst in gedimmter Stärke und sie hatte das merkwürdige Gefühl, noch immer zu träumen. Eilig huschte sie zum Schott und fand sich kurz danach vor Enkidis Tür wieder. Als er auf den Summer nicht reagierte tippte sie kurz entschlossen den Umgehungscode. Drinnen war alles leer und verlassen. Wenn er hier gewesen war, so waren schon Stunden vergangen. Irritiert sah sie sich nach einer Uhr um. Hatte sie so lange geschlafen? 9:00 Imperiale Standardzeit.
Darius, der ihr auf dem Gang begegnete erklärte ihr mit der üblichen verschlossenen Miene eines Li Halan Dieners, dass der Baron mitten in der Nacht kurz in seinem Quartier gewesen und seither sei. Sie schenkte ihm ein Stirnrunzeln mit einem versteckten Vorwurf im Blick, doch entweder er sah es nicht, oder ignorierte es geflissentlich. Wahrscheinlich spielte er ohnehin bereits mit dem Gedanken, um eine "Versetzung" zu bitten - ihr fiel ein, dass sie keine Ahnung hatte, wie das Verhältnis zwischen Diener und Herrn zustande kam.
Minuten später wanderte sie den langen Korridor hinab Richtung Kapelle. Bestimmt war er dort, nach den gestrigen Ereignissen würde er sein Heil wohl mal wieder vergeblich im Gebet suchen.
Denize Noy:
„Ja,“ entgegnete Niz. „Wir hätten gerne einen Tisch für drei Personen. Und wenn Sie Ihrem Chef mitteilen wollten, dass die Tochter von Masin Noy hier ist, wäre ich ebenfalls verbunden. Es könnte sein, dass er sich freut, mich zu sehen. Danke.“
Bla, bla, bla...
Bedingt durch ihre eingeschränkte Sicht hatte sie auf dem Weg zum CG einige Stöße und Rempler eingefangen. Erst ausserhalb des engen Quartiers wurde sie sich bewusst, wie schlecht sie auf einmal sah. Sehr unschön, das. In der Regel konnte sie sich auf ihre Augen von allen Sinnen am meisten verlassen. Skeptisch beobachtete sie sich selbst, wie sie dicht an Jacks Seite hing. Anhänglich wie ein Hündchen, bis sie vor dem Garten standen.
So hatte sie kaum Gelegenheit, sich ausreichend über Monns Verhalten zu wundern. Nachdem sie sich mehrmals umgedreht hatte, um festzustellen, ob er noch folgte, kam sie zu dem Schluss, dass er die Augen geschlossen hatte. Vielleicht, um mit seinen Gedanken allein zu sein.
Er ist aber nicht eifersüchtig, oder? Doch nicht auf Jack? Kaum ist er mal fünf Minuten aus sich rausgegangen, schon macht er wieder dicht.
Der Ober musste ein Stück zu ihr aufsehen. Der Tisch, an den er das Trio führte, war an drei Seiten von hohem Schilf umgeben und gab an einer den Blick auf „den Teich“ frei. Eine bessere Pfütze, über deren Einzigartigkeit auf der Station die Gärtner eifersüchtig wachten. „Gärtner“ war auf Bazaar Synonym für Erfolg und Ansehen. „Gärtner“ bedeutete, nur ganz knapp unter dem Adel zu rangieren. Es kursierten Gerüchte, dass schon mehr als ein Mord hier als Motiv eine freie Stelle in der zwanzig Mann starken Riege der Grünzeugpfleger und Rasenschnipsler hatte. Schauergeschichten, was mit denen geschah, die versuchten, Samen oder gar ausgewachsene Pflanzen illegal unter die Leute zu bringen, rundeten das Bild ab. An Arroganz waren die „20 Grünen“ kaum zu übertreffen.
Ob sie sehr eifersüchtig, auf private Pflanzenzüchter wie Suzannah waren? Es sollten ja angeblich schon Quartiere verwüstet worden sein...
Nachdem sie Roger vor Jennahs Augen grinsend den mehrfachen Wert des Wassers gezahlt hatte, war ihr Gewissen gegenüber ihren Gastgebern beruhigt. Suzannahs Mann würde den Wink verstehen. Vielleicht war er klug genug, seinem Sohn neue Kleidung zu kaufen. Die Ärmel von Rogers rosafarbenen Mädchenpullover waren deutlich zu kurz.
Hier im Garden jedenfalls würde ihr in wenigen Sekunden das restliche Geld wie Sand durch die Finger rinnen. Brunch für drei und falls Sir Vincent sie sprechen wollte, wovon sie ausging, noch sehr viel mehr.
Ihre gute Laune ließ nach.
Sir Lars Trusnikon:
Als er nach einer ungemuetlichen Nacht wie gerädert erwachte, erinnerte Sir Lars sich nur noch daran, dass er sehr wirr irgend etwas von dem geträumt hatte was der Diener des Hazats ueber die seltsame Diagnose der Amaltheaner wusste. Erstaunlich war eigentlich allein die Tatsache, dass ein einfacher Diener so etwas wusste. Aber gruebeln vor dem Fruehstueck war ihm dann doch zu dumm. Er musste nur daran denken, der Baroness später ein paar blumen und Genesungswuensche zu senden oder so etwas in der Richtung. Vielleicht fand sich auch eine originelle Kleinigkeit auf dem Markt.
Er befahl ein Bad. ein wenig ausgeruhter und auf alle Fälle besser gelaunt schlenderte er wenig später, Freya an seiner Seite den Korridor hinunter in Richtung auf die Arkaden, wo er hoffte ein Fruehstueckslokal zu finden.
Irgendwie ist hier viel los, so spät ist es ja noch gar nicht. Aber diese Pilger sind wohl alles Fruehaufsteher. Naja, Freya wird mir wohl den Weg freihalten. Wirklich ausgeschlafen wirkt sie heute morgen aber auch nicht. Naja, der Tag kann nur besser werden. Tag wie auch immer, diese Tag-/Nachtsimulation macht mich imemr nervös. egal, jetzt brauche ich erst einmal etwas zu Essen. Dann kann ich mir immer noch den Kopf ueber Raumstationen im Allgemeinen und diese im Besonderen zerbrechen.
Azzu:
Der Garten roch nicht lebendig genug. Der kräftige Duft einzelner Blüten. Beißendes, chemisches Düngemittel. Frische Blumenerde. Rinde, Harz. Zu wenig für soviel Grün. Aber seinen Augen schienen die Pflanzen allesamt täuschend echt. Im Fusionslicht blitzende Wassertropfen perlten auf den Blättern, die unter dem sanften Hauch der Belüftung zitterten. Irritiert tastete Mwerron mit den Fingerspitzen nach den Blüten eines violett blühenden Strauchs. Spürte die Lösung. Ein elektrisches Kribbeln unter seiner Haut, ein leiser Summton, dann stieß er auf Widerstand. Energiefelder. Ein unsichtbares Labyrinth aus Gewächshäusern, undurchlässige Grenze zwischen Garten und Gästebereich. Instinktiv blickte der Ur Ukar um sich, machte sich ein neues Bild von seiner Umgebung, den wahrscheinlichen Bewegungsmöglichkeiten und Fluchtrouten. Nur ein Ausgang.
Auch der Teich und die darum herum wachsenden Schilfpflanzen waren den Augen der Gäste vorbehalten, von Tast- und Geruchssinn jedoch abgeschnitten. Verschwendung. Typisch für die Menschwesen. Weder fähig noch willens, Schönheit zur Gänze zu erfassen.
Obwohl ihr Tisch recht abseits gelegen war, konnte Mwerron die Gespräche der anderen Gäste hören. An- und Abschwellendes Murmeln in der Menschensprache. Irgendwo erklang eine wundervolle Stimme, vielleicht die eines Sängers. Verstummte. Mwerron seufzte leise. Gerne hätte er den Sänger gebeten, weiterzusprechen, aber der war zu weit weg, hätte ihn nicht hören können.
Auch Denize und die Jack-Kreatur hatten in der Zwischenzeit Worte gewechselt. Er war abgelenkt gewesen. Überwältigt. Nicht mehr gewohnt, die Welt mit den Sinnen seiner Seele wahrzunehmen. Er durfte nicht vergessen, welche Gefahren der Einsatz dieser Kräfte barg! Schwierig, jetzt noch das Gesprächsthema zu erfassen - je länger sie sich auf Bazaar befanden, desto mehr verfiel Niz in diesen seltsamen Dialekt der Aerdensprache, den die Menschwesen hier benutzten und den Mwerron nur mit Mühe verstand. Denize. Gebannt betrachtete Mwerron das eine, sichtbare Menschenauge mit all seinen Farbabstufungen und Details. Sog mit zuckenden Nasenflügeln die Luft ein, ihr Parfum, das ihn bis hierher geführt hatte, noch etwas Alkoholgeruch vom Vorabend und den Duft ihres Körpers, fühlte, wie sich sein Puls daraufhin beschleunigte.
"Monn? Hörst du überhaupt zu?"
Mwerron fuhr zusammen. Nein. Er hatte nicht zugehört, sich erneut ablenken lassen. Warf Denize zur Antwort nur einen fragenden Blick zu.
"Ich hätte gedacht, Jacks 'Artefakt' interessiert dich!"
Ja. Monn wandte sich dem Sternfahrer zu, ein breites Grinsen auf dem bleichen Gesicht. "Obun-Fusionszelle. Zehn imperiale Phönix. Weniger, vielleicht. So weit von Velisamil: Wertlos. Dummer Käufer." Er zuckte mit den Schultern. "Oder. Etwas anderes? Nicht Obun-Tech. Älter. Viel mehr wert. Unbezahlbar! In diesem Fall: Dummer Jack!"
Das Grinsen verschwand und wich einem durchbohrenden Blick aus Mwerrons schwarzen Augen. "Warum. Willst du nicht. Vorher wissen. Was es ist?"
Jack Hawkins:
Jack rutschte auf dem geflochtenen Gartensesselchen hin und her, gab es aber schließlich auf, eine angenehme Sitzposition zu finden. So teuer war das Coffee Garden – und doch hatten es die Besitzer bis heute nicht geschafft, bequeme Sitzmöbel zu aufzutreiben.
Er musterte Monn scharf, als er die Sache auf den Punkt brachte. Natürlich wollte Jack wissen, was das für ein Artefakt war. Dass es eine Fusionszelle war – diese Geschichte klang mittlerweile selbst für seine Ohren unglaubwürdig. Monn hatte schon recht; was, wenn es etwas völlig anderes war? Der Zylinder hatte keine Ähnlichkeit mit irgendeiner Technologie, die er bisher zu Gesicht bekommen hatte. Sicher, auch die Ingenieursgilde baute Dinge zusammen, die bizarr und fremd waren, aber sein Instinkt sagte ihm, dass das Artefakt nicht von Menschen geschaffen wurde.
Was war es also? Und warum hatte Commander Lindsey so reges Interesse daran gezeigt?
Jack legte den Kopf schräg. Monns Worte hallten in seinen Gedanken nach. Obun-Technologie. So weit weg von Velisamil – wertlos. Dummer Käufer.
Dumm? Nein. Commander Lindsey war nicht dumm. Sie wusste etwas. Sie wusste, was das für ein Teil war, und sie wollte ihn übers Ohr hauen.
Jacks Lippen verzogen sich zu einem leisen Lächeln. Netter Versuch. Aber nicht mit mir, Schätzchen.
Er winkte den Ober heran, genoss es sichtlich, dass dieser in der Tat gehorsam folgte und bestellte eine Auswahl von Frühstückskomponenten, die man nur als 'wild' bezeichnen konnte. Eine Zigarette erglomm in seinem Mundwinkel und er beugte sich verschwörerisch vor, mit einem Gesichtsausdruck, als würde ihre Dreierrunde gerade die Ausrufung der Dritten Republik planen.
"Natürlich" hob er gehaltvoll an, "will ich wissen, was es ist."
Dann, zu Niz gewandt: "Ich kennen niemanden, der sich mit diesem Alien-Kram so gut auskennt, wie du. Es könnte nicht schaden, wenn du einen Blick drauf wirfst."
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