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Totalitärer Staat im Fantasy-Setting

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Christoph:

--- Zitat von: ChaosOrb am 18.09.2005 | 13:59 ---

Wie kann man Propaganda am besten darstellen?

--- Ende Zitat ---

M.E. durch  den Widerspruch zwischen dem tatsächlich erlebten der Charaktere und der Darstellung derselben Ereignisse durch die Propagandamaschine;
etwa so...

...röhr, röhr röchel ... Wochenschau...unsere heldenhaft kämpfenden, tapferen Soldaten belagern Stalingrad! -Der Feind ist im inneren der Stadt eingeschlossen und erleidet von Tag zu Tag größere Verluste; den Bolschewiken wird bis Monatsende keine Wahl, als die bedingungslose Kapitulation von Stalingrad bleiben, dank des bedingungslosen Einsatzes jedes Einzelnen...bla ...bla  [Marschmusik]

Wiederholung alle 30 Minuten an allen öffentlichen Plätzen...

wirkt natürlich nur dann richtig, wenn du die Spieler den tatsächlichen Vorgang  auch tatsächlich anders hast erleben lassen.
Zusätzlich noch ein paar Euphemismen verwenden:

deutsch: da haben wir eh keinen Einfluss drauf
nazi: es ist unnötig hier selbst tätig zu werden

deutsch: Rückzug
nazi: Frontbegradigung

deutsch: Massenmord
nazi: Endlösung

deutsch: unmöglich
nazi: noch in der strategischen Planungsphase befindlich

Wenn ich irgendwas was so einem Versagersystem halten würde, was ich ausdrücklich nicht tue(!), würden mir auf Anhieb mehr derartige Formulierungen einfallen...Überleg dir eigene


PS: @Pyromancer: Das ist völlig korrekt.
-Aber kein Mensch weiß das.

Gwynnedd:
nimm dark sun, die welt wird eisern beherrscht von einigen wenigen gottgleichen Hexerkönigen

http://www.athas.org/

Ruinenbaumeister:
In einem Setting mit Magie gehört natürlich auch eine Inquisition dazu, die eigensinnige staatsfeindliche Magier Teufelsanbeter zur Rechenschaft ziehen. Bei einem System, bei dem sehr viel Magie vorkommt, z.B. D&D müßte man für die Streichhölzer der Inquisitoren zwar ganze Wälder roden, aber was soll's?  ;)

Eulenspiegel:

--- Zitat von: Aeron am 17.09.2005 | 17:49 ---- Verfolgung und Ausrottung anderer Rassen (totalitärer Zwergenstaat übt Völkermord an Elfen aus  >;D)
--- Ende Zitat ---
Da passt doch besser: Totalitärer (und monarchistischer) Menschenstaat rottet Orks und Goblins aus.

So findet man es zumindest in vielen Fantasy Settings.

Zur Propaganda:
Propaganda wirkt am besten, wenn die SCs (und Spieler) zu Beginn nicht wissen, das es Propaganda ist.
Wenn du also die Welt beschreibst, lasse de Propaganda einfließen, ohne anzumerken, dass sie das alles nur von Höhrensagen kennen.
Erwähne z.B., dass im Norden die bösen Orks leben. Das sind Monster, die sich von Menschenfleisch ernähren. Und wenn sie nicht essen, den bringen sie aus Spaß um. Die Orks sind mit den Ogern verbündet, die ebenfalls Menschenfresser sind.
Und in den Wäldern im Osten, leben die Elfen, die die menschl. Siedlungen verbrennen und die Siedler vertreiben/töten.

Das die Orks in Wirklichkeit eine eigene Kultur haben und gar kein Menschenfleisch essen, erfahren die Spieler erst im Laufe der Kampagne. Am Anfang halten sie die Orks für wahre Monster. (Interessant ist die Reaktion der Spieler, wenn sie einen scheinbar unbewaffneten/leicht bewaffneten Orks beobachten. - Greifen sie ihn an oder versuchen sie mit ihm zu kommunizieren?)

Auch möglich, um mit Propaganda umzugehen: Die SCs unternehmen erst Aufträge für den totalitären Staat. Erst nach und nach kommen sie dahinter, dass der Staat Scheiße ist:
Orks und Menschen befinden sich im Krieg.
- Die SCs bekommen den Auftrag, einige Nachschubposten hinter den feindlichen Linien zu vernichten und auszuräuchern. (In Wirklichkeit handelt es sich um zivile Orkdörfer.)
Wenn die SCs Orkhassend genug sind, kann man ihnen auch offen sagen, dass sie die Orkdörfer niederbrennen sollen.

- Die SCs sollen ein paar Spione/Kollaborateure finden und hinrichten. In Wirklichkeit sind es nur Deserteure, die genug von der Schlacht hatten und aus Angst um ihr Leben geflohen sind.

- Die SCs sollen in einem Trupp einen Brückenkopf errichten und halten bis Verstärkung eintrifft.
Der Brückenkopf besteht insgesamt aus 100 Köpfen. (Den SCs und ca. 90 NSCs.)
Doch der Brückenkopf wird immer wieder von Orks angegriffen und ein NSC nach dem anderen stirbt. Als alle NSC gefallen sind und nur noch die SCs überleben, ist immer noch weit und breit nichts von der Verstärkung zu sehen. - Langsam wird es für die SCs Zeit, sich zu überlegen, wem ihre Loyalität gilt.

- Die SCs verhindern ein Attentat auf den König. Als sie den Attentäter stellen fasselt der noch etwas von Demokratie und dass er es nicht für Geld sondern für das Volk getan hat, bevor er durch ein paar Pfeile erschossen wird.

Ansonsten kann man sich auch von Robin Hood inspirieren lassen. Da ging es ja auch um jemanden, der gegen den bösen Staat kämpfte, und das ganze ist im Mittelalter angesiedelt. (Die SCs können entweder auf Seite der Räuberbande um Robin Hodd oder auf Seite des Gesetzes stehen. - Vielleicht bekommen sie erst den Auftrag, die Räuberbande aus dem Wald zu vertreiben und stellen irgendwann fest, dass ihre Auftraggeber ein viel größerer Dieb ist.)

Ruinenbaumeister:
Generell sollte man das Wort "Demokratie" in einem totalitären System nur dann vorkommen lassen, wenn es auch eine demokratische Tradition im Land oder im Nachbarreich gibt. Ansonsten wirkt es relativ platt, so als ob man zwanghaft unsere Ideale in die Fantasywelt übertragen wolle.

Helden, die für unsere Ideale streiten, wirken gekünstelt. Man stelle sich vor, es hieße in Schillers "Bürgschaft":
"'Was wolltest du mit dem Dolche? sprich!'
Entgegnet ihm finster der Wüterich.
Die Demokratie in unserer Stadt einführen!"

Nur Verrückte sterben für Abstrakta wie die Demokratie. Volksaufstände gibt es, wenn das Volk hungert - oder hat sich jemals ein reiches, aber unterdrücktes Volk erhoben?
Natürlich stimmt auch der Umkehrschluß: Ein reiches Volk wird sich nicht zu einem Aufstand hinreißen lassen, weil zu viel auf dem Spiel steht.

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