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[Sommertreffen 06] PtA – People like Zoo and me
Fredi der Elch:
So, nachdem ich nun wieder wohlbehalten aus dem Urlaub zurück bin, möchte ich doch meiner Verpflichtung als guter Producer nachkommen und etwas über die beste Runde, die jemals auf einem Großen Treffen gelaufen ist ( ;) )schreiben: People like Zoo and me.
Samstag Nachmittag, 13 Uhr. Einer der klassischen Höhepunkte des Treffens. Angemeldet waren Alrik, 8t und DarAng, Jasper kam spontan dazu. Ich hatte das Glück diese absolute Traumrunde als Producer zu begleiten. Außer 8t hatten alle schon einmal PtA gespielt.
Wir hatten schon eine R-Map im Forum vorbereitet und begannen sofort damit, eine Serie zu dieser R-Map zu suchen. Gleich zu Anfang schlug Jasper folgendes vor: Eine Serie um Tiere, die in einem Zoo arbeiten und Abends dann einfach wieder nach Hause zu Frau und Kindern gehen. Der Zoo als Job für die Tiere – eine Skurrile und doch relativ ernste Serie. Nach anfänglichen Bedenken, ob das denn was werden würde, wurde die Idee doch angenommen, da sie sich einfach wunderbar abgefahren und sehr verlockend anhörte. Wir stellten dann allerdings fest, dass unsere R-Map nicht besonders gut zur Serie passte und so erstellten wir schnell eine neue. Nach gegen 14 Uhr waren wir dann so weit und hatten eine R-Map und folgende Charaktere verteilt:
Lester (Alrik): Pinguin mit einer Selbstwertissue (auf dem Blatt stand zwar „Doppelleben“, aber es lief im Endeffekt auf eine Selbstwertgeschichte mit sozialer Abhängigkeit raus). Außerdem hat er leicht homoerotusche Gedanken Jerred, den Köwen, betreffend. Screen Presence 3.
Jarred (8t88): Löwe und Manager der Tiere im Zoo. Ist überfordert und drogenabhängig (nach einem schon lange verbotenen Futtermittelzusatz). SP 2.
Rufus (DarAng): Bonobo und furchtbar neidisch auf Menschen bzw. sauer, dass er soooo knapp daran vorbei gerutscht ist, ein Mensch zu sein. SP 2.
Lisa (Jasper): Eine Zoowärterin und Freundin der Tiere. SP 1.
Nachdem wir die Charaktere verteilt hatten, erzählte jeder Spieler noch kurz, was in der Serie bisher in der jeweiligen Spotlightepisode des eigenen Protagonisten passiert war (wir hatten als Folge das Season-Finale ausgewählt). Hier legte 8t mit seiner Idee zur Drogenproblematik des Löwen einen Grundstein für die folgende Episode.
Dieser erste „Entstehungsteil“ war schon für sich genommen sehr amüsant. Es wurden viele Vorschläge gemacht und die Bälle flogen wie wild hin und her. Ich schreibe ein wenig davon der schönen R-Map-Methode zu, bei der zusammen auf einem Blatt die Beziehungen entwickelt werden und erst danach die Charaktere verteilt werden. Auf jeden Fall war es schon sehr spaßig und alle kamen zu Charakteren, die ihnen dann später auch gefallen haben.
Drift Alert: Da ich in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit den Next-Week-Ons gemacht habe, haben wir sie einfach weggelassen. D.h. die Issues waren klar, aber niemand hatte Szenen oder Konflikte vorher beschrieben. Es erwies sich als eine weise Entscheidung, da bei der parallel laufenden PtA-Runde Probleme mit den NWOs auftraten.
Nach einer kurzen Werbeunterbrechung begannen wir mit der ersten Szene. Ich werde das jetzt ganz kurz abhandeln und nicht zu viel zu jeder einzelnen Szene schreiben.
Szene 1: Ein Drogenvorfall in der Aufzuchtstation. Die Wärterin Lisa findet heraus, dass die kleinen Tierkinder im Tierkindergarten Drogen nehmen und die arme kleine Schildkröte stirbt. Eine von (ich glaube) 2 Szenen ohne Konflikt.
Einstiegsspart jeder Folge: die Tiere morgens in der U-Bahn auf dem Weg zum Zoo.
Szene 2: Unmoralisches Angebot. Lester bekommt von den krassen Erdmännchen (die im Zoo den drogenartigen Futterzusatz verticken) das Angebot, mitzumachen, lehnt aber ab. Jasper und DarAng sind wunderbar als Erdmännchen auf Drogen!
Szene 3: Jerreds Reaktion. Jerred erfährt vom Drogenvorfall und reagiert nicht, weil er selber noch welche nimmt. Er denkt darüber nach, wem er die Dinge in die Schuhe schieben könnte.
Szene 4: Lester und Jerred. Lester erzählt Jerred von seinen Beobachtungen aber Jerred behauptet nur, dass er was unternehmen will, womit er Lester dazu bringt zu schweigen. Jerred schiebt dann den Verdacht auf Rufus, um von sich abzulenken. Eine ganz große Szene, in der die Abhängigkeit Lesters von Jerred
Szene 5: Chaos im Affenhaus. Rufus wird festgenommen und tickt dabei aus (denke ich).
Szene 6: Tribunal. Ein großes Verhör, bei dem Jerred Rufus alles in die Schuhe schiebt. Lester durchschaut das, steht aber weiterhin zu seinem Freund Jerred, obwohl es ihn sehr schmerzt. Auch das war eine sehr große Szene, die direkt auf die Issues von Lester und Jerred abzielt.
Szene 7: Zwiegespräch Lester und Jerred. Lester gesteht Jerred, dass er von seinen Machenschaften weiß, aber Jerred tut so, als läge ihm wirklich was an Lester. Oh, böse, böse!!
Szene 8: Jerred vertuscht. Jerred haut irgendwie Rufus wieder raus, ohne seine eigenen Verwicklungen zuzugeben.
Szene 9: Noch ein Angebot. Lester kriegt noch ein Angebot von den Erdmännchen. Der Konflikt wird erst nach der nächsten Szene aufgelöst: Lester lehnt ab.
Szene 10: Lester, Jerred und die Erdmännchen. Jerred verhandelt mit den Erdmännchen und Lester beobachtet sie dabei. Peinlich, aber ich weiß nicht mehr, wie die Konflikte ausgegangen sind. ;D
Abschluss: Lester schafft es, seine im Zoo bewiesene Stärke auf sein Privatleben zu übertragen und ruft bei seinen Kindern an, die bei seiner Ex-Frau leben.
Was gibt es dazu zu sagen? Es war eine der absolut besten Runden in meiner Rollenspiel-Karriere. Es gab eine unglaubliche kreative Spannung, die auf die Teilnehmer und ihre Begeisterungsfähigkeit, die Stimmung auf dem Großen Treffen und nicht zuletzt auf PtA zurückzuführen war. Im Vordergrund stand das kreative Miteinander, der Prozess. Die Geschichte, die entstand war interessant, aber nicht der absolute Kern des Ganzen (was man auch daran merkt, dass ich mich an bestimmt Kernpunkte nicht mehr erinnern kann ;) ).
Ich würde mich über Kommentare meiner Mitspieler und auf Fragen freuen. :)
wjassula:
Ah, sehr schön. Der Bericht :).
Ja, wie toll es war haben wir schon ausführlich rausposaunt. Es war aber auch toll, Mensch.
Die R-Map Methode hat sich sehr bewährt; wenn ich in Zukunft PtA spiele, dann nur noch so. Der Verzicht auf die Next Week Ons hat dem Spiel sehr gut getan, glaub ich. Eine kurze Beschreibung der Spotlight - Epsidoe hat vollkommen ausgereicht, um ein Gefühl für die Personen und den Handlungsverlauf zu geben...genug Stoff für diese letzte Episode gab's damit auch. Auch das würde ich für PtA Oneshots übernehmen. In einer fortlaufenden Serie sind die NWOs sicher toll, hier hätten sie uns wohl aufgehalten und eingeschränkt.
Wir hatten doch in der vorletzten Szene mit Jared und den Erdmännchen so eine abgefahrene Mechanik, irgendwie zwie Konflikte und man sieht erst am Ausgang der Szene danach wie der erste aufgelöst wurde oder so? Kann das noch mal jemand beschreiben? Das hätte ich gern festgehalten, war cool.
Wie an anderer Stelle schon ausführlich dargestellt, war das magische dieser Runde schon das Miteinander (das natürlich irgendwie doch mit PtA als Spiel und der erschaffenen Story zusammenhängt, jaja, aber der Schwerpunkt...). Das Ist jetzt schwierig darzustellen in einem Spielbericht. Aber auch für mich eines der schönsten Rollenspielerlebnisse überhaupt.
Joe Dizzy:
NWOs sind ja nur für ganze Serien gedacht und gehören ans Ende einer Sitzung. Von daher haben sie in einem One-Shot überhaupt nichts verloren. NWOs hättet ihr vielleicht am Ende der Runde einbringen können, was ihr womöglich auch getan habt, falls ihr über eine 2. Staffel sinniert haben solltet.
Mich würde interessieren, wie ihr Szenen ausformuliert habt; wie ihr Konlikte entworfen habt; wie ihr mit den Issues umgegangen seid und wie ihr die Karten ins Spiel gebracht habt.
Fredi der Elch:
Ah, Georgios, die klassischen PtA-Fragen! ;D
Zunächst das Einfache: Karten. Wir haben einmal dieses Dingens versucht, wo man die Karten sukzessive aufdeckt. Aber das war irgendwie nichts und wir haben es dann sein lassen. Ich habe diese Erfahrung jetzt schon mit mehreren Gruppen gemacht und für mich wirkte das immer etwas aufgesetzt bzw. hat den Konflikt eher verzögert (war antiklimaktisch) als dass es ihn bereichert hätte. Man hat bis zum Konflikt-Knackpunkt gespielt und dann sollte er sich auch auflösen und nicht noch den Dialog künstlich aufblasen. Da ist By-the-Book echt mal besser. :)
Und jetzt wird es etwas ausführlicher. Ich hohle mal etwas weiter aus und beschreibe etwas aus meiner Sicht als Producer.
Drift-Alert: Wir haben sowohl beim Scene-Framing (also die tatsächliche Beschreibung des Szenenanfangs) als auch bei den NSC alles etwas laxer gehandhabt. Normalerweise fällt beides komplett in die Verantwortung des Producers. Wir haben aber bei beidem auch mal Spieler machen lassen. Jasper hatte mit Lisa der Wärterin kaum Screen Presence und konnte sich so mit den Erdmännchen austoben. Da die Protagonisten untereinander die Hauptlast der Konflikte getragen haben und ich auch die Erdmännchen nicht gespielt habe, hatte ich kaum NSC-Arbeit. Zwei der Hauptaufgaben des Producers in PtA-by-the-Book fielen also quasi weg. Womit wir schon bei Konflikten, Stakes und Issues wären. :)
Ok, etwas ausführlicher: Nachdem die Szene angefangen hatte, wurde immer etwas gespielt. Dann lief es entweder „von allein“ auf einen Konflikt raus oder wir suchten an gewissen Punkten (nachdem die Szene etwas weiter fortgeschritten war) aktiv nach Konflikten. An dieser Suche nach Konflikten und der Suche nach den richtigen Stakes waren fast immer alle Spieler beteiligt. Und da komme ich als Producer auch ins Spiel.
Ich habe meine Rolle als Producer in dieser Runde (und allgemein bei PtA) als Moderator verstanden. Ich bin also zum einen dafür verantwortlich, dass jeder Mal zum Zug kommt, dass die Screen Presences und die Regeln eingehalten werden, um allgemein die Soziale Interaktion etwas zu strukturieren usw. Und auf das Spiel direkt bezogen habe ich immer die Konflikte, die Stakes und die Issues im Auge. Wobei ich echt dazu sagen muss, dass die Spieler das auch ohne mich gut hingekriegt hätten und teilweise natürlich bessere Ideen als ich hatten. Nur dadurch, dass ich ja nicht über Charakterdarstellung nachdenken musste, hatte ich meinen Kopf frei und konnte mich auf wichtige PtA-Dinge konzentrieren. :)
Ich habe also immer bei der Agenda einer neuen Szene darauf geachtet, dass sie auf die Issues abzielt bzw. abzielen könnte und habe entsprechende Vorschläge gemacht. Als die Szene lief, habe ich geschaut, auf welchen Konflikt das rauslaufen könnte, habe Vorschläge in die Richtung gemacht, habe mal nachgefragt, ob jemand eine Konflikt möchte und habe gesagt, wenn wir In-Charakter nicht mehr weiterkamen und einen Konflikt brauchten. Dabei habe ich immer die Issues im Hinterkopf gehabt und versucht, dass sie die Konflikte treiben und die Basis für die Stakes bilden. Ich habe immer versucht daran zu denken, worum es dem Charakter wirklich geht bzw. was für eine Entwicklung in Bezug auf die Stakes er anstrebt oder interessant wäre. Kurz: Issues waren immer die Basis für Konflikte und Stakes.
Um das noch mal zu klären: Die Jungs waren toll! (ganz groß! ;) ) Ich habe nicht viel machen müssen. Ich habe mich nur ein wenig als Katalysator versucht. Und irgendwie fiel alles zusammen und lief echt rund. Und ergab so eine der absolut besten Rollenspielsitzungen, die ich je erlebt habe. :D Ganz groß!! ;D
So, ja. Hilft das weiter? :)
Joe Dizzy:
--- Zitat von: Fredi der Elch am 9.09.2006 | 18:23 --- Man hat bis zum Konflikt-Knackpunkt gespielt und dann sollte er sich auch auflösen und nicht noch den Dialog künstlich aufblasen.
--- Ende Zitat ---
Die nacheinander Aufdeckung ist eigentlich nur dafür da, dass Aufbauschen des Konflikts mit den Karten zu strukturieren. Es ist dem See-Raise Vorgang bei Dogs nicht unähnlich. Wenn man aber schon vor den Karten den Konflikt auf die Spitze getrieben hat, dann fühlt sich das Ganze eher unnötig an.
In den richtigen Situationen macht so ein schrittweises Aufdecken einen Riesenspass, eben da der Konflikt schon mal wild hin und her schwappt und sich dabei immer weiter zuspitzt.
--- Zitat ---Drift-Alert: Wir haben sowohl beim Scene-Framing (also die tatsächliche Beschreibung des Szenenanfangs) als auch bei den NSC alles etwas laxer gehandhabt. Normalerweise fällt beides komplett in die Verantwortung des Producers. Wir haben aber bei beidem auch mal Spieler machen lassen.
--- Ende Zitat ---
Ich bin mir nicht sicher, ob man das als Drift bezeichnen kann. Deine Beschreibung würde ich viel mehr als Paradebeispiel für einen PTA-Producer sehen: Producer als Moderator bzw. Katalysator.
Ob nun der Producer die NSCs spielt und das Scene Framing macht, hat für die Spieldynamik weit weniger Bedeutung, als die Tatsache, das der Producer die Interaktion am Laufen hält, fördert und immer wieder die Issues der Charaktere nach vorne stellt. Wenn man dafür die Spieler NSCs spielen lässt oder ihre eigenen Szenen framen lässt, dann ist das denke ich ganz im Sinne des Spiels.
Da sehe ich keinen Drift, der den Namen verdient hätte.
--- Zitat ---Ich habe meine Rolle als Producer in dieser Runde (und allgemein bei PtA) als Moderator verstanden. Ich bin also zum einen dafür verantwortlich, dass jeder Mal zum Zug kommt, dass die Screen Presences und die Regeln eingehalten werden, um allgemein die Soziale Interaktion etwas zu strukturieren usw. Und auf das Spiel direkt bezogen habe ich immer die Konflikte, die Stakes und die Issues im Auge.
--- Ende Zitat ---
Das ist 100% by-the-book. So muss das laufen. :D
--- Zitat ---Nur dadurch, dass ich ja nicht über Charakterdarstellung nachdenken musste, hatte ich meinen Kopf frei und konnte mich auf wichtige PtA-Dinge konzentrieren. :)
--- Ende Zitat ---
Die alten Gewohnheiten des klassischen Rollenspiels halt. "Wie muss der Charakter sich verhalten? Wie passt er in den Plot? Wie müssen die Charaktere auf ihn reagieren? Was hat er für einen BAB?" Sobald man sich davon lossagt, klappt's auch mit PTA. ;)
--- Zitat ---Dabei habe ich immer die Issues im Hinterkopf gehabt und versucht, dass sie die Konflikte treiben und die Basis für die Stakes bilden.
--- Ende Zitat ---
Dazu würde ich gerne ein Beispiel sehen. Es ist zwar ewig lange her, aber was war denn so ein Konflikt der auf einer Issue basierte? Wie lauteten da die Stakes?
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