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[The Great Below] Taifa

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Purzel:
Mittwoch, 18 Uhr, die Clausthaler Rollenspieltestrunde trifft sich in meinem Würfelmuseum. Diesmal hat Dom das GroFaFo-Challenge Spiel The Great Below ausgesucht, vorbereitet und war bereit es uns anzuleiten.

Kurzbeschreibung

The Great Below ist ein spielleiterloses Rollenspiel für genau 4 Spieler. Wir hatten es in der Vergangenheit schon länger geplant, aber diverse Grippe-Viren hatten immer wieder verhindert, dass wir in der richtigen Anzahl zusammengetreten sind. Bei TGB spielt man gemeinsam eine Mutter, die ausgezogen ist, um ihren Sohn zu töten. Dabei übernehmen die einzelnen Spieler gewisse Aspekte der Mutter, oder auch mal die Umwelt oder den Sohn.

Vorbereitungen

Dom hatte den Author Dirk Ackermann (aka DarAng) angeschrieben um ein paar aktuelle Informationen über das Spiel zu bekommen, damit man es leichter spielen kann. Ausserdem musste Dom einen Charakterbogen designen, denn auch diese Spielhilfe gab es für TGB noch nicht.

Dom erklärte uns den Hintergrund ein wenig: das Spiel ist tausende Jahre in der Zukunft angelegt, die Menschen leben tief unter der Erdoberfläche, und wir sollten die Mutter eines alten, starken Volks übernehmen. Er las uns auch sofort die allererste Szene vor, mit der das Spiel immer beginnt: die Mutter erhält eine schreckliche Nachricht, worauf sie relativ gelassen reagiert, ein Wiegenlied summt, sich zum Aufbruch bereit macht, sich einen Mantel überzieht, und einen Dolch mit den Worten aufhebt: "Niemand, niemand ausser mir tötet meinen Sohn!"

Nach diesen verheissungsvollen Worten waren wir schon ganz hippelig, und Dom erklärte uns die Werte auf dem Charakterbogen (Aspekt, Attribute, Talente, Fertigkeiten), kurz wurde umrissen, wie das Probensystem funktioniert, und der Spielverlauf in Akten wurde erläutert. So wussten wir, was wann passieren sollte.

Soweit war alles klar, wir hatten es verstanden.

Purzel:
1. Akt -- Die Erschaffung der Mutter

Zunächstmal mussten wir uns auf einen Namen einigen. Den besten Namen hatte Eva parat: Taifa! Damit war Eva dann auch gleich die sogenannte Veto-Spielerin des Aktes, die hier besondere Rechte hatte:
   zur Erschaffung der Mutter wird reihumerzählt, jeder erzählt ein Stückchen und darf dann auf seinem Charakterblatt ein passendes Talent oder eine Fertigkeit zum Erzählten auswählen und das dann einem Aspekt zuordnen. Nur der Veto-Spieler, in diesem Fall Eva, darf erzählen, was in der Gegenwart passiert, nachdem Mutter Taifa die schreckliche Nachricht erhalten hatte.


* Taifa erklärte ihrem Volk und den anwesenden, protestierenden Leuten, warum sie nach allen Gesetzen die einzige sein sollte, warum sie ihren Sohn töten dürfte. Sie ist offensichtlich eine intelligente Frau (Gewissen)
* Taifa konnte sich schon immer gut in ihren Sohn hineindenken, sie wusste wo er zu finden war, wenn er etwas schlimmes getan hatte. Sie hat eine gute Intuition, von der sie sich leiten lassen kann (Gewissen)
* Doch ihre Intuition hat ihr nicht immer geholfen, denn mit Menschen kann sie überhaupt nicht umgehen. Sie hatte einen Ehemann, den sie ehrlich geliebt hatte, der sie aber böse betrogen hatte. Schlechte Menschenkenntnis (Instinkt)
* Früh schon bekann sie zu handwerken, vielleicht weil sie sich langweilte, vielleicht weil sie sich selbstständig fühlen wollte. Handwerken (Neugier)
* In der Gegenwart stolperte sie und richtete dabei ein gewaltiges Chaos an. Mutter Taifa ist was ihre Körperkontrolle angeht ein ziemlicher Tolpatsch, gerade wenn sie nervös ist. Daher hat sie eine miese Gewandtheit in Verbindung mit dem Aspekt Angst.
* Leute haben sich früher über sie lustig gemacht und über sie hinter ihren Rücken geredet. Darum ist ihr Vertrauen in andere Menschen niedrig (Angst).
* Mit ihrem Mann machte sie häufig Expeditionen an die Oberwelt, und dabei lernte sie mit der radioaktiven Umwelt klar zu kommen. Geigerzähler, Schutzanzug und Schutzmassnahmen sind ihr nicht fremd. Umgang mit radioaktiver Oberwelt (Neugier)
* Um ihr Selbstbewusstsein weiter zu stärken versuchte Taifa in die Politik zu gehen, doch das ging garnicht. Sie hat eine schlechte Ausstrahlung (Gewissen).
* In der Gegenwart zeigte sich, dass sie sehr unbeliebt bei den Leuten ist, eine alte Frau diskutierte mit Taifa und klagte sie dafür an, dass sie ihren Sohn umbringen wollte. Gegenargumente, um ihr Vorgehen auch moralisch zu verteidigen hatte Taifa allerdings nicht parat. Daher ist sie überhaupt nicht gut Leute zu überreden oder zu überzeugen (Angst)
* Die Wege an die Oberfläche zu finde ist garnicht so einfach, aber sie hat viel Übung darin bekommen, beispielsweise um Lebensmittel zu finden. Daher hat sie einen erstaunlichen Orientierungssinn (Instinkt)
* Taifa ist echt keine Schönheit. Sie hatte aber gedacht, dass ihr Mann, den sie geheiratet hatte, sie wegen ihres Intellekts mochte. Sie hatte sich heftig getäuscht und ist nur betrogen und ausgenutzt worden. Schlechtes Aussehen auf (Instinkt)
* Offenbar hat Taifa immer mit ihrem Selbstwertgefühl zu kämfen gehabt. Um mehr wert zu sein hatte sie Architektur studiert. Doch sie hatte es nicht geschafft, abgebrochen und hingeworfen. Darum ist sie in Architektur überdurchschnittlich schlecht (Instinkt)
* In der Gegenwart nahm sich Mutter Taifa einen Speer und eine Pistole und veranstaltete ein paar Wurf- und Schussübungen. Wir mussten feststellen, dass sie mit diesen Waffen erschreckend gut umgehen konnte (Neugier).
* Taifa hatte nie einen guten Draht zu ihrem Sohn gehabt, ihre Erziehung ist schlecht gewesen, sie ist ausserdem eine echte Rabenmutter und hatte immer vor ihrem Kind Angst gehabt. Erziehung ist schlecht (Angst)
* Ihr Ehemann hat sie ausgenutzt und er drohte damit die Feinde in die Höhlen zu lassen. Sie hatte ihn geliebt, sie war schockiert. Doch in dem Moment blendete sie alle Gefühle aus und tat das, was das einzig richtige war: sie schoss ihn über den Haufen. Taifa kann hart und gefühllos sein (Instinkt) Sie liess die Leiche ihres Mannes verschwinden, er gilt bis heute als verschollen, keiner weiss, das er ein Verräter war.
* In der Folgezeit nachdem sie ihren Mann erschossen hatte, hat Taifa sich ein merkwürdige Angewohnheit zugelegt: sie reparierte Uhren. Es half ihr wohl beim Denken und Vergessen und ihr Leben zu ordnen, Abstand zu ihrem Mann zu bekommen. Feinmotorik (Gewissen)
Fazit

Taifa ist ein ziemlicher Knochen, diese Frau wollen wir unbedingt spielen  >;D

Purzel:
2. Akt -- Die Vergangenheit

Nun sollten wir ein paar Szenen aus der Vergangenheit spielen, jetzt durften auch die ersten Konflikte gemacht werden. Der Veto-Spieler dieses Aktes muss aus den Werten, den sich der aktuelle Aspekt-Spieler zusammengeschrieben hatte, einen Initialkonflikt zusammendichten. Der aktuell betrachtete Aspekt war die Neugier, vertreten durch Eva. Dom erklärte kurz die verschiedenen Konfliktarten (innere, äussere, wahre), und dass die Konfliktmenge begrenzt ist.

Zeitlich nach dem Tod des Vaters: der Sohn kam mit lautem Getöse nach hause, war offensichtlich besoffen und zeigte sein schlechtes Benehmen. Eva wählte sich als Gegenspieler den Aspekt der Angst (gespielt von Anne). Anne und Eva verkörperten in diesem Akt zusammen die konkurrierenden Aspekte der Mutter, während Dom und ich den Rest der Welt spielten, also die typische SL-Aufgaben übernahmen.

Taifa war genervt aber neugierig, sie wollte ihren Sohn aushorchen, um herauszufinden, mit was für üblen Gestalten er herumhing. Doch die Angst machte ihr klar, dass ihr Sohn sehr gefährlich werden konnte. Im Konflikt unterlag die Neugier der Angst, und Taifa blieb in ihrem Zimmer.

Der Sohn aber dachte nicht daran Ruhe zu geben. Gemeinsam mit einem Kumpel brach er die Tür zum Zimmer seiner Mutter auf. Es drohte eine Vergewaltigung, denn der Sohn hatte ihm Suff seinem Kumpel versprochen, dass dieser seine Mutter ficken könne  :o

Die Neugier versuchte der Vergewaltigung mit Überredungskünsten und Diplomatie beizukommen, die Angst hingegen wollte zur Waffe greifen (diesselbe Pistole, die schon den Vater niedergestreckt hatte). Die Angst gewann den Konflikt, und schaffte es sogar auch sich gegen den Kumpel durchzusetzen: hart und gefühllos schoss Taifa den Kumpel ihres Sohnes über den Haufen.

Ihr Sohn hatte sie darauf hin verlassen. Erst Jahre später erfuhr sie, was aus ihrem Sohn geworden war: Taifa hatte einen Bruder, den einzigen Menschen, der ihr noch etwas bedeutete. Dieser war auf dem Schlachtfeld auf der Oberfläche getötet worden, und ein Foto war bei ihm gefunden worden. Das Foto zeigte sie und ihren verschollenen Ehemann. Taifa hatte alle ihre alten Fotos vernichtet, und jetzt dämmerte ihr langsam, dass ihr Sohn zum Feind übergelaufen war, herausgefunden hatte, wer sein Vater wirklich gewesen ist, und er hatte ihren Bruder, seinen Onkel auf bestialische Weise umgebracht, um an ihr Rache zu nehmen. Diese Fakten kratzte sich Taifa von verschiedenen Soldaten so zusammen.

Erst eine Weile später wurde die Identität des Sohnes auch allen anderen Leuten bekannt, auf seinem Kopf wurde ein Kopfgeld ausgesetzt, weil er ein Verräter war. Das war der Moment, in dem Taifa beschloss selbst ihren Sohn umzubringen (die allererste Szene).

Ein schöner Abschluss des zweiten Aktes, ein guter Anschluss der Vergangenheit an die Gegenwart.

Purzel:
3. Akt -- Die Gegenwart

Diesesmal war ich der Vetospieler und durfte mir überlegen, wie der Initialkonflikt aussehen sollte. Thema des Aktes sollte Taifas Angst sein (gespielt von Anne). Als Gegenspieler wählte die Angst das Gewissen (gespielt von Dom). Beide zusammen waren die Mutter. Eva und ich übernahmen den Rest der Welt.

Taifa war an die Oberfläche gekommen, bewaffnet und bereit ihren Sohn zu finden und zu ermorden. Doch sie wurde von feindlichen Soldaten gefangengenommen, entwaffnet, gefesselt und nach ihren Protesten zu ihrem Sohn gebracht. Doch ihr Sohn wollte nicht vor seinen neuen Freunden zugeben, dass er diese Frau kennen würde, und so fragte er sie im Geheimen, was sie hier oben zu suchen hatte: es ergab sich ein Konflikt zwischen dem Gewissen (Taifa erzählt ihm, dass sie ihn umbringen wird) und der Angst (verständlich in der Situation). Aber das Gewissen setzte sich durch.

Doch ihr Sohn lachte sie nur aus, liess sie aber am Leben. Stattdessen wurde sie als Sklavin in die dunkelsten Tunnel zum Graben geschickt, damit sie dort verrecken sollte.

Dort, umgeben von Wachen, versuchte Taifa die Flucht. Doch ihr war nicht klar, ob sie die Flucht antrat, um weiterhin ihr Gelöbnis einzuhalten (Gewissen) oder um ihre eigene Haut zu retten (Angst). Ihre Angst hatte diesesmal die Oberhand. Sie konnte sich losreissen, einen Wächter erschlagen, aber nahe der Oberfläche wurde sie dann doch wieder von Soldaten aufgegriffen.

Zur Strafe wurde an ihr ein Exempel statuiert: öffentlich wurde sie ausgepeitscht, und seltsamerweise meldete sich ihr Sohn freiwillig dazu  :o

Gedemütigt und völlig fertig wurde Taifa in das dunkelste Gefängnis gesteckt, dass die Feinde hatten. Ihr gelang nach Monaten dann trotzdem die Flucht, weil sie durch einen Abfluss kroch.

Wieder zuhause überlegte sie, wie sie wieder an ihren Sohn rankommen würde. Wir überlegten eine Weile, versuchten etwas zu finden, dass den Sohn so anpissen würde, dass er einen Fehler machen würde, so dass Mutter Taifa ihre Rache bekommen konnte. Dann waren wir uns einig, dass Taifa überall rumerzählte, dass sie ihren Sohn umgebracht hatte, und dass sie als Heldin gefeiert wurde. Die Gerüchte gelangten bis in die feindlichen Höhlen. DAS brachte ohne Probleme den Sohn dazu sie aufsuchen zu wollen.

Da Taifa wusste, wie ihr Sohn tickte, ahnte sie im Vorraus, wie und wo er versuchen würde zu ihr zu gelangen. Dort wartete sie, schlief ein und träumte ...

Purzel:
4. Akt -- Eine mögliche Zukunft

Anne hatte das Recht des Veto-Spielers im letzten, regulären Akt. Eva (Neugier) und ich (Instinkt) sollten zusammen die Mutter übernehmen, während Anne und Dom uns Hindernisse in den Weg legen sollten.

Taifa überlegte, was sie mit ihrem Leben nach dem Tod ihres Sohnes anfangen sollte. Die Neugier trieb sie in die Berge, in die Freiheit, die Waffen und den Krieg hinter sich zu lassen. Ihr Instinkt (ich) hingegen wollte, dass sie einen Rachefeldzug gegen die Feinde unternehmen sollte, Generälin werden und den Krieg so zu beenden. Die Neugier nach einem wirklich neuen Leben, weit weg von allen Menschen, gewann.

Taifa baute sich ein Haus, lebte einigermassen glücklich, da kam ein Bär vorbei und machte ihr neues Zuhause kaputt, frass alle Vorräte und vernichtete ihre neue Existenz fast. Sie überlebte nur knapp.

Doch dank ihres starken Überlebenswillens machte sie sich einen Plan, um im Gegenzug den Bären zu töten. Mithilfe einer raffinierten Falle erledigte sie das riesige Tier und löste so auch ihre Nahrungsprobleme.

Diese Traumsequenz wurde immer absurder, als dann ein Vulkanausbruch losging: die Neugier wollte sich das ganze phasziniert ansehen, der Instinkt wollte wegrennen, beide wollten überleben. Zwar war der Instinkt wegzulaufen stärker, doch noch stärker war die Urgewalt des Vulkans und tötete Taifa.

Taifa erwachte aus dem irren Traum  >;D

5. Akt -- Das Finale

Jetzt gab es keinen Veto-Spieler mehr, jetzt spielten alle Spieler gleichzeitig die Mutter, jetzt sollte der Sohn getötet werden. Wenn es einen Konflikt zwischen den Aspekten gab, wurde gewürfelt und ein Spieler fiel heraus, durfte nicht mehr Mutter spielen, durfte dafür aber dann den Sohn übernehmen.

So gelang es mir mit diesem Ausscheidungsverfahren alle meine Mitspieler zu verdrängen, bis ich ganz alle Mutter Taifa spielte. Taifas Killer-Instinkt setzte sich gegen das Gewissen durch, das erst noch die juristische Seite durchdenken wollte. Auch die Angst vor der gefährlichen Situation konnte sich nicht gegen Taifas Rachegefühle durchsetzen, sie wollte vorne stehen, es persönlich machen. Sie war auch nicht interessiert daran, was ihr Sohn ihr vielleicht im Showdown zu sagen hätte (Neugier), sondern wählte lieber die Chance schnell, effektiv, ohne zu quatschen und sicher ihren Sohn zu erschiessen.

Ihr Sohn brachte 150 Soldaten mit, seine Mutter hatte 150 Soldaten, die sie anführte, sie schlichen durch die Höhlen, und standen sich dann plötzlich gegenüber. Der finale Würfelwurf wurde gemacht. Mutter gewann!!!

Der Sohn verreckte an einem Bauchschuss, während die beiden verfeindeten Höhlen gegeneinander kämpfen. Mutter Taifa hatte mit ihrem Leben abgeschlossen und starb zufrieden schnell und relativ schmerzlos im Speer- und Kugelhagel.

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